Vier preisgekrönte Werke  des nationalen Fadschr-Filmfestivals 2020
(last modified Tue, 25 Feb 2020 10:20:58 GMT )
Feb 25, 2020 11:20 Europe/Berlin
  • Vier preisgekrönte Werke  des nationalen Fadschr-Filmfestivals 2020

Vom 1. bis zum 11. Februar  2020 fand zum 38. Mal das Fadschr-Filmfestival in Teheran und weiteren Provinzzentralen statt.  Auf der Abschlusszeremonie im Teheraner Milad-Turm wurde der kristallene Simorgh an die Gewinner verliehen.

 

Die meisten Preise  erhielten die Filme Schenaye parwaneh (Schmetterlingsschwimmen), Ruz-e Sefr (der Tag Null) und Chorschid.

Der Film Schmetterlingsschwimmen erhielt den 1. Preis seitens der Zuschauer  und auf den zweiten und dritten Platz in der Zuschauergunst gelangten der Reihe nach die Filme Deracht-e Gerdu (Walnussbaum) und Ruz-e Sefr (der Tag Null.) In der Festivalsparte Sudaye Simorgh nahmen 23 Filme, in den Sparten Negah-e No (neuer Blick) und Dokumentationen sowie in der Sparte Kurzfilm jeweils 10 Filme am Wettbewerb teil. Außerdem wurden neben dem Wettbewerb zwei weitere Filme vorgeführt. Wir wollen nun 4 preisgekrönte Filme dieser Festivalrunde näher betrachten.

                          

Der Film Schenaaye Parwaneh (Schmetterlingsschwimmen oder: das Schwimmen von Schmetterlingen) von Mohammad Kart erntete die meisten kristallenen Simorghs auf dem 38. Fadschr-Filmfestival. Er erhielt den 1. Preis der Zuschauer, sowie die Preise für die beste Tonaufnahme und Synchronisation,  den besten Schnitt, die beste weibliche und die beste männliche Nebenrolle. 

 

Der Film beginnt mit einem Schmetterling, der in eine schwindelerregende Situation gerät. Bald begreift der Zuschauer, dass diese Einleitung symbolisch gemeint ist. Es tritt ein einfaches aber  einschneidendes Ereignis ein, etwas was eigentlich in jeder Gesellschaft vorkommen könnte, und dennoch versetzt die Geschichte den Zuschauer in Bann und er  verfolgt gespannt die Geschichte, um zu erfahren wie sie ausgeht. In diesem Film geht es vor allen Dingen um soziale Probleme wie Drogensucht, Armut und Kriminalität.  Schmetterlingsschwimmen deckt die Ursachen dieser Probleme auf, denn diese kommen nicht über Nacht zustande sondern im Laufe der Zeit. Der Film rückt die Bedeutung der Erziehung in der Familie in den Mittelpunkt.  Schmetterlingsschwimmen ist im Grunde die Fortsetzung einer Reihe sozialkritischer Filme, mit deren Produktion vor circa 4 Jahren begonnen  wurde, wie die Filme metri-schisch-o-nim (6,5 pro Meter), oder Abad wa yek ruz – (lebenslänglich und einen Tag) oder auch maghzhaye kutschek zangzadeh –( kleine verrostete Hirne). Dies sind Filme, die aus dem Alltag der Menschen am Rande der modernen Städte berichten und den Zuschauer für deren Probleme sensibilisieren sollen.

Mohammad Kart, der Regisseur dieses Filmes, kommt aus Shiraz. Schmetterlingsschwimmen ist sein erster Spielfilm. Mit diesem Film nahm er in zwei Wettbewerbssparten, nämlich Sudaye Simorgh und Negahe no teil.

 

Den ersten Preis in der Wettbewerbssparte Negah-e no gewann der Film  Ruz-e Sefr – (der Tag Null) von Said Malekan. Dieser Film erwarb auch  den Preis für Spezialeffekte am Drehort, Kostümbild,  den Sonderpreis der Jury und den Negah-e Meli-Preis (Preis für den Nationalen Blick).  

                                

 

2019 hatte die iranische Regisseurin Narges Abyar bereits in ihrem Film  Schabi keh Mah kamel schod (die Vollmondnacht)  einen Blick auf  die Abenteuer des Abdolmalek Rigi geworfen und zwar aus der Sicht der  Ehefrau dessen Bruders . Aber in seinem Film Ruz-e Sefr (der Tag Null), der auf dem diesjährigen Fadschr-Film-Festival ausgezeichnet wurde, beleuchtet Said Malekan  eine andere Seite der Abenteuer von  Abdolmalek und zwar die Festnahme dieses Terroristen  im Lufthoheitsraum Irans im Auftrag des iranischen Informationsministeriums.

Der Tag Null ist ein Film mit viel Action. Er handelt von einem Beamten, der auf den Spuren des Anführers der Terrorgruppe der so genannten Dschundollah ist.  Das Abenteuer beginnt in der grauen Berglandschaft nahe der iranisch-pakistanischen Grenze mit einigen erschütternden Szenen und die Ereignisse überstürzen sich immer weiter bis ungefähr zur Filmmitte. Überall im Film tauchen Szenen von den Verbrechen der Dschundollah auf.

Abdolmalek, der mit 12 Jahren von Iran nach Afghanistan umsiedelte, hat zahlreiche Verbrechen begangen, wobei er glaubte, seine Taten seien etwas Heiliges. Nach den ersten Geiselnahmen versammelte er Leute um sich,  organisierte eine Gruppe und begann in Pakistan mit seinen unmenschlichen Taten. Er hat mehrere Jahre lang, unterstützt von Saudi-Arabien, dem zionistischen Regime und den USA Terrorakte durchgeführt, bis er schließlich festgenommen und wegen seiner zahlreichen Verbrechen 2010 hingerichtet wurde.

                  

Ein weiterer Film, der auf dem diesjährigen Fadschr-Film-Festival preisgekrönt wurde, ist der Film Chorschid von Madschid Madschidi. Er wurde für das beste Bühnenbild, das beste Regiebuch und den besten Kinder und Jugenddarsteller ausgezeichnet. Ebenso wurde er von der Jury zum besten diesjährigen Film des Festivals erkoren.

 

Madschid Madschidi hat sich als iranischer Regisseur  einen Namen gemacht. Sein letzter Film war der Film An suye Abrha (Beyond the Clouds (Jenseits der Wolken)  eine gemeinsame Produktion mit Indien.

In dem Film Chorschid widmet sich Madschid Madschidi jedoch wieder den Kindern im Iran. Das Wort Chorschid bedeutet übrigens Sonne, ist aber auch ein Mädchenname.

Madschid Madschidi bei den Dreharbeiten

 

Der Film Chorschid handelt von  arbeitenden Kindern, die  zum Unterhalt der Familie beitragen und wenig Zeit zum Spielen oder zum Lernen haben. Dieser Film ist  voller  bewegender Momente.   Madschid Madschidi hebt die Fähigkeiten dieser Kinder hervor und stärkt ihr Selbstvertrauen, so wie es bereits typisch für seine beiden bekannten  Filme  Batschehhaye Aseman (Kinder des Himmels - 1997) und Awaz Gondscheschkha (Gesang der Spatzen - 2008) war.

Madschidi hat sich einem sensiblen Thema zugewandt, nämlich dem Thema der Kinder aus armen Verhältnissen. Aber bei der Wiedergabe der Probleme dieser Kinder verstreut er keine Hoffnungslosigkeit. Anstelle sich in   Schwarzmalerei zu ergehen, flößt er Hoffnung ein. In seinem Film hat er auch geschickt das Problem der afghanischen Einwanderer und die Schwierigkeiten, denen diese sich gegenüber sehen,  mit eingebunden. Eine große Zahl der arbeitenden Kinder im Iran kommt nämlich aus afghanischen Familien, die zum Teil illegal  eingewandert sind. Zwei der Kinderdarsteller im Film von  Madschidi kommen tatsächlich aus Afghanistan.  Madschidi  hat schon immer Erfolg mit dem  Laienspiel von Kindern gehabt. Die Kinder in seinem Film Chorschid überraschen mit ihrem Selbstbewusstsein und ihrem Willen. Sie führen den Erwachsenen ihr erstaunliches Potential vor Augen. Madschid Madschidi verdient Respekt für die Beachtung, die er Kindern, welche doch das wertvolle Kapital eines jeden Landes sind,  schenkt.

Mit seinem Film Chorschid ist Madschid Madschidi wieder erfolgreich in die Welt der schlichten Erzählfilme über Kinder zurückgekehrt.  Mit seinen Werken hat er schon viele andere Regisseure Irans angeregt.

 

                            

Das 38. Fadschr-Filmfestival hielt einen neuen Preis bereit und zwar den Hadsch-Qasem-Solaimani-Preis.  Dieser Preis wurde zur Ehrung der Kämpfe dieses Generalleutnants eingeführt und mit ihm sollen Filme ausgezeichnet werden, die von dem Widerstand und der Opferbereitschaft von muslimischen Kämpfern im Iran oder auch in anderen Ländern handeln.  Bei dem diesjährigen Fadschr-Filmfestival wurde der Film Abadan yazdah schast (Abadan elf sechzig)  zum ersten Mal mit diesem Preis ausgezeichnet.

 

 

Abadan elf sechzig ist ein Film von Mehrdad Choschbacht.  Er behandelt ein neues Thema, nämlich die Bedeutung von Medien wie das Radio in der Zeit der Heiligen Verteidigung der iranischen Generation gegenüber der Iran-Offensive der Baath-Armee des irakischen Diktators Saddam.  Der Film erzählt von dem stolzen Widerstand der Bewohner im Süden Irans, insbesondere der tapferen Bewohner  im Abadaner Kuye Dhul-faqara. Er handelt von Menschen die mit leeren Händen. aber einem festen Willen und Glauben gegenüber den Angriffen des Feindes standgehalten und mit Leib und Seele jede Handbreit der südiranischen Stadt Abadan  verteidigt haben.  Zu diesen tapferen Menschen gehörzen auch die pflichtbewussten Mitarbeiter der Rundfunkstation Abadan. Mit ihrem beispiellosen Widerstand haben diese unter Einsatz ihres Lebens die Radiostation von Abadan verteidigt und verhindert, dass sie in die Hände des Feindes fällt.  Über die Frequenz 1160 hat Radio-Abadan in den Jahren der Heiligen Verteidigung unentwegt den Bewohnern, die in der Stadt verblieben waren, Mut gemacht und zum Widerstand an der Front des Rechtes im Kampf gegen das Unrecht angespornt.

Es gehört zu den Stärken dieses Filmes, dass er die Beteiligung aller Bevölkerungsgruppen -unabhängig von ihrer Kultur, Religion und Weltanschauung, dem Geschlecht und der Ethnie - an der Heiligen Verteidigung unterstreicht.  Auf diese Weise vermittelt der Film von Mehrdad Choschbacht den Zuschauern ein Gefühl der Einheit und vertieft ihre Einmütigkeit.