Interview mit Christoph Hörstel
Mehr als fünf Monate nach der Bundestagswahl stimmte eine Mehrheit der SPD-Mitglieder für den Koalitionsvertrag.
Die Große Koalition wird Deutschland auch in der kommenden Legislaturperiode regieren. Dafür haben sich jetzt 66% der an der Abstimmung beteiligten SPD-Mitglieder ausgesprochen, ein gutes Drittel stimmte dagegen. 2013 waren noch 75% für die GroKo, auch ist jetzt die Stimmung in der SPD wesentlich schlechter. Der 179 Seiten lange Koalitionsvertrag liest sich wie eine Werbebroschüre für die künftige Regierung, enthält nirgendwo wirklich neue Ansätze und erscheint damit wie ein Freibrief zum Weiterwursteln in alten Ansätzen, deren Unfähigkeit, den großen Herausforderungen unserer Zeit mit immer drohender heraufziehender Finanzcrash- und Weltkriegsgefahr, wirksam zu begegnen. Ob in Nahost mit Kriegstreibern wie Israel und Saudi-Arabien, ob im Jemen, in Bahrain, in Fernost und der Arktis: An sieben Stellen der Welt brodelt es - und aus Deutschland kommt keine Idee, wie damit deeskalierend umgegangen werden könnte. Doch als Damoklesschwert erscheint das zukunftsunfähige globale Finanz- und Geldsystem, grotesk überdehnt und volatil wie es ist, das offenbar den Großkoalitionären nicht einmal ein Nachdenken wert scheint, obwohl doch in der benachbarten islamischen Welt weitaus gesündere Ansätze zins- und spekulationsfreien Finanzierens und Wirtschaftens zunehmend Raum greifen - und wir damit möglicherweise in eine Welt unterschiedlicher Systeme hineinwachsen, die sich schließlich doch untereinander verständigen werden müssen.
Über Lage und Herausforderungen deutschen Regierens nach dem SPD-Mitgliedervotum sprach Syed Hedayatollah Schahrokny mit dem Bundesvorsitzenden der oppositionellen Neuen Mitte, Christoph Hörstel.