Jun 22, 2020 03:45 Europe/Berlin

Die Medien haben einen großen Einfluss auf die Meinungsbildung und  audiovisuelle Medien können derartig die Wahrheit verdrehen, dass es nichts mehr mit der Realität zu tun hat.

 

Es ist an der Zeit, einzusehen, dass moderne Kommunikationsmittel wie das Kino den Menschen zwar unterhalten aber ihn nicht vollständig mit den Tatsachen, wie dem Rassismus,  bekannt machen.

 

Viele sind der Meinung dass die USA mittels der Medien versuchen den Rassismus zu verdecken. Jared Ball, Professor für Kommunikationswissenschaft an der Morgan State University in Baltimore, USA erklärt: „Vor circa 50 Jahren hat Malcom X gesagt, dass  Amerika mit Hilfe von  Medienmacht und Propaganda den Weltbewohnern sein Land und andere Länder so darstellen kann, wie es ihm beliebt. Wir sehen derzeit wie der Propagandaapparat der USA auf eine Weise vorgeht, dass die Rechte der Schwarzen in diesem Land nicht erwidert werden und die Medien der Bevölkerung suggerieren, die Schwarzen seien Aufrührer.“

Gemäß einer Untersuchung von 90 Nachrichtenberichten bekannter US-Medien bedienen sich diese Medien  vier Hauptstrategien zur Etablierung von Rassismus gegenüber den Schwarzen in ihrem Land, nämlich:

Anpreisung des Modells der Weißen; anti-rassistische Gesten, hinter denen sich jedoch rassistische Ziele verbergen, klischeehafte Darstellung der Schwarzen und Rassismus ohne Anspielung auf die Hautfarbe. 

Die Medien sollten die Wahrheit übermitteln. Es kommt darauf an wie sie Dinge, Personen, Ereignisse und Beziehungen widerspiegeln und von dieser Widerspiegelung hängt unser Verständnis von der Gesellschaft ab.

Die audiovisuellen Medien, darunter besonders der Kinofilm, sind ein mächtiges Mittel zur Übertragung von Inhalten und zur Gestaltung der Ansichten des Publikums. Wir sollten kurz das Vorgehen dieser Medien im Zusammenhang mit dem Rassismus und den jüngsten Geschehnissen in den USA betrachten.

                       

Der anhaltende Protest in den USA gegen die Ermordung von George Floyd durch einen Polizeioffizier hat einige bekannte Hollywoodgrößen zu Botschaften auf Twitter und Instagram veranlasst und außerdem haben sich einige Filmkompanien zum Thema geäußert. Das Unternehmen Netflix schrieb auf   Twitter: „Schweigen bedeutet Mittäterschaft.   Das Leben der Schwarzen zählt. Wir haben eine Plattform und die Pflicht unsere schwarzen Mitglieder, Mitarbeiter, Kreatoren und Talente zu unterstützen.“ Amazon Studios beteuerte auf Twitter und Instagram: „Wir stehen auf der Seite der schwarzen Gesellschaft. Mitarbeiter, Künstler, Autoren, Produzenten, Zuschauer und wir alle kämpfen vereint gegen Rassismus und Ungerechtigkeit.“

 

Die Internetplattform Hulu, dessen meisten Anteile in der Hand von Disney ist, stellte folgende Botschaft auf Twitter und Instagram: „Wir unterstützen das Leben der Schwarzen, heute und jeden Tag. Ihr habt es gesehen und gehört: Wir sind auf eurer Seite.“  Ein anderes Unternehmen, das Disney  gehört und Marvel Entertainment heißt, gab auf Twitter den Spruch heraus: „Widerstand gegenüber Rassismus!“ 

Aber wie sind die Medien vor den jüngsten Ereignissen mit dem Rassismus umgegangen?

                   

Versklavung und Rassismus sind seit der Gründung des amerikanischen Kinos ein Thema in Hollywoodfilmen gewesen. Die Heldenfiguren in dem  Film „Die Geburt einer Nation“, den der so genannte Vater des Kinos,  D.W. Griffith, 1915 drehte, waren Mitglieder des berüchtigten Ku-Klux-Klan. In diesem Film werden die Schwarzen als böse Menschen dargestellt. 1936 schrieb  eine amerikanische Zeitungsreporterin namens Margaret Mitchell den Roman  „Vom Winde verweht“. Dieses Buch wird heute in den Literaturkreisen als rassistisches Werk betrachtet. Die Filmgeschichte spielt während des Amerikanischen Bürgerkrieges im 19. Jahrhundert, bei der sich die Nord- und Südstaaten in der Sklavereifrage spalteten. Die Südstaaten befürworteten die Sklaverei und die Nordstaaten lehnten sie ab.  In dem Liebesroman „Vom Winde verweht“ wird eine sehr rassistische Betrachtung der Schwarzhäutigen spürbar und dieser Roman wurde sogar später deswegen in einigen US-Bundesstaaten verboten. Aber der Roman wurde dennoch 1939 verfilmt  und dieser Film gilt als einer der großen Filmklassiker der Geschichte des Kinos. 

Hollywood hat auch Filme über die Unterdrückung der Schwarzen als Sklaven gedreht wie der Film „12 Years Slave“ (Zwölf Jahre Sklave) aus dem Jahre 2013 und „The Servant“ (der Diener), doch in Wahrheit tritt auch in diesen Filmen wie in „Geburt einer Nation“ und „Vom Winde verweht“ Rassismus auf. Das Thema ist lediglich anders verpackt. In „Zwölf Jahre Sklave“ und „der Diener“ werden die Schwarzen als schwache und ängstliche Menschen zweiten Grades dargestellt und es sind die Weißen, die die Afroamerikaner  auf ihre Rechte aufmerksam machen müssen.  Auch diese Filme sind von dem Gedanken geprägt, die Weißen seien die Herren und die Schwarzen die Untertanen.

 

Wirklich anti-rassistische Filme tauchen im Verteilersystem von Hollywood nur selten auf und auch in die Videonetze gelangt selten ein solcher Film.  Der afroamerikanische Filmregisseur Spike Lee sagt über die Lügen der Medien gegenüber der Bevölkerung: „Sie haben uns niemals den historischen Aspekt gelehrt, dass George Washington, der erste US-Präsident, 123 Sklaven hatte. Das haben die Medien absichtlich weggelassen.“ 

Die Indianer sind bekanntlich die eigentlichen Einwohner Amerikas gewesen, gelten aber inzwischen als eine fast vom Aussterben bedrohte   Minderheit in Nordamerika. Hollywood hat sie schon immer als ein halbwildes kriegerisches Volk dargestellt und den Zuschauern suggeriert, dass man am besten dieses Volk ausrotten sollte.

Konkrete Beispiele für die offene Verunglimpfung der Indianer seitens Hollywoods sind die Filme: Stagecoach (deutscher Titel: Ringo) von John Ford aus dem Jahre 1939 und  Union Pacific (deutscher Titel: Die Frau gehört mir) von Cecille B. DeMille aus dem gleichen Jahr). In anderen Filmen werden die Indianer durch raffinierte Anspielungen indirekt als Halbwilde dargestellt, wie in dem Film „Dances with Wolves“ (Der mit dem Wolf tanzt), den Kevin Costner 1990 drehte.

                               

Es sind schon eine ganze Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen über die Darstellung der Afroamerikaner in den Hollywoodfilme durchgeführt worden. Es lässt sich auf das Buch „White“ von dem britischen Autoren Richard Dyer hinweisen. In diesem Buch nimmt er die Vorgehensweise der Weißen in Hollywood  unter die Lupe und untersucht   Filme aus verschiedenen Epochen der Geschichte Hollywoods. Dyer ist davon überzeugt, dass diese Filme bereits vorher konstruierte Klischees über einige untergeordneten Gruppen nur verstärken. Die Klischees werden nicht eindeutig vorgestellt, aber sie sind Bestandteil eines Prozesses, der sie als natürlich darstellt und für ihre Weiterexistenz sorgt.

Daher hat Dyer die Klischees, die in den Hollywoodfilmen vorkommen in verschiedene Kategorien eingeteilt und gesagt:  „Diese Filme verbildlichen eine Einstellung,  gemäß derer die Weißen disziplinierte, vernünftige und gewissenhafte Menschen sind und die  Schwarzen das Gegenteil dazu bilden.

                

Im Jahre 2013 und 2014 brachte Hollywood die Filme „Django unchained“ (Django befreit) und „12 Jahre Sklave“ heraus. Zentrales Thema in diesen Filmen sollte das Unrecht sein, welches den Schwarzen während der Sklaverei in den USA angetan wurde.  Diese Filme fanden bei der Akademie für die Oscar-Verleihung und den Kritikern Beifall. Aber einige Sachverständige, wie der 2014 verstorbene britische Kulturtheoretiker Stuart Hall äußert in seiner als Buch erschienenen Analyse der Geschichte der Afroamerikaner die Überzeugung , dass trotz der Wandlungen hinsichtlich der Einstellung zu den Schwarzen, die aufgrund des Druckes von Organisationen und Medien zustande kam,  nach wie vor  in diesen Filmen das Prinzip der Gewöhnung an  ein bestehendes Klischee verfolgt wird.  Er spricht von einer „anderen,  neuen Darstellung“, deren Verbreitung im Prinzip auf eine Trennung der  Schwarzen von der Gesamtheit der US-Gesellschaft abzielt.

 

Laut einem neuen Bericht der nicht gewinnorientierten Organisation Color of Change sind die negativ agierenden Charakteren in den Filmwerken von Netflix, NBC und ABC aus den Jahren 2017 und 2018, in der Mehrheit Farbige.  Diese Darstellung  beeinflusst ernsthaft das Bild der Allgemeinheit von dieser Bevölkerungsgruppe.  Unter ein solches negatives Verhalten fallen in dieser Studie 23 bestimmte Dinge – vom Lügen und der Einmischung in fremde Angelegenheiten und Neugier bis zur Drohung und Verbreitung von Schrecken und zwar alles auf der Seite von Farbigen. Der Leiter der Untersuchung Rashad Robinson sagt, dieser Untersuchungsbericht decke in Wahrheit die Ursprünge  des Trumpismus auf. Indem man die Allgemeinheit in die falsche Richtung lenkt und die Ungerechtigkeit als natürlich und normal darstellt, würden nämlich falsche Dinge als richtig dargestellt. „Das ist genau das, was Trump macht“, sagt Robinson.

                     

Es ist nun schon über 80 Jahre her, dass der Film „Von Winde verweht“ gedreht wurde. Zwar haben einige Kreise in der Kinowelt die rassistische Sichtweise dieses Films verurteilt, aber niemals war die Ablehnung so groß, dass seine Vorführung eingestellt wurde. Vor einigen Tagen hat zwar die Video-Plattform HBO Max diesen Film aus ihrem Programm genommen, aber es ist doch verwunderlich, dass dieser Film gleichzeitig bei Amazon zu einem der Spitzenreiter wurde. Einige führen es auf reine Neugier für einen Film, der den Rassismus unterstützt, zurück, aber man kommt nicht vom dem Eindruck los, dass einige  in der US-Gesellschaft und in den Medien noch immer den Rassismus unterstützen.  „Vom Winde verweht“ spiegelt ein Denken wieder, dass trotz Aufhebung der Sklaverei, immer noch die politischen und kulturellen Strukturen in den USA überschatten. Er wirkt wie ein Mahnmal für eine Wahrheit namens Rassismus in der Gesellschaft und wenn die Medien dies leugnen, so spiegelt dies ihre Doppelmoral wieder.

 

 

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