Die Erhaltung des Weltkulturerbes (4 – Naturstätten plus Kulturstätten)
(last modified Mon, 15 Nov 2021 05:07:30 GMT )
Nov 15, 2021 06:07 Europe/Berlin

Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen Natur- und Kulturerbe und dessen Schutz. Darum soll es diesmal gehen.  

 

                                  

Alles was uns die vergangenen Generationen hinterließen, enthält Aussagen über ihre Lebensweise und über das Streben des Menschen nach Überleben,  der Unterwerfung der Natur und Deckung unserer Bedürfnisse aus dem was, was sie aus der Natur entnehmen konnten. Diese Anstrengungen wurden zu Erfahrungen, die zur der Entstehung und Entfaltung der Zivilisation führten und wir können aus ihnen lernen wie die Natur zu schützen ist.

Lewis Dartnell, britischer  Autor und Dozent für Kommunikationswissenschaften an der Universität Westminster führt uns in seinem Buch „Origins“ (Ursprünge) Millionen von Jahren in die Geschichte unseres Planeten zu den Geheimnissen der Entstehung der Erde, wie wir sie heute kennen, zurück. Er schreibt, wie seiner Ansicht nach unser Planet sich auf die Form der menschlichen Zivilisationen ausgewirkt hat. An einer Stelle heißt es: 

„Das Wasser in unserem Körper ist einst durch den Nil geflossen und ist mit dem Monsunregen über Indien herabgeregnet und hat den Stillen Ozean durchquert. Der Kohlenstoff in den Kohlenstoffverbindungen unserer Zellen  stammen aus den Pflanzen, die wir essen, und diese wurden aus der Gerste entwickelt... das Salz in unserem Schweiß und in unseren Tränen, das Calcium in unseren Knochen und das Eisen in unserem Blut, stammen alle aus der Verwitterung der Felsgesteine der Erdkruste und der Schwefel in den Proteinmolekülen unserer Haare und Muskeln ist aus der Tiefe der Vulkane ausgestoßen worden.  Die Erde hat uns auch den Rohstoff, den wir abbauen und verarbeiten und mit denen wir  unsere Werkzeuge und Technologie gewonnen haben, bereitgestellt. Von den ersten groben Beilen  bis zu den Computern und den Smartphones von heute.“

Lewis Dartnell sieht damit einen festen Zusammenhang zwischen Natur- und Kulturerbe.  

                                

Mittlerweile wurden fast 1100 Anlagen in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen und einige von ihnen sind gefährdet. Eine der wichtigsten Gefahren sind die Klimaveränderungen, wie die Erderwärmung.  Wenn solche Probleme nicht behoben werden, drohen dem Weltkulturerbe irreparable Schäden oder die totale Zerstörung.

Gemäß Schätzungen der Internationalen Union zur Bewahrung der Natur, IUCN, wird jede vierte Naturstätte die als Weltkulturerbe auf der UNESCO-Liste steht von  Klimaänderungen bedroht.  Gemäß dieser Union droht vielen weiteren Anlagen auf der Welt bald dieselbe Gefahr.  Sachverständige sehen einen Rettungsweg für das gefährdete Erbe in der Festlegung von Indikatoren  für das Schadensrisiko aufgrund klimatischer Veränderungen, mit deren Hilfe die Länder ihr historisches natürliches Erbe besser verwalten, die klimatischen Veränderungen besser identifizieren und etwas unternehmen können.  

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Das Bevölkerungswachstum und die Steigerung des Energieverbrauches, die zunehmende Erwärmung der Erde, Zerstörung von Waldgebieten und Weideland, das Aussterben von verschiedenen Pflanzen und Tierarten, die fortschreitende Wüstenbildung, und der abnehmende Grundwasservorrat, die Versalzung von Oberflächengewässern, hemmungslose Ausbeutung der Natur und Entsorgung von Abfällen in der Umwelt, der maßlose Einsatz von Giften und chemischen Stoffen  sind alles Faktoren, die der Umwelt auf unserem Planeten irreparable Schäden beifügen und bei denen wir Menschen die Urheber sind.

Das Kultur- und Naturerbe  spiegelt die geschichtliche Vergangenheit, die Zivilisation und Kultur und die natürlichen Anziehungspunkte in der Natur eines Landes wieder und ist im Laufe von vielen Jahren entstanden. Die Kräfte und Faktoren, die dieses menschliche und natürliche Erbe hervorgebracht haben, haben sich im Laufe der Zeit und unter den verschiedenen  örtlichen Bedingungen verschieden ausgewirkt und was wir heute sehen, ist das Ergebnis des Zusammenspiels von natürlichen Faktoren und des Einflusses von Menschen.

Die vielfältigen besonderen Landschaften gibt es schon lange, aber sie wurden erst in den letzten Jahrzehnten dank des wissenschaftlichen viel intensiver untersucht. Die Forschung über diese Erscheinungen hat derartig an Bedeutung zugenommen, dass die UNESCO diese Art von Erbe unter der Bezeichnung „Naturerbe“ zusammengefasst und die Länder aufgefordert hat, es zu schützen.  Inzwischen ist es ein anerkannter Grundsatz, dass  die  natürlichen Phänomene nicht nur einem speziellen Land sondern der ganzen Welt gehören und unser Planet als  Lebensraum der ganzen Weltbevölkerung angesehen werden muss. Man ist zu der Einsicht gelangt,  dass wenn diesen Naturerscheinungen und insgesamt der Umwelt ein Schaden zugefügt wird, alle Menschen die Auswirkungen verspüren werden.

Demnach kann heute das Natur- und das Kulturerbe nicht voneinander getrennt diskutiert werden. Vielmehr haben diese beiden durch wechselseitige Wirkung aufeinander die Vielfalt von schönen Gebieten geschaffen oder mit anderen Worten:  Natur- und Kulturerbe sind miteinander zu einem Ganzen verknüpft. Sie sind in die natürliche, gesellschaftliche, kulturelle, politische und wirtschaftliche Umgebung eingebunden und von solcher Bedeutung,  dass bei ihrer nutzbringenden Erforschung auch Wege für eine nachhaltige Entwicklung ermittelt werden können.

 

 

Die Zivilisation eines jeden Landes basiert in unserer Zeit auf der Kultur ihrer  Bevölkerung. Hierbei ist unter Kultur die zusammenhängende Summe materieller und immaterieller Werte, welche das Milieu gestalten. Zweifelsohne wird  die kulturelle Identität der Mitglieder einer Gesellschaft wiederum von ihrer Umwelt geprägt. Die Wirkung von Umweltfaktoren auf die Gestaltannahme der Kultur einer Gesellschaft ist nicht zu übersehen. 

Die Beziehung zwischen Mensch und Natur ist eine Frage der Kultur  und hängt damit zusammen, wie viel Aufmerksamkeit der natürlichen Umwelt geschenkt wird. Zwischen der Produktion von materiellen Gegenständen und der künstlerischen Kreativität,   den immateriellen Werten und der  Beziehung zur Natur besteht ein grundsätzlicher Zusammenhang. Der Umweltschutz betrifft daher auch die Kulturpolitik, das heißt:  Der Schutz von Natur- und Kulturerbe muss notwendigerweise auch Bestandteil der Kulturpolitik sein und die Regierungen müssen entsprechend ernste Maßnahmen ergreifen, geeignete Gesetze aufstellen und gegen Verletzungen des Schutzes von Natur- und Kulturerbe vorgehen. Dies gilt auch für den Schutz von sinnvollen Bräuchen und Sitten, die in Vergessenheit zu geraten drohen.  

 

Wenn diese Planungen der Aufklärung der Bevölkerung dienen sollen und die Menschen dazu bringen, dass sie die Schönheit natürlicher Landschaften, das Leben der Pflanzen und Tiere, die antiken Stätten und die schönen Gemälde und Denkmäler, Musik, Kultur und Volksbrauchtum zu schätzen wissen, dann werden alle ernsthaft dieses Erbe schützen. Zweifelsohne  wird aus einer solchen Haltung automatisch eine Verknüpfung von Ästhetik, Kultur, Umwelt, Kunst, Natur und Erbe unserer Vorfahren resultieren, welche gestärkt werden muss.  

      

 

Das Kultur- und Naturerbe gehört zu den Faktoren, die gemeinsam und zusammen mit anderen Faktoren wirksam zur nachhaltigen Entwicklung beitragen können. Deshalb liegt es klar auf der Hand, dass dieses Erbe durchgehend geschützt werden muss.  Die weltweite Umweltkrise hat Schäden verursacht die nicht wieder gut zu machen sind und vielleicht lässt sich auch keine rasche Lösung für diese Krise finden. Aber es leuchtet ein, dass eine realistische Strategie der international Verantwortlichen und der Regierungspolitiker der Länder und der Zivileinrichtungen insbesondere der nichtstaatlichen Organisationen unterstützt von den Fähigkeiten von Experten und Denkern die jetzigen Krisen eindämmen und ihre Verschlimmerung vermindern kann.  Dabei  wird die Aufklärung der Allgemeinheit über die Bedeutung des Umweltschutzes und des Schutzes des wertvollen Kultur- und Naturerbes behilflich sein.

 

Das Kultur- und Gesellschaftsleben kann heute nur dann gewahrt werden, wenn die Menschen die Wichtigkeit ihres Lebensraumes einsehen, Verantwortung für die Erhaltung der Natur verspüren  und die Erscheinungen in ihr zu schätzen wissen.  Das verbliebene Naturerbe ist ernsthaft der Gefahr einer derartigen Vernichtung ausgesetzt, dass es nicht mehr erneuert werden kann. Durch Zerstörung der Umwelt  wird in Wahrheit die kulturelle Identität und werden die geeigneten ökologischen Grundlagen  zerstört werden. Außerdem wird  die Entwicklung nicht nachhaltig sein können. Das sind ernsthafte Gefahren, die besonders den kommenden Generationen drohen.

         

Das menschliche Erbe umfasst Kulturelles und Spirituelles. Es wurde meistens inspiriert von der Natur geschaffen. Schon deshalb  besteht ein direkter Zusammenhang zwischen dem Kultur- und dem Naturerbe. Im Einklang mit diesem Zusammenhang können beide koordiniert geschützt und verwaltet werden. Dabei ist die richtige Methode wichtig und die Festlegung der Kriterien für die Identifizierung, Registrierung, den Schutz und die einheitlichen Verwaltung dieser beiden wertvollen Hinterlassenschaften.