Oct 24, 2023 08:07 Europe/Berlin

Alle Menschen, auch diejenigen, die die Welt materialistisch betrachten, brauchen in ihrem Leben Gebete.

Wer in einem geschlossenen und sich wiederholenden Kreislauf durchs Leben geht und unter Verzweiflung und Depression leidet, der nutzt auch gerne Bittgebete. Grundsätzlich ist der Mensch von Natur aus so beschaffen, dass er vor Gefahren sicher sein und ein Gefühl des Friedens in sich selbst erfahren möchte.

Das Gebet beginnt bei jedem Menschen mit einer ganz individuellen Verfahrensweise. Aufgrund seiner Natur sieht sich der Mensch einerseits als schwach und hilflos gegenüber natürlichen und übernatürlichen Phänomenen an, und andererseits sucht er nach einer mächtigen Kraft, auf die er sich verlassen kann, die auf ihn aufpasst und ihm ein sicheres Gefühl im Leben gibt und ihm hilft, den richtigen Weg im Leben zu gehen. Dieses Gefühl lässt das Gebet in der menschlichen Seele aufblühen.

Das Gebet ist die spirituelle Verbindung des Menschen mit dem Schöpfer der Welt und der Ausdruck seiner Hilflosigkeit und Abhängigkeit Ihm gegenüber. Wenn ein Mensch durch die Unzulänglichkeiten der Welt müde und verwirrt ist, hat er das Gefühl, dass er eine starke und dauerhafte Unterstützung braucht, die ihm hilft, aus dem turbulenten und chaotischen Ozean des Lebens an die Küste der Erlösung und des Trostes zu gelangen. Das Bedürfnis nach dem Schutz durch diese unvergleichliche Macht hat dazu geführt, dass Menschen ihren wahren Frieden darin sehen, Zuflucht in der Religion zu suchen. Die Forschungen von Wissenschaftlern zeigen, dass die Kommunikation mit Gott eine tiefgreifende Transformation im Menschen bewirkt. Die wichtigste Wirkung des Gebets besteht darin, das Licht der Hoffnung in den Herzen der Menschen zu erwecken, denn ein hoffnungsloser Mensch ist wie ein lebloses Wesen.

Wenn ein Kranker auf seine Genesung hofft, wird er genesen, und wenn er verzweifelt ist und das Licht der Hoffnung in seinem Herzen erlischt, gibt es keine Hoffnung auf seine Genesung. Genauso sind die Hauptfaktoren für den Sieg in einem Kampf Hoffnung und Moral, und deshalb werden verzweifelte Soldaten auf dem Schlachtfeld Verlierer sein, selbst wenn sie mit den fortschrittlichsten Waffen ausgerüstet sind.

Wenn sich ein Mensch Gott zuwendet, ist sein Herz wie ein klarer Spiegel, der vor dem Sonnenlicht steht. Er empfängt entsprechend seiner Fassungskraft und Bereitschaft göttliches Licht und reflektiert es im Gegenzug. Je freier das Herz von Dunkelheit und Unreinheiten ist, desto mehr kann  es göttliches Licht empfangen. Ein Mensch sollte wissen, dass er unzählige Segnungen erhalten wird, wenn er Gott seine Aufmerksamkeit schenkt und sein Herz mit Gott verbindet.

Der Heilige Prophet des Islam (Friede sei mit ihm) sagte einst zu seinen Gefährten: „Soll ich euch eine Waffe vorstellen, die euch von (bösen) Feinden befreien und euren Lebensunterhalt verbessern wird?“ Sie sagten: „Ja, oh Gesandter Gottes.“ Der Prophet sagte: „Ruft euren Herrn Tag und Nacht an, denn das Bittgebet ist die Waffe des Gläubigen.“

Forscher sagen, dass die heutige Welt zwar technologisch und industriell fortgeschritten ist, die moderne Menschheit jedoch unter einer psychischen Leere und mangelnder Spiritualität leidet. Diese Lücke kann nur durch Gebete und die Verbindung mit der Quelle der Existenz gefüllt werden. Dem Menschen werden schädliche Faktoren wie Angst, Neid und Traurigkeit keinen Schaden zufügen, wenn er sein Herz und seine Seele dem Gedenken an Gott widmet, weil er sich damit einen sicheren und beruhigenden Unterschlupf schafft.

Alexis Carrel, der berühmte französische Physiologe, sagt dazu:

 „Gebete und Bittgebete sind die stärkste Kraft, die Menschen erzeugen können; eine Kraft, die wirklich existiert, wie die Schwerkraft der Erde. Der Mensch versucht, seine begrenzte Macht durch Gebete zu vergrößern, indem er sich auf eine unbegrenzte Quelle wie Gott beruft. Wenn wir beten, verbinden wir uns mit der unerschöpflichen Antriebskraft, die das gesamte Universum verbindet, und schöpfen aus ihr. Die Auswirkungen des Gebets auf die Gehirnaktivitäten des Menschen stimulieren eine Art inneres Aufblühen und Entfalten, manchmal auch Heldentum und Tapferkeit.“

 

Die Beziehung zwischen Mensch und Gott verleiht dem Menschen eine solche spirituelle Kraft, dass sie die Hoffnung erneuert, seinen Willen stärkt und seine großen Fähigkeiten freisetzt. Das Gebet hat eine große Wirkung auf die Seele eines Menschen und steigert sein Selbstvertrauen und seine Stärke. Indem das Gebet Ängste und Sorgen aus dem Herzen des Menschen beseitigt, gibt es ihm ein Gefühl von Sicherheit und Frieden. Wenn ein gläubiger Mensch Gott gedenkt, fühlt er sich IHM näher und der Geist der Hoffnung wird in seinen Körper eingehaucht. Er hat das Gefühl, dass er sich auf eine sichere und schützende Kraft verlässt, und dieses Gefühl schafft Selbstvertrauen, Sicherheit, Frieden und Vitalität in ihm.

In der Koransure Anam im Vers 82 heißt es: „Diejenigen, die glauben und ihren Glauben nicht mit Ungerechtigkeit bedecken, die haben (das Recht auf) Sicherheit, und sie sind rechtgeleitet.“

Der amerikanische Psychologe Dale Carnegie schreibt diesbezüglich: „Wenn schwere Arbeit unsere Kraft mindert und Trauer uns jeden Willen raubt, und oft, wenn uns die Türen der Hoffnung verschlossen sind, wenden wir uns an Gott. Aber warum sollten wir uns überhaupt vom Geist der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit überwältigen lassen?! Warum erneuern wir nicht unsere Kraft, indem wir jeden Tag beten und Gott preisen?“

 

Eine weitere Errungenschaft, wenn man sich dem Herrn des Universums zuwendet und zu ihm betet, ist die Stärkung des Glaubens. Obwohl viele Menschen an Gott glauben, können sie diesen Glauben nach und nach verlieren, wenn sie ihn nicht durch Anbetung und Gebete stärken. Das Beten und Sprechen mit Gott bewahren nicht nur den Glauben, sondern stärken ihn auch. Ayatollah Khamenei, das Oberhaupt der Islamischen Revolution, sagt dazu:

 „Die Besonderheit des Betens besteht darin, dass es den Glauben im Herzen aufbaut und festigt, und die Gefahr der Verringerung des Glaubens wird durch Gebet und ständige Aufmerksamkeit auf Gott, den Allmächtigen, beseitigt. Indem der Mensch auf Gott achtet und mit Gott, dem Allmächtigen, spricht, stärkt er seine moralischen Tugenden. Dies ist das natürliche Ergebnis der Nähe zu Gott. Auf diese Weise wird das Gebet zur Treppe des menschlichen Aufstiegs zur Vollkommenheit. Andererseits beseitigt das Gebet moralische Laster wie Gier, Stolz, Selbstsucht, Feindschaft gegenüber den Dienern Gottes, Seelenschwäche, Angst und Ungeduld.“

 

Beispiele für wahre Gebete finden sich im Koran und in göttlichen Worten. Diese Bittgebete werden in unterschiedlicher Form und zu unterschiedlichen Themen dargelegt, wobei große Ziele angestrebt werden. Wenn beispielsweise der Prophet Sacharja (Zacharias) Gott um ein Kind bittet, geht es bei dieser Bitte nicht nur um das Glück eines Vaters, ein Kind zu haben. Sein Wunsch besteht vielmehr darin, ein rechtschaffenes Kind zu haben, das die Menschen führt. In Vers 6 der Koransure Maryam (Maria) heißt es mit den Worten Sacharjas: „So schenke mir von Dir aus einen nahen Verwandten, der mich beerbt und von der Sippe Yaqūbs erbt, und mach ihn, mein Herr, (Dir) wohlgefällig.“

Außerdem bat Prophet Suleiman (Solomon) in seinem Gebet nicht um das Königreich, weil er Macht und Unterdrückung anstrebte und das Volk ausbeuten wollte. Er nutzte die gewaltigen Möglichkeiten seiner allumfassenden Herrschaft, um die Menschen so zu führen, dass das Banner des Monotheismus hochgehalten blieb und die Menschen unter diesem Banner ein glückseliges Leben führen könnten.

Die letzten Verse der Sure Al-Baqara sind ein spirituelles Gebet aus dem Mund der Gläubigen. Wir zieren auch unseren Gehorsam mit diesem Gebet und hoffen, dass es erhört wird.

„Unser Herr, belange uns nicht, wenn wir (etwas) vergessen oder einen Fehler begehen. Unser Herr, lege uns keine Bürde auf, wie Du sie denjenigen vor uns auferlegt hast. Unser Herr, bürde uns nichts auf, wozu wir keine Kraft haben. Verzeihe uns, vergib uns und erbarme Dich unser! Du bist unser Schutzherr. So verhilf uns zum Sieg über das ungläubige Volk!“

 

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