May 16, 2021 23:28 Europe/Berlin

Die Bürger einer Stadt sind ihr  menschliches Kapital. Sie gestalten ihre Zukunft und können ihr Ansehen und eine Identität verleihen. Es gehört zu den wichtigen Aufgaben der Verwalter einer Stadt, eine Umgebung zu schaffen, in der ihre Bürger die Möglichkeit haben, ihre Kreativität in Kultur und Kunst zu entfalten, und in der sie zu neuen Ideen angeregt werden.  

 

 

                   

Es war der Australier David Yencken, der 1988 als Erster den Begriff der „kreativen Stadt“ schuf. Die Idee von einer kreativen Stadt fand ein breites Echo und ihre Weiterentwicklung führte zur Entstehung der Organisation UCCN, dem  UNESCO Netzwerk für kreative Städte.  Diese internationale Bewegung regt zu einem neuen Modell der  Städteplanung an. Yencken fordert in einem Artikel, dass die Städte nicht nur soziale Gerechtigkeit aufweisen, sondern auch kreativ sein müssen. Das heißt  sie müssen sich verpflichten, die Kreativität unter den Bürgern zu fördern.

Wie wichtig die Angelegenheit ist sieht man bereits daran, dass im Jahre 2004 das UNESCO creative cities network – nämlich das oben genannte Netzwerk, eröffnet wurde mit dem Zweck,  die Zusammenarbeit zwischen den Städten zwecks Nutzung der  Kreativität  als strategischen Faktor für nachhaltige Städteentwicklung in die Wege zu leiten. Die derzeit 246 Städte dieses Netzwerkes verfolgen gemeinsame Ziele. Sie sind bestrebt, die Kreativität und die Kulturindustrie in ihre lokalen  Entwicklungspläne zu integrieren und aktiv auf internationaler Ebene zusammenzuarbeiten.

Die kreativen Städte im UNESCO-Netzwerk sind durch Erzeugung von Kreativität auf wirtschaftlicher,  kultureller und gesellschaftlicher Ebene sowie in Umweltfragen um ihre nachhaltige Weiterentwicklung  bemüht und nutzen das diesbezügliche Potential ihrer Bewohner.

Eines der Hauptziele besteht darin, dass sich die  Mitgliedsstaaten des Netzwerkes miteinander austauschen und dass die kreativen Städte ihre Fähigkeiten beim Ausbau der gemeinsamen Aktivitäten und Innovationen auf internationaler Ebene vorstellen.

 

UNESCO-Netzwerk kreativer Städte

 

Die Grundidee von einer kreativen Stadt geht davon aus, dass sich in allen Menschen natürliche Begabungen und Fähigkeiten verbergen und jeder Hervorragendes hervorbringen kann, vorausgesetzt, dass ihm genügend Gelegenheit dafür zur Verfügung steht. Daher muss eine kreative Stadt eine Atmosphäre zum Lernen, zur Inspiration und zur Entfaltung von Ideen und Innovation schaffen. Auf diese Weise wird jedem, mit welcher Begabung oder mit welcher Vorliebe auch immer, die Chance gegeben, seine Fähigkeiten an den Tag zu legen. Die Bedingungen der kreativen Stadt wird dazu beitragen, der Allgemeinheit sowohl einen ausgezeichneten Koch vorzustellen als auch einen begabten Skulpteur. In Wahrheit werden dann die Bürger einer Stadt als ihr menschliches und wichtigstes Kapital für den Fortschritt Geltung finden.

                           

Die Städte, die diesem Netzwerk beitreten, verpflichten sich, einander über ihre erfolgreichen Aktivitäten zu informieren und zwischen privatem und öffentlichem Sektor und der Zivilgesellschaft eine Zusammenarbeit herzustellen.

Das UNESCO Netzwerk für kreative Städte umfasst 7 Bereiche der Kreativität, nämlich:

Kunsthandwerk und Volkskunst, Medienkünste, Film, Dekor Gastronomie, Literatur und Musik.

Für den Anschluss an das UNESCO-Netzwerk und die Nutzung seiner Vorteile genügt es, wenn eine Stadt ihre Stärke in einem dieser Bereich nachweisen kann.  Wenn sich eine Stadt an das Netzwerk kreativer Städte anschließt, wird sie international bekannt und dies verhilft ihr zum Aufschwung. Es werden sich mehr Touristen und mehr ausländische Investoren für diese Stadt interessieren. Dadurch wird dieser Stadt auf dem Gebiet, für das sie als kreative Stadt anerkannt wurde, zusätzlicher Erfolg beschert  und zugleich werden angeschlossene  weitere Industriebereiche gefördert.  Also kann sich die betreffende Stadt wirtschaftlich nachhaltig weiterentwickeln.  Außerdem wird man diese Stadt im Ausland besser kennen und  dies führt auf lange Sicht zu einem größeren Ausbau ihrer Beziehungen auf internationaler Ebene.

 

Vier iranische Städte gehören bereits zum internationalen Netzwerk kreativer Städte der UNESCO.

Es sind das zentralgelegene Isfahan, die Stadt Rascht im Norden, Sanandadsch im Westen und Bandar Abbas im Süden.

 

Isfahan gilt seit 2012 als eine kreative Stadt für  Kunsthandwerk und Volkskunst. Diese Stadt stellt anteilmäßig 60 Prozent des iranischen Kunsthandwerkes  her. In der Provinz Isfahan sind mehr als 70 Tausend Kunsthandwerker aktiv.

Die Stadt Rascht in der Provinz Gilan wurde 2015 von der UNESCO als kreative Stadt im Bereich der Gastronomie anerkannt. Rascht hat mehr als 290 verschiedene Gilaner Speisen anzubieten.

Die Stadt Sanandadsch, Zentrum  der westiranischen Provinz Kurdistan, wurde 2019 Mitglied des UNESCO-Netzwerkes für kreative Städte und zwar für seine Musik. In dieser Stadt gibt es kaum eine Familie, die nicht mit der Musik vertraut wäre. Sanandadsch ist ein wichtiges Zentrum für den Bau von Musikinstrumenten wie die traditionelle Langhalslaute  Tanbur und die Rahmentrommel Daf.   

Weltbekannt ist die Gruppe der Kamkars aus Sanandadsch,  bestehend aus sieben Brüdern der Familie Kamkar mit  einer Schwester und deren Sohn.

2019 wurde Bandar Abbas am Persischen Golf im Süden des Irans als kreative Stadt in das Netzwerk UCCN aufgenommen. Es hat sich diesen Platz wegen seiner Volkskunst und seinem Kunsthandwerk verdient.  Das volkstümliche Kunsthandwerk dieser Stadt gehört unzertrennbar zu ihrem Alltag: zur Gestaltung ihres Zuhauses und zur traditionellen Bekleidung ihrer Bevölkerung.

 

Kunst und Kultur der vier  kreativen Städte Irans im  UCCN: Isfahan, Rascht, Sanandadsch und Bandar Abbas

 

Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Städten. Im Iran sind es 70 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Vor kurzem wurde hierzulande die erste Runde eines nationalen Projektes namens „Netzwerk kreativer Städte für Kultur und Kunst“ gestartet. Dieses Projekt  konzentriert sich auf die Kapazitäten des Kultur- und Kunstpotentials der Städte und geografischer Gebiete Irans und soll kreative Städte im Inland durch gemeinsame Programme verbinden.  An diesem Projekt nehmen Institutionen wie die Stadt- und Dorfverwaltungen, das Ministerium für Kulturerbe, Tourismus und Kunsthandwerk und die nationale UNESCO-Kommission im Iran teil. Auf der virtuellen Zeremonie zum Abschluss dieses Projektes wurden, geordnet nach den Bereichen,  diejenigen Städte und Orte vorgestellt die   am besten abgeschnitten haben und auf nationaler Ebene ein Netzwerk kreativer Städte bilden.

Im Bereich der Musik waren es Gonbad-e Kavuz im Norden, Mianeh im Nordwesten, Islam Abad-i Gharb im westlichen Kermanschah, Izeh im Südwesten des Landes, Bandar Kong und Bushehr im Süden, Chasch im Südosten, und Manudschan in der östlichen Provinz Kerman sowie Quschan im Nordosten.

 

Für den Bereich Literatur hoben sich die Städte Fuman im  Norden,  Schabestar und Tabriz im Nordwesten, Sultaniyeh im Westen, Gutwand im Südwesten, Borazdschan im Süden, Sarbaz im Südosten und Neyschabur und Turbat Heydariyeh im Nordosten von den anderen Städten ab.

Was Mode und Bekleidung anbetrifft,  wurden im Norden die Städte Aqqala, Noschahr und Evas, im Westen Piranschahr und in der ostiranischen Provinz Kerman die Stadt  Dschiroft für ein nationales Netzwerk auserkoren.

 

Auf dem Filmsektor wurden für das nationale Netzwerk die Stadt Taft in der zentralgelegenen Provinz Yazd und das  zentralgelegene Kaschan, die  Stadt Bandar Anzali im Norden, die Stadt Qasr Schirin im Westen sowie Bandar Abbas und Tschahbahar  im Süden bevorzugt.

 

Auf dem  Gebiet der darstellenden Künste lagen die Städte Kerman, Schiraz, Yazd , Nehbadan (Ostiran),  Ardibil, Chui, Gorgan, Qum, Qazwin, Dschawanrud (Westen) und Babolsar an der Spitze.    

Für die Theaterkünste demonstrierten die Städte Tafresch und Minab im Norden,  Ahar (im Westen) sowie Masdsched Solayman und Behbahan (im Süden) ihre Künste und wurden ein  Netzwerk kreativer Städte.

Was das Kunsthandwerk anbelangt, so entstand diesbezüglich ein  Netzwerk kreativer Städte  zwischen Meybod in der zentralgelegenen Provinz Yazd, Minudascht und Semnan im Norden, Kuzeh-Kanan im Nordwesten, Sandschan und Laledschin und Malayer im Westen,   Sir Dschan und die Insel Kisch im Südiran sowie  Mud im Osten.

Als kreative Städte im Bereich Druck und Verpackungskunst wurden die Städte Galmurti im Südosten, Bam im Osten und Dschulfa und Osku im Nordwesten auserkoren.

Unterdessen wurde die Stadt Maschhad im Nordosten als einzige kreative Stadt im Bereich Medien und Presse befunden.

 

(kreative Städte - das iranische Netzwerk für kreative Städte für Kultur und Kunst)

Die Beachtung der internationalen Erfahrungen und der Erfahrungen der UNESCO ist wichtig, soll aber nicht bedeuten, dass man bei den anderen kopiert. Die Kriterien und Regeln ebenso wie die Planung für kreative Städte müssen zur Kultur ihrer eigenen Bewohner passen.

Das iranische Netzwerk kreativer Städte für Kultur und Kunst ist ein lebendiges und dynamisches Projekt: Die Städte, die in diesem Netzwerk Mitglied sind, werden von Zeit zu Zeit auf ihre Leistungen überprüft, neue Städte schließen sich dem Netzwerk an und für die Zukunft werden thematische Erweiterungen vorausgesehen. Das eben erwähnte Projekt will ein nationales Netzwerk für die iranischen Städte aufbauen und ihre kreativere Gestaltung fördern. Das Sekretariat für dieses iranische Projekt wurde in der Kunstabteilung des Ministeriums für Kultur und islamische Lenkung eingerichtet. Städte und auch kleinere Ortschaften und sogar Dörfer sollen kreativer gestaltet werden.

Das Leben in den Städten ist heutzutage zu einem menschlichen und sozialen Problem geworden. Den meisten Städten fehlt eine Identität. Die Beziehungen zwischen den Menschen, zwischen Nachbarn und sozialen Gruppen sind verblasst. Dies hat zu dem Gedanken von einer kreativen Stadt geführt, in der Kunst und Kultur einen wichtigen Platz einnehmen.

Eine solche kreative Stadt ist eine Stadt mit neuen Ideen, die sich jedoch nicht von der  Vergangenheit verabschiedet hat. Die kreative Stadt schafft durch die Verknüpfung von Vergangenheit und moderner Gegenwart ihre Identität und wenn eine Stadt eine Identität besitzt dann ist dies ein Anzeiger für vorhandene Kreativität und Wachstum. Dabei sind Kunst und Kultur wichtige Eckpfosten für die Herstellung dieser Identität.  

 

 

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