Apr 29, 2023 12:08 Europe/Berlin

Im Namen Gottes des Allbarmherzigen, des Gütigen begrüßen wir alle Freunde des Monats Ramadan. Es ist der Monat Gottes.

Gott sei Preis und Dank, dass er uns wieder das Glück beschert, diesen Monat zu erleben und einen Proviant für die Rückkehr zu Ihm vorzubereiten.

              

Wir alle suchen im Leben nach dem richtigen Weg zum Lebensglück, zu einem Leben in Sicherheit und Frieden  und glücklichem Zusammensein mit unserer Familie. Aber was ist eigentlich Glück und wie können wir Sicherheit und Frieden erreichen?

Gemäß dem Koran hat Gott den Menschen erschaffen, damit er Ihm dient. Der  Weg zum Glück führt über diesen Weg. Im Vers 56 der Sure Zariyat, Sure  51, spricht Gott:

Und Ich habe die Dschinn und die Menschen nur (dazu) erschaffen, damit sie Mir dienen.

Auch hat der Prophet des Islams (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause) gesagt: „Die Anrufung Gottes ist der Kern und die Seele des Gott-Dienens.“ Diese Worte sind in der Lehre des Korans verwurzelt, denn Gott spricht im 60. Vers der Sure Ghafir, Sure 40:

Euer Herr sagt: „Ruft Mich an, so erhöre Ich euch.

 

Und gleich nach diesem Satz mahnt Gott:

Gewiss, diejenigen, die sich aus Hochmut weigern, Mir zu dienen, werden in die Hölle gedemütigt eingehen.“

Mag sein, dass unsere großen Vorbilder daher die Anrufung Gottes zu den besten Formen des Gott-Dienens gezählt haben.

             

In der Ära, in der wir heute leben, scheint die Zeit wie im Flug zu vergehen. Wir leben in einem Zeitalter des schnellen Tempos. Wenn wir einen Blick zurückwerfen stellen wir fest, wie viel Zeit und wie viel Energie wir verwendet und wie sehr wir uns angestrengt haben, ohne eigentlich etwas Beachtliches zu erreichen. Die Beschäftigung mit den materiellen Dingen der Welt hat unsere ganze Zeit in Anspruch genommen und unser Alltag setzt sich aus  der Wiederholung dieser Beschäftigungen zusammen. Dieser alltägliche Trab hat so manch einen betrübt und enttäuscht. 

Das Leben der Gläubigen ist begleitet von täglichen Gebeten und Bittgebeten und diese helfen ihnen gegen solche Betrübnis. Dennoch passiert es auch ihnen häufig,  dass sie in dieser lärmenden Welt mit all den vielen Alltagsbeschäftigungen Gelegenheiten für die Spiritualität  aus der Hand verlieren.  Da bietet der Monat Ramadan die beste Chance, diese Versäumnisse wieder gutzumachen.  Es ist, als ob Gott uns  unter den 12 Monaten eines Jahres dafür eine außergewöhnliche Gelegenheit zur Verfügung stellt. Im Monat Ramadan werden nicht nur alle Formen des Gott-Dienens mehrfach belohnt, sondern auch alle unsere Bittgebete werden erhört. Sogar jeder Atemzug in diesem Monat ist wie eine Lobpreisung Gottes und der Schlaf der Fastenden zählt als Gott-Dienen und kommt in die Waagschale ihrer rechtschaffenen Taten zu liegen.

Nicht ohne Grund ist das Herz der Gläubigen nach einem Monat Fasten, Bittgebeten und Gott-Dienen erfüllt mit Ruhe und Freude und Zukunftshoffnung.  Einen Monat lang haben die Gläubigen Augenblick für Augenblick den Reiseproviant für die Seligkeit angereichert. Gibt es noch etwas Besseres für einen Menschen? Was könnte den Menschen mehr beruhigen, als Gott zufrieden zu stellen und in Seine Nähe zu gelangen?  

                        

Es ist eine große Gnade Gottes, dass Er uns - ungeachtet unserer Sünden und unseres Ungehorsams- erlaubt, mit Ihm zu sprechen. Gott hat uns unzählbar viele Gaben zukommen lassen. Sollten sich alle  Dschinn und Menschen zusammentun, um die Gaben, mit dem Er auch nur einen Menschen beschert hat, zu zählen, wären sie nicht in der Lage dazu. Dennoch gibt es den einen oder anderen, der – obwohl er eingedeckt ist mit den Gaben Gottes - sich gegen Ihn – gegen seinen Schöpfer – stellt, Seine Gebote übergeht oder genau das tut, was Er verboten hat.

Dies ist so ähnlich, wie wenn jemand von uns jahrelang einem Freund ständig geholfen hat, aber dieser Freund diese Freundlichkeit nicht nur gering schätzt sondern uns sogar unter irgendeinem Vorwand feindselig behandelt. Wir Menschen würden natürlich angesichts eines solchen Verhaltens die Freundschaft abbrechen. Aber Gott tut das nicht: Er weist den Sünder nicht ab. Vielmehr räumt Er ihm die Möglichkeit der Anrufung und des Bittgebetes ein, und wenn er in Schwierigkeiten gerät, darf er Ihn um Hilfe bitten.

In dem Eröffnungsgebet zum Monat Ramadan heißt es daher.

اللَّهُمَّ أَذِنْتَ لِي فِي دُعَائِكَ وَ مَسْأَلَتِكَ

Oh Gott, Du hast mir erlaubt, Dich zu bitten und mein Anliegen bei Dir zu äußern, …

 

Es ist eine große Huld Gottes, dass wir Seinen Namen aussprechen, Ihn rufen und Ihm unsere Geheimnisse anvertrauen und unsere Bitten vorlegen dürfen. Nachdem der Diener sich zu dieser großen Wohltat Gottes bekannt hat, spricht er weiter:

 

 

فَاسْمَعْ یا سمیعُ مِدْحَتی وَ اَجِبْ یارَحیمُ دَعْوَتَی وَاَقِلْ یا غَفُورُ عَثْرَتی

so erhöre, Du Allerhörer, meinen Wunsch und erfülle, Du Gnädiger, mein Bittgebet, und fang mich auf, du Vergebender, bei meinem Stolpern, …

                            

Nachdem dem Diener erlaubt wurde, vor Gott zu treten, geziemt es sich, dass er, bevor er irgendeinen Wunsch äußert, erst - so weit wie möglich-  an all die Huld denkt, die der Schöpfer ihm bereits erwiesen hat. Gott hat uns sehr viele Gaben beschert, aber die  meisten von uns vergessen diese Gnaden.  Wenn wir nur ein wenig mehr nachdenken, erkennen wir einen Teil dieser Wohltaten und wird uns ein wenig bewusst, wie wichtig sie waren und sind. Aber es gibt auch Gaben, die wir erst bei tieferem Nachdenken erkennen.  Es sind Gnaden, die die meisten von uns außer Acht lassen.  Zum Beispiel, dass  Gott ein Übel von uns ferngehalten hat.

 Manchmal vergessen wir schnell, dass Gott uns aus einer Not herausgeholfen hat oder wir machen uns nicht bewusst, dass Er ein Übel abwehrte, dass uns hätte treffen können. In dem „Gebet der Öffnung“ zu Beginn des Fastens heißt es daher im Anschluss an die obigen Sätze weiter:

 

 

«فَکَمْ یا اِلهى مِنْ کُرْبَة قَدْفَرَّجْتَها وَهُمُوم قَدْ کَشَفْتَها وَ عَثْرَة قَدْاَقَلْتَها وَ رَحْمَة قَدْنَشَرْتَها وَ حَلْقَةِ بَلاء قَدْ فَککْتَها:

denn wie oft hast Du, oh mein Gott, mich aus einer Not befreit, Sorgen aufgehoben, Stolpern aufgefangen und Sünden großzügig übersehen, Gnade verbreitet und eine Fessel aus Unheil aufgelöst.

                         

Wenn jemand ein wenig über die unglücklichen Ereignisse, die er erlebt hat und die nach einiger Zeit einen guten Ausgang fanden, nachdenkt, wird ihm klar, wie sehr Gott ihm bereits Gnade erwiesen hat. Man stelle sich nur einmal eine schwierige Situation vor, zum Beispiel dass man selber oder einer unserer Lieben schwer erkrankt ist und für die Finanzierung der baldigen Behandlung und Medikamente nicht genug Geld besitzt, so dass eine ernsthafte Gefahr droht, wenn er nicht rasch etwas unternimmt. Unter solcher Umständen wird jeder alles mögliche versuchen, um einen rettenden Ausweg zu finden. In dem Moment, wo er intensiv seine Notlage verspürt, tut sich dann plötzlich eine Tür auf und er wird aus dieser Situation gerettet, die anscheinend aussichtslos war und ihn an den Rand zur Resignation und Verzweiflung getrieben hatte.  

Manchmal verhindert Gott, der Allbarmherzige, dass der Mensch von einem Unglück betroffen wird.  Daher sollte uns  ein Unglück,  welches  andere trifft während wir davon verschont bleiben, nachdenklich stimmen.

 Wenn wir morgens das Haus verlassen und Abends heil wieder nach Hause kommen, so ist es Gott zu verdanken, wenn Er  Übel und Probleme, denen wir hätten begegnen können, von uns ferngehalten hat.  Er hat uns auch ein Augenpaar verliehen und bislang tausende Gefahren davon abgehalten, damit wir nicht erblinden. Er hat uns einen Leib gegeben und ihn bislang vor hunderterlei Krankheiten geschützt, damit wir gesund bleiben.

Aber über all diese Gnaden kommen die immateriellen Wohltaten Gottes zu stehen. Gott hat uns mit der Gabe versehen, gläubig zu sein und unseren Verstand zu benutzen.  Viele verlassen am Morgen das Haus als Gläubige, aber am Abend kehren sie mit erschüttertem Glauben zurück oder vielleicht haben sie sogar ihren Glauben gänzlich verloren. Es hat schon viele gegeben, die erst auf dem geraden Weg-  dem Weg Gottes - waren, aber nach einiger Zeit von ihm abgeraten sind und sich abwegigen Gruppen anschlossen. 

So lasst uns Dankbarkeit zeigen für die Gaben Gottes, damit wir sicher bleiben vor allen Übeln:

الهی وَ امْلَأْ لَنَا مَا بَیْنَ طَرَفَیْهِ حَمْداً وَ شُکْراً

 

O Gott lass Tag und Nacht für mich ausgefüllt sein mit Deiner Dankespreisung.

 

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