Jul 11, 2022 06:36 Europe/Berlin

Dieser Beitrag ist der einzigen japanischen Mutter eines Märtyrers der Heiligen Verteidigung der Islamischen Republik Iran gewidmet.

 

 

        

                        

Eine Kollegin erzählt:

Ich habe sie bei der Rückkehr von der Arbeit beim IRIB im Bürotaxidienst kennengelernt. Von weitem sah sie mit ihrem perfekten Hidschab wie eine iranische Mitarbeiterin aus. Aber aus der Nähe stellte ich fest, dass sie aus dem Fernen Osten kommt.

Koniko Yamamura

 

 

Sie redete nicht viel und war sehr höflich. Zuerst ließ sie immer die anderen im Taxi einsteigen. Als ich einmal Blätter mit einer Übersetzung in ihrer Hand sah, wusste ich dass sie für einen der fremdsprachigen Radiosender übersetzt. Ich selber schrieb in Farsi fürs Radio und fragte sie, was sie von dem Inhalt der Programme hält. Sie war damals über 50 und selber Schriftstellerin. Sie erzählte mir, dass sie seit der Entstehung des japanischsprachigen Auslandsdienstes dort mitarbeitet hat. Ihr revolutionärer Geist war unglaublich. Unterwegs las sie in einem kleinen Koranexemplar und sagte, dass ihr der Klang des Korans einen vorher nie gekannten Genuss bereitet. Wenn sie sprach, war es als ob der Islam und die Revolution ein Teil von ihr ist…aber sie hat niemals erwähnt dass sie eine Mutter ist, die um ihren Sohn, der an der Front den Märtyrertod gefunden hat, trauert.

Nun ist Koniko Yamamura, die einzige japanische Mutter eines Märtyrers der Heiligen Verteidigung der Islamischen Republik Iran, am Freitag, dem 1. Juli 2022 im Teheraner Chatem ul Anbia Krankenhaus verstorben. Die Nachricht von ihrem Tod hat mich mit anderen Seiten ihres Lebens vertraut gemacht und vielleicht möchten auch Sie mehr darüber erfahren.  Es sind Dinge, die zeigen wie eine Person, die den Schöpfer der Welt erkannte, mit  Ihm vertraut wurde  und Seinen Weg betrat,  zu einem Muslim - sprich: zu einer Muslimin - wurde, und Verantwortung gegenüber dem eigenen Schicksal und der Gesellschaft verspürte.   

     

 

 

Das Buch Muhadscher sarzamin-e Aftab – Immigrant aus dem Land der Sonne – ist ein Bestseller im Iran geworden. Es enthält die Memoiren von Frau Koniko Yamamura, dem Mädchen mit Kopftuch aus Japan. Geschrieben hat dieses Buch Hamid Hesam, ein Autor von Büchern über die Heilige Verteidigung, der einmal zu dem Kongress in Hiroshima diese japanische Dame begleitet hat und von ihren wirksamen Aktivitäten beeindruckt war.

Frau Yamamura sagt:

„Ich hätte nie gedacht, dass die Geschichte meines Lebens einmal als Buch erscheinen wird. Denn wenn ich in Japan bei meiner Familie geblieben wäre, dann wäre mein Leben völlig normal verlaufen. Aber meine Bekanntschaft mit einem iranischen Muslim hat meinen Leben eine andere Richtung gegeben und durch ihn bin ich in eine neue, unbekannte Welt gelangt.”

Die junge Frau, die einmal als ein ausländischer Gast den Boden Irans betreten hatte, ging derartig in der Kultur und den Überzeugungen dieses Landes auf, dass sie selbst zu einem Autor über den Islam und für die Wahrung der Werte der Islamischen Revolution wurde. Ihre Memoiren in dem  Buch „Immigrant aus dem Land der Sonne“ spiegeln die Bemühungen von Frauen wieder, die ohne irgendwelche Erwartungen zu stellen, ihr ganzes Leben lang der Verwirklichung von hohen Zielen gewidmet haben. Frauen, die Helden wurden.

 

Koniko Yamamura stammte aus einer buddhistischen Familie. Wie alle anderen japanischen Mädchen lernte sie,  wie man Blumengestecke anfertigt und grünen Tee zubereitet. Doch der Krieg warf  dunkle Schatten über Konikos Land. Mit 20 begegnete sie einen jungen Iraner, dessen islamischen Verhalten sie beeindruckte. Darüber berichtet sie selber:

„An jenem Tag besuchte ich einen Englischkurs. Mein Blick fiel auf zwei neue Leute: ein neuer Kursteilnehmer und ein Ausländer in seiner Begleitung. Der Unterricht begann und alle konzentrierten sich auf das, was der Lehrer sagte, bis es Mittag wurde und der ausländische Gast plötzlich aufstand, in eine Ecke ging und sich zu verbeugen und wieder aufzurichten begann. Dabei sprach er leise etwas vor sich hin. Keiner achtete mehr auf den Unterricht sondern wir alle sahen erstaunt zu ihm rüber und fragten uns gegenseitig mit Fingerwinken: Was macht der da? Ist er etwa verrückt?

 

 An jenem Tag gingen mir auf dem Heimweg viele Fragen durch den Kopf und am nächsten Tag kam dieser Ausländer erneut in den Unterricht und wir begannen, ihn über das Erlebnis von gestern zu fragen. Der junge Ausländer antwortete in einem perfekten Englisch:

„Ich bin ein Muslim aus Iran. Ich habe hier gestern das Gebet verrichtet.  Das Gebet ist der Gottesdienst unserer Religion und eine Art Bezeugung unserer Dankbarkeit gegenüber Gott…”   Bis zu dem Tag hatte ich den Namen Iran nur mit Erdöl in Zusammenhang gebracht und nicht mehr darüber gehört. Ich wusste überhaupt nicht, wo dieses Land liegt und woran seine Bevölkerung glaubt. Vom Islam hatte ich auch keine Ahnung. Aber dieser Vorfall hat mich neugierig gemacht und ich wollte mehr über den Islam wissen. Dieser iranische Herr, der – wie ich später erfuhr - Asadullah Babai hieß -  besuchte weiter unseren Sprachlehrgang und diese Begegnungen haben mein Leben verändert. Schließlich hielt er um meine Hand an.”

vor dem Friedensmuseum in Teheran

 

Yamamura wusste, dass ihre buddhistische Familie mit Ablehnung auf den Heiratsantrag reagieren wird, weil sie nur vom Buddhismus waren.  berichtet:

„Mein Vater war absolut dagegen, dass wir heiraten.  Denn in seinen Augen und in den Augen der meisten Japaner war ein Ausländer gleichzusetzen mit einem Amerikaner, und wir hatten von den Amerikanern, die nach dem Zweiten Weltkrieg in unser Land eingedrungen waren, nur Verbrechen und Verdorbenheit erlebt.  Aber Herr Babai gab nicht auf, obwohl mein Vater mit einem Nein reagiert hatte, und schließlich war mein Vater einverstanden. Er stellte aber folgende Bedingung:

`Wenn du heiratest und in den Iran gehst, hast du nicht das Recht an eine Rückkehr zu denken, auf wie viele Schwierigkeiten du auch immer stoßen magst`. Ich war mit seiner Bedingung einverstanden.“

Kaum hatte die Islamische Revolution gesiegt, als der Irak einen Krieg gegen Iran begann. Saba Babai hatte damals drei Kinder. Sie sagt über die Zeit kurz vor dem Sieg:

“Salman und Mohammad  haben zusammen mit ihren Kameraden von der Moschee die Petroleumkanister bei den Nachbarn eingesammelt und sind von einem Petroleumverkäufer zum anderen gegangen um für alle Petroleum zu finden.  Ich und meine Tochter haben so gut wir konnten den Revolutionären zu helfen, von der Besorgung von Stoff und Bettlaken für die Verletzten bis zur Herstellung von Molotow-Cocktails. Ich habe mich über mich selber gewundert, dass ich gar keine Angst hatte. Ich sah welche Opfer die Bevölkerung brachte und war mir sicher, dass wir siegen werden. Da habe ich auch begriffen, wie wichtig die Rolle der Führung ist. Wenn der Imam (Imam Chomeini) und seine Weisungen nicht gewesen wären, hätte die Revolution des Volkes nicht gesiegt. Schaut euch die Nachbarländer und das Schicksal ihrer Revolutionen an. Dann stellt ihr fest, wie wichtig die Frage der Führung ist.“

      

Saba Babai fühlte sich stark mit der Islamischen Revolution und ihren Zielen verbunden. Dieses Gefühl erreichte  seinen Höhepunkt als ihr Sohn Mohammad an die Front ging. Sie sagt: über ihren Sohn: „Er suchte niemals nach Ausreden und liebte die Einfachheit.  Er hat nie bunte Sache getragen sondern nur weiß oder grau.  Er trug immer helle Tennisschuhe  und zog keine neuen an, solange die alten noch heil waren.  Sein Anstand und seine Religiosität und seine Bescheidenheit haben mich stets an den historischen Satz von Imam Chomeini im Jahre 1963 erinnert, als er gesagt hat: `Meine Soldaten liegen in der Wiege.` Ich habe mich immer gefragt: Ist mein Mohammad einer dieser Soldaten die der Imam damals angekündigt hat…?“

                 

Frau Saba Baba`i erinnert sich weiter:

„Mohammad war 18 Jahre alt, als der Imam dazu aufrief, dass die jungen Männer die Fronten füllen sollen. Mohammad sagte, dass er auch gehen möchte.  Ich habe mich nicht dagegen gestellt, denn ich hatte gelernt, dass aus der Sicht des Islams Kinder ein anvertrautes Gut Gottes sind und Ihm wieder zurückgegeben werden. Die Aufgabe der Eltern besteht nur darin, sie richtig zu erziehen.  Ich hatte gelernt, dass ich meinen Sohn , wenn er den Weg Gottes gewählt hat, nicht davon abhalten darf.  Übrigens war mir die Situation nicht unvertraut, denn mein ältester Sohn, der studierte, war bereits vor Mohammad an die Front gegangen und war verwundet worden.  Kurz gesagt, Mohammad war das erste Mal an der Frontlinie im Westen und kam zurück, als es die Aufnahmeprüfung für die Uni gab. Er nahm daran teil und dann ging er wieder an die Front zurück. In seinem letzten Brief hat er geschrieben:

`Ich habe mich, entschlossen bis zu meinem letzten Blutstropfen an der Front zu bleiben. Diese Erde ist vom Blut der Märtyrer getränkt. Ich kann nicht von hier weggehen…`

Am 22. Farwardin 1362, Anfang April 1983, ging Mohammads Wunsch während der Al-Fadschr-Eins-Operation in Fakkeh (im  Nordwesten der südiranischen Provinz Chuzistan) in Erfüllung: Er wurde vonseiten der irakischen Kräfte von einem Granatsplitter  getroffen und zum Märtyrer. Als nach seinem Tod  die Ergebnisse der Aufnahmeprüfung für die Universität bekanntgegeben wurde, erfuhren wir, dass er die Zulassung  der Teheraner Universität Wissenschaft und Industrie für den Ingenieurlehrgang in Metallurgie erhalten hatte.“

Frau Babai fährt fort: Nach dem Märtyrertod von Mohammad waren wir oft auf dem Behescht-Zahra (S)-Friedhof. Als ich sah dass auf den Grabplatten nur der Name des Vaters des Verstorbenen steht, habe ich mich bei Herrn Babai beschwert und gesagt: Jeder Mensch ist das Kind eines Vaters und einer Mutter. Warum schreiben sie nur den Namen seines Vaters auf seinen Grabstein, wenn er stirbt? Was ist mit seiner Mutter? Mohammad ist doch auch mein Sohn.“ Da sagte Herr Babai: „Du hast recht.“  Nach unserem Gespräch, passierte etwas Schönes. Vielleicht ist der Grabstein von Mohammad heute der einzige , auf dem nicht nur der Name des Vaters des Märtyrers sondern auch der Name seiner Mutter eingraviert ist.“   

 

Koniko Yamamura und ein Bild von ihrem Sohn, dem Märtyrer Mohammad Baba´ i

 

Die Mutter von Märtyrer Mohammad Baba´i hat all die Jahre immer versucht, sich nützlich zu machen. Sie lehrte an der Schule Kunst und an der Teheraner Universität Japanisch, übersetzte für das Kultusministerium und warb auf der Hadschreise für den Glauben. Aber gemäß ihrer eigenen Aussagen nahm ihre  Tätigkeit im Teheraner Friedensmuseum einen besonderen Platz ein.

 

Mohammad Resa Taqipur  Moqadam, der Leiter des Teheraner Friedensmuseum, hat vor kurzem über diese Aktivität von Koniko Yamamura gesagt:

“Dieses Museum ist das erste Friedensmuseum im Mittleren Osten, welches eingerichtet wurde, um über den Einsatz von chemischen Waffen im  Krieg zu informieren und die Kultur des Friedens und der Freundschaft auf der Welt zu verbreiten. Neben Bildern, Filmen und Texten  erscheinen auch lebendige Beweise in diesem Friedensmuseum, entweder sind es chemisch Geschädigte oder Angehörige von Märtyrern. Unter ihnen ist Frau Baba`i als wertvolle Zeugin aufgetreten und sie hat mit ihrer japanischen Herkunft und als eine Muslimin und Mutter eines Märtyrers zum Erfolg des Teheraner Friedensmueseum beigetragen hat und eine fruchtbare Verbindung zu den Museumsbesuchern hergestellt. Sie ist seit 17 Jahren Mitglied der Gesellschaft zur Unterstützung der Opfer von chemischen Waffen gewesen, und hat uns zu effektiveren Tätigkeiten angeregt.  In Wahrheit ist sie die Mutter des Teheraner Friedensmuseums gewesen. So Gott will wird sie einst mit den Freunden Gottes auferstehen.”   

 

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