Menschenrechtsorganisationen kritisieren Hijab-Verbot für französische Athletinnen
(last modified Sat, 22 Jun 2024 08:39:37 GMT )
Jun 22, 2024 10:39 Europe/Berlin
  • Menschenrechtsorganisationen kritisieren Hijab-Verbot für französische Athletinnen

ParsToday – Internationale Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International (AI) und Human Rights Watch (HRW) haben das Hijab-Verbot für französische Sportlerinnen kritisiert.

Nach dem Willen der französischen Ministerin für Sport Amélie Oudéa-Castéra werden die Athletinnen des französischen Olympia-Teams bei den Sommerspielen 2024 in Paris kein Kopftuch tragen dürfen.

Das steht im Widerspruch zu dem Beschluss des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), das laut The Independent im September angekündigt habe, dass Athletinnen, die an den Olympischen Spielen 2024 in Paris teilnehmen, im Athletendorf den Hijab tragen könnten.

Laut der Menschenrechtsaktivistin Minky Worden verstoßt das von Frankreich angeordnete Hijab-Verbot für französische Sportlerinnen gegen die Olympische Charta.

Worden fügte hinzu: „Das Verbot des Hijab in vielen Sportarten in Frankreich hat zur Folge, dass viele Frauen und Mädchen im Gastgeberland der Olympischen Spiele diskriminiert, ausgeschlossen und daran gehindert werden, in den Sportarten zu spielen, zu trainieren und an Wettkämpfen teilzunehmen, die sie lieben und in denen sie hervorragende Leistungen erbringen“.

Weiter sagte sie: „Dieses Verbot ist sowohl ein Verstoß gegen die Olympische Charta, die besagt, dass Sport ein Menschenrecht ist, als auch ein Verstoß gegen den neuen IOC-Menschenrechtsrahmen“.

Diese französischen Sportlerinnen seien in ihrem Land vom Leistungssport ausgeschlossen und es gebe keine Lösung für sie, fügte sie hinzu.

Laut Worden hat das Hijab-Verbot einige französische Athletinnen gezwungen, das Land zu verlassen. Manche von ihnen dachten auch darüber nach, ins Ausland auszuwandern.

Die französische Basketballspielerin Helen Bae sagte, das Hijab-Verbot in diesem Sommer ziele auf muslimische Sportlerinnen ab, die Hijabs tragen, und sei eine offensichtliche Diskriminierung aufgrund von Geschlecht und Religion.

Sie fügte hinzu: „Dies ist ein klarer Verstoß gegen die Werte und Bestimmungen der Olympischen Charta, aber auch ein Verstoß gegen unsere Grundrechte und -freiheiten. Dieses Verbot verletzt unsere Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit sowie unser Recht, Sport zu treiben“.

Helen Bae sagte außerdem, das Verbot würde Geschlechter- und Rassenstereotypen verstärken und den antimuslimischen Hass schüren, der bereits Teil der französischen Gesellschaft sei.

Balqis Abdul Qadir, eine ehemalige Basketballspielerin, die die Entscheidung des Internationalen Basketballverbandes (FIBA) zur Aufhebung des Hijab-Verbots im Jahr 2017 maßgeblich beeinflusste, sagte: „Als ich das hörte, brach mir das Tränen aus; warum müssen wir diese Situation immer noch erleben? Warum muss ich erklären, dass ich eine muslimische Frau bin und gut Basketball kann? “

Im Januar 2022 stimmte der französische Senat dafür, Athletinnen das Tragen von Kopftuch während Spielen zu verbieten.

Antiislamische Gesetze in Frankreich

Im Kontext des wachsenden Antiislamismus nach den Ereignissen vom 11. September 2001 gelangte die Idee in die öffentliche Meinung, die Medien und die französische politische Klasse, dass muslimische Kleidung kontrolliert werden sollte.

Während das von Frankreich im Jahr 2004 verabschiedete Gesetz ein Verbot aller religiösen Symbole vorsah, zielte es in Wirklichkeit auf die Zeichen und Symbole des Islam ab. Auf diese Weise hat das genannte Gesetz in den letzten 20 Jahren die Tür für die Förderung eines unerbittlichen Antiislamismus geöffnet, der darin zum Ausdruck kommt, dass muslimische Frauen und Mädchen von islamischen Symbolen distanziert werden.

Im Jahr 2023 genehmigte die Regierung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron ein Aba-Verbot (lange islamische Kleidung) an öffentlichen Schulen. Dieses Verbot hat den Schulen viel Spielraum für willkürliche Entscheidungen geschaffen.

Außerhalb der Schulen ist es seit 2011 für Frauen illegal, in der Öffentlichkeit Kopf und Gesicht zu bedecken. Im Jahr 2016 begannen die Kommunen außerdem, Frauen das Tragen von Kopftuch an öffentlichen Orten und beim Sport zu verbieten.

The Guardian schrieb in einem Artikel über das Hijab-Verbot in Frankreich: Die Botschaft an alle Muslime ist klar; Absorbieren (westliche Kultur) oder sich aus der Öffentlichkeit heraushalten. Es ist nicht verwunderlich, dass immer mehr Muslime dieses Land auf eigenen Füßen verlassen.