Das goldene Tor von Chabahar: Warum haben die USA Angst vor der Machtentwicklung Indiens in Asien?
(last modified Sun, 19 May 2024 10:59:42 GMT )
May 19, 2024 12:59 Europe/Berlin
  • Das goldene Tor von Chabahar: Warum haben die USA Angst vor der Machtentwicklung Indiens in Asien?

Anfang dieser Woche war es soweit: Indien und Iran unterzeichneten einen 10-Jahres-Vertrag über den Ausbau und den Betrieb des Hafens Charbahar in der ostiranischen Provinz Sistan und Belutschistan.

Neu-Delhi plant, seine Handelsbeziehungen mit den Ländern Zentralasiens und Afghanistans auszubauen und außerdem eine neue Route für die Kaukasusregion, Westasien und Osteuropa zu eröffnen.

Der indische Schifffahrtsminister Sarbananda Sonowa sagte über die iranisch-indische Zusammenarbeit beim Projekt in Chabahar: „Er [der Hafen] dient als wichtige Handelsader, die Indien mit Afghanistan und den zentralasiatischen Ländern verbindet“.

Die USA haben Sanktionen angedroht.

Die beiden Länder Iran und Indien begannen ihre Verhandlungen über dieses Projekt erstmals im Jahr 2003, doch der US-Druck gegen den Ausbau der Beziehungen Indiens zu Iran verhinderte eine wirkliche Umsetzung.

Teheran und Neu-Delhi haben die Gespräche wiederaufgenommen, nachdem Washington die Sanktionen nach Unterzeichnung des gemeinsamen umfassenden Aktionsplans (JCPOA/Atomabkommen) im Jahr 2015 gelockert hatte.

Warum ist Chabahar wichtig?

Indien unterstützt die Entwicklung des Hafens Charbahar der ihm Zugang zu den Öl- und Gasvorkommen in Iran und in den zentralasiatischen Staaten verschaffen wird. Auf diese Weise hofft Indien, mit den Chinesen konkurrieren zu können, die den Hafen Gwadar in Pakistans Provinz Belutschistan bauen. Der Ausbau des Hafens Charbahar ist Teil einer größeren Initiative zur Errichtung eines Nord-Süd-Transportkorridors, welcher von den beteiligten Staaten gemeinsam geplant und errichtet wird. Der Nord-Süd-Transportkorridor ist eine Schiffs-, Schienen- und Straßenverbindung für den Gütertransport zwischen Indien, Russland, Iran, Europa, dem Kaukasus und Zentralasien.

Kabir Taneja, ein Fellow der Observer Research Foundation mit Sitz in Neu-Delhi, sagte: „Für Indien ist Chabahar eine Art goldenes Tor für weitere Investitionsmöglichkeiten in West- und Zentralasien“.

Die US-Sanktionen gegen Iran haben Indien bereits hart getroffen und den langfristigen Einfluss Indiens beeinträchtigt.

Der Verzicht auf den Kauf von iranischem Öl, um das Risiko von US-Sanktionen zu vermeiden, machte Indien im Vergleich zu seinem chinesischen Konkurrenten auch anfälliger für den Preisdruck anderer Lieferanten.

Die USA haben in Zentralasien mittlerweile zwei große Konkurrenten, nämlich Russland und China, und es ist für Indien nicht angenehm, in dieser Region mit ihnen zu konkurrieren.