Deutsche Gewerkschaften warnen vor massiven Arbeitsplatzverlusten durch hohe Strompreise

Berlin - Mehrere Gewerkschaften in Deutschland haben vor den schwerwiegenden Folgen der steigenden Energiekosten im Land gewarnt und erklärt, dass Hunderttausende von Arbeitsplätzen aufgrund hoher Strompreise, die internationale Standards übersteigen, gefährdet sind.

Die Gewerkschaften gaben die Warnung in einer gemeinsamen Erklärung heraus und betonten, dass energieintensive Sektoren wie Stahlproduktion, Chemie und Baumaterialien jetzt anfällig seien.

„Die Bundesregierung muss eingreifen, um den Industriestrompreis zu steuern“, sagte Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall. „Sonst drohen die Stahlerzeugung, die Aluminiumindustrie und andere energieintensive Branchen über kurz oder lang aus Deutschland zu verschwinden“, fügte er hinzu.

Dies würde "direkt und indirekt Hunderttausende Arbeitsplätze betreffen", so Hofmann.

Die Gewerkschaften riefen am Donnerstag weiter zu landesweiten Streiks und Protesten auf, in der Hoffnung, ihre Forderung nach international wettbewerbsfähigen Industriestrompreisen und langfristig berechenbaren Stromkosten voranzutreiben.

Die deutsche Industrie klagt seit Monaten über im internationalen Vergleich höhere heimische Energiekosten. Obwohl die Regierung Maßnahmen ergriffen hat, um den Preisanstieg zu verhindern, sagen die Gewerkschaften, dass diese Maßnahmen nur zu einem Anstieg der Strompreise führen würden.

Die Strompreise in Deutschland steigen bereits seit Herbst 2021, wobei der Anstieg zunächst auf die steigende Nachfrage im Rahmen der weltweiten Corona-Lockdowns zurückzuführen war. Seit dem Beginn der russischen Offensive gegen die Ukraine im Februar letzten Jahres hat sich die Erdgasknappheit zu einem wichtigen Faktor entwickelt, der die Strompreise in die Höhe treibt.

Deutschland hatte im Juni 2022 mit 0,52 $ pro Kilowattstunde (kWh) einen der höchsten Strompreise der Welt. Der Strompreis für das kommende Jahr erreichte in Deutschland an der Börse 850 Euro pro Megawattstunde (MWh).

Der Krieg in der Ukraine hat die Öl- und Gaspreise massiv in die Höhe getrieben, da sowohl Russland als auch der Westen die Kohlenwasserstofflieferungen als Verhandlungsgrundlage nutzen, um jeweils den anderen zu erzwingen.

Die Marktpreise für Brennstoffe und Strom haben sich entsprechend angepasst und eine zweistellige Energieinflation ausgelöst.  

Steigende Energiepreise in Verbindung mit einer galoppierenden Inflation haben die Lebensgrundlage der Europäer stark eingeschränkt, nachdem die Europäer ihre Energiebeziehungen zu Russland, dem wichtigsten Erdgaslieferanten für Europa, wegen des Ukraine-Konflikts abgebrochen haben.