Ajatollah Haschemi Rafsandschani (2)
Wir besprechen das Krisenmanagement Haschemi Rafsandschanis in den ersten 10 Jahren nach dem Sieg der Islamischen Revolution im Iran.
Die iranische Nation und die Freunde der Islamischen Revolution haben eine Persönlichkeit verloren, die einen großen Beitrag zur Islamischen Revolution und zur Festigung der Islamischen Republik Iran geleistet hat. Der plötzliche Tod von Ajatollah Haschemi Rafsandschani hat großes Bedauern ausgelöst. Nicht nur während der Revolutionskämpfe sondern auch nach dem Sieg und Gründung der Islamischen Republik Iran hat Haschemi Rafsandschani zu dem nahen Kreis des Revolutionsvaters Imam Chomeini (Gott habe ihn selig) gehört. Schon vor der Revolution war Haschemi Rafsandschani für seine Weitsicht und seine kluges und tapferes Handeln bekannt. In seiner Kondolenzbotschaft hat das jetzige Revolutionsoberhaupt, Ajatollah Khamenei gesagt, dass die hohe Intelligenz und die einmalige herzliche Art Ajatollah Haschemi Rafsandschanis ihm und allen anderen in harten Zeiten eine zuverlässige Stütze gewesen sind.
Haschemi Rafsandschani hat, als die Kämpfe gegen das Schah-Regime zunahmen und der Sturz des Schahs sich ankündigte, begonnen Institutionen für die Zeit nach dem Sieg der Islamischen Revolution bilden. Zu den Aktivitäten Rafsandschanis und der anderen nahen Unterstützer Imam Chomeinis gehörten die offizielle Bildung der Vereinigung der kampfbereiten Geistlichkeit (Dschame'e-ye Rowhaniyat-e Mobarez), des Revolutionsrates, des Büros für Streiks und Fußmärsche, sowie die Entsendung der Delegation des Imams in die Erdölgebiete zur Lösung des Brennstoffproblems der Bevölkerung sowie die Bildung eines Stabes für den Empfang Imam Chomeinis bei seiner Rückkehr aus dem Exil und zur Herstellung seiner Sicherheit. Eine weitere Initiative Haschemi Rafsandschanis für die Zeit nach dem Sieg der Islamischen Revolution war die Gründung der Hezb-e Dschomhuri-e Eslami, (Partei der Islamischen Republik) wozu er die Erlaubnis von Imam Chomeini erhielt und wobei Schahid Dr. Beheschti, der erste Vorsitzende der Judikative in der Islamischen Republik und Ajatollah Khamenei mitwirkten.
Die Islamische Revolution im Iran strebte die Wiederbelebung der menschlichen und religiösen Werte unter Führung eines hohen Gesitlichen an. Daher sah sie sich sofort nach dem Sieg den feindlichen Maßnahmen des Ost- undWestblocks und deren Vasallen im Inland gegenüber. Um die Islamische Revolution zum Scheitern zu bringen nahmen sie ihre Anführer ins Visier. Das erste Opfer war der Gelehrte Morteza Motahhari,einer der Theoretiker der Islamischen Revolution und Schüler Imam Chomeinis. Er wurde zweieinhalb Monate nach dem Revolutionssieg von einem Mitglied der Gruppe Ferqan,die gegen die Islamische Revolution und die Islamische Republik war , getötet und zum Märtyrer. Das zweite Ziel dieser anti-revolutionären Gruppe war Ajatollah Haschemi.
Keine vier Monate nach dem Sieg der Islamischen Revolution wurde auch ein Anschlag auf Ajatollah Haschemi Rafsandschani verübt. Hierbei erlitt er Verletzungen. Der Anschlag schlug vor allen Dingen wegen der schnellen Reaktion seiner Ehefrau Efat Maraschi fehl. In der Botschaft Imam Chomeinis an ihn hieß es: "Herr Hodschtal-Islam Hascheimi, lieber verantwortungsbewusster Kämpfer auf dem Wege Gottes! Der verstorbene Modarres, auf den ein Terroranschlag auf Befehl von Resa Chan verübt wurde, schickte aus dem Krankenhaus die Botschaft: `Sagt Resa Chan Bescheid, dass ich noch lebe!`" Auch heute noch lebt Modarres. Die Männer, die Geschichte machten, bleiben bis zum Schluss am Leben. Die Feinde sollen wissen, dass Haschemi lebt, weil die (Revolutions) Bewegung lebt."
Ajatollah Modarres ist einer der großen Kämpfer gegen die Monarchie und Unterdrückung gewesen und ist von Resa Schah dem Vater des Mohammad Resa Schah mehrmals bedroht worden und mehrmals wurden Attentate auf ihn verübt. Schließlich wurde er verbannt und auf Befehl Resa Schahs umgebracht.
Diese Botschaft Ajatollah Chomeinis ebenso wie die Tatsache, dass er Haschemin Rafsandschani das Dekret vorlesen ließ, mit dem der erste Premierminister der Islamischen Republik Iran, der verstorbene Barzargans bekannt gegeben wurde, genügt für sich schon um zu zeigen, wie sehr Imam Chomeini ihn schätzte.
Angesichts der böswilligen Maßnahmen, die interne und externe Feinden gegen die Islamische Republik unternahmen , waren die Anführer der Revolution um die Stabilisierung der jungen islamischen Republik Iran bemüht. Ajatollah Rafsandschani leitete nach dem Revolutionssieg eine Zeit lang das Innenministerium. In dieser Zeit erfüllte er einen wichtigen Auftrag, nämlich die Abhaltung der ersten Präsidentschaftswahlen nach dem Sturz der 2500-jährigen Monarchie. Um bei den ersten Parlamentswahlen nach dem Sieg kandidieren zu können, dankte er jedoch von seinem Posten ab.
Als das erste islamische Parlament gebildet worden wir, wurde Haschemi Rafsandschani zum Vorsitzenden des Islamischen Parlaments gewählt. Es mag sein, dass gemäß der Verfassung der Islamischen Republik der Vorsitzende des Parlaments weniger Macht besitzt als andere Amtsträger, aber dennoch beweist die Wahl Haschemis zum Parlamentsvorsitzenden mit seiner langen Vergangenheit als Kämpfer und seiner Nähe zu dem Vater der Revolution seine besondere Kapazität. Seine Argumente gegen oder für Gesetzesentwürfen hatte eine meinungsbildende Wirkung auf die Abgeordneten. Einige Medien haben ihn daher als die zweitwichtigste Person Irans nach Imam Chomeini bezeichnet.
Die Rolle, die Ajatollah Haschemi Rafsandschanis bei der Stabilisierung der jungen Islamischen Republik Iran geleistet hat, zeigt sich eindeutig bei Krisen. Zu einer großen Krise kam es bei der Aufdeckung des Landesverrates Bani Sadrs, des ersten iranischen Staatspräsidenten in einer Situation, wo dem Iran seitens des irakischen Saddam-Regimes ein Krieg auferlegt worden war. Die Lage zu Beginn 1981 war sehr brüchig. In dieser Krisensituation hat Haschemi Rafsandschani unter Nutzung seiner Befugnisse und Beilegung von Meinungsverschiedenheiten, die Angelegenheiten des Landes auf verschiedenen Wegen vorangetrieben. Nachdem Bani Sadr zum Staatspräsidenten geworden war, hat er ohne die Interessen der jungen Islamischen Republik im Auge zu behalten, zwischen verschiedenen Gruppen im Lande Uneinigkeit hervorgerufen. Er näherte sich der Organisation der so genannten Volksmudschaheddin , um seine eigene Position zu stärken und die Helfer Imam Chomeinis an den Rand zu drängen. Die paramilitärische Abteilung der so genannten Volksmodschaheddin , bestehend aus jungen weiblichen und männlichen Milizekräften wurde Bani Sadr von dieser Organisation zur Verfügung gestellt. Es gab keinen Zweifel mehr darüber, dass Bani Sadr sich von den Zielen der Islamischen Revolution abgekehrt hatte.
Als erstes hat Imam Chomeini in Reaktion auf diese anti-revolutionäre Schritt Bani Sadrs ihn aus seinem Amt als Oberbefehlshaber der Bewaffneten Kräfte entlassen und das Islamische Parlament, dessen Vorsitz Haschemi Rafsandschani hatte, entschied, dass Bani Sadr , der erste Staatspräsident Irans, keine politische Eignung besitzt. Nach Absetzung von Bani Sadr schlugen die so genannten Volksmodschaheddin einen militanten Kurs gegen die Islamische Revolution ein und verübten zahlreiche Terroranschläge und Bombenlegungen . Es erfolgte eine Serie von Anschlägen auf wichtige Personen der islamischen Republik wie Ajatollah Khamenei, Freitagsimam von Teheran, und Dr. Beheschti, der Chef des hohen Landesgerichtshofes. Dr. Beheschti starb zusammen mit 72 weiteren politischen Persönlichkeiten aufgrund eines Bombenanschlages auf das Zentralbüro der Dschomhuri-Islami-Partei. Einer Bombenlegung im Büro des Premierministers fielen Staatspräsident Mohammad Ali Radschai und der Premierminister Mohammad Dschawad ba Honar zum Opfer. In dieser schwierigen Situation übernahm Haschemi Rafsandschani zusammen mit anderen Freunden der Revolution die Verwaltung des Landes, um die Krise zu bewältigen.
Die Verteidigung gegenüber der Offensive des Saddam-Regimes war die wichtigste Angelegenheit in jenen ersten 10 Jahren nach dem Sieg der Revolution und Imam Chomeini hat sofort nach Ausbruch des Krieges Haschemi Rafsandschani in dieser Angelegenheit beauftragt und ihn zu einem Mitglied des Hohen Verteidigungsrates gewählt . Dieser Rat wählte Rafsandschani zum Sprecher. Als Bani Sadr noch im Amt war kam es zu ernsthaften Uneinigkeiten zwischen den bewaffneten Kräften darüber, wie man die Offensive des Saddamregimes bekämpfen soll. Diese Uneinigkeiten gingen nach Absetzung von Bani Sadr zurück, doch tauchten sie nach einigen Militäroperationen wieder auf.
In diesen schwierigen Tagen hat Ajatollah Khamenei, der damalige Staatspräsident in einem Schreiben an Imam Chomeini (rh) der das Amt des Oberbefehlshaber der Bewaffneten Kräfte übernommen hatte, gebeten, alle Angelegenheiten der Bewaffneten Kräfte einer Person zu übertragen und Herrn Haschemi Rafsandschani als diejenige Person, die sich am besten für diese Aufgabe eignet, angeführt. Der Imam hat daraufhin Ajatollah Haschemi Rafsandschani zum Stellvertreter des Oberfehlshabers der Bewaffneten Kräfte ernannt und ihm alle diesbezüglichen Befugnisse zuerkannt. Ajatollah Haschemi Rafsandschani akzeptierte diese wichtige Verantwortung bis ans Kriegsende.
In seiner Funktion als Kriegsbefehlshaber oblagen ihm verschiedene Pflichten bei der Verwaltung des Landes. Auf der einen Seite musste er im islamischen Parlament die Fragen der Gesetzgebung entsprechend der verschiedenen wirtschaftlichen und politischen Probleme untersuchen und auf der anderen Seite musste er die Möglichkeiten des Landes trotz der stark eingeschränkten Staatseinkommen in den Dienst der Verteidigung stellen.
Nach Bildung des Verteidigungsstabes musste Ajatollah Haschemi die Möglichkeiten des Landes abschätzen. Um die Verschwörungen der Feinde im Bereich der Wirtschaft zu vereiteln hatte er nur zwei Möglichkeiten zur Verfügung: Für eine begrenzte Zeit den Ölexport zu steigern, um das zurückgegangene Erdöleinkommen wieder aufzubessern, und für die Autarkie der Verteidigungsindustrie sorgen. Die wirtschaftlichen Engpässe haben die Regierungsverantwortlichen ernsthaft zu einem Aufbau des Landes motiviert. Die hohen Kosten für die Kriegsführung und die zahlreichen Schwierigkeiten hatten das Land in eine komplizierte Lage versetzt.
Im dritten und letzten Teil dieses Beitrages werden wir über das Kriegsende, das Verscheiden Imam Chomeinis und die Wahl Ajatollah Khameneis zum Revolutionsoberhaupt und die neue Rolle Haschemi Rafsandschanis bei dem Aufbau des Landes nach dem Krieg sprechen.