May 11, 2020 03:46 CET
  • Frohe Kunde im Koran (über Hilfen aus dem Ghaib - Ramadan 2020 – Teil 6)   

Wir begrüßen Sie im Monat Ramadan 2020 zu einem weiteren Teil unserer Reihe Frohe Kunde im Koran. Es gibt zahlreiche Verse im Koran über Faktoren, die  bei den Ereignissen auf der Welt eine Rolle spielen, jedoch jenseits der bekannten natürlichen Ursachen stehen.

 


Der Koran fasst solche über die übliche Wahrnehmung des Menschen hinausgehenden Faktoren unter dem Begriff Ghaib (das Verborgene) zusammen. Im Koran ruft Gott seine aufrichtigen Diener auf, an die Existenz des Verborgenen zu glauben und Hoffnung in die Hilfen aus der Welt des Unsichtbaren zu setzen. Diese Hilfen haben nämlich Einfluss auf das Leben eines Gläubigen.  Der Glaube an die Hilfen Gottes, die aus dem Verborgenen kommen,  ist Teil der Überzeugung von der Existenz von Ghaib. Dieser Beistand Gottes aus dem Verborgenen ist den Menschen im Laufe der Geschichte auf beste Weise zur Hilfe geeilt und hat sie vor der Vernichtung gerettet. Der Koran gibt den Gläubigen nicht nur frohe Kunde von diesen Hilfen, sondern führt auch viele Beispiele für sie an. Zum Beispiel heißt es in den Versen 125 und 126 der Sure 3 (Al-i Imran):

« بَلَى إِنْ تَصْبِرُوا وَتَتَّقُوا وَیَأْتُوکُمْ مِنْ فَوْرِهِمْ هَذَا یُمْدِدْکُمْ رَبُّکُمْ بِخَمْسَةِ آلَافٍ مِنَ الْمَلَائِکَةِ مُسَوِّمِینَ» ، « وَمَا جَعَلَهُ اللَّهُ إِلَّا بُشْرَى لَکُمْ وَلِتَطْمَئِنَّ قُلُوبُکُمْ بِهِ وَمَا النَّصْرُ إِلَّا مِنْ عِنْدِ اللَّهِ الْعَزِیزِ الْحَکِیمِ»

Ja doch! (Auch heute gilt:) Wenn ihr standhaft seid und gottesfürchtig und sie (die Feinde) unverzüglich über euch kommen, unterstützt euch euer Herr mit fünftausend gekennzeichneten Engeln.“

Allah machte es nur zu einer frohen Botschaft für euch, und damit eure Herzen dadurch Ruhe finden –, denn der Sieg kommt nur von Allah, dem Allmächtigen, dem Allweisen –,

                                 

Alle  Konfessionen und Ideologien auf der Welt machen ihren Anhängern, um sie zu motivieren und ihre Moral zu stärken, Hoffnung auf eine helle Zukunft und sie sind  mit verschiedenen Methoden bemüht, ihre Ziele und Ideale in der Gesellschaft zu verwirklichen. Die Himmelsreligionen bilden hierbei keine Ausnahmen, sie setzen sich sogar noch mehr als die anderen für diese Aktivierung und Vitalisierung ein. Seit dem Tag,  an dem die Gesandten Gottes ihre Bewegung begonnen haben, hat auch  ein strenger Kampf zwischen der Front des Rechtes und der Front des Unrechts  seinen Lauf genommen. Auf der einen Seite waren die Propheten und ihre aufrichtigen Anhänger bestrebt, eine gerechte Ordnung im Zeichen des Glaubens an den Einen Gott aufzubauen und auf der Gegenseite waren götzenhafte unterdrückerische Machthaber am Werk. Gäbe es bei dieser schicksalhaften Konfrontation keine hoffnungsfrohe Zukunft, würden die Kämpfer an der Front des Rechtes schnell desmotiviert und resigniert und würden scheitern. Um diese Gefahr für die Anhänger der Wahrheit  abzuwehren, hat Gott den Gläubigen Hilfen aus dem Verborgenen verheißen und ihre Hoffnung mit Versen über den göttlichen Beistand gestärkt, damit sie unerschütterlich ihren Kampf für die Verwirklichung einer guten Zukunft und der Bildung einer idealen Gesellschaft fortsetzen und zu der Gewissheit gelangen, dass letztendlich die Front der Wahrheit und des Rechtes siegen wird.

Im Koran kommt nicht explizit der Begriff der verborgenen Hilfen vor, aber es gibt eine ganze Reihe von Versen, die auf solche Hilfen seitens Gottes hinweisen zum Beispiel, dass Gott ein unsichtbares Heer schickt, oder dass die Engel den Gläubigen helfen, oder das Gott Ruhe in die Herzen der  Gläubigen einkehren oder ihnen das feindliche Heer kleiner vorkommen lässt, als es ist,   und ähnliches. Der Koran hebt jedoch hervor, dass diese Hilfen seitens Gottes dann erfolgen wenn diejenigen, die den Weg des Rechtes gehen, Engpässe und Härten furchtlos auf sich nehmen  und keine Schwäche gegenüber der Front des Unrechtes zeigen, sondern entschlossen ihren hohen Zielen treu bleiben.

Die zitierten  Verse 125 und 126 der Sure Al-i Imran verweisen auf die Hilfe, welche die Schar der muslimischen Kämpfer im Badr-Gefecht seitens der Engel Gottes erhielten. Gott erinnert mehrmals im Koran an das Gefecht von Badr. Es war das erste Gefecht  der Muslime unter dem Banner der Islamischen Regierung in Medina. Die Muslime besaßen im Vergleich zu ihren Feinden nur wenig Waffen und Kampfmöglichkeiten, und die Zahl ihrer Kräfte war weitaus geringer als die der Gegenseite. Jedoch dank der Hilfen Gottes aus dem Verborgenen und dem Herbeieilen der Engel gelang es ihnen, dem Feind eine Niederlage zu bereiten und sie wurden Zeuge der Macht Gottes. Gott stimmte mit diesem Beistand die Kämpfer auf seinem Wege zuversichtlich und  stärkte sie auf diese Weise für die nächsten Kämpfe gegen den Feind.

                       

Der Erhalt des göttlichen Beistandes setzt vier Dinge voraus: nämlich Glaube, Mühen auf dem Wege Gottes, Wahrhaftigkeit und Standhaftigkeit. Wenn immer sich die Gläubigen in aufrichtiger Absicht Gott zuliebe geduldig für Seine Sache einsetzen, wird ihnen göttliche Hilfe zuteilwerden. In den Versen, in denen Gott von der Aussendung von Engeln während der Badr-Schlacht spricht, weist er daher darauf hin, dass eine solche Aussendung die Geduld und Gottesfürchtigen der Glaubenskämpfer voraussetzt. Die Hilfen Gottes hängen also davon ab, dass die Gläubigen geduldig und gottesfürchtig die Unterstützung für  Gottes Sache fortsetzen. Gott hat den Gläubigen verheißen, dass er ihnen gekennzeichnete Engel  schicken wird, wenn sie gegenüber den Angriffen des Feindes   geduldig und gottesfürchtig bleiben.

Es wäre falsch zu denken, dass jeder der sich Muslim nennt, solche Hilfen Gottes aus dem Verborgenen erhält und gegenüber den Feinden siegt. Außerdem sollte man auch nicht denken, dass geringfügige oder vorübergehende Anstrengungen für den göttlichen Beistand gewährleisten könnten. Vielmehr  schickt Gott einen solchen Beistand für diejenigen, die standhaft ihren Kampf für Seine Sache fortsetzen.

Gott sagt, dass er mit diesen Hilfen den Gläubigen innere Ruhe und Festigkeit verleihen will. Wankelmütigkeit schwächt den Menschen im Kampf gegen einen Feind. Aber Gewissheit verleiht ihm eine besondere Kraft. Es ist ein göttliches Geschenk, wenn der Mensch trotz aller Schwierigkeiten innerlich Ruhe empfindet. Diese innere Ruhe kann ihm helfen, ein Schwanken im Glauben zu überwinden und unterstützt ihn bei seinen Handlungen, so dass er tapfer und festen Schrittes bleibt.

 

In seinem Buch über die guten Sitten des Gebetes (Adab as salat) schreibt Imam Chomeini (r.h.), Begründer der Islamischen Republik Iran: „Alles was der Mensch erlernt, bewegt sich zunächst auf der Stufe des Wissens und    wird auf der nächsten Stufe in Glauben verwandelt.“   

Imam Chomeini fährt fort: „Der Glaube ist ein Wissen, welches verinnerlicht wurde und von dem der Mensch im Herzen überzeugt ist. Mit wachsendem Glauben erreicht der Mensch die nächste Stufe, nämlich طمأنینه (Tumanina)  die innere Ruhe. Um diese innere Ruhe hat dereinst Abraham Gott gebeten (gemäß Vers 260 der Sure 2, Baqara, sagte er):

 „Mein Herr, zeige mir, wie Du die Toten lebendig machst!“

Und Gott fragte:  „Glaubst du  denn nicht?“

Abraham antwortete „Doch, aber (ich frage,) damit mein Herz Ruhe findet.“ 

Nachdem der Mensch zu innerer Ruhe gelangt ist, erblickt er auf der vierten Stufe die göttliche Macht, der vom Herrn  in dieser Welt vor Augen geführt wird.  Und wenn der Mensch standhaft den rechten Weg weitergeht wird Gott der Höchstgepriesene ihm Beistand schicken und dieser Beistand wird auf zweierlei Art eine Rolle in seinem Leben spielen: zum einen in Form von Frohsinn und Hoffnung und zum zweiten in Form der  Beruhigung des Herzens und vollständigen Beseitigung der Zweifel.“    

                          

In der Religion ist also die Beziehung, die zwischen uns und Gott, zwischen uns und der unsichtbaren Welt  entsteht, von besonderer Bedeutung. Die Religion spornt uns einerseits zu guten Taten  und zur Anstrengung an und andererseits erinnert sie uns daran, dass der Aufbau spiritueller Beziehungen zwischen der Welt des Verborgenen und unserer Welt von unserem Glauben und unserer Gottesfürchtigkeit abhängt. Wenn der Mensch glaubt, wird er auf einem verborgenen Wege, den er nicht kennt, ans Ziel gelangen. Aus dem Koran geht hervor, dass wenn du Gottes Sache unterstützt, er dir auf unerkannten Wege Unterstützung zukommen lässt.  Bitte Gott in deinen Angelegenheiten um Inspiration und du wirst sehen, dass er dir zu einem bestimmten Zeitpunkt aus dem Verborgenen Beistand schickt.

 

 

 

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