May 09, 2021 10:05 Europe/Berlin

 Alle können sich glücklich schätzen, die nicht nur das Fitr-Fest freudig begehen, sondern sich fest vornehmen, nach Ramadan den Pfad der Gottesdienstbarkeit fortzusetzen. Es sind diejenigen, die die Gottesfürchtigkeit, die sie im Monat Ramadan dazugewonnen haben, und ihr geläutertes Herz bewahren.

 

 

                

Fest der Gottesdienstbarkeit

 

Das Fitr-Fest ist das Fest der Rückkehr zu der wahren Natur des Menschen.  Die Muslime haben einen Monat lang aus Liebe und Ehrfurcht vor Gott mit Fasten, Gott-Erinnerung, Bittgebeten und Anflehungen und Koranverlesung verbracht. Sie haben ihre Lippen vor sündhaftem Gerede gehütet und auf Speis und Trank verzichtet, damit ihre Herzen göttliches Licht empfangen können und sie am Eid-ul-Fitr göttliche Belohnung erhalten.  Wie wunderbar ist es,  nach dem Gott-Dienen im Monat Ramadan mit dem ganzen Sein die Vergebung von Gott zu verspüren.  Die Gläubigen beginnen ein neues Leben: wie Schmetterlinge die den dunklen Kokon verlassen und sich hinaufschwingen zur Helligkeit.  Sie lassen das Schlechte zurück und steigen auf zum Guten. Ihr Herz ist mit großer Freude erfüllt. Imam Ali (F) sagt:

„Ihr Diener Gottes! Wisset. Das Mindeste, was sich für die  fastenden Männer und Frauen ereignet, ist, dass ein Engel am letzten Tag des gesegneten Monats Ramadan ihnen zuruft: `Ihr Diener Gottes! Frohe Kunde sei euch, denn Er (Gott der Höchsterhabene) verzeiht  alle euren bisherigen Sünden. So schaut euch an, wie ihr hiernach handeln werdet`!“

 

 

Himmel und Erde feiern! Die Engel halten göttliche Belohnungen für die Gläubigen  bereit, und die Gläubigen versammeln sich, Gottes Größe bezeugend,  zum gemeinsamen Festgebet und veranschaulichen ihre Einheit.  Friede und Freundschaft und Einmütigkeit, Brüderlichkeit und Menschenliebe sind die Gefühle, die durch die Reihen der Betenden fließen und wie ein breiter Strom die Herzen der Gläubigen überall in den islamischen Ländern miteinander verbinden.

In seinem Buch Amali schreibt Scheich Mufid: „Die Gläubigen sind frohgemut und fröhlich, weil sie in Folge ihrer Anstrengungen in den Nächten und an den Tagen des gesegneten Monats Ramadan einige Stufen näher zu Gott gekommen sind. Für den ersten Schawwal, welches der Festtag ist, wurde ein  Ghusl (die rituelle Ganzwaschung)  festgelegt  und dies ist Symbol für die Reinwerdung von Sünden.  Die Benutzung eines Duftstoffes und das Anlegen von schöner frischer Kleidung und der Gang in die freie Natur sowie die Verrichtung des Gebetes unter freiem Himmel sind alles Zeichen für Freude und es verbirgt sich darin ein weiser Sinn.“

 

Das Fitr-Fest ist eines der wichtigsten islamischen Feste  und wird in den Muslimstaaten prächtig gefeiert. An diesem Tag ist es nicht gestattet zu fasten.  Neben dem Gemeinschaftsgebet werden weitere schöne Sitten gepflegt.  Die Muslime bieten einander Süßigkeiten an. Sie schenken den Kindern ein Festgeld und besuchen die ältesten Familienmitglieder, heilige  Stätten und die Verstorbenen an ihren Gräber. Das sind alles schöne Bräuche für den Fitr-Tag.  Im Irak gehen die Gläubigen an diesem Festtag zu der Heiligen Ruhestätte von Imam Husain oder zu den Grabstätten anderer Imame im Irak.  Die Irakerinnen backen  besondere Plätzchen für das Fest. Sie nennen sich Kulidschah und werden aus Mehl mit Sesam und Datteln zubereitet. Dazu wird Tee oder verdünnter Sirup gereicht.

 In Indien gehen die Muslime nach dem Gemeinschaftsgebet den Ältesten in der Familie besuchen. Dieser hat schon alles für die Gäste vorbereitet und bietet ihnen Essen an.  Die Gäste aus der Familie überbringen ihm Blumenkränze. Sie bleiben über Mittag. Im Bazar und auf der Straße wird traditionelle indische Musik gespielt. Alle tragen neue Kleidung.

In Indonesien ist es üblich, nach dem Gemeinschaftsgebet feierlich im Rahmen einer Zeremonie etwaigen Streit beizulegen, einander zu verzeihen und Groll zu vergessen. Am Vorabend zum Festtag kommen die Muslime auf die Straße und rufen Allah Akbar – Gott ist der Allergrößte – aus. Mit Trommeln und Instrumentalmusik kündigen sie das Fitr-Fest an und gratulieren einander. 

Teilnahme der muslimischen Frauen am Festtagsgebet

 

Bevor Saudi Arabien den verheerenden Krieg gegen Jenem begann, war es in diesem Land Sitte, dass die Muslime nach dem Gemeinschaftsgebet in die Natur ziehen. Vor dem Fest besorgten sie sich neue Kleidung und bereiteten besondere Süßigkeiten zu. Auch in Syrien ist die Zubereitung von  besonderen Speisen und Süßigkeiten für das Fitr-Fest üblich, ebenso wie die Sitte, sich an diesem Tag gegenseitig zu besuchen.

In Malaysia werden bereits einige Tage vor dem Fitr-Fest die Städte mit Lichtgirlanden geschmückt und wird neue Kleidung gekauft. Einen Abend vor dem Fest  bereiten die Muslime  traditionelle Speisen vor, zum Beispiel eine Speise mit Rind- und Hühnerfleisch welches in Kokosmilch gekocht wird. Eine andere Speise sind mit Reis gefüllte Palmenblätter. In Tunesien sind hausgemachte Süßigkeiten zum Fitr-Fest üblich,   zum Beispiel Al Baghlawa oder al-Gharibah oder Al-Maghrus.  Wenn die Familie anlässlich des Festes auf Besuch geht, bringen die Frauen dem Gastgeber einen großen Teller mit diesen hausgemachten Süßigkeiten mit.   

Am Fitr-Fest sind die Muslime fröhlich. Aber sie vergessen nicht, dass ein Teil von ihnen schweres Leid erfährt, und so beten sie für die Muslime in Palästina und in Jemen und Nigeria und notleidende Muslime in anderen Ländern. 

              

Vor dem gemeinsamen Gebet zum Eid-ul-Fitr wird die Zakat-ul-Fitr eingesammelt. Es werden zu diesem Zweck am Ort des Gemeinschaftsgebetes Kästen für die Spenden aufgestellt. Die Zahlung der religiösen Steuer Zakat gehört zu den Pflichten der Gläubigen und dient der Unterstützung von Bedürftigen. Gott wollte, dass die Gläubigen an diesem frohen Fest auch an ihre bedürftigen Mitmenschen denken und sie nicht vergessen.

In der Überlieferung heißt es, dass die Zakat-ul-Fitr die Seele reinigt und wirtschaftlichen Aufschwung bringt. Die  Sure 87 (Ala) enthält einen indirekten Hinweis auf die Zakat allgemein, und das die Zahlung der Zakat und damit auch der besonderen Zakat am Ende des Monats Ramadan – den Menschen rettet. 

In der obigen Sure  heißt es in den Versen 14 und 15:

 

قَدْ أَفْلَحَ مَنْ تَزَکَّى ، وَذَکَرَ اسْمَ رَبِّهِ فَصَلَّى

 

Wohl ergehen wird es ja jemandem, der sich (durch Zahlung der Zakat) läutert,

und des Namens seines Herrn gedenkt; so betet er.

 

Hierzu sei erwähnt, dass der Wortstamm des arabischen Wortes  Zakat  auf "Läuterung" zurückgeht, so dass die Zakat als Läuterungsgabe verstanden werden kann.

 

Die Zakat-ul-Fitr und alle anderen Zakatsteuern, welche die Muslime zahlen, dienen nicht nur derBekämpfung der Armut. Sie finden auch noch anderseits Verwendung – zum Beispiel für das Gesundheitswesen und für kulturelle Angelegenheiten der Muslime, für die Befreiung von Leuten, die ihre Schulden nicht zurückzahlen können, für den Bau von Moscheen, Schulen, Krankenhäusern und für die Beseitigung weiterer Bedürfnisse.

                    

Alle können sich glücklich schätzen, die nicht nur das Fitr-Fest freudig begehen sondern sich vornehmen, nach Ramadan den Pfad der Gottesdienstbarkeit fortzusetzen. Es sind diejenigen, die die Gottesfürchtigkeit, die sie im Monat Ramadan dazugewonnen haben,  und ihr geläutertes Herz bewahren.

Für sie ist das Fitr-Fest nicht das Ende eines Weges sondern der Beginn einer verstärkten  inneren Wandlung und sie setzen die nahe Beziehung zu Gott, die sie im Monat Ramadan gepflegt haben, fort. Ayatollah Khamenei sagt hierüber:

 

„Im Gebet von Abu Hamza Thumali bitten wir Gott darum, dass er uns die Stufe der aufrichtigen Reue erreichen lässt, damit wir Umkehr machen vom schiefen Weg, Umkehr  von schlechtem Tun, von schlechtem Denken, von hässlichen Charaktereigenschaften. Und wenn wir zu dem Haus der göttlichen Barmherzigkeit heimkehren, nimmt uns Gott der Höchsterhabene mit offenen Armen in Empfang. Wisst diese Umkehr, die für den Gläubigen im Monat Ramadan auf natürliche Weise eintritt, zu schätzen!“

 

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