Die Welt nach Covid-19 (2)
Die Ausbreitung des neuartigen Corona-Virus von China auf die ganze Welt, hat die Menschheit mit einer einmaligen Krise konfrontiert. Die Mehrheit der Bevölkerung rechnet damit, dass dieses Virus längere Zeit überdauern und der Weltbevölkerung einen Albtraum bereiten wird.
Bislang haben regionale und teilweise internationale Konflikte und Krisen nur einen Teil der Weltbevölkerung wirtschaftlich in Mitleidenschaft gezogen und mindestens sieben Jahrzehnte lang, nämlich ab Ende des Zweiten Weltkrieges haben wir keine Folgen, wie sie Covid-19 nach sich zieht, erlebt. Im Laufe der letzten Wochen hat das neuartige Corona-Virus und die Ausgangssperre für Millionen von Menschen die Weltwirtschaft an den Rand des Zusammenbruchs befördert. Trotz aller Vorkehrungen von Regierungen rechnen Wirtschaftsexperten mit der schwersten Weltwirtschaftskrise, schlimmer noch als in den 30iger Jahren.
Das wichtigste Problem in der post-Corona-Ära wird die Weltwirtschaft sein. Viele Analytiker sagen voraus, dass angesichts der schweren negativen Auswirkungen von Covid-19 auf die Wirtschaft der Länder und insbesondere auf die Wirtschaft der G 20 (Gruppe der zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländer ) auch nach Beseitigung der Pandemie, die Wirtschaft der einzelnen Staaten und die internationalen Wirtschafts- und Handelssysteme entscheidende Veränderungen erfahren, wofür es bereits Vorzeichen gibt.
Wie die Vereinten Nationen bekanntgaben, hat die schnelle Verbreitung von Covid-19 unmittelbar einen erheblichen Rückgang bei Investitionen zur Folge gehabt, und man rechnet damit, dass direkte Neu-Investitionen weltweit 40 Prozent weniger betragen werden als der im Januar 2020 prognostizierte Wert von 5 Prozent Zuwachs. Die Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung UNCTAD ließ in einem Bericht wissen, es sei offensichtlich, dass die Bemühungen um Eindämmung der Verbreitung des Corona-Virus und Schließungen überall auf der Welt ohne Beachtung der Zusammenhänge mit dem weltweiten Versorgungs- und Angebotsnetz, verheerende Folgen für alle Wirtschaftssysteme haben werden. Es herrsche Einvernehmen darüber, dass sich zumindest die Mehrheit der wichtigsten Wirtschaftssysteme einer ernsthaften Rezession gegenüber sehen wird.
Das Anhalten und die starke Ausbreitung von Corona in Europa und den USA einerseits und andererseits der Rückgang der Corona-Krise in anderen Ländern, zeugen davon dass die politischen und gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und industriellen sowie Handelsstrukturen des Westens einen schweren Schlag hinnehmen müssen. Die USA als Anführer des Westens werden die meisten Schäden erfahren, zumal die Corona-Epidemie nicht nur die Inkompetenz der Trump-Administration beim Krisenmanagement demonstriert, sondern auch die Brüchigkeit der US-Wirtschaft und die Unzulänglichkeit des Gesundheitssystems in diesem Land zum Vorschein gebracht hat. Die US-Wirtschaft gerät durch die Epidemie langfristig weiter in Engpässe und Covid-19 könnte eine Arbeitslosigkeit bis zu 20 Prozent in diesem Land auslösen. Die westlichen Länder scheinen, trotz ihres Reichtums, ihrer wissenschaftlichen Fortschritten und relativen Sicherheit von dem unerwarteten unsichtbaren Feind namens Corona-Virus in die Knie gezwungen zu werden.
Die Globalisierung des Handels hat die Wirtschaft der Länder in Richtung einer Spezialisierung gedrängt, so dass die meisten Staaten ihre Bedürfnisse nicht mit den nationalen Kapazitäten decken können. Aber der Ausbruch von Covid-19 hat zur Folge, dass sogar innerhalb der Europäischen Union, deren Idee von offenen Grenzen für die Mitgliedsstaaten ausgeht, eine Schließung der Grenzen bzw. strenge Grenzkontrollen erwogen wurde.
Einige Meinungsvertreter meinen zwar dass Grenzschließungen nicht lange fortgesetzt werden sollen- In Wirklichkeit aber werden zur erfolgreichen Bekämpfung des Virus innerhalb eines Landes Kontrollen an den Grenzen zu Luft und Boden und See erforderlich sein, um ein erneutes Eindringen des Corona-Virus abzuwehren. Dadurch werden natürlich viele Barrieren für den freien Handel entstehen.
OECD – die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung warnte, dass in den kommenden Monaten einige Wirtschaftsmächte der Welt eine Rezession erfahren werden und die Wiedergutmachung der wirtschaftlichen Schäden von Covid-19 Jahre dauern wird.
OECD-Generalsekretär Ángel Gurría betonte, der wirtschaftliche Schaden der Corona-Pandemie sei größer als der der Weltwirtschaftskrise 2008. Selbst wenn es keine internationale Krise geben sollte, so würden doch einige Wirtschaftssysteme auf der Welt entweder überhaupt kein oder ein negatives Wachstum erleben. Nach Ansicht der OECD wird dies auch bei einigen großen Wirtschaftsmächten der Fall sein. Er erklärte: „Wir sind nicht nur dieses Jahr Zeuge eines geringen Wachstums sondern es wird ebenso in Zukunft seine Zeit brauchen, bis sich das Wirtschaftswachstum wieder verbessert.“
Die langfristigen Folgen der Corona-Krise bereiten der Weltbevölkerung Sorgen und die meisten Wirtschaftsbeobachter sagen, dass die Weltwirtschaft eine weitgehende einmalige Rezession erfahren wird. Deren Anfänge zeigen sich bereits jetzt in den USA. Die bevorstehende Rezession ist vor allem darauf zurückzuführen, dass zur Bekämpfung von Covid 19 vermeidbare soziale Kontakte verringert wurden, was zum Rückgang vieler wirtschaftlicher Tätigkeiten geführt hat.
In den Entwicklungsländern ist die Situation natürlich schlimmer. Laut internationalen Berichten benötigen die Märkte in den Entwicklungsländern ungefähr 2,5 Trillionen Dollar für ihre Regeneration. Gemäß Bekanntgabe des Internationalen Währungsfonds haben inzwischen 80 Länder einen Antrag auf Kredithilfen an diesen Fonds gestellt. Nicolas Burns, ehemaliger US-Vize—Außenminister und Dozent an der Universität Havard erklärt, die Covid-19 Pandemie sei die größte Weltkrise des jetzigen Jahrhunderts und von einem riesigen Ausmaß. Auch nach seiner Meinung kann die Pandemie eine schlimmere Finanz-und Wirtschaftskrise als die von 2008/2009 zur Folge haben. Burns sagt, jede Krise könne eventuell einen Schock auslösen, der auf Dauer eine Veränderung im internationalen System und im Mächtegleichgewicht erzeugt.
Einige Experten stellen bereits Vermutungen für die Lage der internationalen und der nationalen Wirtschaft in der post-Corona-Ära auf, wobei sie verschiedene Fälle prognostizieren. Zum Beispiel den Fall, dass einige neue Wirtschaftsakteure auf der Welt und in den Regionen auftreten, die vor Ausbruch des neuartigen Corona-Virus keine Chance hatten, sich auf dem Schauplatz zu behaupten. Außerdem werden nach Ansicht dieser Fachleute neue Formen der Handels- und Wirtschaftsunionen entstehen, während einige andere zusammenbrechen werden. Dazu kommt, dass die staatlichen Wirtschaftsakteure in den ersten Monaten oder sogar den ersten Jahren der post-Corona-Ära eine größere Rolle übernehmen werden, entweder um die Schäden der Corona-Krise wieder gut zu machen, oder sich dieses Argumentes als Vorwand für mehr staatlichen Einfluss zu bedienen. Analytiker vermuten, dass die Weltwirtschaft in Zukunft sich damit befassen muss, dass einerseits der Nationalismus und das Interesse am Wachstum der Nationalwirtschaften wachsen und andererseits die Verknüpfung der Wirtschaft der Länder angestrebt werden soll. Es wird vorausgesehen, dass einige Teile der Wirtschaft auf nationaler und grenzüberschreitender Ebene schwere Schäden erleiden werden, zum Beispiel die Transport-, Tourismus- und Konsumindustrie .Diese werden sich einer Rezession gegenübersehen und es schwierig haben, sich über Wasser zu halten.
Unter der wachsenden Wirtschaftsrezession werden der Erdöl- und Gas-Energiesektor und die angeschlossene Industrie in naher Zukunft ernsthaft zu leiden haben. Dies zeichnete sich bereits bei dem einmaligen Preissturz des Erdöls ab. Ein Hauptgrund ist der starke Nachfragerückgang auf den Weltmärkten, ausgelöst durch die Corona-Pandemie und den Rückgang der industriellen Aktivitäten überall auf der Welt, insbesondere in China, Europa und den USA.
Natürlich hat der Streit zwischen den zwei großen Öllieferanten Saudi Arabien und Russland auch eine Rolle bei diesem starken Preisabfall gespielt. Die Zukunftsperspektiven für die Nachfrage nach Erdöl sehen wegen Ausbruch des Corona-Virus und der Quarantäne in vielen Ländern nicht rosig aus. Einige im Erdölgeschäft vermuten dass die tägliche Nachfrage um 10 bis 20 Millionen Barrel abnehmen wird.
Angesichts der enorm gestiegenen Nachfrage nach medizinischen Artikeln und Arzneimitteln lässt sich allerdings nicht nur ein rascher Anstieg der Produktion auf diesem Sektor voraus sehen, sondern auch vermuten, dass Produktionskapazitäten anderer Bereichen teilweise für diesen Zweck herangezogen werden.
Auch Kleinindustrien haben eine Chance bekommen, während die Großindustrien wegen Corona eine Rezession oder eine weitgehende Einstellung ihrer Tätigkeit hinnehmen müssen. Stundenlöhner oder Freiberufliche könnten jedoch für einige Zeit ihre Tätigkeit verlieren und keine Einkommen haben und dies bedeutet zunehmender Druck auf die Regierungen hinsichtlich Bereitstellung eines Mindesteinkommens für diese Bevölkerungsgruppen.
Die Quarantäne, Einschränkungen des Verkehrs und Schließung von Geschäftsläden und Einkaufszentren während der Verbreitung von Covid 19 hat zu einem Aufschwung im On-line-Handel geführt und den On-line-Handel gefördert. Es lässt sich voraussagen, dass wegen der Ausgangseinschränkungen und dem Verbleib der Bürger vieler Länder in ihrer Wohnung, der Gebrauch des Internets und des Cyber-Raumes rasch zugenommen hat und zu einer Gewohnheit für viele werden wird.
Der wichtigste Schaden, den die Corona-Pandemie wirtschaftlich gesehen verursacht, betrifft den Nachfrage-Angebot-Mechanismus. Auf der einen Seite hat diese Pandemie wegen der Ausgangssperren dem Angebot an Arbeitskräften und auf der anderen Seite auch dem Waren- und Dienstleistungsangebot einen großen Schock zugefügt, und zwar in Form des Nachfragerückgangs und der Aufschiebung unnötiger Einkäufe sowie der Nachfrageverschiebung zwischen den Industriezweigen. Angebotsschock und Nachfrageschock sind miteinander verkoppelt. Das ausschlaggebende Moment bei dem Angebotsschock sind die Störungen in der Versorgungskette. Die Schließungen im Handel und Gewerbe führen zur Personalreduzierung ebenso wie zum Einkommens- und Nachfragerückgang. Die ungewisse Zukunft wird die Familien dazu veranlassen, mehr Geld beiseitezulegen und unnötige Anschaffungen auf später zu verschieben. Das lässt die Gesamtnachfrage noch weiter zurückgehen und beschleunigt die Wirtschaftsrezession.
Da die Corona-Pandemie wahrscheinlich vorerst andauert, werden die Regierungen, um den Aufwand zu reduzieren, gezwungen sein, die Infrastrukturen im Kommunikationswesen zu verbessern so dass wirtschaftliche, Verwaltungs-, Lehr - und Dienstleistungs- sowie Finanz-, Bank- und Versicherungs- und auch politische Aktivitäten on-line abgewickelt werden können, was zugleich eine Verbesserung der Sicherheit im Cyberraum erfordert. Dieser Prozess hat praktisch mit Fortdauer der Corona-Epidemie bereits eingesetzt. Einige Regierungen streben auch danach, diese Epidemie zu nutzen, um eine Deszentralisierung der Städte und der Industrie, eine Verkleinerung und rascherer Funktionsleistung des Verwaltungsapparates zu erzielen und eine E-Regierung zu verwirklichen.
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