Könnte die jemenitische Luftabwehr zur Bedrohung für Amerikas F-35 werden?
(last modified Thu, 15 May 2025 18:22:28 GMT )
May 15, 2025 20:22 Europe/Berlin
  • Könnte die jemenitische Luftabwehr zur Bedrohung für Amerikas F-35 werden?

ParsToday - Seit dem 15. März 2025 führt die US-Armee massive Luftangriffe gegen Ziele im Jemen durch – es ist die bislang größte militärische Operation der Vereinigten Staaten in Westasien seit der Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus.

Mehr als tausend Luftschläge wurden laut Medienberichten sowohl von der US-Luftwaffe als auch von der US-Marine durchgeführt. Dabei kamen unter anderem Kampfflugzeuge zum Einsatz, die auf den Flugzeugträgern USS Harry S. Truman und USS Carl Vinson stationiert sind.

Auch strategische Langstreckenbomber vom Typ B-2 sowie die schwerste bunkerbrechende Bombe im US-Arsenal, die rund 14 Tonnen schwere GBU-57, wurden verwendet. Ziel waren unterirdische Anlagen der jemenitischen Kräfte. Die Einsätze dieser Bomben blieben jedoch ohne durchschlagenden Erfolg – beschädigte Tunnelanlagen konnten schnell wiederhergestellt werden. Der gewünschte Effekt blieb aus, und es wurde deutlich, dass die Zerschlagung der militärischen Infrastruktur der Ansarullah deutlich schwieriger ist als erwartet.

Angesichts anhaltender Misserfolge und zunehmender Verluste – darunter mehrere abgeschossene F/A-18-Kampfjets und Dutzende zerstörter Drohnen – wuchs die Sorge um die Sicherheit moderner US-Kampfflugzeuge, insbesondere der Tarnkappenjets vom Typ F-35. In einer plötzlichen Kehrtwende erklärte das Weiße Haus überraschend einen Waffenstillstand im Jemen.

Am 8. Mai beendete Präsident Donald Trump offiziell die militärische Operation. Laut NBC News beliefen sich die Kosten der Angriffe seit März auf über eine Milliarde US-Dollar – allein für eingesetzte Bomben und Raketen.

Die New York Times ging in einem Beitrag mit dem Titel „Warum Trump die Angriffe auf die Huthis plötzlich stoppen ließ“ den Ursachen dieser abrupten Entscheidung nach. Demnach war Trump ursprünglich davon ausgegangen, innerhalb eines Monats sichtbare Erfolge zu erzielen. Doch nach erheblichen finanziellen Aufwendungen und dem Verlust mehrerer F/A-18 Super Hornets sowie zahlreicher MQ-9 Reaper-Drohnen verlor der Präsident die Geduld.

Ein weiterer Abschnitt des Berichts weist darauf hin, dass jemenitische Luftabwehrraketen auf US-Kampfflugzeuge abgefeuert wurden und diese dadurch in ernsthafte Gefahr gerieten. Dies soll maßgeblich zur Entscheidung von Präsident Trump beigetragen haben, die Angriffe zu stoppen. Die Einstellung der Kampfhandlungen erfolgte mit Vermittlung Omans: Die jemenitischen Kräfte verpflichteten sich, keine US-Schiffe mehr anzugreifen, während die Vereinigten Staaten im Gegenzug auf weitere Militäraktionen gegen den Jemen verzichteten.

In mehreren Fällen sollen US-Kampfjets vom Typ F-35 und F-16 beinahe von jemenitischen Flugabwehrsystemen getroffen worden sein. Dieses Risiko soll die Entscheidung Trumps, die militärische Kampagne zu beenden, erheblich beeinflusst haben.

Die zentrale Frage lautet nun: Welche Luftabwehrsysteme und Raketentypen setzen die jemenitischen Einheiten ein, die offenbar solch eine Bedrohung für US-Flugzeuge darstellen?

Bereits im August 2019 enthüllte die jemenitische Seite die Flugabwehrrakete Fater-1. Diese Rakete ähnelt dem sowjetischen Flugabwehrsystem 3M9 (bekannt aus dem SAM-6-System), das eine Reichweite von etwa 25 Kilometern hat und in früheren Jahren auch an den Jemen verkauft wurde. Es handelt sich um ein Mittelstreckenabwehrsystem mit vermutlich halbaktiver Radar- sowie Infrarotlenkung, das bereits eine US-Drohne vom Typ MQ-9 abgeschossen hat.

Während des Krieges gegen die saudisch geführte Koalition entwickelten jemenitische Kräfte außerdem eine innovative Methode zur Umrüstung von sowjetischen Kurzstrecken-Luft-Luft-Raketen des Typs R-27 mit Infrarotsteuerung zu Boden-Luft-Raketen. Mit diesen modifizierten Waffen gelang es, mehrere saudische Luftfahrzeuge abzuschießen – darunter F-15-Kampfflugzeuge, Tornado-Jets und Apache-Kampfhubschrauber.

Videomaterial von diesen Abschüssen zeigt, dass die jemenitischen Einheiten ihre Ziele mit Wärmebildkameras erfassten und anschließend infrarotgelenkte Raketen auf die gegnerischen Flugzeuge abfeuerten. Das Flugprofil und die Explosionskraft in den Aufnahmen deuten klar auf den Einsatz der Kurzstreckenrakete R-27 hin.

Im Fall des F-35, einem Tarnkappenflugzeug mit erhöhter Radarabschwächung, bietet diese Jet-Generation zweifellos Schutz gegen radargesteuerte Luftabwehrsysteme. Doch gegen kurzreichweitige Systeme mit infrarotgelenkten Raketen – wie etwa die R-27 – ist auch der F-35 anfällig für visuelle Erkennung und Zielverfolgung. Diese stellen somit nicht nur für den F-35, sondern auch für konventionelle Kampfflugzeuge der vierten Generation wie die F-16 eine ernsthafte Bedrohung dar.

In diesem Zusammenhang räumte ein US-Beamter in einem Interview mit der Website The War Zone ein, dass ein amerikanisches Tarnkappenflugzeug vom Typ F-35 gezwungen war, Ausweichmanöver durchzuführen, um jemenitischen Boden-Luft-Raketen zu entkommen. „Die Raketen kamen so nahe, dass die F-35 ausweichen musste“, sagte der Beamte. Mehrere US-Vertreter berichteten außerdem, dass mehrere F-16-Kampfjets und eine F-35 beinahe von der Luftabwehr der jemenitischen Widerstandsbewegung getroffen worden wären. Dies habe das Risiko amerikanischer Verluste als sehr real erscheinen lassen.

Die innovativen Ansätze der jemenitischen Kräfte bei der Nutzung vorhandener Waffen zählen zu den entscheidenden Faktoren, die Washington dazu veranlassten, seine militärische Strategie im Jemen zu überdenken und letztlich zu beenden. Die Vereinigten Staaten hatten offenbar eine zentrale Komponente der Auseinandersetzung unterschätzt: die Professionalität der jemenitischen Streitkräfte und der Kämpfer der Ansarullah-Bewegung, die auf jahrelange Erfahrung im Krieg gegen die von Saudi-Arabien geführte Koalition zurückgreifen können.

Die Bilanz der US-Militäroperation im Jemen spricht eine deutliche Sprache: Der Abschuss von 27 Drohnen des Typs MQ-9 Reaper durch jemenitische Kräfte – mit einem geschätzten Schaden von über 800 Millionen US-Dollar – sowie die ernsthafte Gefährdung einer F-35 zeigen, dass die jemenitischen Kämpfer in diesem asymmetrischen Konflikt nicht nur über außergewöhnlichen Mut und Entschlossenheit verfügen, sondern auch über das technische Know-how, militärische Fähigkeiten und Ausrüstung, um der US-Militärmacht spürbare und wirksame Verluste zuzufügen.