37. internationales Fadschr-Theaterfestival Februar 2019
Am 11. Februar 2019, dem 40. Jubiläumstages des Revolutionssieges, war der erste Tag des 37. internationalen Fadschr-Theaterfestivals unter Geschäftsführung von Nader Borhani Marand. Die Abschlussfeiern waren am 23. Februar.
Das internationale Fadschr-Theaterfestival ist das wichtigste Theaterfestival Irans und findet jedes Jahr anlässlich des Siegesjubiläums der Islamischen Revolution im Februar statt. Das Festival besteht aus verschiedenen Abteilungen wie Bühnenstücken, Rundfunktheater, Straßentheater und einer internationalen Abteilung.

155 Theaterstücke haben an der diesjährigen Runde des Fadschr-Theaterfestivals teilgenommen, davon 142 iranische und 13 ausländische. 88 waren Bühnenstücke, 26 Straßentheater und 18 Alternativvorführungen sowie 10 Rundfunktheaterstücke. Von den 142 iranischen Theaterstücken stammten 54 Prozent aus Teheran und 46 Prozent aus anderen Provinzen.
Zudem liefen drei Ausstellungen für Theaterposter, Fotos und –Dokumenten für das Theater nach dem Revolutionssieg in dem Kunst-Kulturzentrum bzw. im Palästina-Museum.
An der 37. Runde des Fadschr-Theaterfestivals in den Sparten „40 Jahre Revolution“, „Internationaler Wettbewerb“, „Wettbewerb Iran – 2“ und „Gäste“ nahmen bekannte Theaterregisseure Irans aus allen Generationen teil. In der Abteilung „40 Jahre Revolution“ begegneten wir den Namen bekannter Künstler vom Fach, die Bühnenstücke über den Sieg der Islamischen Revolution und die 8-jährige heilige Verteidigung schaffen.
Die iranischen Bühnenstücke, die an den verschiedenen Festivalsparten teilnahmen, lassen sich verschiedenen Kategorien zuordnen, worauf wir noch zurückkommen.
Ein beträchtlicher Teil der teilnehmenden Bühnenstücke bilden Werke in Anlehnung an einen vorliegenden Text wie zum Beispiel das Theaterschauspiel „Oblomow“, oder „Der Tod und der Pinguin“ in Anlehnung an den ukrainischen Roman „Picknick auf dem Eis“, sowie Bühnenstücke wie „Schwanensee“, „Steve Jobs“, „Der kleine Prinz“, „Ann Shirley mit den ganz roten Haaren““, oder auch das Stück „Der Elefant im Dunkeln“ welches in Anlehnung an einen iranischen Roman verfasst wurde. Alle diese Anlehnungen stellen vertraute Geschichten aus einem neuen Sichtwinkel dar.
Eine andere Kategorie des 37. Fadschr-Theaterfestivals umfasst Werke, die sich kritisch mit bekannten Theaterstücken der Welt auseinandersetzen und eine Alternative dazu anbieten. Ein Beispiel ist das Theaterstück „Mutter“ des iranischen Theaterregisseurs Madschid Kazemzadeh Mojdehi, welches dieser als Alternative zu dem Theaterstück „La Mère“ des Franzosen Florian Zeller inszenierte. Weitere Beispiele sind das Bühnenstück „Gott“ unter Regie von Rahmat Amin, der dieses Stück zu einem gleichnamigen Text von Woody Allen schuf. Gegenüber dem Buch „Die Falle“ des polnischen Schriftstellers Tadeusz Różewicz brachte Theaterregisseur Ismael Mowahedi eine neue Version unter dem gleichen Titel auf Persisch auf die Bühne. Für sein Stück „Leben im Theater“ wählte Mohammad Borhani ein Bühnenstück des US-amerikanischen Drehbuchautoren David Mamet als Ausgangspunkt. Unterdessen entschied sich Mohammad Dschawad Sarami dafür, aus seiner Sicht eine moderne Vision eines Bühnenstückes des spanischen Dramaturgen Federico García Lorca auf die Bühne zu bringen.
Frau Neda Qasemiyans Theaterstück war eine freie Interpretation des Werkes „Medea“, welches der deutsche Schriftsteller Heiner Müller aufgrund der ursprünglichen Tragödie gleichen Namens von Euripides, einem Schriftsteller der griechischen Antike, verfasste.
Sina Rastgu ließ sich zu seinem alternativen Stück „Der Tod und das junge Mädchen“ durch ein gleichnamiges Theaterstück des Chilenen Ariel Dorfmann inspirieren.
Eine Gruppe von anderen dramaturgischen Werken, die an dem diesjährigen Fadschr-Theaterfestival vorgeführt wurden, ist dem Experimentaltheater zuzuordnen. Diese Kategorie ist schwer weiter zu unterteilen, weil sie den üblichen Rahmen von Theaterkunst durchbricht.

Ein ständiges Thema in den Theaterstücken sind Gesellschaftsprobleme. Bühnenstücke mit gesellschaftlichen Perspektiven waren bei den diesjährigen Theaterfestspielen anlässlich des Jubiläums des Revolutionssieges auffallend häufig präsent. Gesellschaftliche Themen wurden unter anderem in folgenden Bühnenstücken angeschnitten: in dem Theaterstück „Australien“, in dem es im Auswanderung geht, und in dem Werk „Zentimeter“ das sich mit der Suche nach einer geeigneten Wohnung beschäftigt. In einem anderen Werk namens „Ein Mann geworden“ geht es um eine junge Frau während eines Verteidigungskampfes. Unterdessen sind die Schäden des Krieges Gegenstand des Bühnenstückes „Plötzlich stehen alle zu einem neuen Lied auf“.
Einen wichtigen Teil des diesjährigen Fadschr-Theaterfestivals bildeten die Programme in der Abteilung „40 Jahre Islamische Revolution“. Wichtiger Gegenstand dieser Festivalabteilung waren Werke verschiedener iranischer Künstlergenerationen zu einer breiten Palette von Themen. In diesen Theaterstücken ging es um historische Ereignisse wie der Kampf gegen die Diktatur, der auferlegte Krieg, die Kriegsgefangenschaft und der Märtyrertod bis zu späteren Ereignissen wie die Suche nach den sterblichen Resten der Märtyrer, die Lebensbedingungen der Märtyrerfamilien und der Kriegsgefangen und schließlich auch der Kampf gegen die IS-Terrormiliz seitens der Verteidiger der Heiligen Stätten sowie die Bekämpfung von Terrorgruppen. Dieser Teil des Festivals anlässlich des Jubiläums des Revolutionssieges im Iran war für sich noch einmal in 6 Abteilungen unterteilt: nämlich Bühnenstücke, Straßentheater und Rundfunktheater sowie ein Expertenseminar zur Untersuchung des Theaters nach dem Sieg der Islamischen Revolution, eine Dokumentausstellung über die Revolution und Sitzungen für die mündliche Überlieferung der Theatergeschichte nach dem Revolutionssieg.
In der Abteilung der Bühnenstücke zum Thema Revolution wurden 13 Werke vorgeführt. Die herausragenden davon waren: „Leise mit Rose“ unter Regie von Hadi Marzban, „Wie schön das Ende der Erinnerung!“ unter Regie von Hamidresa Azarang und die Stücke „Tragödie im Atabak-Park“, „Blutiger Garten“ und „In Aleppo geht die Sonne auf“.
In der Abteilung Straßentheater des Programmteils „40 Jahre Revolution“ des 37. Fadschr-Theaterfestivals nahmen Theaterkünstler aus den vier Provinzen Teheran, Isfahan, Ost-Aserbaidschan und Busher mit 6 Theaterstücken in teil. Auch die Theaterkünstler des Rundfunks widmeten sich dem Thema 40 Jahre Revolution, und es wurden 10 Theaterstücke aus der Provinzen Gilan, Qom, Teheran, Ardebil, Isfahan, Nord-Chorasan und Fars vorgeführt.
In einem Forschungsseminar wurde, wie erwähnt das Theater nach dem Sieg der Islamischen Revolution untersucht und es wurden 10 Referate über relevante Forschungsarbeiten für dieses Seminar gewählt.
Von den ausländischen Bühnenstücken erhielten das Werk „Only Bones“ (Nur Knochen“ aus Finnland, sowie „Der Aufzug, Jungen sind eben Jungen“ aus Rumänien sowie das Bühnenstück „Installation (Durchgang)“ am meisten Publikumsbeifall.

Dieses Jahr wurde zum ersten Mal ein runder Tisch für Performance Künste im Iran veranstaltet (National Showcase). Dieser bot den iranischen Theaterregisseuren und Theatergruppen die Möglichkeit, ihre bisherigen Arbeiten zusammengefasst den ausländischen Gästen vorzustellen. Unter diesen Gästen aus dem Ausland befand sich Michele Panela, Geschäftsführer des alljährlichen Festivals für zeitgenössisches Theater, welches im Piccolo-Theater von Mailand, Italien stattfindet. Über dieses erste Seminar für Performance-Künste auf nationaler Ebene sagte Michele Panela: „Seit 37 Jahren findet das internationale Fadschr-Theater-Festival im Iran statt und dies ist die erste Runde eines solchen Seminars. Daher lässt sich sagen, dass es von besonders großer Bedeutung ist.“ Er erklärte: „Ich habe das Gefühl, dass Iran ein reiches Kulturerbe besitzt, welches in seiner Kunst Niederschlag findet. Wir können als Hinweis auf dieses reiche Erbe als Beispiel das Taziyeh nennen – die Passionszeremonien - und wir müssen wissen, dass das was wir hier sehen, tief in den Traditionen und der ursprünglichen Wesensart des Theaters verwurzelt ist. Die Theaterstücke, die ich mir angeschaut habe, können in meinem Land und in Europa sehr anziehend wirken.“
Gleichzeitig mit der Ausstellung von Dokumenten über das iranische Theater nach der Revolution , fanden im Konferenzsaal des Stadttheaters 4 Tage lang Seminare zur mündlichen Überlieferung der iranischen Theatergeschichte nach dem Revolutionssieg statt. Sie wurden von dem Theaterforscher und Dozenten Amin Azimi geleitet. Jede Sitzung war einem der vier Jahrzehnte gewidmet, die seit dem Revolutionssieg vergangen sind. Auf diesen Sitzungen sprachen für jedes Jahrzehnt bekannte Persönlichkeiten aus der Theaterwelt und nahmen Stellung zu Fragen.
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