Jul 26, 2021 04:54 Europe/Berlin

Wenn sich der Mensch bewusst macht, dass nur der Eine Gott aus der Not  rettet, wird er über viele Probleme siegen. Maulawi (Rumi) deutet  dies in seiner Geschichte vom Armen und dem Weizen an.  

 

                    

Die Geschichte vom Armen und dem Weizen  handelt von einem alten Mann, der sein Leben lang arm gewesen war und sich und seine Familie mit Betteln über Wasser hielt. Eines Tages schüttete ihm der Bauer in der Mühle ein bisschen Weizen in sein Mantelhemd und der alte Mann knotete zwei Zipfel  in das Hemdtuch hinein, um den Weizen auf diese Weise nach Hause tragen zu können. Unterwegs klagte er Gott seine Not und bat um einen Ausweg mit den Worten: „O Der Du die Knoten löst! Sei gnädig und löse einen Knoten von den vielen Knoten in meinem Leben.“ Er sagte dies immer wieder und plötzlich  lösten sich die beiden Knoten in seinem Mantelhemd  und der Weizen fiel auf dem Boden.  Da beklagte er sich:

„Wann habe ich dich gebeten o Helfer, dass du diesen Knoten öffnest und den Weizen verschüttest!

Die anderen Knoten hast du nicht geöffnet. Warum öffnest du dann diesen?“

من تو را کی گفتم ای یار عزیز

کاین گره بگشای و گندم را بریز

 آن گره را چون نیارستی گشود

 این گره بگشودنت دیگر چه بود ؟!

 

Der alte Mann bückte sich um den Weizen einzusammeln. Da fand er am Boden einen Beutel voller Goldmünzen.

Beschämt warf er sich vor Gott nieder und sagte:

 

„Ich wusste doch nicht, was Deine weise Vorsehung war

... O Barmherziger Herr

Wenn du arm sein lässt, ist es gutes

Jede Prüfung, die von dir kommt, ist barmherziger Segen

من چه دانستم تو را حکمت چه بود

سجده کرد و گفت کای رب ودود

هرکه را فقری دهی آن دولتی است

هر بلایی کز تو آید رحمتی است

Maulawi (Rumi ) sagt zum Schluss aus der Sicht Gottes:

„Schau nicht in den Baum und auf den Brunnen

Sieh Mich, Ich bin es, der den Weg öffnet.“ 

 

تو مبین اندر درختی یا به چاه

تو مرا بین  که منم  مفتاح راه

                            

Wenn die Menschen der Wahrheit Beachtung schenken, dass nur Gott, der Einzige, sie retten kann, dann werden sie viele Probleme, auch wenn sie noch so groß sind, bewältigen können und ihr Leben wird nicht zum Stillstand kommen. 

Fast zwei Jahre sind es schon, dass das Corona-Virus Millionen von Menschen mit einer unbekannten Krankheit konfrontiert und hunderttausende Menschenleben gefordert hat. Wir erleben, dass diese Pandemie die Menschheit in Ratlosigkeit versetzt. Wie andere Dinge, die den Menschen ratlos machen.  Das Schöne des Lebens wird oft von bitteren Nachrichten überschattet:  

So teilten zum Beispiel die japanischen Behörden vor kurzem mit, dass ein großer Erdrutsch in  Atami nahe bei Tokio viele Menschenleben gefordert hat. Dieser Erdrutsch erinnerte schmerzlich an vorherige Naturkatastrophen in diesem Land, wie Erdbeben und Tsunamis. Der japanische Fernsehkanal NHK brachte  Bilder von Häusern, die zerstört oder unter Schlammmassen begraben waren. Bei mehr als 2000 Haushalten der Region fiel der Strom aus und hunderte Fahrzeuge in der Stadt Atami wurden beschädigt.

 

Aber auch Orkane und Wirbelstürme sorgen immer wieder auf der Welt  für Angst und Schrecken, sowie große Schäden und Verlusten und es gibt  viele Schreckensnachrichten über Kriege und bewaffnete Konflikte. 

 

Am Morgen des 24. Junis dieses Jahres wurde in den Nachrichten ein Video  von dem Zusammensturz eines Hochhauses  in Florida in den USA veröffentlicht.   Das Unglück ereignete sich in der Provinzzentrale Miami im Bezirk Surfside und circa 160 Menschen wurden unter den Trümmern begraben. Viele Reporter in den USA berichteten live über die Tragödie  und die Bergungsarbeiten.  Das Rettungsteam und die Feuerwehr waren rund um die Uhr im Einsatz um nach Vermissten zu suchen und die Trümmer abzuräumen. Sie fanden Dutzende von Leichen. Unterdessen standen die Angehörigen der Bewohner dieses Hochhauses mit Tränen in den Augen und warteten auf neue Meldungen. Wie lässt sich ein solches Unglück erklären?

 

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Es ist das Gesetz der Natur, dass jede Aktivität eine Reaktion zur Folge hat. Dieses Gesetz wird von der  religiösen Lehre hervorgehoben.  Der Widerhall von Taten kann in verschiedenen Formen auftreten. Er kann in diesseitigen Reaktionen bestehen oder auf die Bestrafung bzw. Belohnung in einer anderen Welt verschoben werden. Maulawi hat die Welt mit einem Berg verglichen, von dem die Taten wie ein Echo zum Menschen zurückkehren. Er dichtet:  

این جهان کوه ست و فعل ما ندا         سوی ما آید نداها را صدا

Diese Welt ist ein Berg und was wir tun ist Rufen

Es kehrt zu uns zurück das Echo der Rufe

Die Erde ist die Welt, in der der Mensch von Gott auf die Probe gestellt wird. In dieser Welt herrscht ein System von Gesetzen und Regeln. Einige haben dieses System  als ideale Ordnung bezeichnet die sich nicht irrt und in der jedes Tun eine Reaktion zur Folge hat.  Die Aktivitäten des Menschen im Diesseits können von äußerer oder innerer Natur sein.  Äußere Handlungen nimmt der  Mensch mit seinen Körpergliedern vor oder es sind Dinge, die weltliche Angelegenheiten betreffen, aber die Schritte innerer Natur sind jene Gedanken, die unter den Begriff „Absichten“ oder „innerer Wunsch“ fallen.    Laut dem was die Religion lehrt, richtet sich die Vergeltung für die  inneren und äußeren Schritten nach dem unabänderlichen Gesetz,  dass die Folgen aller Schritte  auf  den Menschen zurückkommen.  Dies wird spätestens im Jenseits geschehen. In der  Sure 99 (Zalzala) heißt es jedenfalls in den Versen 7 und 8: 

فَمَن یَعْمَلْ مِثْقَالَ ذَرَّةٍ خَیْرًا یَرَهُ ؛ وَمَن یَعْمَلْ مِثْقَالَ ذَرَّةٍ شَرًّا یَرَهُ 

 

Wer nun im Gewicht eines Stäubchens Gutes tut, wird es sehen.

Und wer im Gewicht eines Stäubchens Böses tut, wird es sehen.

 

 

Gemäß dem Gesetz der Natur werden wir Menschen also die Reaktion auf unsere Handlungen erleben.  Der Mensch ist leider  geneigt, gegenüber Gott aufsässig zu werden, wenn er sich  von Ihm unabhängig wähnt.   Der Heilige Koran  sagt   in der Sure 6 Anam im Vers 42, warum er Gemeinschaften, zu denen er seine Propheten sandte,  harten Prüfungen aussetzte.

.« وَلَقَد اَرسَلنَا اِلَی اُمَمٍ مِن قَبلِکَ فَأَخَذ نَاهُم بِالبَأسَاءِ وَالضَّرَّاءِ لَعَلَّهُم یَتَضَرَّعُون.

Wir haben ja schon zu Gemeinschaften vor dir (Gesandte) gesandt und über sie Not und Leid kommen lassen, auf dass sie unterwürfig flehen mögen.

Der Koran betont, dass die Heimsuchungen von Völkern wegen der Sünden geschahen, welche sie  begangen haben. Denn Gott tut, wie es an mehreren Stellen im Koran heißt, Seinen Menschengeschöpfen  kein Unrecht an:

 

اللهَ لَیْسَ بِظَلاَّم لِلْعَبِیدِ

 „Weil Allah keiner ist, der den Menschen Unrecht zufügt“

(Siehe Sure 22 (Hadsch )Vers 10,

Al-i Imran 182)    

Imam Ali hat gemäß Nahdsch-ul Balagha, Predigt 178 darauf hingewiesen, dass viele Heimsuchungen auf die Undankbarkeit gegenüber den Gaben, die Gott den Menschen zur  Verfügung gestellt hat, eintreten. Dort sagt er:

Ihr Menschen, das Diesseits betrügt den, der darauf hofft und sich ihm zuneigt. Es enthält demjenigen nichts vor, der sich dafür anstrengt, und überwältigt den, der es überwältigt. Bei Allah, es gibt nie ein Volk, das in der Blüte der Annehmlichkeiten des Lebens lebt und dessen verlustig geht, ohne dass es aufgrund der Sünden wäre, die sie begangen hatten, denn „nicht Allah ist ungerecht gegen Seine Diener“ (Sure 3 (Al-i Imran), 117). Selbst dann, wenn die Heimsuchungen auf sie herabfahren und die Annehmlichkeiten von ihnen gehen, werden die (aufrichtigen) Menschen sich mit aufrichtiger Absicht und Liebe in ihren Herzen zu ihrem Herrn flüchten, auf dass Er ihnen alles wieder gibt, was ihnen verlustig gegangen ist und für sie jegliche Verderbnis heilt.

Ich fürchte für euch, dass ihr in der Unwissenheit des Trugs (wie in der Zeit vor dem Islam) enden werdet, und es gab einige Dinge in der Vergangenheit, in denen ihr euch (in die falsche Richtung) geneigt habt, und ihr wart darin für mich nicht lobenswert.

                            

Es bleibt zu hoffen, dass die Menschheit ihre Einstellung zur Daseinswelt revidiert  und im Einklang mit der Schöpfung ihrem Herrn dient und an Gott glaubt.  Imam Ali (F)  hat über Gott gesagt:

Keine Angelegenheit beschäftigt Ihn (dass Er beschäftigt wäre), die Zeit verändert Ihn nicht, kein Ort enthält Ihn und die Zunge kann Ihn nicht beschreiben. Weder die Anzahl der Wassertropfen noch die der Sterne am Himmel noch der Windwirbel in der Luft sind Ihm verborgen, noch das Kriechen der Ameisen auf den Felsen, noch der Rastplatz der kleinen Ameisen in der finsteren Nacht. Er weiß, wohin die Blätter fallen und kennt die geheimen Bewegungen der Augen.

Gott ruft selber die Menschen zu Seiner großen Barmherzigkeit herbei und spricht in dem Vers 96 Sure 7 (Araf) wie folgt:

 

وَلَوْ أَنَّ أَهْلَ الْقُرَى آمَنُوا وَاتَّقَوْا لَفَتَحْنَا عَلَیْهِمْ بَرَکَات مِّنَ السَّمَاءِ وَالاَْرْضِ وَلَکِنْ کَذَّبُوا فَأَخَذْنَاهُمْ بِمَا کَانُوا یَکْسِبُونَ

Hätten aber die Bewohner der Städte geglaubt und wären sie gottesfürchtig gewesen, hätten Wir ihnen bestimmt Segnungen von dem Himmel und der Erde aufgetan. Aber sie erklärten (die Botschaft) für Lüge, und so ergriffen Wir sie für das, was sie erworben hatten

                       

Es sei erwähnt, dass Gott in der Sure 2, Sure Baqara, sagt, dass mit Umweltkatastrophen die Geduld der  Gläubigen auf die Probe gestellt  wird. Dort  verheißt er auch den Standhaften Seinen Beistand.   Wer den Härten des Lebens  begegnet  und seine eigene Hilflosigkeit gewahr wird, verspürt, dass er Gott braucht und dieses Bedürfnis veranlasst ihn dazu, bei der Allmacht Gottes Beistand zu suchen. Wenn der Mensch die Allgegenwart Gottes im Leben verspürt, wird die Unruhe in seinem Herzen vergehen. 

 

 

 

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