Alarmsignal für NPT; weltweite Folgen eines Angriffs auf Irans Atomanlagen
(last modified Mon, 30 Jun 2025 06:52:23 GMT )
Jun 30, 2025 08:52 Europe/Berlin
  • Alarmsignal für NPT; weltweite Folgen eines Angriffs auf Irans Atomanlagen
    Alarmsignal für NPT; weltweite Folgen eines Angriffs auf Irans Atomanlagen

ParsToday - Mit Blick auf die Folgen des US-Angriffs auf die iranischen Atomanlagen erklärte eine US-amerikanische Denkfabrik, dass nun jedes Land, das sein friedliches Atomprogramm ausbauen möchte, „besorgt darüber sein wird, eine militärische Reaktion zu erhalten”.

Laut ParsToday gab der Council on Foreign Relations bekannt, dass Nicht-Atomwaffenstaaten nach dem Angriff auf die iranischen Atomanlagen zu dem Schluss kommen könnten, dass die weltweiten Bemühungen um nukleare Nichtverbreitung und Transparenz mittlerweile eher gefährlich als nützlich sind.

Ein Analyst der US-Denkfabrik bezog sich laut der Nachrichtenagentur Fars News auf den jüngsten US-Angriff auf Iran und sagte, es sei noch immer unklar, ob Irans Anreicherungskapazitäten oder spaltbares Material in den Untergrund verlagert worden seien.

Ein militärisches Vorgehen gegen Iran habe laut der Denkfabrik „wahrscheinlich eine abschreckende Wirkung auf die weltweiten Bemühungen um die Nichtverbreitung von Atomwaffen, da die Länder Transparenz inzwischen möglicherweise als Risiko wahrnehmen“. Zwei Tage nach dem Angriff unternahm das iranische Parlament einen ersten Schritt und setzte die Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) aus.

Der erste stellvertretende Präsident des iranischen Parlaments Hamidreza Haji-Babai erklärte, dass dem IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi die Einreise nach Iran verweigert werde. Er erklärte dazu: „Wir werden Grossi die Einreise verweigern, da alle Informationen, die wir der Behörde gegeben haben, beim Mossad gelandet sind“. 

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Diese Aussage sowie andere Haltungen iranischer Regierungsverantwortlicher zeigen die Besorgnis Teherans, der Behörde sein Atomprogramm offenlegen zu müssen.

Am 13. Juni 2025 begann das israelische Regime seine Angriffe auf Iran unter dem Vorwand, das iranische Atomprogramm eindämmen zu wollen. Am Vortag hatte die IAEA Iran zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten offiziell wegen mangelnder Kooperation im Rahmen des Abkommens mit der Agentur verurteilt. Iran ist Mitglied des Atomwaffensperrvertrags (NPT), der von den Vertragsstaaten Transparenz über ihre Atomprogramme verlangt und ihnen den Erwerb und die Verbreitung von Atomwaffen verbietet.

Im Mai schätzten internationale Inspektoren die Menge an spaltbarem Material, die Iran zum Bau einer Bombe benötigt, und behaupteten, Iran habe nicht alle seine Atomanlagen offengelegt.

Laut dem Artikel könnte jedes andere Land, das ein eigenes Atomprogramm entwickeln möchte – selbst für die zivile Energieversorgung – den diplomatischen Weg, den Iran eingeschlagen hat, überdenken, da es eine militärische Reaktion befürchten müsse.

Nach langen diplomatischen Bemühungen und Verhandlungen hat Iran sein Nuklearmaterial offengelegt und Inspektoren zugelassen. Wenn jedoch ein Land, das der Diplomatie eine Chance gibt und nicht nach der Bombe sucht, angegriffen wird, warum sollte es sich dann am internationalen Nichtverbreitungssystem beteiligen? Muss die Welt mit einer militärischen Reaktion auf seine nuklearen Entwicklungen rechnen?

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Der Atomwaffensperrvertrag, NPT,und die damit verbundenen Mechanismen – einschließlich der Inspektionen durch die IAEA – bilden die Grundlage des internationalen nuklearen Nichtverbreitungsregimes. Gemäß der im Jahr 1968 getroffenen Vereinbarung zur Einteilung in zwei Kategorien – Atom- und Nichtatomwaffenstaaten – verpflichteten sich 186 Nichtatomwaffenstaaten zur friedlichen Nutzung der Atomenergie. Sie erklärten, jegliche Urananreicherung oder Plutoniumwiederaufbereitung der IAEA zu melden, und unterzeichneten umfassende Sicherungsabkommen.

In den 1990er Jahren erkannten die Mitgliedstaaten die Beschränkungen dieser Erklärungen an und 141 Länder akzeptierten das Zusatzprotokoll, welches Inspektoren die Überprüfung der tatsächlichen Menge an spaltbarem Material ermöglicht. Diese beiden Schritte sollten den Staats- und Regierungschefs sowie der Öffentlichkeit Gewissheit darüber vermitteln, dass nukleares Material in Nicht-Atomstaaten für friedliche Zwecke und nicht zur Herstellung von Waffen verwendet wird. Zahlreiche Länder akzeptierten diese Beschränkungen freiwillig. Im Gegenzug für die Einhaltung des Atomwaffensperrvertrags wurden sie zu „normalen Staaten“, vermieden den Ruf als „Schurkenstaaten“ und wurden als angesehene Mitglieder der Vereinten Nationen anerkannt. Sie konnten die Vorteile der Atomenergie in den Bereichen Medizin und Forschung nutzen.

Laut der US-Denkfabrik hatten US-Verbündete wie Deutschland, Japan und Südkorea jahrzehntelang Atomwaffen entwickeln können, „aber die US-Politik hat ihren Bedarf an der Bombe teilweise eliminiert“. Diese Länder haben sich im schlimmsten Fall auf die nukleare Verteidigung der USA verlassen. Sollten diese Verbündeten jedoch eigene Atomwaffen besitzen wollen, hätten sie kaum einen Anreiz, sich an die Beschränkungen des NPT zu halten.

Der Analyst sagt, dass der Austritt dieser Länder aus dem Atomwaffensperrvertrag „zu einer Schwächung der Nichtverbreitungsnorm führen könne und weitere Länder diesem Beispiel folgen werden“. Laut Atomwaffensperrvertrag besitzen nur 5 Länder offiziell Atomwaffen: Diese sind die USA, China, Frankreich, Russland und Großbritannien. Andere Atommächte wie Indien, Israel, Pakistan und Nordkorea sind entweder aus dem Vertrag ausgestiegen oder haben ihn gar nicht erst unterzeichnet.

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Derzeit verfügen 47 Länder über erhebliche Mengen an Nuklearmaterial, darunter Iran. Teheran hat seine Urananreicherungskapazität erhöht, betont aber stets den friedlichen Charakter seines Atomprogramms.

Weltweite Folgen

Die potenziellen regionalen und globalen Folgen des Einsatzes von Atomwaffen sind genau der Grund, warum sich die Länder nach den Bombenangriffen auf Hiroshima und Nagasaki im Jahr 1945 zusammengeschlossen haben, um die Ressourcen und Einrichtungen für Atomwaffen zu regulieren. Europa hat zudem aus der Tschernobyl-Katastrophe im Jahr 1986 gelernt, dass Atomunfälle keine Grenzen kennen, schreibt die US-amerikanische Denkfabrik. Experten warnen jedoch davor, dass die Staats- und Regierungschefs von Nicht-Atomwaffenstaaten zu dem Schluss kommen könnten, dass die Einhaltung der Nichtverbreitungsprinzipien Risiken birgt, die sie nicht akzeptieren wollen, wenn ein ständiges Sicherheitsratsmitglied wie die USA keine internationale Transparenz gewährleistet.