Der Schah-Abbas-Staudamm – Ein Meisterwerk iranischer Wasserbaukunst in Süd-Khorasan
https://parstoday.ir/de/news/iran-i100326-der_schah_abbas_staudamm_ein_meisterwerk_iranischer_wasserbaukunst_in_süd_khorasan
ParsToday – Tief im malerischen Tal von Morteza Ali bei Tabas erhebt sich der Schah-Abbas-Staudamm – ein stilles, aber eindrucksvolles Denkmal mittelalterlicher Ingenieurskunst in Iran.
(last modified 2025-11-15T03:53:01+00:00 )
Nov 13, 2025 19:02 Europe/Berlin
  • Der Schah-Abbas-Staudamm – Ein Meisterwerk iranischer Wasserbaukunst in Süd-Khorasan
    Der Schah-Abbas-Staudamm – Ein Meisterwerk iranischer Wasserbaukunst in Süd-Khorasan

ParsToday – Tief im malerischen Tal von Morteza Ali bei Tabas erhebt sich der Schah-Abbas-Staudamm – ein stilles, aber eindrucksvolles Denkmal mittelalterlicher Ingenieurskunst in Iran.

Der Schah-Abbas-Staudamm, ein bogenförmiges Bauwerk aus dem 14. Jahrhundert und aus der Zeit der Ilchane, staut den Fluss Sardar – einen Nebenfluss des Salzflusses – auf einer Höhe von rund 20 Metern. Wie PressTV berichtet, wurde der Damm in der Regierungszeit von Schah Abbas I. oder II. umfassend restauriert, weshalb er heute den Namen dieses bedeutenden safawidischen Herrschers trägt.

Der Damm wurde aus einer Kombination von Ziegeln, Steinen und Mörtel errichtet. Sein charakteristisches Merkmal ist der spitz zulaufende Bogen am Fundament – ein raffiniertes und durchdachtes Konstruktionsprinzip, das eine präzise Steuerung des Wasserflusses ermöglicht. Normale Hochwasser konnten mühelos unter dem Bogen hindurchfließen, während bei stärkeren Fluten ein Teil des Wassers zurückgehalten wurde, um die Stadt Tabas vor Überschwemmungen zu schützen.

Auch der Standort wurde sorgfältig gewählt, um Sedimentablagerungen hinter dem Damm zu verhindern und die Funktionsfähigkeit dauerhaft zu sichern. Der untere Teil des Bogens, der älteste Abschnitt, wurde direkt in die Felswände des Tals eingearbeitet. Die Ziegel sind radial in den Fels eingelassen, was eine extrem stabile und integrierte Struktur ergibt. Der obere Teil des Damms wurde mit Geröll und kleinen Steinen ergänzt.

Dank dieser innovativen Bauweise und der außergewöhnlichen Stabilität konnte der Schah-Abbas-Staudamm über Jahrhunderte hinweg ohne größere Reparaturen bestehen bleiben.

Neben dem Damm finden sich in den Felsen eingeritzte Darstellungen von Ziegen – vermutlich Spuren des Alltagslebens der Erbauer oder späterer Bewohner dieser Region; feine Berührungen der Geschichte neben der Größe der Ingenieurskunst.

Schah-Abbas-Damm

Das Wasser-Renaissance-Zeitalter der Ilchane und das Erbe des iranischen Staudammbaus

Die Wasserbauprojekte der Ilchane markieren eine Art „hydraulische Renaissance“ auf dem iranischen Plateau – eine Epoche der Wiederbelebung und Innovation nach den Verwüstungen der Mongoleninvasion im 13. Jahrhundert. In dieser Zeit entstanden zahlreiche neue Kanäle, Qanate und Staudämme, darunter der Schah-Abbas-Damm in Süd-Khorasan als eines der herausragenden Beispiele dieser goldenen Ära.

Die Ilchane, die sich stark mit der iranischen Kultur verbanden, restaurierten nicht nur alte Wassersysteme, sondern schufen auch technisch hochentwickelte Dämme, die für ihre Zeit wahre Meisterwerke waren.

Zu den bemerkenswertesten Bauwerken zählt der Kurit-Staudamm nahe Tabas, der mit einer Höhe von 56 Metern als einer der höchsten historischen Dämme Irans gilt. Im Westen des Landes, in der Nähe von Qom, wurde der Kebar-Staudamm mit einer Höhe von 26 Metern und einer Kronenlänge von 55 Metern errichtet – der älteste erhaltene Bogenstaudamm seiner Art, der die westlichen Modelle um mehrere Jahrhunderte übertrifft.

Das Bauprogramm der Ilchane beschränkte sich jedoch nicht nur auf Bogenstaudämme. Sie errichteten auch massive Gewichtsstaumauer wie die Anlagen von Saveh und Shesh-Taraz bei Kaschmar. Diese Bauten spiegeln ein fortschrittliches Verständnis des Wassermanagements und der landwirtschaftlichen Entwicklung im gesamten Reich wider.

Dieses ingenieurtechnische Erbe ist nicht nur ein Symbol iranischer Kreativität und Fachkunst im Ilchanidischen Zeitalter, sondern auch die Grundlage vieler späterer Errungenschaften im Bereich der Wasserwirtschaft.

Kurit-Talsperre

Irans Platz in der globalen Ingenieurgeschichte

Die weltweite Bedeutung der ilchanidischen Dämme – darunter der Schah-Abbas-Staudamm – liegt in ihrer fortschrittlichen Konstruktion: Sie gelten als die ersten echten Bogenstaudämme der Welt, Jahrhunderte vor vergleichbaren europäischen Bauwerken.

Zwar errichteten bereits die Römer Bogenstaudämme, doch ihre Konstruktionen waren meist einfach und primitiv. Werke wie die Dämme von Vallon de Baume oder Esparragaljo in Spanien gehörten zu den frühen Mischformen aus Bogen- und Gewichtsstaudamm: massiv, kurz (bis zu 12 Meter hoch) und statisch weniger effizient.

Die iranischen Dämme aus dem 14. Jahrhundert hingegen stellten einen qualitativen Sprung dar. Sie kombinierten Bogenform und Steinmauertechnik auf neuartige Weise, um den Wasserdruck mit maximaler Stabilität und minimalem Materialeinsatz zu bewältigen – ein Prinzip, das seiner Zeit weit voraus war.

Erst zwei Jahrhunderte später begannen in Europa ernsthafte Versuche mit Bogenstaudämmen, etwa in Spanien mit den Dämmen von Almansa und Tibi. Trotz ihrer beachtlichen Bauhöhe (33 bzw. 46 Meter) blieben sie massiver und weniger elegant konstruiert als ihre iranischen Vorläufer.

Erst im 20. Jahrhundert – mit modernen Materialien wie Beton und neuen Berechnungsmethoden – konnten westliche Bauwerke die iranischen Beispiele in Größe und Dimension übertreffen. Dennoch bleiben die Ilchane und ihre Ingenieure die wahren Pioniere des modernen Bogenstaudamms – ein Vermächtnis, das Irans Platz in der Weltgeschichte der Ingenieurkunst dauerhaft festigt.