Warum sind die Spannungen an der Grenze zwischen Pakistan und Afghanistan eskaliert und was sind die Folgen?

ParsToday – Grenzspannungen zwischen Pakistan und Afghanistan haben in den letzten Tagen zu großen militärischen Zusammenstößen geführt, deren Ursachen in historischen Differenzen, Terrorismusvorwürfen und Verletzungen der Souveränität liegen.

Die Spannungen an der Grenze zwischen Pakistan und Afghanistan, die Anfang des Jahres begannen, haben sich in den letzten Tagen zu einer der schwersten Krisen seit der Rückkehr der Taliban an die Macht verschärft. Pakistan wirft den Taliban vor, terroristischen Gruppen wie der Tehrik-i-Taliban Pakistan (TTP) Unterschlupf zu gewähren, und tödliche Angriffe auf pakistanischem Boden zu verüben. Taliban-Vertreter bestreiten die Vorwürfe und werfen Pakistan vor, die afghanische Souveränität zu verletzen. Die Krise hat nicht nur die bilateralen Beziehungen gestört, sondern auch weitreichende Auswirkungen auf die regionale Sicherheit, die Wirtschaft und die Migration.

Die Spannungen haben ihren Ursprung in der Durand-Linie, einer 1893 von Großbritannien gezogenen Grenze, die Afghanistan nicht anerkennt. Seit Jahresbeginn wurden vereinzelte Zusammenstöße gemeldet. Die Krise erreichte in den letzten Tagen ihren Höhepunkt, als die Taliban Pakistan beschuldigten, nach Explosionen in Kabul und Südostafghanistan am 9. Oktober 2025 Luftangriffe durchgeführt zu haben. Als Reaktion darauf griffen Taliban-Kräfte am 11. Oktober 2025 pakistanische Grenzposten an.

Die Folgen dieser Spannungen sind vielfältig. Aus sicherheitspolitischer Sicht haben diese Konflikte das Risiko der Ausbreitung des Terrorismus erhöht, so die TTP. Sie hat diese Gelegenheit genutzt, um weitere Angriffe in Pakistan zu beginnen und sogar Grenzposten einzunehmen.

Andererseits leben Millionen afghanischer Flüchtlinge in Pakistan. Sollten sie ausgewiesen werden, droht Afghanistan eine humanitäre Krise. Die Schließung der Grenzen hat dazu geführt, dass Lastwagen mit Gütern angehalten werden, was die Zivilbevölkerung auf beiden Seiten betrifft.

Geopolitisch hat die Krise die regionalen Beziehungen erschwert. Indien knüpft engere Beziehungen zu den Taliban, und der Besuch des Taliban-Außenministers Amir Khan Muttaqi im Oktober 2025 in Indien hat Pakistan beunruhigt. Saudi-Arabien, Katar und China haben ihre Besorgnis über die Spannungen zwischen Afghanistan und Pakistan geäußert. China ruft zu Zurückhaltung und Dialog zwischen beiden Seiten auf. Pakistan bemüht sich um eine Vermittlung, doch die Taliban bestehen darauf, ihr Territorium zu verteidigen.

Die Islamische Republik Iran betont unterdessen die Notwendigkeit des gegenseitigen Respekts für die territoriale Integrität und nationale Souveränität beider Länder. Als gemeinsamer Nachbar ist Iran davon überzeugt, dass die Beilegung von Streitigkeiten durch Dialog und ohne ausländische Einmischung der Schlüssel zur regionalen Stabilität ist.