Jul 16, 2023 09:48 Europe/Berlin

Niedergang der US-Hegemonie in Westasien und die Schwächung des israelischen Regimes

Die Beitragsreihe „US-Niedergang  in Westasien – Ursachen und Folgen“ wurde aus einer Forschungsarbeit mit dem Titel „Folgen des Niedergangs der US-amerikanischen Macht in Westasien“ in der Abteilung für angewandte Forschung extrahiert und in 12 Teile gegliedert.

Das Scheitern und der Niedergang der westlichen liberalen Ordnung sind eine Tatsache, die sich in der   internationalen Ordnung  abspielt. Die Vereinigten Staaten von Amerika als Führer dieser Ordnung hat  Schwäche erlitten und die Komponenten ihrer  wirtschaftlichen, politischen, kulturellen und ideologischen Macht schwinden. Die USA sind  laut   verfügbaren Beweisen und Fakten sowie dem Bekenntnis ihrer politischen Persönlichkeiten und Forschungs-Think Tanks, in komplexen Problemen gefangen und die Anzeichen des Niedergangs ihrer globalen Autorität sind in verschiedenen Dimensionen sichtbar. In dieser 12-teiligen Beitragsreihe  möchten wir Ihnen, liebe Zuhörer, Beispiele für den Machtverlust dieser globalen Hegemonialmacht  in Westasien bringen.

In diesem Teil der Beitragsreihe wollen wir uns mit dem Niedergang der US-Hegemonie in Westasien und der Schwächung des israelischen Regimes befassen.

Die politische, militärische und wirtschaftliche Unterstützung der Vereinigten Staaten von Amerika  für das israelische  Regime bleibt  niemandem verborgen. Seit Entstehung  des israelischen  Regimes bis heute wurde dieses „“  stets von den Vereinigten Staaten unterstützt. David Ben Gurion, einer der Gründer des israelischen Regimes, betrachtete die Macht der jüdischen Lobby in den USA  als gleichbedeutend mit „Gottes Geschenk „Öl“  an muslimische Länder“. Obwohl diese Worte  Ben Gurions etwas mit Humor vermischt sind, enthalten sie doch auch wichtige Spuren der Realität. Seit 1973 und der durch das einseitige Ölembargo der saudisch-geführten arabischen Länder gegen den Westen verursachten Krise   ist die umfassende Unterstützung der USA  für das israelische  Regime der wichtigste Faktor für die anhaltende feindselige Präsenz dieses Regimes in Westasien. In den (19-)80er Jahren und gleichzeitig mit der Amtszeit  von Ronald Reagan in den USA  nahm die Unterstützung für das israelische  Regime  eine neue Form an, so dass  während der umfassenden Wirtschaftskrise in Israel  in diesem Jahrzehnt die 10 Milliarden Dollar an US-Hilfe die israelische  Wirtschaft vor dem Zusammenbruch bewahren konnten.  In den 1990er Jahren wurden viele Aspekte der US-Unterstützung für Israel  mit Unterstützung von Senatoren sowohl der republikanischen als auch der demokratischen Partei zum Gesetz, so dass die Rotation  der Regierungen daran nichts ändern konnte. Beispielsweise wurde die Gewährleistung der Waffenüberlegenheit des israelischen  Regimes in der Region zu einer gesetzlichen Verpflichtung für die US-Regierung, Waffen an  arabische Länder nur unter der Bedingung  zu verkaufen,  dass die israelische Waffenüberlegenheit  in Bezug auf die Qualität nicht in Schwierigkeiten gerät.

 

Zusätzlich zu dem, was gesagt wurde, ist die  US-Militärhilfe für das israelische Regime bei der Genehmigung des jährlichen Militärhaushalts des Landes zu einer Tradition geworden. In internationalen Organisationen, insbesondere im Sicherheitsrat, unterstützen die USA, insbesondere durch den Einsatz  ihres  Vetorechts, die täglichen  Aggressionen und Verbrechen des Regimes, so dass viele Resolutionsentwürfe gegen Israel am Veto der USA gescheitert sind. Trotzdem sind die Öffentlichkeit sowie viele Politiker, Organisationen und Bewegungen gegen die US-Unterstützung für Israel auf Kosten der Steuerzahler.  Gerade angesichts der sich verschärfenden Anzeichen des US-Niedergangs in allen Teilen der Welt, der Erhöhung des Militärbudgets und der Verschärfung der Wirtschaftskrise, insbesondere der Schuldenanhäufungskatastrophe, stellt sich für die US-Nation die Frage, warum ihre  Regierungen einen Teil  der  materiellen und immateriellen Ressourcen  des Landes zur Unterstützung eines „Apartheidregimes“ aufwenden? Der Anstieg der Anhänger der BDS-Bewegung (Boycott, Divestment and Sanctions)  in den USA  zeigt, dass auch der Abscheu gegenüber dem israelischen  Regime in der amerikanischen öffentlichen Meinung zunimmt.

 

Derzeit unterstützt die öffentliche Meinung in den USA  nicht mehr ihre  Regierung  für die Verbrechen des israelischen  Regimes gegen die Palästinenser. Als das Buch von  den Politikwissenschaftlern  John J. Mearsheimer und Stephen M. Walt im  Jahr 2006 über die Rolle der israelischen  Lobby in der US-Außenpolitik - The Israel Lobby and U.S. Foreign Policy (englisch für „Die Israel-Lobby und die US-Außenpolitik“) -  veröffentlicht wurde, gab es nur wenige Menschen, die nicht von der Macht dieser politischen Organisation überrascht waren. Obwohl es in der Vergangenheit ein vages Bild davon gab, wie diese Unterstützung eingesetzt werden könnte, zeichnet dieses Buch doch ein klares Bild der Allianz  von Finanz- und Industriezentren, evangelikalen Christen und auch der israelischen Lobby in den USA, bekannt als AIPAC, mit Verbindungen zu Dutzenden Unterstützern verschiedener Klassen, darunter Akademiker, Anwälte und Politiker. Diese Allianz „neutralisiert“ jede Orientierung gegen das israelische  Regime in der US-Machtstruktur.

 

Bisher hat die AIPAC bzw. die israelische Lobby ihre Aktivitäten zur Unterstützung der israelischen Verbrechen  in den USA  durchgeführt, und jeder Ungehorsam gegenüber dieser Gruppe wird enorme  Konsequenzen haben. Doch  scheint es, dass diese Macht unter den Eliten und sogar unter den einfachen Leuten, insbesondere der jungen US-amerikanischen Generation, zurückgegangen ist. Dieser Machtverlust zeigt sich auch in Umfragen. In einem Artikel, der im Juli 2017 von einem Forscher am „Belfer Center for Science and International Affairs“   in Harvard veröffentlicht wurde, räumte er ein, dass die Sympathie der amerikanischen Jugend für das palästinensische Volk gestiegen sei. Dementsprechend haben selbst amerikanische jüdische Jugendliche im Gegensatz zu früheren Generationen nicht mehr den Wunsch, das israelische  Regime zu unterstützen. Das schwerwiegendste Zeichen für den Rückgang der Unterstützung der US-amerikanischen Jugend für das israelische  Regime war das Scheitern des Plans des US-Milliardärs Sheldon Adelson, amerikanische jüdische Jugendliche zur Einwanderung in das besetzte Palästina zu ermutigen. Die gesamten Kosten dieses Projekts wurden direkt aus Adelsons Tasche finanziert; natürlich waren die Anzeichen einer solchen Veränderung schon vor langer Zeit sichtbar. Beispielsweise war laut einer Umfrage des Gallup-Instituts im Jahr 2014 mehr als die Hälfte der amerikanischen Jugend gegen die Tötung von Palästinensern und die anhaltenden Angriffe auf Gaza während der israelischen Operation  namens „Gegossenes Blei“. Vielleicht sind einige der Veränderungen, die in der US-Innen- und Außenpolitik gegenüber Palästina zu beobachten sind, auf den Eintritt dieser jungen Generation in die  politische Arena  in den USA zurückzuführen. Ein Ereignis, wovor  viele in Tel Aviv fürchten und deshalb  sie auch nach einer Fluchtstrategie suchen. „David Brog“, der Leiter der Abteilung für strategische Angelegenheiten der Organisation „Christians United to Support the Zionist Regime“, sagt gegenüber Le Monde Diplomatic über die Tendenz der amerikanischen Jugend gegenüber dem unterdrückten Volk Palästinas: „Die Kluft zwischen denen von uns, die das israelische Regime lieben, und der neuen Generation ist besorgniserregend. Unter den jungen Menschen, die nach 2000 geboren wurden, und den Studenten erreichen wir einen Punkt, an dem die Mehrheit pro-palästinensischer ist.“

In einer der jüngsten Umfragen des Gallup-Instituts unter der Bevölkerung der Vereinigten Staaten wurde nach dem Grad der Unterstützung und Sympathie der US-Bevölkerung  in den Jahren zwischen 2001 und 2021 für Palästina und das israelische  Regime gefragt. Es war interessant festzustellen, dass dieses Maß an Unterstützung und Sympathie für Palästina von 16 % im Jahr 2001 auf 25 % im Jahr 2021 gestiegen ist. Mit zunehmender Unterstützung und Sympathie der Menschen für die unterdrückte palästinensische Nation nimmt auch die Soft Power der USA  bei der Unterstützung des israelischen  Regimes ab. Denn eine der Quellen von Soft Power ist die Mitwirkung und die gemeinsamen Interessen der Nationalstaaten. Wenn die öffentliche Meinung mit den außenpolitischen Maßnahmen ihrer Regierung unzufrieden ist, wird diese Regierung Probleme bei der Durchsetzung   ihrer Außenpolitik haben. Denn es wird seine Soft Power, die eine der Hauptvariablen der US-Hegemonie ist, verlieren.

 

Viele Experten glauben, dass einer der Gründe für die zunehmende Abneigung gegen die USA, insbesondere in Westasien, und die Intensivierung des Prozesses des Niedergangs Washingtons, insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Soft Power, die einseitige Unterstützung des israelischen  Regimes durch das Weiße Haus ist. Zusätzlich zu diesem Thema geht Fukuyama in seinem Buch „Identity: The Demand for Dignity and the Politics of Hate“ ausführlich auf das Problem ein, dass die Ursachen für US-Schwäche und Niedergang eher nationaler  als internationaler Natur sind. Nach Meinung dieses Autors müssen die Vereinigten Staaten, wenn sie eine Großmacht bleiben wollen, eher interne als externe Probleme lösen. Eine viel größere Herausforderung für Amerikas globales Ansehen ist innenpolitischer Natur. Die US-Gesellschaft ist zutiefst polarisiert und hat fast nirgends einen Konsens erzielt. Im Hinblick auf die Frage Palästina und das israelische  Regime wird diese Kluft in der US-Gesellschaft immer tiefer.  Die USA können  das israelische  Regime aus wirtschaftlichen, militärischen, sicherheitspolitischen und politischen Gründen nicht wie in der Vergangenheit unterstützen, obwohl die Israelis  den Prozess des amerikanischen Niedergangs ignorieren  und immer noch glauben, dass die USA eine Supermacht sind, die völlig hinter diesem Regime ohne Berücksichtigung der Tatsachen steht. Doch sind die USA   nicht mehr die alten USA, und der Niedergang der amerikanischen Macht wird sich direkt auf den Niedergang  des israelischen  Regimes auswirken.

Damit sind wir am Ende des 7. Teils der Beitragsreihe „US-Niedergang in Westasien“ angelangt und sagen Ihnen alles erdenkliche Gut!

 

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