Die Revolution in Bahrain - vom Beginn bis heute (2)
Die Menschen in Bahrain fordern das Recht über ihr Schicksal zu bestimmen und möchten aus der Gewaltherrschaft und der Diskriminierung befreit werden. Aber sie erhalten nicht nur keine ernsthafte Unterstützung von internationalen Gremien und den westlichen Staaten sondern die Mitteilungen über ihre Revolution werden sogar ignoriert.
Wir haben in Teil 1 einen Blick auf die Geschichte der Protestbewegung der Bahrainer Bevölkerung gegen die Herrscher der Ale Chalifa und ebenso gegen die Machenschaften der englischen Kolonialmacht geworfen und gesagt, dass der jetzige Monarch Hamad Bin Isa im Jahre 2001 demokratische Reformen versprach und ein Referendum über eine Reformencharta veranstaltete, ohne jedoch seine Versprechungen einzuhalten.
10 Jahre später setzte die Welle der Revolutionen in der Arabischen Welt ein. Sie begann in Tunesien ,wo der Diktator Zin Alabedin Ben Ali gestürzt wurde und führte zu der Revolution der Ägypter, die die Absetzung des totalitären Staatspräsidenten Husni Mubarak am 11. Februar 2011 zur Folge hatte. Unterdessen schlossen sich auch die Muslime in Bahrain, die seit langem eine Bewegung gegen Diktatur und Benachteiligung begonnen hatten, erneut zu einem Protestaufstand zusammen. Dieser war im Vergleich zu allen ihren vorherigen Aufständen und zu den Aufständen in einigen anderen arabischen Länder von viel größerem Format, ernsthafter und von längerer Dauer .
Der Aufstand der Bahrainer begann am 14. Februar 2011. Dutzendtausende kamen täglich auf die Straßen um zu demonstrieren. Auf dem Al Lulua (dem Perlen-) Platz in Manama versammelten sie sich und forderten in Sitzstreiks ihre Freiheitsrechte.
Die Sicherheitskräfte gingen gewaltsam gegen diese Protestkundgebungen vor und es gab mehrere Tote und Verletzte. Die wichtigste Forderung der Bevölkerung war die Forderung nach einer echten konstitutionellen Monarchie, in der die gewählten Vertreter des Volkes die Verwaltung des Landes übernehmen. Wie wir schon sagten, existiert zwar in Bahrain ein Parlament, aber dieses hat nur beschränkte Befugnisse. Außerdem hat das Regime der Ale Chalifa zur Wahrung seiner Interessen die Parlamentswahlen so geregelt, dass die große schiitische Bevölkerungsmehrheit von fast 70 Prozent nur 50 Sitze im Parlament einnehmen kann.
Eine weitere Forderung der Bahrainer Bevölkerung sind Parteien- und Pressefreiheit und die Freilassung der politischen Gefangenen. Das Regime von Bahrain hat nach Beginn des Volksaufstandes im Februar 2011 eine große Zahl der Protestierenden festgenommen und sie werden in den Gefängnissen gefoltert. Die internationalen Menschenrechtsgremien haben aber sehr spät diese bittere Wahrheit zugegeben. Gemäß dem Bericht des Internetportals prison studies, der vor kurzem veröffentlicht wurde, weist Bahrain mit 4028 Gefangenen in Westasien den größten Anteil an Gefangenen im Vergleich zur Gesamtbevölkerung auf und übertrifft in dieser Hinsicht sogar das zionistische Regime. In Bahrain erscheint keine einzige oppositionelle Zeitung und die wahren Oppositionsgruppen wurden als aufgelöst erklärt.
Die Bahrainer fordern aber auch die Absetzung von Chalifa Bin Salman, dem Premierminister und Onkel des Königs von Bahrain. Chalifa Bin Salam bekleidet diesen Posten seit 1971. Er hat wesentlich zur Unterdrückung der Bevölkerung und der Erzeugung der Unfreiheit im Lande beigetragen und daher fordert die Bevölkerung schon seit langem den Rücktritt des 81-Jährigen.
Mit einem Blick ist zu erkennen, dass die Menschen in Bahrain das Recht fordern über ihr Schicksal zu bestimmen und aus der Gewaltherrschaft und der Diskriminierung befreit werden möchten. Aber sie erhalten nicht nur keine ernsthafte Unterstützung von internationalen Gremien und den westlichen Staaten sondern die Mitteilungen über ihre Revolution werden sogar ignoriert.
Die Erfüllung der Forderungen der Bahrainer bedeutet in Wahrheit das Ende der absolutistischen Herrschaft der Ale Chalifa und die Herrschaft des Willens der Bevölkerung. Und daher richtet sich das Regime dagegen.
Die Bevölkerung setzte mit ihren großen Protestkundgebungen ab dem 14. Februar 2011 das Ale Chalifa-Regime einen Monat lang unter Druck und die Oppositionsgruppen, insbesondere die größte von ihnen, Al Wifaq , führten mit dem Regime Verhandlungsgespräche zur Verwirklichung der berechtigten Forderungen der Bevölkerung.
Das Regime wollte aber offensichtlich nicht auf diese Forderungen eingehen, so dass die Verhandlungen scheiterten. Am 15. März 2011 als sich gerade der damalige US-Verteidigungsminister Robert Gates in Bahrain befanden, trafen plötzlich 1000 Kräfte Saudi Arabiens in Bahrain ein. Sie begannen am nächsten Tag unter Einsatz von Panzern und Hubschraubern einen schweren Angriff zur Zerschlagung des Volksaufstandes. Dieser hinterließ Dutzende Tote und Verletzte unter der Bevölkerung. Der Perlenplatz in Manama, wo sich die Bürger zum Protest versammelt hatte, wurde zerstört und Sitzstreiks wurden verboten.
Einige Tage später trafen 500 Kräfte der Vereinten Arabischen Emirate (VAE) in Bahrain ein, um die Präsenz der saudi-arabischen Kräfte im Rahmen des Verteidigungspaktes des Kooperationsrates der Anrainerländer am Persischen Golf zu rechtfertigen. Unterdessen soll dieser Pakt, berühmt als Schild der Halbinsel , zur Verteidigung gegenüber ausländischen Angriffen dienen und nicht zur Zerschlagung des Volksaufstandes in einem arabischen Land.
Musik
Aber die Revolution der Bahrainer gegenüber der Unterdrückung und Diktatur konnte nicht zum Erlöschen gebracht werden. Es sind inzwischen fast fünfeinhalb Jahre seit ihrem Beginn vergangen, und sie lebt weiter. Die Leute des Ale Chalifa Regimes haben mit Hilfe der saudischen Kräfte in dieser Zeit zahlreiche Verbrechen begangen. Es kamen viele unschuldige Bürger ums Leben und fanden den Märtyrertod und viele wurden verletzt oder in den Gefängnissen gefoltert. Das Regime hat zahlreiche Häuser und Moscheen zerstören lassen und der Bevölkerung die Abhaltung des Gemeinschaftsgebetes verboten. Dennoch hält der friedliche Protest der Bahrainer an.
Ein Grund für die Fortdauer der Revolution des Bahrainer Volkes ist darin zu suchen, dass diese Bewegung nicht erst im Februar 2011 begonnen hat, sondern schon lange zuvor. Die Aufstände in der Arabischen Welt waren nur ein Funken, damit die Bevölkerung von Bahrain erneut ihren Kampf gegen die Diktatur und die Benachteiligung aufnimmt.Zweihundert Jahre lang haben die Ale Chailfa in Bahrain gewaltsam geherrscht. Nachdem die Bahrainer nach 170 Jahre dem Augenschein nach von der britischen Kolonialmacht befreit wurden und 1971 das Land unabhängig wurde, hat die Bevölkerung dennoch weiter unter den Einmischungen Englands und der USA und Saudi Arabien zugunsten des Regimes der Ale Chalifa gelitten. Einer der weiteren Gründe für die Fortsetzung der Revolutionsbewegung in Bahrain ist also auch der Kampf gegen den Fremdeinfluss und um Erreichung wahrer Unabhängigkeit.
Armut und Diskriminierung sind weitere Faktoren. Ein erheblicher Teil der Bevölkerung leidet unter schwerer Armut, ganz besonders die Schiiten, auf die das Regime nicht gut zu sprechen ist. Wenn die Ölressourcen zu Ende gehen,ist mit einer großen Zunahme der Armut in diesem Land zu rechnen. Trotzdem die Arbeitslosenrate hoch ist, holt das Regime in der Absicht, die Bevölkerungszusammensetzung zum Nachteil der Schiiten zu verändern, ausländische Arbeitskräfte ins Land. Die Ale Chalifa selber haben keinerlei finanzielle Schwierigkeiten. Sie leben im Gegensatz zu der Bevölkerungsmehrheit im Luxus.
Die Bevölkerung von Bahrain hat während des jahrelangen Kampfes gegen die Unterdrückung zahlreiche Erfahrungen gesammelt und kennt die heimtückischen Methoden des Regimes. Deshalb lässt sie sich nicht wie es bei Revolutionen in einigen anderen arabischen Ländern der Fall war, so schnell hinters Licht führen und fällt nicht auf die Versprechungen der Ale Chalifa und ihre Unterstützer herein. An der Spitze des Volkes stehen wachsame Anführer , welche die Revolution des Volkes in die richtigen Bahnen lenken, wie Scheich Isa Qassim. Deshalb sind viele Sachverständigen der Ansicht, dass die Freiheitsbewegung und der Aufstand der Bahrainer sich nicht so leicht zerschlagen lässt . Sie sagen, dass die Revolution anhalten wird, solange der Bevölkerung nicht ihre Rechte zugebilligt werden.
Besonders den Saudis bereitet der Gedanke, dass die Revolution der Bahrainer siegen könnten, Sorgen. Die Saudis unterdrücken wie die Ale Chalifa die Schiiten in ihrem Land und verwehren ihnen ihre Bürgerrechte. In Saudi Arabien kämpfen die Schiiten schon seit einiger Zeit um Herstellung ihrer Freiheitsrechte und gegen die bestehende Benachteiligung. Daher wird der Erfolg der Revolutionäre in Bahrain direkt einen Einfluss auf die Schiiten in Saudi Arabien haben und deren Willen für die Verwirklichung ihrer Rechte stärken. Außerdem käme die Herstellung von Demokratie in Bahrain für die totalitären Regimes im Süden des Persischen Golfes unerwünscht. Ein demokratisches System in Bahrain könnte deren eigene Bevölkerung auf den Gedanken bringen, verstärkt nach Freiheit und Selbstbestimmung zu streben. Dann würde den Ale Saud in Saudi Arabien, die sich für den großen Bruder dieser totalitären Regimes halten noch mehr der Sturz drohen.
Zwar ist die geografische Lage Bahrains im Süden des Persischen Golfes und die Nähe zu Saudi Arabien hinsichtlich einer militärischen Einmischung für die Saudis günstig, aber andererseits bringt sie auch Gefahren für die wahhabitischen Herrscher in Riad mit sich.
Die Revolution in Bahrain hat noch weitere Aspekte. Darüber mehr im nächsten Beitragsteil.