Deutschland steht vor „nationalem Notstand“ inmitten des COVID-Anstiegs
Berlin (ParsToday/PressTV) - Das Bundesgesundheitsministerium hat bekannt gegeben, dass eine neue Welle von Coronavirus-Infektionen das Land in einen nationalen Notstand gestürzt hat.
"Wir befinden uns in einem nationalen Notstand", sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Freitag auf einer Pressekonferenz in der Hauptstadt Berlin und fügte hinzu, die Pandemie-Situation habe sich in der vergangenen Woche verschärft und sei nun gravierender als letzte Woche.
Auf die Frage nach der Möglichkeit einer neuen Sperrung sagte Spahn, dass bei der vierten Welle von COVID-Infektionen die Infektionszahlen in Deutschland Rekordwerte erreicht haben und dass „wir in einer Situation sind, in der wir nichts ausschließen können“.
Deutschland verzeichnete am Freitag 52.970 tägliche Neuinfektionen, einen Tag nach der Registrierung von über 65.000 täglichen Fällen, ein Rekord seit Beginn der Pandemie, wobei Gesundheitsbehörden warnten, dass sich die Zahl in den kommenden Tagen wahrscheinlich mindestens verdoppeln werde.
In den vergangenen zwei Wochen ist die Zahl der neuen Coronavirus-Fälle in Deutschland um mehr als 60% gestiegen.
Spahn sprach auf der Pressekonferenz gemeinsam mit Lothar Wieler, dem Chef der Landesbehörde für Infektionskrankheiten des Robert-Koch-Instituts (RKI).
Wieler zeichnet ein dramatisches Bild der Coronavirus-Situation in Deutschland und sagte, die Sieben-Tage-Inzidenzrate in über einem Viertel der Landkreise landesweit liege bei über 500 Neuinfektionen pro 100.000 Menschen und viele Krankenhäuser seien an ihrer Grenze.
"Wir müssen jetzt das Ruder herumreißen. Wir dürfen wirklich keine Zeit verlieren", betonte Wieler und hob hervor, dass Impflücken geschlossen werden müssen.
Österreich verhängt erneut vollständige Sperrung
Ebenfalls am Freitag kündigte der österreichische Bundeskanzler Alexander Schallenberg Pläne für die Wiedereinführung einer vollständigen Sperrung im ganzen Land und die Einführung von Impfpflichten an – der erste in der EU, der so strenge Maßnahmen ergreift, während die Coronavirus-Fälle ansteigen.
Laut Schallenberg werden COVID-19-Impfungen ab dem 1. Februar nächsten Jahres obligatorisch sein, während die Sperrung ab Montag beginnt und nach 10 Tagen ausgewertet wird.
"Trotz monatelanger Überzeugungsarbeit ist es uns nicht gelungen, genügend Menschen für eine Impfung zu gewinnen", sagte Schallenberg auf einer Pressekonferenz im Bundesland Westtirol und warf den Impfverweigerern einen "Angriff auf das Gesundheitssystem" vor.
Am Donnerstag wurde im Alpenstaat mit knapp neun Millionen Menschen ein neuer Rekord von mehr als 15.000 Neuinfektionen verzeichnet.
Die Nachfrage nach Impfungen ist bei den Österreichern in den letzten Tagen gestiegen, 66 Prozent der Bevölkerung sind inzwischen vollständig geimpft, etwas unter dem EU-Durchschnitt von mehr als 67 Prozent.