Berlin (ParsToday/PressTV) - Die Energiepreise und die darauffolgende Inflation in Deutschland sind aufgrund der anhaltenden Operationen Russlands in der Ukraine so schnell gestiegen wie seit vier Jahrzehnten nicht mehr.
Die vom Statistischen Bundesamt Destatis am Donnerstag veröffentlichten Daten zeigten, dass die Verbraucherpreise im April um 7,4 Prozent höher waren als vor einem Jahr. Im März erreichte der entsprechende Wert 7,3 Prozent.
"Insbesondere die Energiepreise sind seit Beginn des Konflikts in der Ukraine erheblich gestiegen" mit Auswirkungen auf die Inflation, sagte Destatis in einer Erklärung.
Die Preise für Energie in der Inflationsstatistik stiegen im Jahresvergleich um 35,3 Prozent, die Kosten für Lebensmittel stiegen laut Destatis im April um 8,5 Prozent.
Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING Deutschland, einem globalen Finanzinstitut niederländischer Herkunft, sagte ebenfalls voraus, dass sich die deutsche Inflation wahrscheinlich „in den kommenden Monaten weiter beschleunigen“ werde.
Während die steigenden Energiekosten immer noch die Hauptantriebskraft für steigende Preise sind, "ist die Weitergabe an alle Arten von Sektoren noch in vollem Gange", sagte Brzeski.
Deutschland und einige andere europäische Staaten sind zur Deckung ihres Energiebedarfs in hohem Maße von russischen Gaslieferungen abhängig. Europa hängt bei etwa 40% seines Erdgases von Russland ab, wobei das meiste durch Pipelines transportiert wird. Einige Pipelines durchqueren die Ukraine, während andere alternative Routen nehmen.
Der russische Energieriese Gazprom stoppte am Mittwoch Lieferungen nach Polen und Bulgarien, weil sie sich weigerten, in Rubel zu zahlen.
Zuletzt verzeichneten die Preise in Westdeutschland im Herbst 1981 einen schnellen Aufstieg, als der vom Irak aufgezwungene Krieg gegen Iran die Ölpreise stark ansteigen ließ.
Einige europäische Händler haben begonnen, Russland für Gasverkäufe in Rubel zu bezahlen, sagte Reuters am Donnerstag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Quellen.
„Mehrere Händler, vielleicht mehr als fünf, haben mit Zahlungen begonnen“, sagte eine Quelle der Nachrichtenagentur.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat gefordert, dass Länder, die er als „unfreundlich“ bezeichnet, für Gas in Rubel zahlen müssen oder vom Netz abgeschnitten werden.
Nach dem neuen russischen Zahlungssystem sind Käufer verpflichtet, Euro oder Dollar auf ein Konto bei der Gazprombank einzuzahlen, die sie dann in Rubel umtauschen, den Erlös auf ein anderes Konto des ausländischen Käufers einzahlen und die Zahlung in russischer Währung an Gazprom überweisen muss.
Das Programm wurde als Reaktion auf die weitreichenden westlichen Sanktionen gegen Russland konzipiert.
EZB-Vizepräsident Luis de Guindos sagte am Donnerstag vor einem Ausschuss des Europäischen Parlaments, dass die Inflation in der Eurozone "sehr nahe" daran sei, ihren Höhepunkt zu erreichen.
Der 27-Nationen-Währungsblock sollte "in der zweiten Jahreshälfte einen Inflationsrückgang erleben", sagte er. Die Inflation werde dennoch „selbst im letzten Quartal hoch sein“ und über dem Zwei-Prozent-Ziel der Bank bleiben, bemerkte de Guindos.
An anderer Stelle sagte Destatis, dass die Sperrungen im Zusammenhang mit dem Corona-Virus in China die Lieferungen aus dem wichtigsten Produktionszentrum erheblich beeinträchtigt haben. Auch „Lieferengpässe aufgrund von Unterbrechungen der Lieferketten durch die Covid-19-Pandemie“ hätten der Inflation einen Dämpfer versetzt.