Spioniert die USA mit Hilfe von WhatsApp?
(last modified Fri, 04 Jul 2025 19:01:55 GMT )
Jul 04, 2025 21:01 Europe/Berlin
  • Spioniert die USA mit Hilfe von WhatsApp?

ParsToday – Trotz der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung von Nachrichten steht WhatsApp erneut im Kreuzfeuer der Kritik von Datenschützern.

In einer Zeit, in der digitale Sicherheit und der Schutz der Privatsphäre heiß diskutiert werden, sorgte die Nachricht über den Beitritt eines hochrangigen Meta-Managers zur US-Armee für großes Aufsehen. Laut ParsToday trat Andrew „Boz“ Bosworth, Technologievorstand bei Meta, im Juni 2025 mit dem Dienstgrad Major als Technologieberater in die US-Armee ein.

Wie die Nachrichtenagentur Fars berichtet, dient Bosworth in einer speziellen Einheit namens „Detachment 201“ – einer Gruppe von Technologie-Führungskräften großer Unternehmen wie OpenAI und Palantir. Ziel dieser Einheit ist es, der Armee beim Einsatz neuer Technologien wie Künstlicher Intelligenz und Virtual Reality zu helfen. Bei seiner Vereidigung versprach Bosworth, „die Streitkräfte in jeder nur erdenklichen Weise zu unterstützen“.

Diese Zusammenarbeit begann just zu einer Zeit, als aus Sicherheitsgründen die Nutzung von WhatsApp auf US-Regierungsgeräten untersagt wurde. Das Büro für Cybersicherheit des Repräsentantenhauses erklärte kürzlich, WhatsApp sei „hochriskant“ und empfahl Regierungsmitarbeitern, alternative Plattformen wie Microsoft Teams, Signal, iMessage, FaceTime oder Wickr zu verwenden. Als Gründe wurden die mögliche Zugänglichkeit durch ausländische Akteure, mangelhafte Verschlüsselung von gespeicherten Daten sowie fehlende Transparenz beim Datenschutz genannt.

Ende-zu-Ende-Verschlüsselung – nicht so sicher, wie es scheint

Zwar nutzt WhatsApp eine sogenannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, bei der nur Sender und Empfänger Nachrichten lesen können – was auf ein hohes Sicherheitsniveau hinweist –, dennoch wurde die Nutzung dieser Plattform im Weißen Haus verboten. WhatsApp, das seit 2014 im Besitz von Meta ist, speichert sogenannte Metadaten – also Begleitinformationen zu den Nachrichten, darunter Zeitstempel, Telefonnummern der Beteiligten und sogar den ungefähren Standort eines Gesprächs.

Der ehemalige US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden wies darauf hin, dass diese Metadaten ein mächtiges Werkzeug für die umfassende Überwachung von Nutzern darstellen.

Datensammlung und Zusammenarbeit mit der US-Regierung

Obwohl sich WhatsApp auf die sichere Verschlüsselung der Inhalte beruft, beschränkt sich die Datensammlung nicht auf Nachrichteninhalte. Laut einem Bericht des FBI sammelt WhatsApp Informationen wie Telefonnummern, Namen, Profilbilder, Kontaktlisten, Gruppenzugehörigkeiten, Gerätemodelle, Betriebssysteme, Gerätesprache sowie – bei aktiviertem GPS – den genauen Standort des Nutzers. Ein großer Teil dieser Daten wird mit anderen Meta-Produkten wie Facebook und Instagram geteilt – angeblich zur zielgerichteten Werbung und Verhaltensanalyse.

Dieses Ausmaß an Datensammlung wirft ernste Fragen über die Zusammenarbeit großer Technologiekonzerne mit Regierungsbehörden auf. Geheime Dokumente, die Edward Snowden öffentlich gemacht hat, belegen, dass Unternehmen wie Google, Apple, Microsoft und Facebook im Rahmen des PRISM-Programms mit der NSA zusammenarbeiteten. Diese Kooperation ermöglichte der US-Behörde umfassenden Zugriff auf Nutzerdaten.

Zwar stammen diese Dokumente aus der Zeit, bevor Facebook WhatsApp übernahm, doch haben sie das Vertrauen der Öffentlichkeit nachhaltig erschüttert. Hinzu kommt der sogenannte CLOUD Act, der der US-Regierung das Recht einräumt, auf Nutzerdaten von US-Bürgern zuzugreifen – selbst wenn diese Daten auf Servern außerhalb der Vereinigten Staaten gespeichert sind. Auch dadurch entstehen erhebliche Zweifel am Datenschutz bei WhatsApp.

Angriffe durch Spionagesoftware – Pegasus als Beispiel

Die Bedenken gehen jedoch über die Zusammenarbeit mit der US-Regierung hinaus. 2019 wurde bekannt, dass die Spionagesoftware Pegasus – entwickelt vom israelischen Unternehmen NSO – eine Sicherheitslücke in WhatsApp ausnutzte, um in Mobiltelefone einzudringen.

WhatsApp selbst enthüllte diesen Vorfall und reichte Klage gegen NSO ein. Doch der Fall zeigte deutlich, dass selbst verschlüsselte Kommunikation nicht vor ausgeklügelten Cyberangriffen sicher ist.

Mehr als nur ein Messenger – eine Bedrohung für die digitale Freiheit

2021 sah sich WhatsApp mit heftiger Kritik konfrontiert, nachdem es neue Datenschutzrichtlinien einführte, die eine erweiterte Datennutzung vorsahen. Der französische Anwalt Arthur Messaud bezeichnete diese Praxis als „rechtswidrig“ und betonte, dass Nutzer gezwungen seien, sich zwischen der Nutzung des Messengers und dem Schutz ihrer Privatsphäre zu entscheiden. Die weltweite Empörung führte zur Abwanderung von Millionen Nutzern zu alternativen Plattformen wie Signal – selbst Elon Musk forderte öffentlich zum Umstieg auf.

Fachleute warnen eindringlich: Christian Clemens, Forscher für Cybersicherheit an der Harvard-Universität, bezeichnet die Kombination aus Facebook-Besitz und intensiver Datensammlung bei WhatsApp als ernsthafte Gefahr für die Privatsphäre. Auch Lara Wang, Expertin für digitale Rechte bei der Electronic Frontier Foundation (EFF), sieht in der massenhaften Erhebung von Nutzerdaten durch WhatsApp eine Bedrohung der digitalen Freiheitsrechte.

Fazit: Trotz seines unscheinbaren Auftretens im Alltag verbirgt WhatsApp tiefgreifende Sicherheitsrisiken. Von Metadaten über technische Informationen bis hin zu Standortdaten – die Informationen der Nutzer könnten jederzeit unter Beobachtung geraten, missbraucht oder Ziel von Cyberangriffen werden.