Journalisten weiter Opfer der Gewalt
Medien und Reporter spielen eine wichtige Rolle für die Nachrichtenübermittlung und Information und bei der Kritik an Regierungen und der Staatengemeinschaft. Ihr Vorhandensein gilt als wichtigste Errungenschaft der Demokratie in einem Lande.
Demokratie ist ohne eine freie Presse nicht möglich. Die Presse gibt nicht nur die öffentliche Meinung wieder sondern sie formt auch selber die allgemeinen Standpunkte. Die Bevölkerung hat Recht auf Information und dieses Recht wird durch die Medien realisierbar. Ein Journalist übermittelt der Bevölkerung Informationen und schafft die Voraussetzungen für einen Dialog in der Gesellschaft über allgemeine Fragen. Aber wie können Reporter in einer Gesellschaft klare Informationen vermitteln, wenn sie um ihr Leben bangen müssen?
In einer Demokratie ist die Regierung dafür verantwortlich, die Entfaltung der Medien zu fördern und für ein sicheres Leben für Journalisten zu garantieren. Aber wir sehen dass in einigen Ländern die Reporter keinerlei Schutz seitens der Regierung erfahren, sondern sogar von staatlichen Stellen bedroht werden.
Wir begegnen einem Beispiel in Afghanistan. Laut Bericht des Komitees für die Immunität von Journalisten werden diese von mehreren Seiten bedroht,nämlich Regierungsstellen, den bewaffneten oppositionellen Gruppen, insbesondere den Taliban, den ausländischen und internationalen Kräften, den Medienbesitzern und von einflussreichen lokalen Leuten.
Manchmal geht es bei diesen Drohungen um ihr Leben, manchmal werden sie verprügelt oder verbal bedroht oder ihnen wird das Recht auf freie Meinungsäußerung geraubt. Wie Dokumente zeigen droht den Journalisten vor allen Dingen seitens der bewaffneten Oppositionellen und Leuten, die lokale Macht besitzen, eine Gefahr für ihr Leben. Die verbalen Drohungen und der Entzug der freien Meinungsäußerung und Zensuren erfolgen vor allem seitens der Medienbesitzer.
Einige Journalisten beklagen, dass sie für ein Minimalgehalt arbeiten und niemand etwas für ihren Schutz und ihr Ansehen unternimmt. Nach ihren Aussagen werden ihnen außerdem entgegen den Standards für journalistische Arbeit die Ansichten anderer aufgezwungen. Nicht nur ihre Sicherheit ist gefährdet, sondern sie können oft nicht an nötige Informationen für ihre Berichterstattung gelangen.
Beim jüngsten Fall von Bedrohungen von afghanischen Journalisten handelt es sich um die Tötung des freiberuflich tätigen Journalisten und Fotografen Zabihullah Tamanna. Er kam bei einem Raketenangriff der Taliban zusammen mit seinem amerikanischen Mitarbeiter David Gilkey ums Leben. Von 2002 bis 2010 ist Tamanna der Leiter des Büros der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua in Kabul gewesen und arbeitete mit anderen Nachrichtensendern in mehreren Ländern zusammen.
Das Komitee für die Immunität von Journalisten in Afghanistan erklärte, der Tod von Zabihullah Tamanna beweise erneut, dass Afghanistan das gefährlichste Land für Journalisten ist. Die Gewalt gegenüber Journalisten hat mit diesem Vorfall in der Provinz Helmand am 5. Juni und mit einem tödlichen Angriff , der vor einen Monaten auf Mitarbeiter des Fernsehsender Tolo in Kabul stattfand, deutlich zugenommen.
Im Zeitraum 2001 bis 2015 ereigneten sich laut Bericht des Büros zur Unterstützung der freien Medien in Afghanistan 634 schwere Gewaltakte gegen Journalisten in diesem Land. 116 davon erfolgten seitens der Taliban.
Nur Agha Scharifi, der Leiter dieses Büros für Medien in Nordafghanistan, gab diese Ziffer auf einer Sitzung zum Thema "Bedrohung der Journalisten und Herausforderungen für Medien- und journalistische Einrichtungen" in Mazar-Scharif bekannt. Er erklärte, die meiste Gewalt gegen Journalisten und Medienmitarbeiter gehe von Regierungsstellen des Landes aus. Bei den genannten Gewaltakten handelt es sich um 46 Morde, 44 Fälle der Verletzungen, 24 Fälle der Verschleppung und 85 Fälle der Verhaftung, sowie 244 Fälle der Beleidigung und Drohungen und 191 Fälle, bei denen Journalisten verprügelt wurden. Laut Scharifi geschah die Gewalt gegen Journalisten in 344 Fällen seitens der Regierungsstellen, in 116 Fällen seitens der Taliban und in 161 seitens Unbekannter . Bei 19 weiteren Fällen waren die Nato-Kräfte schuld. Scharifi warf der afghanischen Regierung vor, die Medien und Journalisten zu vernachlässigen. Er sagte, das afghanische Parlament habe sogar den Medien den Kampf angesagt .
Es ist allerdings zu sagen, dass die afghanische Regierung vor kurzem zur Untersuchung der Gewalt gegen Journalisten und Medienmitarbeiter ein Sonderkomitee gebildet hat. Dieses Komitee soll gemäß Angaben des Vize-Präsidenten derartige Fälle feststellen und überprüfen und hat die Urheber vor Gericht zu bringen.
Der Leiter des Büros zum Schutz der freien Medien in der Region Nord-Afghanistan sagte, die aktiven Medienmitarbeiter und Journalisten Afghanistans würden in europäischen Ländern Zuflucht suchen,weil sie in ihrem Land nicht vor den Taliban sicher sind und diese die Medien angreifen. Weitere Gründe seien der finanzielle Bankrott von Medien und die Gleichgültigkeit seitens der Regierung, die sich unter anderem daran zeigt, dass Gerichtsakten über Fälle von Mord, Bedrohung oder Misshandlung von Reportern vernachlässigt werden.
Die Besorgnis über die Zunahme der Gefahren für Journalisten auf der Welt wächst. Die RSF - Reporter ohne Grenzen - eine internationale Organisation zur Verteidigung der freien Nachrichtenübermittlung hat Ende 2015 bekannt gegeben, dass in diesem Jahr 54 Journalisten an mehreren Orten auf der Welt als Geiseln genommen worden waren, was im Vergleich zum Vorjahr 2014 eine Zunahme von 35 Prozent bedeutete. Außerdem sind Journalisten zu einem Hauptziel für bewaffnete - nicht-staatliche Gruppen geworden, die die Kontrolle über Kriegs- und Konfliktgebiete an sich reißen wollen. Es hieß im Bericht der RSF weiter, dass 153 Journalisten sich in Haft befinden und 8 Journalisten verschollen sind.
9 Prozent der Journalisten wurden in Nordafrika und der Rest im nahen Osten als Geisel genommen. Geiselnehmer sind vor allen Dingen die IS-Terroristen, die Al Nusra und die Al Kaida, die unterstützt von westlichen Ländern Massaker an unschuldigen Menschen und Journalisten verüben.
Im vergangenen Jahr, verschwanden 8 Zeitungsreporter, ohne dass dies offiziell bekannt gemacht wurde. Die meisten von ihnen sind in Libyen verschleppt werden.
Ein klares Beispiel der Gewalt gegen Zeitungsreportern besteht ebenso in ihrer Festnahme seitens staatlicher Stellen. In dieser Beziehung hielt die Türkei zahlenmäßig einen unrühmlichen Rekord im Jahre 2015. Sowohl bei den Angriffen auf regierungskritische Medienbüros als auch bei der Berichterstattung über Demonstrationen und militärische Konflikte im Süden und Osten dieses Landes wurden Journalisten festgenommen.
Es ist eine Tatsache, dass die Gewalt gegen Journalisten nicht nur in asiatischen und afrikanischen sondern auch in Ländern vorkommt, die Parolen über das Recht der Meinungsfreiheit und den freien Nachrichtenfluss in den Medien ausgeben. Federica Mogherini , die hohe Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik hat gesagt, dass das Ausmaß an Drohungen und Gewalt gegenüber Zeitungsjournalisten gemäß aktuellen Berichten in zahlreichen Ländern zugenommen hat. Dabei würden die Angriffe sich nicht nur gegen die Journalisten richten sondern auch gegen das Recht auf freie Meinungsäußerung und die Freiheit der Medien.
In Europa sind wir vor kurzem auch wieder Zeuge der Gewalt gegen Journalisten gewesen. Diese äußerte sich in Form des rohen Umgangs mit Journalisten seitens der französischen Polizei und rief den Protest von nicht-staatlichen Organisationen hervor. Diese erklärten ihre Besorgnis über diese ungesetzlichen Maßnahmen gegen Journalisten. Aufgrund einer Bekanntmachung wurden Reporter, die zur Kennzeichnung ihres Berufes eine Armbinde trugen, bei den Demonstrationen gegen den Entwurf für die Reform des Arbeitsgesetzes Opfer von Polizeigewalt , was mehrere im virtuellen Raum veröffentlichte Bilder bestätigen.
Diese Aufnahmen, die am 17. Mai bei den Demonstrationen in Paris gemacht wurden, zeigen unter anderem wie die Polizei mit Tränengas einen Journalisten davon abzuhalten versucht, dass er Bilder macht. Ein anderer Fotojournalist musste wegen dem Tränengas-Einsatz der Polizei ins Krankenhaus eingeliefert werden