Motivationskrise und Befehlsverweigerung in der israelischen Armee infolge des Gazakriegs
(last modified Thu, 15 May 2025 18:22:33 GMT )
May 15, 2025 20:22 Europe/Berlin
  • Motivationskrise und Befehlsverweigerung in der israelischen Armee infolge des Gazakriegs

ParsToday – Angesichts der anhaltenden Kämpfe im Gazastreifen und der Mobilisierung zehntausender Reservisten sieht sich die israelische Armee mit einer schweren internen Krise konfrontiert: einem dramatischen Rückgang der Einsatzbereitschaft, Fällen von Befehlsverweigerung und zunehmender Dienstverweigerung.

Wie die Nachrichtenagentur IRNA berichtet, häufen sich Berichte über Unzufriedenheit, psychische Belastungen und mangelnde Disziplin in den Streitkräften – Entwicklungen, die die Einsatzfähigkeit der Armee ernsthaft infrage stellen.

Deutlich gesunkenes Interesse am Militärdienst

Laut einer internen Umfrage der Personalabteilung der israelischen Armee wollen nur noch 42 Prozent der Offiziere ihren Dienst fortsetzen – ein Rückgang im Vergleich zu 49 Prozent vor Beginn des Kriegs. Die Zeitung Yedioth Ahronoth meldete zudem einen Anstieg von Desertionen sowie mehreren Suizidfällen innerhalb der Streitkräfte.

Weit verbreitete Befehlsverweigerung unter Reservisten

Nach dem Bruch der Waffenruhe durch Israel und der Wiederaufnahme der Kampfhandlungen verweigerten viele Reservisten den Befehl zur Rückkehr in den aktiven Dienst. Hebräischsprachige Medien berichten, dass zahlreiche Soldaten ihren Vorgesetzten mitgeteilt hätten, im Falle einer Einberufung nicht an Kampfeinsätzen teilnehmen zu wollen. In einem Fall erklärten lediglich 6 von 30 Soldaten der „Nahal“-Brigade ihre Bereitschaft, in den Gazastreifen entsendet zu werden.

Interne Proteste und Reaktion Netanjahus

Die Unzufriedenheit hat inzwischen auch den israelischen Auslandsgeheimdienst Mossad erreicht. In einer Petition forderten 250 Mitarbeiter – darunter drei frühere Direktoren – ein Ende der Kriegshandlungen, um die Freilassung israelischer Geiseln zu ermöglichen. Premierminister Benjamin Netanjahu bezeichnete die Unterzeichner als „Unkraut“ und drohte mit deren Entlassung.

Psychische Belastungen und langfristige Folgen des Krieges

Der Krieg im Gazastreifen hat zu einem drastischen Anstieg psychischer Erkrankungen unter israelischen Soldaten geführt. Hebräische Medien berichten von Tausenden Soldaten, die sich in psychologischer Behandlung befinden. Diese Entwicklungen – in Kombination mit wachsendem internationalem Druck – werfen laut israelischen Analysten grundlegende Fragen über die Durchhaltefähigkeit der israelischen Kriegsstrategie auf.

Insgesamt stellt der Einbruch der Truppenmoral, die Disziplinprobleme und die psychischen Krisen in der Armee eine beispiellose Herausforderung für Israel dar. Der andauernde Krieg hat nicht nur seine militärischen Ziele verfehlt, sondern auch strukturelle Schwächen innerhalb des israelischen Verteidigungsapparats offengelegt.

Israel hatte am 7. Oktober 2023 seinen Angriff auf den Gazastreifen mit dem erklärten Ziel begonnen, die Hamas zu zerschlagen und israelische Geiseln zurückzubringen. Diese Ziele konnten jedoch nicht erreicht werden, sodass es schließlich zu einem Gefangenenaustausch mit der Hamas kam.

Am 19. Januar 2025 wurde eine Waffenruhe vereinbart, im Rahmen derer mehrere Gefangene ausgetauscht wurden. Doch Israel weigerte sich, in die zweite Phase der Verhandlungen einzutreten, und nahm am frühen Morgen des 18. März erneut militärische Operationen im Gazastreifen auf – unter Bruch der zuvor vereinbarten Bedingungen.