Dez 21, 2020 05:34 Europe/Berlin

Denker und Gelehrter nehmen in jeder Lehre einen  besonderen Platz ein. Der Islam erwartet, dass die Gläubigen ihren Gelehrten Achtung entgegenbringen. Denn es sind pflichtbewusste Menschen, die das edle Denken hüten und eigenwillige Neuerungen zurückweisen.


Sie bringen Hoffnung in die Herzen der Menschen. Die Religionsgelehrten kommen aus der Mitte des Volkes, leben an ihrer Seite und sind bei Gefahr und in schwierigen Zeiten wie ein Schutzschild für sie. Sie verteidigen die Religion und das Leben der Menschen.  Die Religionsgelehrten können entscheidend zum Erwachen der Menschen beitragen. Eine Gesellschaft wird progressiv sein, wenn ihre Gelehrten ihr gedanklich und spirituell voraus sind.  Die Stabilität und Beständigkeit der Islamischen Republik Iran ist den  Anstrengungen solcher Gelehrten und großen Menschen zu verdanken, die sich an der Seite der Bevölkerung mit Leibe und Seele eingesetzt haben und das Geistesgut und Modell eines islamischen Regierungssystems vorstellen.  Zu diesen verdienstvollen Geistlichen hat auch der kürzlich verstorbene Ayatollah Mohammad Yazdi gezählt; ein islamischer Rechtsgelehrter und Kämpfer auf dem Wege Gottes und großer islamischer Gelehrter. Er wurde 89 Jahre alt. 

 

Ayatollah Mohammad Yazdi

 

Ayatollah Mohammad Yazdi hat sich fast 70 Jahre lang den Angelegenheiten  der Religion und Revolution gewidmet und große Verdienste für das Land und die Theologischen Lehrzentren gemacht. Vor dem Sieg der Revolution wurde er für seinen Kampf gegen das Schah-Regime bekannt. Mehrmals wurde er wegen seiner aufklärerischen Ansprachen festgenommen und an einen entlegenen Ort verbannt. Nach dem Sieg hat er verschiedene verantwortungsvolle Ämter übernommen.

Ayatollah Yazdi schloss sich 1964 der Bewegung Imam Chomeinis an, nachdem er  einer der ersten Schüler des höchsten Theologischen Lehrgangs (charidsch ), den Imam Chomeini in Qum leitete, geworden war. Als eifriger Kämpfer hielt er in Qum und Teheran heimlich Sitzungen ab und tauschte sich mit Mitgliedern verschiedener Gruppen aus. Seine Wohnung war kurz vor dem Sieg der Revolution Zentrum revolutionärer Aktivitäten. Nach dem Revolutionssieg war er der starke Arm des Revolutionsführers Imam  Chomeini und übernahm zur Stabilisierung der Islamischen Regierung wichtige Ämter. Er hat gesagt:  „Wenn jemand denkt, dass der Islam nur für die Beziehung zwischen den Menschen und Gott gekommen ist und sich nicht über die Beziehung zwischen den Menschen und die Art der Verwaltung der Angelegenheiten des Lebens geäußert hat oder äußert , dann ist das ein Irrtum, der seitens des Christen- und Judentums und aufgrund der Werbung der Kirche,  in den  Islam eingedrungen ist.  Mit den Worten des verstorbenen Imams hat der Feind es so weit gebracht, dass sogar einige unserer Gelehrten geglaubt haben, dass ein richtiger Gelehrter, der Gottes Gebote befolgt, ein Gelehrter ist, der sich nicht um politischen Fragen kümmert. Der Imam hat diese Art von Werbung entkräftet und klargestellt, dass der Islam auch Regieren miteinschließt.“  

Ayatollah Yazdi an der Seite von Imam  Chomeini

 

Ayatollah Yazdi leitete das Revolutionskomitee der Stadt Qum und war Vorsitzender des Revolutionsgerichtes. Er stellte dem Imam bei der Ankunft in Qum seine Wohnung zur Verfügung und leitete auf dessen Wunsch sein Büro.  Die Teheraner Bevölkerung wählte ihn zum Mitglied des Verfassung-Expertenrates, wo er einen  wichtigen Beitrag zur Verfassung der Islamischen Republik Iran leistete. Auch wurde er von der Bevölkerung von Qum in der ersten und zweiten Legislaturperiode zum Parlamentsabgeordneten gewählt und war in dieser Zeit stellvertretender Parlamentsvorsitzender.

Ayatollah Yazdi hat sich sein Leben lang für Wissenschaft, Lehre und Kultur eingesetzt. Zu diesem Engagement gehören seine Ansprachen und seine Seminare, in denen er vor allen Dingen  die elementaren islamischen und schiitischen Themen detailliert beleuchtete. Er schrieb ebenso wertvolle Artikel und Bücher über verschiedene Themen wie Jurisprudenz, Glaubensgrundlagen, Koranwissenschaften, Koranexegese, und brachte auf diese Weise der jungen Generation und Wissensdurstigen die hohe Lehre der schiitischen Denk- und Rechtsschule nahe.  Mehr als 40 seiner Bücher in Arabisch und Persisch sind gedruckt worden. Eines seiner Bücher, das er zur Zeit des Schahs schrieb hieß Gomschodeh-e schoma – Euer Vermisster. Die Anzweifelungen an der schiitischen Lehre, die daraufhin eine Person namens Marduch aufwarf, widerlegte er in einem weiteren Buch namens: Antwort auf die Verleumdungen von Marduch. Beide Bücher sind vom Vater der Revolution, Imam Chomeini, begrüßt worden.

Der Rechtsgelehrte Ayatollah Yazdi

 

Die Ansprachen, die Ayatollah Yazdi in den zehn Jahren vor dem Revolutionssieg hielt, waren von nachhaltiger Wirkung. Imam Chomeini gab ihm ein Geschenk dafür und betete für sein Wohl. In seinen Ansprachen hat Ayatollah Yazdi sowohl die klare Lehre des Prophetenhauses dargelegt als auch über die Vorgehensweise ihrer Feinde aufgeklärt. Er machte auf Parallelen in der Gegenwart aufmerksam und sprach über die aktuellen Beispiele für die Anfeindung der Ahl-ul-Beit – der Edlen aus dem Prophetenhaus. Wenn er zum Beispiel über den Kampf von Imam Husain (F) sprach und der Bevölkerung die Schlechtigkeit von Yazid und seiner Anhänger veranschaulichte, führte er ihnen auch die Husains und die Yazids der Gegenwart mit ihren Eigenschaften vor Augen. 

Das Buch „Wir sollten  Husein ibn Ali (F) besser kennenlernen“ ist eine Zusammenfassung dieser Ansprachen. Der Geheimdienst des Schahs, der Sawak, hat es mehrmals  aus dem Buchhandel entfernt. In diesem Buch hat Ayatollah Yazdi geschrieben:

„Hüter der göttlichen Gerechtigkeit hat es immer unter den Menschen gegeben. Sie waren bereit die Paläste der Pharaonen zu zerstören und haben gekämpft und an ihrer Spitze steht Imam Husain (F). Der Prophet und seine 12 Nachfolger haben die Menschheit zum Reich des Glücks geführt  und sie alle haben versucht, sie vor gefährlichen Abgründen zu retten; insbesondere Imam Husain (F), der den Kampf gegen die Unterdrücker  zu seinem Höhepunkte führte.“

Ayatollah Mohammad Yazdi, wurde nach Gründung der Gelehrtengemeinschaft des Theologischen Zentrums von Qum, für mehrere Jahre Leiter dieser  wichtigen Einrichtung. Er hat gesagt: „Die Gelehrtengemeinschaft des Hawzeh Elmiyeh Qum  zählte zu den Zentren, die den Respekt der Volksmassen für sich gewinnen konnten,  ohne viel mit Werbung  ihre Bedeutung  und ihre Zuverlässigkeit unter Beweis stellen zu müssen.  Die Bevölkerung sahen in den Mitgliedern dieser Gemeinschaft fromme und fähige Personen und waren zutiefst davon überzeugt, dass sie keine Leute sind, die mit ihrer Arbeit und ihren Ansprachen  weltliche Ziele verfolgen, sondern ausschließlich für das Gute und die Erfüllung ihrer religiösen Pflicht tätig werden.“ Ayatollah Yazdi glaubte daran, dass im Vertrauen auf Gott mutige Schritte zu ergreifen sind, um die innere Stabilität und das Kräftepotential der Islamischen Staatsordnung zu stärken.  Er sagte, dass die internationale Position und die nationale  Erstarkung des Irans den Märtyrern und Anstrengungen der gläubigen und standhaften Bevölkerung zu verdanken sind.

Ayatollah  Yazdi ist in der Führungszeit Ayatollah Khameneis 10 Jahre lang Vorsitzender der Judikative gewesen.  Er war einer der ersten, der die Befugnis Ayatollah Khameneis als Vorbild der Nachahmung in religionsrechtlichen Angelegenheiten  vorschlug. Darüber hat er gesagt: „Ich habe nach dem Verscheiden von Imam Chomeini und dem Tod einiger bekannter Vorbilder der Nachahmung in Qum Ayatollah Khamenei als religionsrechtliches Vorbild vorgeschlagen, weil ich, innerhalb dieses Zeitraums und während der Sitzungen nach Übernahme des Präsidentschaftsamtes durch ihn, seine wissenschaftlichen Grundlagen und Fähigkeit  zur selbstständigen Urteilsfindung  ... erkannt und festgestellt habe, dass er zu den Experten zählt.“

Ayatollah Yazdi an der Seite von Ayatollah Khamenei

 

Ayatollah Yazdi ist von der ersten bis zur fünften Runde des Führung-Expertengremiums Mitglied dieses von der Bevölkerung gewählten Ausschusses gewesen  und wurde 2014 seitens der Mitglieder dieses Expertengremiums zu dessen Vorsitzenden gewählt. Revolutionsoberhaupt Ayatollah Khamenei  hat diese Entscheidung begrüßt und gesagt: „ Der Charakter, die Vergangenheit und nachfolgenden Verdienste von Ayatollah Yazdi zeigen, dass bei seiner Wahl zum Vorsitzenden der Experten eine geeignete Entscheidung getroffen wurde.“

Religionsgelehrte bleiben nicht nur wegen ihrer Dienste an der Allgemeinheit  und ihrer wissenschaftlichen Werke in Erinnerung sondern auch durch die Gründung von Moscheen, Krankenhäusern und  theologischen Lehrstätten.  So hat  Ayatollah Yazdi Ende November dieses Jahres seine Wohnung in Qum, die zur Hälfte seiner verstorbenen Ehefrau gehörte, nach Einwilligung seiner Kinder,  für die Gründung einer Madrasa – einer Theologieschule – gestiftet.  

Als das US-Schatzamt Ayatollah Yazdi  Anfang 2020 zusammen mit weiteren 4 Mitgliedern des Verfassungs(wächter)rates  auf seine Sanktionsliste stellte, veröffentliche dieser hohe Geistliche eine Botschaft im Cyber-Raum, in der er bekannt gab: „Für mich, einem Diener Gottes,  ist es eine Ehre von Leuten, an deren Händen das  Blut unseres lieben Märtyrers Hadsch Qasim Solaimani klebt, boykottiert zu werden.“

Ayatollah Mohammad Yazdi wurde im Mausoleum von Hadhrat-e Masuma (F) in Qum beigesetzt

 

                Ayatollah Mohammad Yazdi verließ am 9. Dezember aufgrund seines hohen Alters und einer chronischen Erkrankung diese Welt und kehrte zu seinem Herrn zurück. In seiner Beileidsbotschaft sagte Ayatollah Khamenei:   „Die revolutionäre Vergangenheit und  Kämpfe während des Abgott-Schahregimes  haben neben der laufenden aktiven Mitbeteiligung  in allen Zeitabschnitten der Revolution und der Übernahme von großen Verantwortungen bei der Verwaltung des Landes, ebenso wie der Vorsitz der Judikative und die Mitgliedschaft im Wächter- und Expertenrat und der islamischen Parlamentsversammlung sowie die Tätigkeiten im Bereich der Wissenschaft und des Religionsrechtes,  diesen Gelehrten  zu einer allseitigen und einflussreichen Persönlichkeit werden lassen.  Sein fester Glaube an die Revolution und seine Standhaftigkeit für ihre Sache und sein religiöses und revolutionäres Verantwortungsgefühl  sind alles klare Merkmale dieser geehrten Persönlichkeit...“

 

 

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