Aug 14, 2017 06:58 CET

Wenn jemand seinen Glaubensgeschwistern und Mitmenschen hilft und ihnen Gutes tut, so hat er sich selber auch einen Gefallen damit getan, denn durch solche Werke kann er zum Beispiel den eigenen Charakter vervollkommen.

Auch Ihnen  ist bestimmt  klar, dass Hilfsbereitschaft  zu den sozialen Fertigkeiten gehört. Es gibt aber auch viele, die nicht auf diesen wichtigen Faktor achten oder sogar noch nicht einmal von den Sorgen der anderen berührt werden.  Aus der Sicht einiger Psychologen haben Personen  eine hohe Stufe der Menschlichkeit erreicht , deren wichtigstes Anliegen darin besteht zu helfen,  ob nun den anderen Menschen oder auch Tieren oder Pflanzen. Der amerikanische Psychologe Maslow, Begründer der Humanistischen Psychologie,  hat gesagt, dass die Menschen verschiedene Stufen der Bedürfnisse betreten. Ein höheres Bedürfnis besteht darin, anderen helfen zu wollen.  Menschen die nur auf die Bedürfnisse auf niedriger Ebene Wert legen und nur an sich denken, laufen gemäß der Erkenntnis von Maslow  mehr als andere Gefahr, psychisch zu erkranken oder sich eine Herz- oder Gefäßerkrankung zuzuziehen, während  andere, die ihren Mitmenschen  helfen,  aktiv, gesund und beliebt sind. 

Es stellt sich die Frage: Warum sollten  wir nicht auch nach der Hilfsbereitschaft streben und uns diese Fertigkeit aneignen? Jeder kann anderen helfen. Dafür muss er nicht reich sein.

 

Es gibt viele Beispiele dafür, wie man anderen helfen kann. Dies kann finanziell geschehen oder auch auf geistiger Ebene. Es kann auch durch Mitbeteiligung an wohltätigen Werken erfolgen oder durch Unterstützung bei der Verteidigung gegenüber Feinden und durch Versöhnung von zwei Menschen und Gruppen, die im Streit miteinander liegen.  Wegen der wichtigen Auswirkungen der guten Taten hat Gott im Heiligen Koran an mehreren Stellen hervorgehoben, wie wertvoll sie sind, und zum Beispiel im Vers 195 der Sure 2 (Baqara) gesagt:

"إِنَّ اللَّهَ یُحِبُّ الْمُحْسِنینَ"

Gewiss! Allah liebt die Gutes Tuenden.

Gott liebt die Gutes Tuenden

 

Der Heilige Koran macht uns auf einen wichtigen Punkt aufmerksam, nämlich, dass wir uns selber etwas Gutes antun, wenn wir anderen helfen. Im Vers 7 der Sure 17 (Isra) heißt es: 

 

إِنْ أَحْسَنْتُمْ أَحْسَنْتُمْ لِأَنْفُسِکُمْ

„Wenn ihr Gutes tut, tut ihr Gutes für euch selbst; .... 

Eine Wohltat kommt also nicht nur dem Empfänger sondern auch dem Wohltäter selber zugute.   Jemand der Gutes tut, hat etwas zur Vervollkommnung seines eigenen Charakters beigetragen. Es ist ein spiritueller Erfolg, wenn er durch Wohltätigkeit ein Stück weiter gelangt auf dem Weg der Vervollkommnung. Außerdem kann er durch ein gutes Werk Schäden abwenden.  

Der Prophet Gottes hat nämlich gesagt: "Wenn ihr wollt, dass Gott euch hilft, so seid den anderen eine Hilfe."

Anderen zu helfen wirkt sich also  positiv aus, materiell und immateriell.  Spirituell gesehen gelangt der Mensch auf diese  Weise  schneller in die Nähe Gottes. Gottes Zufriedenheit mit ihm wächst und dies hat Gottes Segen und Gnaden zur Folge. Eine Wohltat kann zum Beispiel darin bestehen, dass wir anderen dabei helfen, Gutes zu tun.  Wenn wir zum Beispiel  an einem Tag freiwillig fasten wollen, dann sollen wir gemäß Islam  das Fasten abbrechen , wenn uns jemand zu sich nach Hause zu einem Essen einlädt. Wir sollen dieses freundliche Angebot annehmen und den Gastgeber nicht daran hindern, ein gutes Werk zu tun, nämlich jemanden zum Essen einzuladen.  Gott wird in einem solchen Fall uns dennoch das Fasten anrechnen, weil wir einem Muslim eine  Freude gemacht und seine Einladung angenommen haben und ihm  entgegengekommen sind.

 

Von Ibn Abbas wird überliefert, dass der Erhabene Prophet des Islams (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause)  am Tag, an dem die Muslime über die Bani Nazir - ein jüdischer Stamm, der die Muslime angefeindet hatte und wegen seiner Umtriebe aus Medina ausgewiesen worden war,   zu den  Ansar, den Muslimen aus Medina, sagte :

Wenn ihr möchtet,  dann teilt euren Besitz  und eure Häuser mit den Muhadschirin -  den Muslimen die aus Mekka ausgewandert und mittellos geworden sind -  und lasst sie an dem teilhaben, was  euch an Kampfesbeute zufiel. Oder möchtet ihr lieber, dass ihr euren Besitz und eure Häuser für euch behaltet aber nichts von der Kampfesbeute zugeteilt bekommt?"  Da antworteten die Ansar : "Wir teilen sowohl unseren Besitz und unsere Häuser mit ihnen, den Muslimen aus Mekka, als dass wir auch auf einen Anteil an der  Kampfesbeute verzichten. Wir geben den  Muhadschirin den Vorrang vor uns selber." Über diese hohe Gesinnung der Ansar  steht in dem Vers 9 der Sure Haschr (59) geschrieben. Sie werden dort gelobt, denn es  heißt: 

"Und diejenigen, die in der Wohnstätte und im Glauben vor ihnen zu Hause waren, lieben (all die,) wer zu ihnen ausgewandert ist, und empfinden in ihren Brüsten kein Bedürfnis nach dem, was (diesen) gegeben worden ist, und sie ziehen sie  sich selbst vor, auch wenn sie selbst Mangel erlitten. Und diejenigen, die vor ihrer eigenen Habsucht bewahrt bleiben, das sind diejenigen, denen es wohl ergeht."

                   

Bei den Beispielen, die der Koran für die Hilfsbereitschaft anführt, geht es nicht nur um das Spenden von Essen und Kleidung oder um regelmäßige finanzielle Unterstützung für jemanden, sondern auch darum, Bedürftigen gut zuzureden und sie zu trösten.  Ein Beispiel: Für den Fall, dass  ein Bedürftiger keine geistige Reife besitzt,  wäre es unvernünftig ihm  Vermögen zur Verfügung zu stellen, weil er nicht damit umgehen kann. Gott empfiehlt  im Vers 5 der Sure 4 (Nisa) daher : 

"Und gebt nicht den Unmündigen euren Besitz, den Allah euch zum Unterhalt bestimmt hat, sondern versorgt sie davon und kleidet sie und sagt zu ihnen geziemende Worte."

Anderen Trost zu spenden und Hoffnung zu machen, ist auch eine Art "Helfen", zum Beispiel wenn ein Dozent an der Universität seinen Studenten von den Problemen, denen er selber während seines Studiums begegnet ist, berichtet, kann er seine Studenten Mut machen, trotz eventueller Schwierigkeiten nicht das Studium aufzugeben. Wenn ein Student sieht, dass sein Dozent offensichtlich alle Schwierigkeiten während des Studiums erfolgreich hinter sich gebracht hat, dann wird er den Schwierigkeiten, die er selber hat, mutiger entgegenblicken.

 

 

An der Lebensweise der Propheten Gottes  ist zu erkennen, dass es zu ihren wichtigen Aufgaben gehörte, den Menschen bei der Lösung ihrer Probleme zu helfen. Im Koran steht gegen Ende der Sure 18 (Kahf) über  Dhul Qarnain  geschrieben. Auf Bitte eines Volkes errichtete dieser große Gottesfreund eine hohe feste Mauer und half diesen Unterdrückten auf diese Weise, sich vor  den ständigen Angriffen eines aggressiven Volkes namens Gog und Magog  zu schützen.  An einer anderen Stelle im Koran, nämlich dem Vers 87 der Sure 10 (Yunus)  erfahren wir, dass Gott Moses und Aaron angewiesen hat, Häuser für die Gläubigen  zu bauen:

 أَنْ تَبَوَّءا لِقَوْمِکُما بِمِصْرَ بُیُوتاً»

"Und Wir gaben Moses und seinem Bruder ein: „Weiset eurem Volk in Ägypten Häuser zu"

                            

Die Gläubigen sollen sich gegenseitig nicht bei schlechten Dingen unterstützen.  Gott  spricht  an einer Stelle im Vers 2 der Sure 5 (Maida)  zu ihnen:  

وتعاونوا علی البر والتقوی ولا تعاونوا علی الاثم والعدوان

"Helft einander zur Güte und Gottesfurcht, aber helft einander nicht zur Sünde und feindseligem Vorgehen."

                             

Der Prophet des Islams (S) hat die Bedeutung der guten Werke unter anderem mit folgendem Satz hervorgehoben: "Die Menschen sind wie die Familie Gottes. Gott liebt am meisten jenen, der den Menschen etwas nützt oder einer Familie eine Freude bereitet oder seinem muslimischen Bruder hilft, ein Bedürfnis zu stillen. Dies ist besser als zwei Monate sich zu einer Klausur  in die Heilige Moschee (in Mekka) zurückzuziehen."

 

 

 

 

 

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