May 30, 2016 15:30 CET

„...dann müssen wir sehen, dass auch die Franzosen, als sie das Mandat über Syrien hatten, also zwischen 1920 und 1945, wiederholt den Versucht gemacht haben, Syrien aufzuspalten, gemäß einzelnen Religionsgemeinschaften, aber am Ende hat der Staat bis in die Gegenwart eigentlich überlebt.“

Rundfunk: Herr Professor Steinbach, ich darf Sie ganz herzlich begrüßen, zu diesem Interview!

Steinbach: Einen herzlichen Gruß nach Teheran, lieber Herr Shahrokny!

Rundfunk: Herr Prof. Steinbach, seit März 2011 toben in Syrien Krieg, Terror und Gewalt. In diesen über fünf Jahren sind hundertausende Menschen ums Leben gekommen, zwei- oder dreimal sovie verletzt und die Infrastruktur des Landes ist fast völlig zerstört worden. Unter diesen Bedingungen kursieren Gerüchte in der Öffentlichkeit, dass das Land aufgeteilt werden soll. Was ist Ihnen diesbezüglich bekannt?

Steinbach: Also, mir ist diesbezüglich nichts bekannt, was die Gerüchte bestätigen würden, von denen Sie gerade gesprochen haben. Aber was die Tatsache ist, ist, dass wir  im Augenblick eine Art von Jubelium begehen: Vor 100 Jahren, seit dem  Sykes-Picot-Abkommen von 1916, da wurde der Nahosten aufgeteilt, zwischen Großbritannien und Frankreich. Die Grenzen wurden gezogen. Diese Diskussion wird jetzt tatsächlich geführt, auch im Lichte des sog. „failed state“, scheiternder Staat, oder sogar gescheiterter Staat. Dann meint man in erster Linie Syrien und den Irak, auch im Lichte des „Islamischen Khalifats“, das Teile von Syrien und dem Irak besetzt hält. Also, das ist der Hintergrund, vor dem Tatsächlich eine Diskussion geführt wird, über die Zukunft der Grenzen,über die Zukunft der Staaten, über die Aufteilung. Es kommt natürlich hinzu, die kurdische Frage. Diese Frage wurde damals, vor 100 Jahren,  eigentlich nicht gestellt, heute stellt sich die kurdische Frage im Irak. Wir wissen, dass Barsani ein Referendum abhälten will über die Zukunft der Kurden im Irak, also da könnten unter Umständen neue Grenzen gezogen werden. Das ist das eine, eine sehr lebhafte Diskussion, die geführt wird; aber  im politischen Raum kann ich nicht erkennen, dass diesbezüglich Schritte erwogen werden. Ich kann nur sagen, von der deutschen Regierung, dass sie sich ziemlich klar ausgesprochen hat, für eine Nicht-Veränderung der Grenzen, für einen Fortbestand der Grenzen. Und wenn wir auf Syrien schauen, dann müssen wir sehen, dass auch die Franzosen, als sie das Mandat über Syrien hatten, also zwischen  1920 und 1945, wiederholt den Versucht gemacht haben, Syrien aufzuspalten, gemäß  einzelnen Religionsgemeinschaften, aber am Ende hat der Staat bis in die Gegenwart eigentlich überlebt.

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Fortsetzung im Audio!

Das Interview wurde geführt von Seyed-Hedayatollah Shahrokny 

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