Ajatollah Haschemi Rafsandschani  (1)     
(last modified Tue, 10 Jan 2017 23:16:05 GMT )
Jan 11, 2017 00:16 Europe/Berlin
  • Ajatollah Haschemi Rafsandschani  (1)     

Wir möchten im ersten Teil  dieses Beitrages über das Leben und den Kampf Ajatollah Haschemi Rafsandschanis vor dem Sieg der Islamischen Revolution sprechen.

 

Am 8. Januar 2017 erfolgte um 19.30 nach lokaler Zeit in Teheran eine Mitteilung, die   Millionen von Iranern und die Freunde der Islamischen Revolution auf der Welt  in Trauer versetzte. Es war die Nachricht vom Ableben Ajatollah Haschemi Rafsandschanis, des Vorsitzenden des Landesinteressenrates, einem der Kämpfer in den ersten Reihen gegen das unterdrückerische Schah-Regime und ein naher Helfer des Vaters der Islamischen Revolution Iran, Imam Chomeini (selig sei er). Ajatollah Rafsandschani erlag einem Herzversagen.  Tausende von Bürgern versammelten sich vor dem Krankenhaus, in das er zur Wiederbelebung eingeliefert worden war.

                                

Revolutionsoberhaupt Ajatollah Khamenei  sagte in seiner Kondolenzbotschaft anlässlich des Ablebens von Ajatollah Haschemi Rafsandschani, es sei sehr schmerzlich einen Mitkämpfer zu verlieren, mit dem er seit 59 Jahren zusammengearbeitet und befreundet war.  Er fuhr fort: „Welchen  Schwierigkeiten und Engpässen sind wir doch in diesen Jahrzehnten begegnet  und in wie vielen Abschnitten  hat uns gleiches Denken und Fühlen veranlasst, uns auf dem gemeinsamen Weg anzustrengen,  Schwierigkeiten zu erdulden und Gefahren auf uns zu nehmen. Seine  hohe Intelligenz und  außergewöhnliche Herzlichkeit  sind für alle, die mit ihm zusammengearbeitet haben, insbesondere für mich, eine feste Stütze gewesen. Er gehört zu denen, die auf diesem gefahrenvollen, ehrenhaften Weg viel Leid ertragen haben.  Mehrere Jahre Gefängnis und das Ertragen der Foltern durch Savak und dem gegenüber all der  Widerstand, den er geleistet hat, und dann die großen Verantwortungen  während der Heiligen Verteidigung und als Vorsitzender des islamischen Parlamentes und des Expertengremiums usw.: Das alles sind glänzende  Seiten in der bewegten Bibliografie dieses alten Kämpfers.“ Ajatollah Khamenei schrieb in seiner Kondolenzbotschaft weiter:  "Nach dem Verlust von Ayatollah Rafsandschani kenne ich keine weitere Persönlichkeit, mit der ich derartig langfristige gemeinsame Erfahrungen über die Höhen und Tiefen dieser historischen Periode der Islamischen Republik Iran habe."

                              

Ajatollah Rafsandschani, der Vorsitzende des Landesinteressenrates, ist genau an dem Tag verstorben, an dem vor 165 Jahren der bekannte und geschätzte Amir Kabir ermordet wurde. Amir Kabir hat dem Land unter dem Qadscharenherrscher Nasreddin-Schah ungefähr dreieinhalb Jahre würdig gedient und sich mit seinen Reformen große Verdienste gemacht. 

Amir Kabir hat in dieser kurzen Amtszeit als Kanzler  Maßnahmen ergriffen, die seinen Gegnern im Inland und Ausland, insbesondere der Kolonialmacht Britannien missfielen. Diese zettelten eine Verschwörung  gegen ihn an,  so dass der inkompetente Qadscharenkönig  ihn schließlich einsperren und ermorden ließ.   Ajatollah Haschemi Rafsandschani  schätzte diese historische Persönlichkeit, dessen Namen sich in der Geschichte Irans verewigt hat,   sehr. Als noch das tyrannische Schah-Regime herrschte,  verfasste er ein Buch über ihn und nannte es "Amir Kabir – oder: der Held des Kampfes gegen die Kolonialmächte." 

                 

Haschemi Rafsandschani ist 1935 in einem Dorf namens Bahreman, im  Stadtkreis Rafsandschan und der Provinz Kerman,  in einer religiösen Familie, die Landwirtschaft betrieb,  zur Welt gekommen. Mit 14 ging er zum  Studium der Religionswissenschaften nach Qum.  Nach dem Militärputsch, den die Amerikaner und Engländer 1953 gegen die nationale Regierung von Dr. Mosadeq angezettelt hatten,  wurde der junge Rafsandschani auch politisch aktiv. Es war zu der Zeit, dass er Ajatollah Khamenei kennenlernte.  

Besonders ausschlaggebend für den Beginn der  politischen Aktivitäten Rafsandschanis  war die Bekanntschaft mit Imam Chomeini (r.h.). Damals war der Imam noch  nicht so sehr unter der Bevölkerung bekannt.  Im  Theologischen Zentrum in Qum galt er allerdings bereits als angesehener und intelligenter  Religionsgelehrter.  Haschemi Rafsandschani  wurde mit der Zeit zu den engen Schülern Imam Chomeinis. Neben seinem Studium und dem Kampf gegen das Regime  widmete sich Haschemi Rafsandschani auch der Verbreitung Islamischen Wissens. Zusammen mit einigen anderen jungen Theologiestudenten brachte er die Zeitraschrift Maktab-e Taschayo (die schiitische Lehre) heraus. 

Mohammad Resa Pahlavie, der Schah,  hat nach dem Militärputsch von 1953 unterstützt von den USA und England versucht, seine Regierung zu festigen. Da er keinen Rückhalt seitens des Volkes genoss,  musste er sich so gut es ging bei den imperialistischen Mächten anlehnen und dadurch machte er sich von ihnen abhängig.  In diesem Zusammenhang führte er Gesetzesänderungen und  Bodenreformen, die er als Weiße Revolution bezeichnete ein und wollte sich der westlichen Zivilisation anpassen.  Diese Reformen  galten jedoch nichts anderem als der Zerstörung der Kultur und Religion der iranischen Bevölkerung und einer verstärkten Ausbeutung und Bevormundung Irans durch den Westen, mit England und den USA an der Spitze.

                            

Nach dem Ableben von Ajatollah Borudscherdi, dem großen schiitischen Nachahmungsvorbild in religionsrechtlichen Fragen,  wurde Imam Chomeini als eine Instanz der Nachahmung an der Theologischen Hochschule von Qum und im ganzen Lande bekannt. Mit Hilfe   mutiger und kampfbereiter Schüler wie Haschemi Rafsandschani  hat Imam Chomeini  die Bevölkerung darüber aufgeklärt, welche Ziele der Schah verfolgt, und dass er mit seinen Bodenreformen in Wirklichkeit  die Ausbeutung des Landes durch die Imperialisten verursacht.  Die entlarvenden Ansprachen des Imams rüttelten an den Sockeln des tyrannischen Regimes von Mohamad Resa Pahlavi. Also setzte der Schah die Verfolgung und Festnahme der politischen und religiösen Aktivisten und die Einschränkung der Freiheitsrechte  auf die Tagesordnung. Denn die Enthüllungen durch Imam Chomeini und seine Schüler beunruhigten ihn.

 

Das Schah-Regime ließ  im März 1963 als erstes die größte und bekannteste  Madreseh  des Theologischen Zentrums in Qum (Howzieh-ye Elmieh) , nämlich die Madreseh Feyzieh  stürmen. Bei diesem blutigen  Angriff  fanden Hunderte den Tod bzw. wurden verletzt oder festgenommen.  Einer der verhafteten Theologieschüler ist Ajatollah Haschemi Rafsandschani gewesen.  Während zuvor der Militärdienst für die Theologieschüler keine Pflicht war, ordnete der Schah an, dass sie ab sofort zum Wehrdienst müssen. Rafsandschani war einer der ersten Theologieschüler, die  zur Armee mussten.

            

Nach dem   15. Chordad 1342,  sprich:   5. Juni 1963,  an dem die Ordnungs- und Sicherheitskräfte des Schahs  Dutzende von Menschen getötet, verletzt und inhaftiert hatten,  setzte die Bewegung Imam Chomeinis gegen das unterdrückerische Schah-Regime ein. Nach diesem Aufstand und nach einem kurzen Urlaub kehrte Rafsandschani nicht mehr in die Kaserne zurück und verbarg sich für einige Monate in seinem Heimatdorf. In dieser Zeit übersetzte er das  Buch "Das Schicksal Palästinas - oder das schwarze Zeugnis des Imperialismus“   von Akram Zaiter. Er fügte eine Einleitung hinzu, welche in Wahrheit  ein Protest gegen die inländische Diktatur und die Vorherrschaft von außen war und die Situation der Muslime, insbesondere der Unterdrückten in Palästina vor Augen führte.  Dieses Buch hinterließ eine tiefe Wirkung bei den Intellektuellen und  Revolutionskämpfern. 

                             

Als Imam Chomeini im November 1964  in die Türkei und anschließend  in den Irak  verbannt worden war,  begann ein neues Kapitel in der Geschichte des Kampfes seiner Schüler gegen das Regime. Wie alle anderen Schüler Imam Chomeinis  und politisch und religiös aktiven Regimegegner wurde auch Haschemi Rafsandschani verfolgt.  Er wurde von dem Geheimdienst des Schahs, dem gefürchteten  Savak, wiederholt festgenommen und gefoltert.  Aber damit konnten sie seinen und den Willen der anderen Schüler Imam Chomeinis nicht brechen. Ali Akbar Haschemi Rafsandschani  nutzte im Gefängnis die Gelegenheit, um Bücher und Artikel zu schreiben und mit den Mitgefangenen über den Islam zu sprechen.  Jedes Mal wenn er wieder entlassen worden war,  setzte er seine politischen und religiösen Aktivitäten gegen das Schah-Regime fort und half außerdem den Familien der politischen Gefangenen. Haschemi Rafsandschani ist einer der wichtigsten Personen bei der Organisierung des Kampfes gegen das Schah-Regime gewesen.  Er stand in engem Kontakt mit Imam Chomeini im Irak und auch als dieser den Irak verlassen musste und nach Paris ging und  die Demonstrationen im Iran gegen den Schah ihren Höhepunkt erreicht hatten.   Sein Name befand sich unter den ersten auf der Liste  Imam Chomeinis Liste für die Zusammenstellung des Revolutionsrates.

  Haschemi Rafsandschani  war nicht nur  in den ersten Reihen der Kämpfer gegen das Schahregime und er gehörte nicht nur zum engen Kreis der Anhänger Imam-Chomeinis und Anführer der islamischen Revolution, sondern zählte auch nach dem Sieg zu den wichtigen Persönlichkeiten, die  die Grundlagen der Revolution festigten und zum Fortschritt des Irans beitrugen und einen Ausgleich zwischen den  verschiedenen politischen Gruppen nach der Revolution  herstellten.  Im nächsten Teil möchten wir über das politische Wirken  Ajatollah Haschemi Rafsandschani  nach dem Sieg der Islamischen Revolution sprechen.