Interview mit Willi Wimmer
https://parstoday.ir/de/news/world-i37161-interview_mit_willi_wimmer
„…deswegen gibt es auch eine große Sorge, dass die Anwesenheit des israelischen Ministerpräsidenten, Netanjahu, in diesem Jahr in München zu dieser Konferenz, der Auftakt ist, gegen andere mobil zu machen.“
(last modified 2025-03-07T11:11:43+00:00 )
Mrz 02, 2018 21:30 Europe/Berlin

„…deswegen gibt es auch eine große Sorge, dass die Anwesenheit des israelischen Ministerpräsidenten, Netanjahu, in diesem Jahr in München zu dieser Konferenz, der Auftakt ist, gegen andere mobil zu machen.“

ParsToday: Herr Wimmer, ich darf Sie ganz herzlich begrüßen, zu diesem Interview!

Wimmer: Guten Tag, Herr Shahrokny, guten Tag nach Teheran!

 

ParsToday: Herr Wimmer, derzeit läuft in München.  Vertreter und Sicherheitsexperte aus verschiedenen Ländern nehmen an dieser Konferenz teil. Was sind dieses Jahr die wichtigsten Themen dieser Konferenz?

Wimmer: Also, Herr Shahrokny, wenn man sich in der deutschen Bevölkerung umhört, haben die Leute Angst, dass diese Kriegskonferenz wieder stattfindet. Man könnte ja annehmen, wenn man den bloßen Titel dieser Konferenz sieht, dass es sich wirklich um  einen Austausch zwischen den Experten auf der ganzen Welt gibt, was die Gefahren für Stabilität und Frieden anbetrifft und wie man Stabilität und Frieden  herstellen kann. Stattdessen ist diese Konferenz zu einer Kriegskonferenz mutiert, vor allen Dingen seit dem völkerrechtswidrigen Krieg gegen  die Bundesrepublik Jugoslawien und der amerikanischen Politik gegenüber der Russischen Föderation, es zu einer neuen Auflage des Kalten Kriegs kommen zu lassen, deswegen sehen die Menschen hier in Deutschland, diese Konferenz zwar als eine Veranstaltung an,  die von ihren Steuergeldern finanziert wird, aber  keinesfalls den Willen des deutschen Volkes repräsentiert.

 

ParsToday: Herr Wimmer, Sie sprachen ein Paar Mal von der Kriegskonferenz. Was meinen Sie?

Wimmer: Ja, das habe ich ja aus meiner Sicht schon mit der Antwort auf Ihre erste Frage versucht, zu erläutern. Wenn man fair miteinander umgehen würde, wenn man die Interessen  auf den Tisch legten könnt, dann würde die Konferenz ein hohes Ansehen haben. Aber wir haben in den zurückliegenden zweieinhalb Jahrzehnten erlebt, es ging immer darum, amerikanische, britische und französische Kriege zu legitimieren, sie vorzubereiten, deswegen gibt es auch eine große Sorge, dass die Anwesenheit des israelischen Ministerpräsidenten, Netanjahu, in diesem Jahr in München zu dieser Konferenz, der Auftakt ist, gegen andere mobil zu machen. Und das ist das, was diese Konferenz zu verhängnisvoll macht. Man braucht, sich nur einmal die Zahlen anzusehen, wer dahin kommt. Das sind die Repräsentanten der Bevölkerung alleine schon aus Deutschland nicht mehr vorhanden. Wenn man sich ansieht, wie die Mehrheitsverhältnisse in dieser angeblichen Konferenz sind, dann weiß man, dass hier die Nato-Linie unter allen Umständen um- und durchgesetzt werden soll. Also, vor diesem Hintergrund ist das eine Konferenz, bei der man nur noch Kopfschmerzen kann.

 

ParsToday: Herr Wimmer, diese Konferenz war überschattet, zum einen von dem Streit zwischen zwei Nato-Staaten, nämlich USA und die Türkei, und zum anderen von dem Nato-Aufmarsch an der russischen Grenze. Wie wird dies auf der Konferenz gesehen und beurteilt?

Wimmer: Ja, das hat man heute Morgen in dem kurzen Redebeitrag des deutschen Außenministers Gabriel gesehen, der eigentlich für diejenigen, die genau zugehört haben, die bedrohlich Situation beschrieben hat, mit der wir derzeit auf der Welt zutun haben. dann muss man sich natürlich fragen, endlich einmal ein Lichtblick eines deutschen Ministers aus Berlin. Und die Tragik besteht dann darin, dass die eigene Partei ihn absägt. Das ist die Situation, mit der wir zutun haben. Das macht natürlich deutlich, dass "Nichts mehr im Lot ist", wie man so schön sagt. Und das äußert sich sogar in Zusammenhang mit Personalentscheidungen. So das ist das eine. Das zweite ist, im Vorfeld dieser Konferenz hat der französische Präsident Macron eine sogenannte rote Linie gegenüber der legitimen syrischen Regierung  Assad in Zusammenhang mit einer möglichen Nutzung bestimmter Waffentypen in Syrien aufgemacht. Dann kann ich vor dem Hintergrund der Erfahrung, die wir in den letzten Jahrzehnten mit den französischen Republik nach François Mitterrand gemacht haben, nur sagen: Wir haben die Nase voll von diesen "Möchtegern" Macronios, die uns immer wieder Kriege präsentieren und die Situation in der Nato und in der Europäischen Union ist doch die; wir sollen jetzt in der Europäischen Union mit dieser französischen Republik, die kriegstreiberisch unterwegs ist,  sollen wir eine gemeinsame Verteidigungspartnerschaft aufmachen, ja möglicherweise zur Vernichtung unserer Nachbarn in anderen Teilen der Welt. Das geht auf keiner Kuhhaut mehr und deswegen muss man sich fragen, ob die angelsächsischen Staaten und die Französische Republik eigentlich  nahtlos an die Kriegspolitik seit 1871 anknüpft. Das hat schon mal die Welt ins Elend stürzt. Muss das wieder passieren? Vor diesem Hintergrund werden Sie verstehen, wenn man - wenn man die Redebeiträge auf dieser Konferenz anbetrifft, es wirklich nicht mehr hören kann. 

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Das Interview wurde geführt von: Seyyed-Hedayatollah Shahrokny

 

Anmerkung: 1.  Das Interview wurde am 02. Konferenztag aufgezeichnet!

                       2. Das Interview in voller Länge im Audio: