Interview mit Dr. Yavuz Özoguz
"... hier gibt es nicht die Einteilung, wie wir sie im Islam haben, dass Terror jeglicher Art zu verurteilen ist, sondern die westliche Welt unterscheidet zwischen einem "guten" und einem "bösen" Terrorismus. Der gute Terrorismus ist der, der der westlichen Welt nützt, und der böse Terrorismus ist eben der, der schadet."
Parstoday: Herr Dr. Özoguz ich darf Sie ganz herzlich begrüßen zu diesem Interview.
Özoguz: Ich begrüße Sie auch ganz herzlich aus Deutschland.
Parstoday: Herr Dr. Özoguz, am Mittwoch letzter Woche griffen zwei Terrorgruppen etwa zeitgleich zwei symbolische Plätze in Teheran, nämlich das "Imam Khomeini-Mausoleum" und das Parlament an. Siebzehn Menschen starben und 52 weitere erlitten Verletzungen. Ich höre gerne zunächst Ihre Analyse dazu.
Özoguz: Nun, bevor wir diese tragischen Terroranschlag analysieren, möchte ich zunächst einmal mein Beileid und meine Kondolenz ausdrücken, an die Familien der Verstorbenen und den Familien viel Geduld und allen schwer verwundeten und verwundeten die baldige Genesung wünschen. Wir drücken unsere Kondolenz vor allem unserem Imam-ul-Umma Imam Khamenei (Gott schütze Ihn) aus.
Das war eine - ja ich muss fast schon sagen - zu erwartene Aktion, denn bisher war es immer so, dass der Krieg gegen die Islamische Republik Iran und gegen ihre Heiligkeit Imam Khamenei durch die imperialistische Kräfte und deren Zöglinge und Marionetten, die IS, indirekt geführt worden ist. d.h. indirekt über Syrien, indirekt über Jemen, indirekt auch im Irak und indirekt vor allem im Softwar, im Medienkrieg und vieles andere mehr. Nur, sie haben inzwischen festgestellt, dass sie mit diesem indirekten Krieg eigentlich überhaupt keinen Erfolg erzielen konnten. Der direkte Krieg, der acht Jahre der IRI auferlegt wurde, liegt nun auch schon eine Weile zurück und so soll hier offensichtlich mal wieder angedroht werden, einen direkten Krieg zu schwüren. Man kann das an bestimmten Reaktionen ersehen, wenn man diese analysiert. Schauen wir uns doch die Zahlen an, die Sie genannt haben. Sie haben also Zahlen, die durchaus vergleichbar sind mit den Terroranschlägen, die in ähnlicher Zeit sehr sehr Zeitnah hier in Europa stattgefunden haben. Es gab Kondolenzbotschaften ohne Ende. Es gab Gedenkminuten in den verschiedene Städten. Es gab Sondersendungen in den ARD und ZDF. usw. ich will das jetzt gar nicht alles aufzählen. Und das Gleiche passiert in Teheran, und was haben wir als Reaktion? Nun ich kann es überspitzt zusammenfassen, die Reaktion in der westlichen Welt war geradezu nahezu Null, zumindest von den offiziellen Stellen. Es wurde zwar einigermaßen Sachlich darüber berichtet, aber das war es dann auch. Ein ernsthaftes Beileid, ein Mittrauern, ein Solidarisieren, all das gab es nicht. Das ist nur dann möglich, wenn man letztendlich die Opfer und die Täter miteinander verwechselt. Und das liegt hier ganz offensichtlich vor. Die IS - und das wird immer deutlicher - ist ein Zögling der westlichen Welt und hat nicht zum Ziel, etwa gegen antiislamische Kräfte vorzugehen, sondern sie hat zum Ziel, die wahre islamische Befreiungstheologie zu zerstören. Und das tut sie zum Einen, indem sie ein Bild des Islam an die Wand malt, das Katastrophal ist, und auf der anderen Seite jetzt inzwischen auch durch den offenen Kampf und Krieg gegen die IRI. Also für mich war das ein Angriff der westlichen Welt. Fragen Sie mich jetzt nicht, welches Land genau dahinter steckt und welcher Geheimdienst? Die kooperieren ja ohnehin miteinander. Belassen wir es bei der Aussage: die westliche Welt angeführt von USA und Israel. Gott sei Dank, aber der Angriff hat keinerlei Erfolg gezeigt
Parstoday: Herr Dr. Özoguz lassen Sie mich hier einen Satz in etwa zitieren: "Ein Staat, der den Terror unterstütze, werde selbst Ziel von Terroranschlägen", schrieb der US-Präsident Donald Trump in seinem Twitter-Account. Was meinen Sie dazu?
Özoguz: Nun dieser US-Präsident hat die Aufgabe, den weltweiten Clown zu spielen, der die Medien füllt, damit die Menschen von dem eigentlichen Krieg abgelenkt werden und sich nicht auf die wahren Dinge konzentrieren. Nun was meinen die USA? Es ist so, dass Trump da irgendwas herumtwittert, herumzwitschert, müsste man sagen. Das hat keine Bedeutung. Aber tatsächlich denkt ein Teil der Eliten der westlichen Welt so. Und da ist die Frage, was ist damit gemeint? Nur, die IRI steht an der Seite aller Unterdrückten dieser Welt. Das ist verfassungsmäßiger Auftrag der Bürger der IRI. Sie haben eine Verfassung verabschiedet, in der genau dieser Umstand drin steht. Es ist also keine Tagespolitik oder so, sondern ein ewiger Anspruch dieser islamischen Republik, und das bedeutet natürlich, dass sie im Widerstand steht, im Widerstand gegen Imperialismus, im Widerstand gegen Kapitalismus, im Widerstand gegen Zionismus und vieles andere mehr. Und all siese "Ismen" sind Ausdrucksformen des westlichen Herrschaftsanspruches. Und so steht natürlich die Islamische Befreiungstheologie im Widerstand gegen die westliche Welt, zwangsläufig. Zwar gibt es einige Bemühungen der USA über die amtierende Regierung gewisse Kompromisse auszuarbeiten, aber das scheitert schon alleine an der Weisheit Imam Khameneis und auch an einem Großteil der Bevölkerung. Entsprechend ist der große Satan - wie Imam Khomeini die USA genannt hat - natürlich sehr sauer darauf und sagt solche Dinge. Tatsächlich ist es so, dass man mit dem Zeigefinger auf eine Person zeigt, dann zeigen drei Finger auf einen selbst. Und es sind die USA, die den Terror weltweit unterstützen und es sind die USA, die auch in Panik geraten, wenn es zu Terroranschlägen in ihren Ländern kommt, obwohl die Wahrscheinlichkeit, bei einem Terror in einem dieser Länder in der westliche Welt zu sterben um zigfache niedriger ist als alle möglichen Volkskrankheiten, wie Herzinfarkt oder Krebs. Dennoch haben die Leute mehr Angst vor Terroranschlägen. Hier muss man auch den Angstfaktor berücksichtigen. Der Angstfaktor ist ein Faktor, mit dem man Bevölkerungen manipulieren möchte. Aber das klappt und funktioniert nur in der westlichen Welt. Die Geheimdienste, die hier diese Anschläge initiieren, schaffen es zumindest teilweise eine gewisse Angst in der westlichen Welt zu etablieren. Das gelingt aber in der IRI absolut nicht, wie wir das nicht nur aus den Reden erkennen konnten. Allein die Tatsache, dass die Parlamentssitzung, obwohl draußen geschossen wurde, unverändert fortgesetzt wurde, ist schon eine kleine Sensation, die eigentlich eine Sondersendung in der ganzen Welt zeigen müsste. Aber diese Szenen hat man nur im Iran, und nur beim PressTV gesehen, aber nicht in der westlichen Welt. Die westliche Welt hat solche Szenen verheimlicht, denn ein Parlament von Unerschrockenen ist natürlich das schlimmste, was sich die westliche Welt in der IRI vorstellen kann. Aber auch in den Reaktionen danach, wie Imam Khamenei kondoliert hat und gleichzeitig darauf angewiesen hat, dass die IRI von den eigentlichen Zielen nicht abdrücken wird, zeigt, dass diese Terroranschläge letztendlich hoffnungslose Taten eines untergehenden westlichen Verbrechersyndikats sind. Lassen Sie mich noch an dieser Stelle meinen Glückwunsch an die Sicherheitskräfte ausdrücken. Denn so sehr zwei Symbole getroffen werden sollten, muss man sagen, so richtig getroffen sind sie dann doch nicht. Letztendlich im Parlament haben sie zwar einige Wachleute erschießen können, aber mehr haben sie nicht geschafft. Und bei Imam Khomeini-Mausoleum gab es zwar ziemlich viele Verletzte, aber wenn man sich einmal vorstellt, das waren letztendlich drei Selbstmordattentäter mit Sprengstoffgürteln. Wenn die alle drei an Ihren Ziel detoniert wären, dann hätte es aber eine ganz andere Zahl an Toten gegeben, als wir sie jetzt vernommen haben. Gott sei Dank. Entsprechend kann man also sagen, dass die Sicherheitskräfte im Iran sehr wachsamen sind, und das in einer Situation, in der sie gar nicht mehr so offen auftreten. Wenn Sie z.B. heutzutage in Frankreich oder in Tschechien oder in einem anderen europäischen Land, sei es mit Ausnahmezustand, wie in Frankreich, oder nicht mit Ausnahmezustand, wie im Tschechien auf der Straße spazieren gehen, dann sehen sie an jeder Ecke einen mit Maschinengewehr beladenen Polizisten, teilweise Soldaten in Uniform und vieles andere mehr. Also Dinge die diese Bevölkerung hier gar nicht kennen, was natürlich zusätzliche Angst verbreitet. Hingegen in der IRI, alle die, die das Land besuchen, sagen, dass sie ganz selten so schwer bewaffnete Sicherheitskräfte treffen, d.h. sie halten sich im Hintergrund, und sind aber zur Stelle, wenn sie benötigt werden. Also, die Welt scheint sich wirklich auf den Kopf zu drehen, und die IRI hat hierbei eine Schlüsselrolle im Widerstand gegen das westlichen Verbrechersystem.
Parstoday: Herr Dr. Özoguz, es scheint, dass der Terrorismus ein globales Problem ist. Man ruft immer zu Geschlossenheit, zu Zusammenarbeit gegen Terror auf, aber Taten folgen überhaupt nicht. Woran liegt das?
Özoguz: Ja, genau das Gegenteil passiert hier. Es ist ja nicht nur, dass keine Taten folgen, sondern die Terroristen werden auch mit Waffen ausgerüstet. Nun woran liegt das? Das liegt einfach daran, dass für die westliche Welt jedes Mittel erlaubt ist, um Ihre Ziele zu erreichen. Das ist z.B. ein Gegensatz zu der Befreiungstheologie der IRI. Die IRI darf keine Atombomben bauen, weil das den Menschlichkeitsvorstellungen des Islam widerspricht. Die IRI darf keinen Terror verbreiten, weil Terror unmenschlich ist und der Islam diesbezüglich alle Menschen gleich behandelt. All das darf die IRI nicht und hält sich auch entsprechend daran, weil der Oberbefehlshaber, der höchste geistliche ist. Aber die westliche Welt hat solche moralischen Maßstäbe nicht. Für die westlich Welt zählt ausschließlich der Erfolg des Kapitalismus. Und für den Kapitalismus ist jedes Verbrechen erlaubt. und entsprechend werden Terrororganisationen, die den eigenen Interessen dienen, auch unterstützt. Das betrifft ja nicht nur den Iran, das betrifft ja viele andere Länder auch. Es werden ja auch Staaten unterstützt, die wiederum ganz offen die Terrororganisationen unterstützen, wie z.B. Saudi-Arabien, oder Besatzungsregime, die Teil ihrer eigenen Bevölkerung terrorisieren, wie das zionistische Regime. Das heißt, hier gibt es nicht die Einteilung, wie wir sie im Islam haben, dass Terror jeglicher Art zu verurteilen ist, sondern die westliche Welt unterscheidet zwischen einem "guten" und einem "bösen" Terrorismus. Der gute Terrorismus ist der, der der westlichen Welt nützt, und der böse Terrorismus ist eben der, der schadet. Der Islam und die Befreiungstheologie, die von der IRI ausgeht, sagen aber nein. Terrorismus ist in jeder Form zu verurteilen, ob sie jetzt von einem Staat ausgeführt wird oder von Privatpersonen. Insofern werden diese zwei Systeme nicht aufeinander kommen können. Aber wir sehen, wie die westliche Welt immer weiter schwächelt. Wir haben jetzt einen riesen Zusammenschluss, in Asien gesehen, die inzwischen die Hälfte der Weltbevölkerung einschließt. Wir haben die IRI als geistige Quelle für den Widerstand gegen diesen westlichen Imperialismus und wir sehen, wie die westliche Welt in immer schwierigeres Fahrwasser gerät, sei es sein Finanzsystem und auch andere Systeme. Ich habe da große Hoffnung für die Zukunft, für schon die nahe Zukunft, dass wir vielleicht doch von dieser Geißel des Terrorismus befreit werden können. Nicht weil die westliche Welt mit dem Rest der Welt kooperiert, um Terrorismus zu besiegen, sondern weil die westliche Welt vielleicht nicht mehr stark genug sein kann um den Terrorismus zu unterstützen, den sie derzeit sehr massiv unterstützt, und übrigens an aller erster Stelle neben Israel natürlich die USA.
Parstoday: Herr Dr. Özoguz, dieses Terrorismusproblem besteht auch im Westen. Das kann man nicht klein reden. Aber dagegen gibt es keine Entschlossenheit. Worauf führen Sie das zurück?
Özoguz: Die terroristischen Anschläge in der westlichen Welt haben nicht dazu geführt, dass die Regierungen dazu geneigt sind, ihre Bevölkerungen weiter zu befreien und ihre Bevölkerungen zu erziehen und ihnen Hintergründe zu erklären, sondern genau das Gegenteil ist ja angetreten. Diese Terroranschläge wurden dazu missbraucht, Freiheitsrechte einzuschränken. Sie wurden missbraucht, um Gesetze durchzuboxen, die man sonst nicht hätte durchboxen können. Sie wurden dafür missbraucht, weiter größere Abhöraktionen durchzuführen und vieles andere mehr. Insofern haben die westlichen Regierungen die Terroranschläge missbraucht, um ihre eigene Herrschaft zu sichern. All das darf man dabei auch nicht übersehen. Und hier muss man natürlich einen Faktor berücksichtigen, der in der Bevölkerung zwar bekannt ist, aber an das die Bevölkerung gar nicht denken möchte, obwohl es das kennt. Es gab in der Vergangenheit viele viele Aufdeckungen , dass so die eine oder andere Terrorattacke durch eigene Geheimdienste durchgeführt wurde, um bestimmte Gesetze zu verschärfen. Das ist nachgewiesen. Das ist bekannt. Dennoch möchte kein westliche Bürger glauben, dass das systematisch durchgeführt wird. Solche Aktionen, die unter dem Stichwort Gladio bekannt sind. Aber dennoch möchten die Bürger in der westlichen Welt, weiter an die gute Regierung glauben, die eben nicht Verbrechen begeht. Nun, wenn sie die Verbrechen im Inland nicht begangen haben sollte, so unterstützt sie auf jeden Fall Terrororganisationen im Ausland. Daran gibt es keinen Zweifel. Teilweise werden terroristischen Organisationen beziehungsweise ihren Mitgliedern noch Asyl gewährt im eigenen Land, und sie werden nicht ausgeliefert, selbst wenn es sich um Verbündete handelt, und vieles andere mehr. Also ich zweifele an den Friedenswillen der westlichen Welt. Ich zweifele daran, dass sie von diesen Terroranschlägen irgendetwas gelernt haben, und auch wirklich ernsthaft dagegen vorgehen wollen. Für die westliche Welt zählt nur der Kapitalismus. Wenn es dem Kapitalismus dient, was dort passiert, dann ist das nützlich. Wenn es schadet, dann ist das schädlich. Und dann kann man natürlich mit diesem Maßstab einen sehr einfachen Blick werfen. Man muss nach den Terroranschlägen einfach auf den Wallstreet, auf die Aktienmärkte schauen: Brechen sie ein oder nicht. Und man muss erstaunlicherweise feststellen, dass anders als z.B. beim 11. September, als die Aktienmärkte zusammengebrochen waren, dass es bei den letzten Terroranschlägen nicht mal eine Zuckung der Aktienmärkte gab. Insofern, scheint hier eine gewisse Resistenz vorzuliegen und die Terroranschläge schaden dem Kapitalismus nicht mehr. Insofern geht man auch nicht mit dem Nachdruck dagegen vor, der notwendig wäre weltweit in der Kooperation, um das ganze einzudämmen.
Parstoday: Vielen Dank Herr Dr. Özoguz für diese Einschätzungen.
Das Interview wurde geführt von: Seyyed-Hedayatollah Shahrokny