Gegen den Kolonialismus - Ist Frankreichs Rückzug aus Afrika ein Zeichen der zweiten Dekolonisationswelle?
ParsToday- Die bittere Realität der „französisch-afrikanischen Beziehungen“ ist einer der Hauptfaktoren für die Aktionen der neuen politischen Eliten sowie für die weit verbreiteten Forderungen der Bevölkerung, die asymmetrischen Beziehungen zu Frankreich zu beenden und gleichberechtigte Beziehungen aufzubauen.
Das Österreichische Institut für Internationale Politik (Austrian Institute for International Affairs) betonte in einer Analyse, dass das Vorgehen der zentral- und westafrikanischen Länder bei der Vertreibung der französischen Soldaten Teil eines umfassenden Prozesses von Unabhängigkeitsbestrebungen und der Bewahrung nationaler Souveränität sei, der als zweite Welle der Dekolonisierung in Afrika bezeichnet werden könne. Der Tschad und der Senegal waren einst einer der wichtigsten Verbündeten Frankreichs auf dem afrikanischen Kontinent und eine der Säulen des wirtschaftlichen, politischen und militärischen Einflussnetzes Frankreichs in den ehemaligen Kolonialländern Afrikas. Aber welche Faktoren spielten bei diesen Entwicklungen 65 Jahre nach der Unabhängigkeit der französischen Kolonien in West- und Zentralafrika eine Rolle?
Der erste Faktor, der in diesem Zusammenhang untersucht werden kann, ist das Heranwachsen einer jungen und aktiven Generation in Afrika, die über ein öffentliches Bewusstsein verfügt und durch Kommunikation und soziale Medien echte Veränderungen nicht nur wünscht, sondern auch anstrebt. Dies gilt auch für die neue Generation junger politischer Führer in Afrika, die Jahre nach der Entkolonialisierung geboren wurden. Anders als die ältere Politikergeneration sind sie nicht so sehr mit dem Prinzip vertraut, eigene Interessen gegen Zugeständnisse an Frankreich durchzusetzen. Was sie kennen, sind langwierige Militäreinsätze ohne greifbare Ergebnisse für die Bevölkerung oder die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen ihrer Länder durch französische Unternehmen.
Diese bittere Realität der „französisch-afrikanischen Beziehungen“ ist einer der Hauptgründe für das Handeln der neuen politischen Eliten und die weit verbreitete Forderung der Bevölkerung, die asymmetrischen Beziehungen zu Frankreich zu beenden und gleichberechtigte Beziehungen aufzubauen.
Ein weiterer Faktor, der diesen neuen Trend begünstigt, ist die Entstehung einer multipolaren Weltordnung, die sich in der wachsenden Rolle anderer internationaler Akteure wie China und Russland auf dem afrikanischen Kontinent manifestiert. Diese neuen Partner, die keine koloniale Vergangenheit in Afrika haben, bieten Kooperationsmöglichkeiten auf wirtschaftlicher und militärischer Ebene, ohne sich in die inneren Angelegenheiten der afrikanischen Länder einzumischen.
Diese neuen Partner knüpfen ihre Unterstützung und Zusammenarbeit nicht wie die westlichen Länder an bestimmte Bedingungen, sondern stellen konkrete und klare Forderungen wie diplomatische Unterstützung auf internationaler Ebene oder Zugang zu den Energiemärkten.
Abschließend betont das Österreichische Institut für Internationale Politik, dass die Europäische Union als traditioneller Entwicklungspartner Afrikas die Wünsche der afrikanischen Länder respektieren und ihnen eine auf gemeinsamen Interessen und gegenseitigem Respekt basierende Partnerschaft anbieten muss, wenn sie weiterhin mit Afrika interagieren will. Viele afrikanische Länder wollen der BRICS-Gruppe beitreten. Eine der besonderen Attraktionen der BRICS für afrikanische Länder ist ihre Ablehnung der hegemonialen Ansprüche und Haltungen westlicher Länder, ihre Unterstützung einer multipolaren und nichtinterventionistischen Weltordnung und ihr Respekt vor der Souveränität und Unabhängigkeit der Länder.