Ausmaße und Folgen der Operation Al-Aqsa-Sturm (1)
Der 7. Oktober 2023 wird in die politische Geschichte des westasiatischen Raumes eingehen.
An diesem Tag griffen die Kämpfer der islamisch-palästinensischen Befreiungsbewegung Hamas das zionistische Regime an und fügten diesem Scheinregime die schwerste Niederlage in seiner 75-jährigen Geschichte zu; eine Niederlage, die das Oberhaupt der Islamischen Revolution Irans als „eine unumkehrbare Niederlage“ bezeichnete. In mehreren Beiträgen unter kurzer Bezugnahme auf die Geschichte der palästinensisch-israelischen Kriege werden wir verschiedene Aspekte der Operation Al-Aqsa-Sturm und ihre Folgen sowie den aktuellen Kriegsstand beleuchten.
Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wandelte sich das internationale System in ein flexibles bipolares System unter der Führung der Vereinigten Staaten und der Sowjetunion. Im neuen System wurden alte Mächte wie England, Frankreich und Deutschland zu zweitklassigen Mächten, und die globale politische Kontrolle übernahmen die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion. In dieser Situation brachte England die Palästina-Frage in der Generalversammlung der Vereinten Nationen zur Sprache, und nach vielen Rückverfolgungen wurde 1947 schließlich die Resolution zur Teilung Palästinas angenommen.
Demzufolge erhielten die Juden, die zuvor etwa 30 Prozent der Bevölkerung Palästinas ausmachten, etwa 55 Prozent des palästinensischen Landes, die Palästinenser hingegen erhielten mit einem Bevölkerungsanteil von etwa 70 Prozent weniger als 45 Prozent des Landes. Natürlich wurde diese Resolution von den Palästinensern und islamischen Ländern nicht akzeptiert. Am 14. Mai 1948, als die letzten britischen Truppen abzogen, erklärten die zionistischen Juden unter der Führung von Ben-Gurion ihre Unabhängigkeit und damit begann der erste arabisch-israelische Krieg.
Nachdem die 30-jährige Präsenz der Briten in Palästina die politisch-militärischen Voraussetzungen dafür geschaffen hatte, dass die Juden an die Macht gelangen und eine Regierung bilden konnten, erklärten die zionistischen Juden nach dem Abzug der Briten ihre Unabhängigkeit. Dies hatte natürlich die Reaktion der Palästinenser zur Folge, die von den arabischen Ländern unterstützt wurden, und nach relativ langen Auseinandersetzungen kam es schließlich zur Besetzung von 78 Prozent Palästinas durch die Zionisten. Die restlichen Teile Palästinas, d.h. das Westjordanland und der Gazastreifen, wurden Jordanien bzw. Ägypten angegliedert.
Acht Jahre später, im Jahr 1956, kam es zum zweiten arabisch-israelischen Krieg, dem Suezkanal-Krieg. Dieser war auf die Versuche der USA und der Sowjetunion zurückzuführen, die Weltregierung zu dominieren, und England und Frankreich aus dem Nahen Osten zu verdrängen, was in einer Niederlage des zionistischen Regimes, Englands und Frankreichs endete. Auf diese Weise wurde der Suezkanal verstaatlicht und Gamal Abdel Nasser, der damalige Staatspräsident von Ägypten, wurde zum Helden der arabischen Welt.
Der dritte Krieg im Jahr 1967, der sogenannte 6-Tage-Krieg, ging mit einem Rückschlag für die arabischen Länder einher, da es dem zionistischen Regime mit der militärischen Unterstützung der USA und Europas gelang, das Westjordanland, den Gazastreifen, die syrischen Golanhöhen und die ägyptische Sinai-Wüste in nur 6 Tagen zu besetzen, und damit die besetzte Fläche um das 3- bis 4-fache zu vergrößern. Sechs Jahre später versuchten die Regierungen Ägyptens und Jordaniens, während der Ära von Anwar el-Sadat und Hafez al-Assad, am jüdischen Feiertag Yom Kippur im Jahr 1973, ihre besetzten Gebiete mit einem Überraschungsangriff zurückzuerobern, scheiterten jedoch letztendlich.
Die Niederlage Ägyptens im letzten Krieg veranlasste al-Sadat, sich für die Vermittlung durch die USA zu entscheiden und nach Camp David zu gehen, um die Sinai-Wüste zurückzuerobern. Schließlich führte das Abkommen von Camp David zum Rückzug des israelischen Regimes aus der Sinai-Wüste und dazu, dass Ägypten von seiner Rolle als wichtigstem Gegner dieses Regimes unter den arabischen Ländern zurückwich. Und damit endeten die klassischen arabisch-israelischen Kriege.
Während es den althergebrachten Armeen der arabischen Länder nicht gelungen war, die zionistische Armee zu besiegen, gelang es den libanesischen Hisbollah-Truppen im Jahr 2000, die israelischen Militärs zum Rückzug aus dem Südlibanon zu zwingen. Die zweite Niederlage der zionistischen Armee erfolgte im Jahr 2005, als die Zweite Intifada stattfand und die zionistischen Soldaten nach 38 Jahren gezwungen wurden, sich aus dem Gazastreifen zurückzuziehen.
Die dritte Niederlage ereignete sich 2006 nach dem 33-Tage Krieg gegen die Hisbollah im Libanon, und der Mythos von der Unbesiegbarkeit der zionistischen Armee wurde praktisch zerstört. Die vierte und größte Niederlage ereignete sich schließlich am 7. Oktober 2023, als es Hamas-Kämpfern gelang mit der Operation Al-Aqsa-Sturm, diesem Regime eine Niederlage zuzufügen, die in den vergangenen 75 Jahren beispiellos ist.
Der Al-Aqsa-Sturm war aus folgenden Gründen die schwerste Niederlage in der 75-jährigen Geschichte des illegalen zionistischen Regimes.
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1. Militär- und Geheimdienstversagen
In militärischer Hinsicht handelte es sich bei dieser Operation um eine asymmetrische kombinierte Operation zu Land, in der Luft, zu Wasser und im Cyberspace, bei der das Überraschungsprinzip zum Einsatz kam. Zum ersten Mal gelang ein Eindringen tief in die besetzten Gebiete von 1948, die Eroberung von 22 Siedlungen (Kibbuze) und mehr als zehn Militärstützpunkten, die Zerstörung von Einrichtungen und Ausrüstung der Zionisten und die Gefangennahme von mehr als 200 Menschen. Dies zeigte die Intelligenz und Kampfbereitschaft der Befreiungskräfte und das Versagen des Militärs, sowie des Geheim- und Sicherheitsdienstes des zionistischen Regimes.
Nach der Operation „Schwert von Al-Quds“ im Jahr 2021 hatten die islamischen Widerstandskräfte zwei Jahre lang mehrere Phasen dieser Operation geübt. Zu den Merkmalen dieser Operation gehörte ihre Asymmetrie: Auf der einen Seite steht die zionistische Armee, die bis an die Zähne mit amerikanischer Militär-, Geheimdienst- und Waffenunterstützung ausgerüstet ist, und auf der anderen Seite steht eine Befreiungsgruppe, die militärisch in keinster Weise mit dem Besatzerregime vergleichbar ist. Was jedoch zum Sieg der Hamas führte, war der Glaube, die Entschlossenheit und die Bereitschaft der Widerstandskräfte, ihr Leben zu opfern, um den zionistischen Besatzern einen Schlag zu versetzen.
Das Revolutionsoberhaupt Irans sagte dazu: „Eine der wichtigsten Leistungen, die die Operation Al-Aqsa-Sturm erbracht hat, war, dass sie zeigte, wie eine kleine Gruppe mit sehr wenig Ausrüstung und Möglichkeiten, aber mit großem Glauben und Entschlossenheit, die jahrelangen Verbrechen des Feindes in nur ein paar Stunden zunichte machen kann; Und wie sie die arroganten imperialistischen Regierungen der Welt demütigen kann.“
2. Politische Niederlage
Der zweite Grund für diese Niederlage, war die politische Niederlage und die politische Dimension dieser Operation sollte auf den drei Ebenen: international, regional und national analysiert werden.
Auf internationaler Ebene sind drei Faktoren wichtig. Der erste ist, dass die Schlacht um Gaza nicht als Krieg zwischen der Hamas und dem zionistischen Regime gesehen werden sollte, sondern vielmehr, nach der Interpretation des Revolutionsoberhaupts, als eine Konfrontation zwischen dem Islam und dem Imperialismus und als Kampf zwischen Gut und Böse. Der zweite Punkt ist, dass die Operation Al-Aqsa-Sturm einen weiteren Indikator für den Niedergang der amerikanischen Macht offenbarte.
In einer Situation, in der die USA sich selbst als die überlegene Macht und als Hegemon der Welt betrachten, sind sie trotz des direkten Eingreifens und der Übernahme der Führung der jüngsten Entwicklungen nicht in der Lage, diesen Konflikt so zu beenden, wie sie es gerne möchten. Der dritte Punkt ist die Wiederbelebung der palästinensischen Sache in der öffentlichen Meinung der Welt, während die Palästinafrage in der Welt vergessen worden war. Jetzt erleben wir aber ein globales Erwachen für die Verteidigung des unterdrückten palästinensischen Volkes, selbst im Herzen der USA. Dies ist in den letzten 75 Jahren beispiellos.
Auf regionaler Ebene ging es vor allem darum, die Normalisierung der Beziehungen zwischen dem zionistischen Regime und Saudi-Arabien zu beenden. Einerseits verzögert die Operation Al-Aqsa-Sturm die Normalisierung der Beziehungen, andererseits erkennen die Menschen in der Region, dass ihr Hauptfeind und ihre größte Bedrohung niemand anderes ist als das kindermordende zionistische Regime.
Auf inländischer Ebene versetzte die Operation Al-Aqsa-Sturm den beiden Machtkomponenten des zionistischen Regimes, nämlich der militärischen Macht und der Geheimdienstmacht, einen schweren Schlag. Andererseits gerieten die drei Grundprinzipien des zionistischen Regimes, nämlich Legitimität, Sicherheit und Bevölkerung, ins Wanken.
3. Soziale Niederlage
Die dritte Dimension dieses kombinierten Krieges ist seine soziale Dimension. Bei der sozialen Dimension kann man sowohl auf die zionistischen Verbrechen als auch auf den palästinensischen Widerstand hinweisen. Nach seiner Niederlage verübt das zionistische Regime, um seinen falschen Ruf wiederherzustellen, unter dem Vorwand der Rache am Widerstand einen Völkermord an der unterdrückten Bevölkerung von Gaza und läßt dabei keinerlei unmenschliches Vorgehen aus.
Durch diese Verbrechen wurde der Welt das wahre Gesicht des verbrecherischen und kindermordenden israelischen Regimes enthüllt. Auch die weltweiten Demonstrationen gegen das zionistische Regime bestätigen dies. Aber die Kehrseite dieser Ereignisse sind der Glaube und die feste Überzeugung von Männern und Frauen, deren Standhaftigkeit durch all die Verbrechen des zionistischen Regimes nicht zerstört werden konnte, sondern die auch tagtäglich immer mehr zur palästinensischen Sache stehen.
Das Oberhaupt der Islamischen Revolution Irans sagte dazu: „Die Gaza-Frage ist einerseits eine Frage der Unterdrückung, andererseits eine Frage der Autorität. Ja, die Menschen in Gaza sind wirklich unterdrückt ... aber abgesehen von dieser Unterdrückung gibt es zwei wichtige Aspekte; Einer ist die Geduld dieser Menschen und ihr Vertrauen in Gott. Diese Menschen haben wahrhaftig Geduld walten lassen, und laut Seyyed Hassan Nasrallah haben die Menschen in Gaza gezeigt, dass sie ein legendäres Volk sind, das einzigartig auf der Welt ist.“