Jun 04, 2017 12:39 CET

Guten Tag liebe Zuhörer. Heute zieht es uns in dieser Sendung in die Provinz Luristan, zu dem edlen Volk der Luren.

Die Provinz hat eine weit zurückreichende Geschichte, sie verfügt über zahlreiche kulturelle, historische und natürliche Attraktionen und gilt unweigerlich zu den schönen, sehenswürdigen, unberührten und klimatisch angenehmen Regionen des Landes. Luristan erstreckt sich über fast 30.000 qkm im Westen Irans. Im Norden befinden sich die Provinzen Hamedan und Markazi, im Süden Khuzestan, im Osten Isfahan und im Westen die Provinzen Kermanschah und Ilam. Die Provinz befindet sich im mittleren Zagros-Gebirge; weite Gebirgslandschaft, hohe Gipfel, Täler und Flachland, die besondere geographische Lage und die Einflussnahme von den zwei Klimazonen aus dem Mittelmeer und dem indischen Ozean gehören zu den  Eigenschaften dieser Region. Auch die Tierwelt findet hier ihr Paradies. Für Naturliebhaber ist die Provinz ein Schatz.

Historische Denkmäler sind hier angesichts der alten Geschichte zahlreich vorhanden und von erheblicher Bedeutung.

Klimatisch herrschen drei verschiedene Zonen in Luristan, das kalte Gebirgsklima, mediterranes Klima und wüstenartiges Klima. Im Norden, Nordwesten und Osten der Provinz kommen Berge mit über 2000 Metern Höhe vor, die Niederschläge sind hauptsächlich in Form von Schnee, die Winter sind kalt und die Sommer mäßig. In zentralen Regionen und an der Grenze zwischen dem kalten und warmen Klimastreifen herrscht das mediterrane Klima vor. Dieser Streifen zieht sich vom Nordwesten nach Südosten. Die Winter sind hier mäßig, die Simmer eher warm. Im Süden und Südwesten der Provinz liegt das Flachland von Khuzestan und die warmen Klimazonen der Provinz Ilam, daher sind hier die Winter mäßig und die Sommer ebenfalls ziemlich warm. Das gute Klima im Winter macht die Region zum einem günstigen Zuwanderungsort für die Nomaden von Luristan und benachbarte Provinzen.

Etwa 85% der Fläche von Luristan besteht aus Bergen, sie sind hauptsächlich vom Nordwesten nach Südosten und parallel zueinander ausgerichtet. Im Durchschnitt erreichen sie eine Höhe von 1700 m. Der höchste Berg, Oshtorankuh, liegt mit 4050 Metern im Osten und Südosten der Provinz. Die Berge in dieser Region sind über das ganze Jahr mit Schnee bedeckt. Sie gelten als wichtige Wasserquellen Luristans.

Der Gahar-See, zählt zu den natürlichen Sehenswürdigkeiten von Luristan, der sich neben dem Oschtorankuh anbietet.

Luristan befindet sich auf dem Zagros-Hochland, das günstige Klima und die relative hohe Luftfeuchtigkeit ermöglicht der Pflanzenwelt, gut zu gedeihen. Die Flora besteht aus sehr unterschiedlichen Pflanzenarten und großen Waldflächen, 23% der Gesamtfläche der Provinz. Sie sind Teil der westlichen Wälder Irans, hauptsächlich Eichenwälder,  und 75000 Hektar groß. Die wichtigsten Baumarten in diesen Wäldern sind Eichen, Feigen, Pappeln, Wildbirnen und Wildpistazien sowie Nussbäume.

Die üppige Flora erlaubt auch eine reiche Viehhaltung. Die Weiden sind sehr nahrungsreich und gehören zum Reichtum der Provinz.

Das grüne Weidenland und der hohe Niederschlag sind für das Nomadenleben äußerst günstig. Aus diesem Grund leben noch viele Stämme, die sich mit der Viehhaltung den Lebensunterhalt verdienen, ein Nomadenleben. Für die Viehhaltung und Landwirtschaft bieten das geeignete Klima, die reichen Weiden, die strömenden Flüsse und die ertragreiche Erde sehr gute Bedingungen. Die wichtigsten Landwirtschaftsprodukte der Provinz sind Getreide, Hülsenfrüchte und Zuckerrüben. Unter den Obstsorten sind es Äpfel, Birnen, Aprikosen, Kirschen, Trauben, Feigen und Mandeln. Viehzucht und Landwirtschaft werden traditionell und industriell betrieben. In manchen Regionen wie Delfan, Azna und Aligudarz bietet die Imkerei eine Einnahmequelle.

Industrie und Bergbau kommen häufig in Luristan vor. Die Industrie besteht im Allgemeinen aus der Bau-, Metall-  und Chemieindustrie. Die Nayyer-Pars-Anlage und das Kühlschrankunternehmen in Khorramabad sind in der Metallindustrie von Bedeutung. In Aligudarz werden Landwirtschaftsmaschinen hergestellt. Die Industrieanlage Parsilon (Plastikfäden) und die die Hersteller von Nitrogen und Butan-Gas befinden sich in Khorramabad. Acetylen und Alkohol werden in Borudjerd produziert, Wisian ist berühmt für die Herstellung von Essig und Alkohol.

Textil-, Nahrungs- und Pharmaindustrie ist  ebenfalls in Luristan vertreten, die wichtigsten Anlagen sind Textil- und Maschinenbauanlagen Boroudjerd und Zucker- und Pharmaunternehmen Dam-Loran und Lorestan in der Stadt Boroudjerd. Die Kristallfabrik in Azna ist berühmt. Auch Bergbau wird in Luristan betrieben und u.a. Kalk, Gips, Baumaterial und Siliciumdioxid gewonnen. Andere Vorkommen wie Blei, Zink (in Aligudarz), Salz und Öl (in Khorramabad und Kuhdascht) wurden erschlossen.

Im zweiten Teil der Sendung möchten wir uns mit den anthropologischen Bedingungen in der Provinz befassen.

Luristan ist das Land des reinrassigen Stammes der Luren, ein iranischer Stamm, der  den alten Ariern entspringt. In der antiken Geschichte Persiens werden sie die Kassi oder Kassiten genannt. Die Luren sprechen in den Dialekten Luri und Laki. Auch sie gehen weit in die Geschichte zurück, und  haben bis heute nur wenige Änderungen in sich aufgenommen. Luri ist ein einfacher und fließender Dialekt, die meisten Wörter, Wendungen und die Aussprache ist dem Persischen nahe, die Menschen in Luristan sprechen hauptsächlich in diesem Dialekt.

Der Laki-Dialekt ist der kurdischen Sprache (aus Kermanschah) ähnlich. Die meisten Stämme und großen Sippen in Lusritan, besonders jene im Norden und Nordwesten, sprechen diesen Dialekt. Die Wurzeln der Sprachen in Luristan finden sich bei den Sassaniden, daher ist die Sprache als alte und historische Sprache einzustufen. Die Zuwanderung aus Aserbaidschan im Nordwesten Iran führte zudem dazu, dass auch die Azeri-Sprache in einigen Dörfern gesprochen wird.

Die meisten Bewohner von Luristan sind Muslime und Schiit. Sie nehmen die religiösen Überzeugungen, Gebote und Lehren sehr ernst. Die Luren sind bescheidene und patriotische Menschen. Großmut und Tapferkeit sind ihr Markenzeichen. Sie sind aufrichtig und offen. Sie bieten ihre Freundschaft und sind treu, sie halten sich an ihr Versprechen und sind bekannt für ihre Gastfreundschaft. Im sozialen Leben und zu ihren Verwandten sind sie opferbereit und großzügig.

Luristan gehört zu den ältesten Ansiedlungspunkten der Menschen in der vorgeschichtlichen Zeitrechnung. Aus archäologischen Untersuchungen geht hervor, dass die ersten Menschen sich hier vor rund 40.000 Jahren niedergelassen haben. Bronzegegenstände aus Luristan (aus dem ersten Jahrtausend vor Christi) schmücken viele große Museen auf der Welt. Sie repräsentieren die Kunst und Kultur aus dieser Region. Der bekannte französische Archäologe, Roman Ghirshman, nennt die Kunst aus Luristan die wahre persische Kunst. Die archäologischen Werke wie die Fala-ul Aflak Zitadelle im Stadtzentrum von Khorramabad, die historischen Brückenanlagen in über den Flüssen Kaschkan und Samireh, die 280 Hektar große historische Städtestruktur in Boroudjerd, bestehend aus alten Wohnhäusern, überdachtem Basar, Freitags- und Imam-Moscheen und prähistorischen Höhlen im Khorramabad-Tal, die Felsenmalereien Humian und Mirmelas in der Provinzstadt Kuhdascht sind nur Beispiele von Hunderten historischen und kulturellen Werken, die über der ganze Provinz verteilt liegen und den Zahn der Zeit überstanden haben.

Unsere Zeit ist um, und daher werden uns nächste Woche weiter dieser Region widmen. Bis dahin Auf Wiederhören!