Der Hadsch vereint  -Sonderprogramm Hadsch 2019 (4)  

Zu den wichtigen Funktionen der Hadsch-Pflicht gehört, die Vereinigung der Muslime aus aller Welt und Festigung dieser Einheit.

Die einmaligen Hadsch-Riten haben begonnen. Es ist eine wunderschöne Erfahrung für die Gäste zum Hause Gottes. Die riesige Versammlung der Pilger demonstriert islamische Einheit. Hunderttausende haben sich zusammengefunden, um dem Gebot Gottes zu folgen und ihr Bündnis zu erneuern.

Der Hadsch hat nicht nur eine individuelle Seite wie einige anderen Formen des Gott-Dienens im Islam, sondern ist ein Gott-Dienen und Anflehen Gottes in harmonischer Gemeinschaft mit Hunderttausenden anderen Muslimen.  Im Islam und bei anderen Religionen gibt es keinen Gottesdienst in diesem Großformat. Die Anhänger der Lehre des Propheten Gottes (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause) strömen zur gleichen Zeit und am gleichen Ort zu einem riesigen Meer zusammen, um Seite an Seite religiöse Riten zu vollbringen. Es ist charakteristisch für die islamischen Lehren, dass sie Abstände überwinden und die Herzen einander näher bringen. Der Zusammenschluss der Herzen wird während der Hadsch-Zeremonien in höchster Form  sichtbar.

Der Hadsch hat zahlreiche Aspekte. Diese große islamische Versammlung kann bei Wiederbelebung ihrer politischen Seite eine hervorragende Wirkung auf die geopolitische Gestalt der Welt haben und  ein Erwachen unter der muslimischen Weltgemeinde und ihre Größe und Einheit mit sich bringen.  Das beim Hadsch herbeigeführte Verständnis zwischen den Völkern und  im Gefolge zwischen ihren Regierungen  spendet hoffnungsfrohen Ausblick auf die Manifestation der Größe der Religion und  gibt allen zu verstehen,  dass die Muslime zur Verteidigung der Werte sich gegen die Angreifer auf ihre Länder und auf ihre religiöse Kultur  wehren werden.

Hischam ibn Hakam berichtet: „Ich fragte Imam Sadiq (Friede sei mit ihm) über den Sinn des Hadsches und des Tawwafs – der Umkreisung der Kaaba. Er antwortete: `Gott hat diese Diener erschaffen ... Er hat Gebote für sie aufgestellt zur richtigen Regelung der  Religion und des Lebens, zum Beispiel hat er die Versammlung der Menschen aus Ost und West (während des Hadschbrauches) geboten, damit die Muslime einander richtig kennenlernen und über die Lage voneinander erfahren. ... und damit die Werke des Propheten (S) und seine Mitteilungen erkannt werden, die Menschen sich an sie erinnern und sie niemals vergessen.`“

Gemäß  Heiligem Koran ist die Natur, die dem Menschen  bei seiner Erschaffung verliehen wurde, auf den Einen Gott ausgerichtet. Auch heißt es, dass  die Menschen anfangs eine einzige Gesellschaft und ein einheitliches Volk waren. Doch es kamen Meinungsverschiedenheiten unter ihnen auf. Gott schickte daher Propheten, damit sie diese  beilegen und damit sie die Menschen zum Glauben an den Einen Gott und zur Ausrichtung nach ihrer monotheistischen Ur-Seele, zum geraden Weg und zur erneuten Bildung einer großen Gemeinschaft aufrufen.  In diesem Zusammenhang gingen die Lehren und Gebote aller Gottgesandten in die gleiche Richtung. Sie  lehrten denselben Weg und hatten dasselbe Ziel, stammten aus der gleichen Quelle und waren um die Rechtleitung und Einmütigkeit und den Zusammenhalt zwischen den Menschen bemüht. Daher  gibt es zwischen den Völkern, die diese Religionen himmlischer Herkunft befolgen, darunter die Juden und Christen,  und den Muslimen eine starke Verbindung. Alle sind aufgerufen, aufgrund ihres gemeinsamen Glaubens an die Einheit Gottes, Seine Gesandten und das Jenseits  friedlich ihre Meinungsverschiedenheiten untereinander  beizulegen und zu einem Zusammenhalt und zur Verbundenheit aufgrund von Glauben und Überzeugung zu finden.

Im Vers 103 der Sure 3 (Al-i Imran) spricht Gott:  

« وَاعْتَصِمُوا بِحَبْلِ اللَّـهِ جَمِیعًا وَلَا تَفَرَّقُوا ۚوَاذْکُرُوا نِعْمَتَ اللَّـهِ عَلَیْکُمْ إِذْ کُنتُمْ أَعْدَاءً فَأَلَّفَ بَیْنَ قُلُوبِکُمْ فَأَصْبَحْتُم بِنِعْمَتِهِ إِخْوَانًا وَکُنتُمْ عَلَىٰ شَفَا حُفْرَةٍ مِّنَ النَّارِ فَأَنقَذَکُم مِّنْهَا ۗ کَذَٰلِکَ یُبَیِّنُ اللَّـهُ لَکُمْ آیَاتِهِ لَعَلَّکُمْ تَهْتَدُونَ»

„Und haltet alle fest am Seil Allahs (dem Koran,  Islam und jedem Mittel zur Einheit)  und geht nicht auseinander! Und gedenkt Allahs (großer) Gunst an euch, als ihr Feinde wart und Er dann eure Herzen zusammenführte, worauf ihr durch Seine Gunst Brüder wurdet. Und (als) ihr am Rand einer Feuergrube wart und Er euch dann davor errettete. So macht Allah euch Seine Zeichen klar, auf dass ihr rechtgeleitet werden möget!“

Die Muslime haben dank der Weisungen des Propheten Gottes (S) und basierend auf der Gott-orientierten Überzeugung die Islamische Gemeinschaft – genannt Umma – aufgebaut , um  dadurch die Faktoren für falsche Abgrenzungen zwischen den Mitgliedern der Gesellschaft und für Spaltung zu beseitigen. Zur Herstellung der Einheit in der Islamischen Umma hat der Prophet die Einwanderer aus Mekka (Muhadschirin) und die Helfer aus Medina (Ansar) unter der Charta islamischer Botschaften vereint. Diese Botschaften, darunter das Gebot zum Hadsch,  brachten die Muslime einander nahe. Diese Lehren regelten das Gemeinwesen und  sie schufen die Überzeugungsgrundlage und die Voraussetzung für den Zusammenhalt. Beim Hadsch werden die Muslime unter dem Banner des Tauhids – des Glaubens an den Einen Einzigen Gott -  zu einem fruchtbaren prächtigen Gottesdienst umeinander versammelt.

Der Vater der Islamischen Revolution Iran, Imam Chomeini (Gott segne ihn)  hat den Hadsch als bedeutendes islamisches Treffen bezeichnet, bei dem die Islamische Welt ihre Macht vor Augen führt  und aus dem die  Einheit der muslimischen Weltgemeinde resultiert. Bei dieser Gelegenheit sollten nach seiner Ansicht die Gelehrten und Denker der muslimischen Weltgemeinde Meinungen austauschen und die Faktoren für Meinungsverschiedenheiten überprüfen. Mit Meinungsverschiedenheiten meinte  Imam Chomeini (rh) aber nicht unterschiedliche Ansichten bezüglich der islamischen Jurisprudenz und islamischer Bestimmungen,  weil die Existenz solcher Unterschiede für ihn etwas ganz Natürliches ist.

Der Prophet des Islams hat sogar gesagt: „Die Meinungsunterschiede meines Glaubensvolkes sind ein Segen.“ Allerdings hat er  hinzugefügt:  „Wenn die Meinungsverschiedenheiten ihre eigentliche Bahn verlassen, sind sie gefährlich und werden von den Zwietrachtstiftern ausgenutzt so dass letztendlich die  Muslime geschwächt werden.“

Viele moderne Länder haben Verständigung und Vereinigung aufgrund gemeinsamer Interessen bereits erprobt.  Wie zum Beispiel die europäischen Staaten, die durch Bildung eines EU- Parlamentes und Europamarktes die Gemeinsamkeiten  gestärkt haben und Uneinigkeit hervorrufende Faktoren verblassen ließen, und  sogar eine gemeinsame Geldwährung eingeführt und die Zollgrenzen aufgehoben haben; alles  um die kollektiven Interessen der EU-Mitgliedsländer  zu gewährleisten.

Dank des Ausbaus der Kommunikationen und des Fortschrittes in Industrie und Wissenschaft und der Annäherung der Völker sind heute gute  Voraussetzungen für eine Zusammenarbeit zwischen den Muslimen gegeben, die es ihnen ermöglichen, gemeinsam Entscheidungen zugunsten ihrer gemeinsamen Interessen und Ziele zu treffen.

In diesem Zusammenhang ist die gewaltige Zusammenkunft des Hadsches die beste internationale islamische Versammlung. Sie kann genutzt werden, um die einzelnen Standpunkte in den verschiedenen Bereichen zu erörtern, die Gemeinsamkeiten zu unterstreichen und zu stärken und die muslimischen Gemeinschaften von Problemen zu befreien, welche Zwietracht heraufbeschwören.

Der verstorbene Vater der Islamischen Revolution Iran, Imam Chomeini hat hierzu gesagt:

„So Gott will, wird es zu  jener Einheit zwischen den Muslimen und den Regierungen der islamischen Ländern kommen,  welche Gott, der Allmächtige,  und Sein erhabener Prophet gefordert und angestrebt haben – Die Regierungen der islamischen Ländern können mit Unterstützung der  Völker eine gemeinsame Verteidigungsarmee ... besitzen, welche die größte Macht auf der Welt für sich bestimmen wird ... und es besteht die Hoffnung, dass die Staaten der Region, ungeachtet der Unterschiede bezüglich Sprache, Ethnie und Religions-Rechtsschule und nur unter dem Banner des Islams -   sich in dieser Sache  Gedanken machen und dafür planen.“

Zu den weiteren wichtigen Funktionen des Hadsches gehört, dass sich die Hadschpilger kennenlernen. Auf diese Weise können sie mehr und aus erster Hand über die Lage in den einzelnen Ländern, aus denen sie kommen, erfahren und es wird verhindert, dass sie sich durch die  verzerrte Berichterstattung westlicher Medien  täuschen lassen. Sie können sich beim Hadsch über die Gefahren für die Islamische Welt austauschen. Ajatollah Khamenei, Oberhaupt der Islamischen Revolution Iran  sagt über die Einheit spendenden Eigenschaften des Hadsches:

„Der Hadsch ist Sinnbild für die Existenz der Größe der Islamischen Umma (Weltgemeinde). Er ist Sinnbild für Einheit und Sinnbild für Zusammenhalt. Der Hadsch verbildlicht die Macht der Islamischen Weltgemeinde. Er ist jedes Jahr die größte Versammlung des muslimischen Volkes. Ohne Unterbrechung findet der Hadsch mit besonderen Merkmalen an einem konkreten Ort statt. Das heißt die Islamische Umma tritt vor. Sie zeigt sich. Neben diesem Aspekt nach außen hat der Hadsch auch einen inneren Aspekt: Die muslimischen Völker lernen sich nämlich beim Hadsch kennen und werden miteinander vertraut. Sie verständigen sich durch ihre Sprache,  wobei mit Sprache keine Worte gemeint sind, sondern die  Kultur, die in ihrem Denken dominiert. Durch diese werden sie miteinander vertraut und kommen sich näher.  Skepsis wird beseitigt. Feindschaften verblassen und werden nach und nach beigelegt.  Die Herzen kommen einander näher. Die Hände unterstützen einander. Die Länder können einander helfen und die Völker ebenso: Das ist der Hadsch. Wie sehr nun diejenigen, die den Hadsch verwalten und betreuen, in der Praxis dazu beitragen und gestatten, dass der Hadsch auf diese Weise stattfindet, ist  eine andere Sache. Dennoch bleibt dies der Hadsch: Ein einmaliges spirituelles Potential  zusammen mit einer einmaligen soziologischen Kapazität  und eine Gelegenheit zur Kundgabe der Meinung und Darlegung der Standpunkte der Islamischen Weltgemeinde.“  

Wenn der Hadsch also gemäß der Forderung des Islams und des Aufrufs des Propheten Abraham, dem Zerstörer der Götzen, vollbracht wird, wird er die Muslime stärken,  das Fundament der Religion festigen  und zur Einmütigkeit und  Macht gegenüber den Feinden  und zur Distanzierung  von den internationalen Götzenverehrern führen.