Anlässlich des neuen Moralskandals in der katholischen Kirche
(last modified Mon, 18 Oct 2021 06:36:45 GMT )
Oct 18, 2021 08:36 Europe/Berlin

Anlass zu diesem Beitrag gab die jüngste Aufdeckung von weiteren zahlreichen Fällen des Kindesmissbrauches in der katholischen Kirche. Diesmal in Frankreich.

 

In den letzten Jahren hat die katholische Kirche bereits aufgrund von Missbrauchsskandalen  erheblich an Ansehen eingebüßt. Daran konnten auch die Schritte, mit denen Papst Franziskus auf diese Enthüllungen reagierte, nichts ändern. Vor kurzem sorgte die Aufdeckung eines fürchterlichen Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche Frankreichs erneut für Schlagzeilen. 

Ein unabhängiger Ermittlungsausschuss in Frankreich gab in einem Bericht bekannt, dass seit 1950 bis 2020 über 216 Tausend Minderjährige von katholischen Priestern in diesem Land vergewaltigt wurden. Der Leiter dieses Komitees, Marc Sauvé, sagte der Presse gegenüber, die Opfer seien 8 bis 13 Jahre alt gewesen. Er fügte hinzu, seit 1950 seien in der katholischen Kirche Frankreichs ungefähr 3 Tausend Personen,  beschäftigt gewesen, die sich an Kindern vergangen haben, wobei zwei Drittel von ihnen Priester gewesen waren.  Er sagte weiter zu diesen erschreckenden Tatsachen: „Wenn wir die Zahlen  216 Tausend und 3tausend in ein Verhältnis zueinander setzen,  wird deutlich, dass auf jede 70 Opfer ein Übeltäter kommt.“   Der Leiter des Untersuchungskomitees gab bekannt, die Gesamtzahl der Opfer belaufe sich auf 330 Tausend, wenn man weitere Fälle des sexuellen Missbrauches auch durch Personen, die indirekt für die katholische Kirche gearbeitet haben, wie zum Beispiel Lehrer an katholischen Kirchen, hinzuzählt.  Sauvé gab in einem On-line-Bericht  das Untersuchungsergebnis bekannt und sagte: „Die Vergewaltigungen erfolgten systematisch.  Die Kirche hat in diesen Jahren nicht nur in dieser Angelegenheit Versäumnisse begangen, sondern Hartherzigkeit gezeigt. Sie hat es vorgezogen, sich selber zu schützen anstatt die Opfer. Die Kirche hat keine Maßnahmen zur Verhinderung des sexuellen Missbrauches ergriffen, sondern die Augen geschlossen und es versäumt, diese Verstöße bekanntzugeben und sie hat manchmal wissentlich die Kinder mit den Übeltätern zusammen gebracht.“

 

neuester Bericht über die katholische Kirche Frankreichs: mehr als 300 Tausend Opfer von sexuellem Kindesmissbrauch

 

Veronique Margron, die Vorsitzende der Konferenz der Ordensleute Frankreichs (Corref) sagte, der Bericht der unabhängigen Untersuchungskommission über den Missbrauch von Kindern in der katholischen Kirche zeige einen unerträgliche Tragödie. Sie bezeichnete den sexuellen Missbrauch, der sich in der katholischen Kirche abgespielt hat, als beschämend im wahrsten Sinne des Wortes. Francois Devaux, der Gründer der Organisation La Parole Libéree zur Unterstützung der Opfer sagte in seiner Stellungnahme zu der Vergewaltigung seitens Priester  an diese gerichtet:  „Ihr seid eine Schande für die Menschen. In dieser Hölle gab es zahlreiche abscheuliche Verbrechen, aber am schlimmsten war der Vertrauensmissbrauch und Verrat an den Kindern.“

Papst Franziskus  hat nach der Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse sein Bedauern über diese beschämende Wahrheit  und seinen Schmerz über das Leid der Opfer zum Ausdruck gebracht. Er erklärte seine Scham darüber, dass die Kirche bislang unfähig gewesen sei, die Opfer des Missbrauchs in der katholischen Kirche in den Mittelpunkt ihrer Sorgen zu stellen. 

                              

Fast in allen Ländern wo es die katholische Kirche  gibt, sind auch Moralskandale vorgekommen und wurden Fälle des Missbrauches von Kindern in den letzten Jahrzehnten aufgedeckt: Von den USA bis zu den meisten europäischen Ländern gab es Nachrichten über die Vergewaltigung und den Missbrauch von Kindern durch katholische Geistliche. In Irland und Holland wurden in diesem Zusammenhang Kommissionen gebildet.

Vor ungefähr 10 Jahren veröffentlichte die Untersuchungskommission in Holland einen Bericht über die Vergewaltigung von Kindern in der katholischen Kirche und brachte das große Ausmaß moralischer Dekadenz unter Vertretern und Mitarbeitern der katholischen Kirche, insbesondere unter Priestern, ans Tageslicht.  Gemäß diesem Bericht waren im Zeitraum 1945 bis 1981 zehn- bis zwanzigtausend holländische Kinder in Einrichtungen der katholischen Kirche missbraucht worden und bis 2010 stieg die Zahl der Minderjährigen, die Opfer dieses Missbrauches wurden, auf mehrere Zehntausend an. Einer der Gründe dafür, dass Papst Benedikt der XVI. zurücktrat, war die Veröffentlichung dieses weitgehenden moralischen Verfalls in der katholischen Kirche. Auf jeder Auslandsreise begleitete Papst Benedikt der XVI. das Thema des moralischen Verfalls von Geistlichen. Er hat sich auf seinen Reisen in der Regel mit einigen Opfern von Sexualgewalt seitens Priester getroffen und ihnen seinen Trost ausgesprochen. Außerdem hat der Vatikan durch Zahlung von Wiedergutmachung an die Opfer versucht, die Proteste und Kritik am Vatikan zu stoppen oder zu reduzieren.

 

Papst Benedikt XVI hat nach Aufdeckung des Kindesmissbrauchs durch Priester in der Republik Irland, sich zur Rettung des Ansehens der katholischen Kirche persönlich eingeschaltet. Zwei Tage nach Gesprächen mit irischen Priestern,  bezeichnete er diesen Kindesmissbrauch als abscheuliches Verbrechen und forderte, dass die irischen Bischöfe alles tun müssen um der Kirche ihr moralisches Ansehen zurückzugeben. Der irische Bischof  Josef Duffy erklärte ihm jedoch, dass dieser Schandfleck nicht mehr zu beseitigen sei.

Der  Moralskandal katholischer Priester hat viele Anhänger des Christentums schockiert.  Denn diese abstoßenden Vergehen wurden von Personen begangen, die die Menschen zur Moral und Religiosität einladen sollen.  Hans Langendörfer, der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz  sagte in einem Interview mit der Zeitschrift Spiegel, dass die Maßnahmen des Papstes kaum die Kritik am Vatikan reduzieren konnte. Nacheinander wurden weitere Skandale im Zusammenhang mit den Priestern der katholischen Kirche aufgedeckt, die  dem Ansehen dieser Kirche bei ihren Anhängern sehr geschadet haben.

 Ein Priester ist der geistliche Vater für die Anhänger des Christentums und die Kirche gilt als deren Zufluchtsort. Aber nun gilt sie als eine Gefahr für Kinder. Zweifelsohne soll das nicht bedeuten, dass es keine Priester mit reinem Charakter in der Kirche gibt. Aber der Schaden, den moralisch verdorbene Geistliche dem Ansehen der Kirche zugefügt haben, lässt sich nicht so einfach wiedergutmachen.  Während im Mittelalter, Geistesstarre und Gewaltsamkeit der Kirche zu einer Flucht vor der Religion und zur Entstehung des Humanismus und Laizismus geführt haben, so hat heute die moralische Verdorbenheit von Priestern verursacht, dass sich viele Katholiken von der Kirche abgewandt haben.

 

Hunderttausende Anhänger der Katholischen Kirche sind nach den Enthüllungen über den Moralskandal von Priestern ausgetreten.  Diese Enthüllungen zwangen auch Papst Benedikt den XVI zum Rücktritt. Der Schatten der Moralskandale lastet nun auch auf seinem Nachfolger Papst Franziskus. Auch er versucht durch Entschuldigung und durch Verurteilung der verdorbenen Priester das Ansehen der Katholischen Kirche wieder zu verbessern. Aber sobald die Bevölkerung die Verstöße gegen die Moral unter den katholischen Priestern zu  vergessen beginnt,  taucht dieses  Thema erneut in Form von enthüllten, neuen Fällen in den Nachrichten auf.

 

Tags