Neue Ausmaße von Rassismus und Gewalt gegen Afroamerikaner (Teil 1)
Die rassistisch motivierte Benachteiligung von Farbigen und Afroamerikanern wird als charakteristisches Merkmal der US-Gesellschaft angeführt.
Die Farbigen haben in der dreihundertjährigen Geschichte der USA Versklavung, massive Ausnutzung, Mord und grenzenlose Gewalt erlebt. Obwohl die Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner in den 50iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts eine Welle der Verwirklichung ihrer Rechte und der Beseitigung von bestimmten Benachteiligungen bewirkte, begegnen wir in Wirklichkeit in der heutigen US-Gesellschaft der Fortsetzung der vielseitigen Rassendiskriminierung. Während der Amtszeit von Präsident Donald Trump kam es aufgrund dessen rassistischem Vorgehen praktisch zu einer Steigerung der Repressalien und Angriffe auf Farbige seitens Rassisten, die sich wegen ihrer weißen Hautfarbe für etwas Besseres halten. Mit den Worten der französischen Übersetzerin und Politikexpertin Bérengère Viennot zählt Trump nicht zu den Überbringern von Frieden und Freundschaft, und hat während seiner Amtszeit eindeutig die Gewalt in den USA zugenommen. Sie sagt: „Nach meiner Meinung sind die gewalttätigen und rassistischen Vorfälle in Charlottesville im August 2017 ein Zeichen für das Aufkommen von Gewalt in diesem Land gewesen. Trump hat damals diese gewaltsamen Vorfälle nicht offen abgelehnt sondern anstelle dessen gesagt, es gäbe bei allen politischen Flügeln Gewalt. Mit solchen Worten hat er die Gewaltsüchtigen unterstützt.“
Anhand der offiziellen Angaben der FBI, der US-Bundespolizei, ist zu sehen, dass seit Machtübernahme von Donald Trump die Gewalt gegen Minderheiten und die Zahl großer Verbrechen zugenommen haben. Es lässt sich auf gewisse Weise feststellen, dass Präsident Trump die zweite Welle von abscheulichen Verbrechen nach dem 11. September 2001 in der US-Gesellschaft ausgelöst hat.
Zurzeit, wo die USA die weltweit meisten Infizierten und Toten aufgrund von Covid-19 aufweisen, hat sich die Lage der Farbigen weiter verschlechtert. Es fällt auf, dass der Anteil der Farbigen, die dem Virus erlegen sind unverhältnismäßig groß ist. Während dieser Epidemie zeigt sich wie gleichgültig die US-Regierung der afroamerikanischen Minderheit gegenüber steht.
Die Rassendiskriminierung und der brutale Umgang mit Afroamerikanern in Nordamerika begannen im 17. Jahrhundert mit der Sklaverei. Diese Diskriminierung und Gewalt reichen bis in das heutige Zeitalter hinein und gelten weiter als ein wesentliches Problem der US-Gesellschaft. Die Schwarzen in den USA, die offiziell Afroamerikaner genannt werden, sind die zweitgrößte Minderheit in diesem Land; nach den Latinos, den US-Bürgern lateinamerikanischer Abstammung. Nachdem Barack Obama als erster Dunkelhäutiger zum Präsidenten der USA gewählt wurde und das Weiße Haus betrat, hoffte man auf eine Verbesserung der Situation der Schwarzen in den USA, aber in der Praxis hat sich deren Lage wirtschaftlich und gesellschaftlich sogar weiter verschlechtert.
Zu den anschaulichen Beispielen für diese Misere gehören die Gewaltakte von amerikanischen Rassisten und die hemmungslose Gewalt der US-Polizei, die sich gegen die schwarzen Bürger richtet. Außerdem gibt es Gesetze in den USA, durch die diese Minderheit benachteiligt wird und gegen die die Menschenrechtsgruppen Protest einlegen. Obwohl die Afroamerikaner circa 13 Prozent der US-Gesellschaft bilden, haben sie nicht viel von dem Ausbildungssystem dem Reichtum und dem Lebensstandard in der US-Gesellschaft. Demgegenüber ist ihr Anteil an den Problemen und Nöten in diesem Land sehr hoch.
Die Afroamerikaner machen einen auffallend hohen Prozentsatz der Insassen von US-Gefängnissen aus und die Lebenslage dieser Minderheit ist besonders in den Randgebieten der Großstädte bedauernswert. Opfer der Polizeigewalt in den USA sind in der Mehrheit die Farbigen in diesem Land und insbesondere diejenigen mit afrikanischer Abstammung. Dies ist eine der Hauptursachen für die Proteste und Tumulte, zu denen es bisher immer wieder in einer der amerikanischen Städte gekommen ist. Die rassistisch motivierte Diskriminierung im Schulsystem und im Berufswesen und in der Gesellschaft , welche gegen die Schwarzen in diesem Land, das von sich behauptet die Demokratie und die Menschenrechte auf der Welt verbreiten zu wollen, betrieben wird, ist zur alltäglichen Gewohnheit geworden. Die Medien in diesem Land berichten außerdem nicht ausreichend über die Sorgen und Probleme der Afroamerikaner oder sie stellen diesen Bevölkerungsteil verzerrt dar.
An der zunehmenden Gewalt gegenüber den Afroamerikanern in verschiedener Form lässt sich ablesen, dass sich der Druck auf diese Minderheit in den USA vergrößert hat. Die Afroamerikaner müssen nicht nur die täglichen Ungerechtigkeiten, Benachteiligungen und Erniedrigungen ertragen, sondern sind darüber hinaus auch Opfer von Gewalt, die sich exklusiv gegen sie richtet. Zugleich gibt es keinen hoffnungsfrohen Ausblick darauf, dass sich bald an diesen Missständen in den USA etwas ändern wird. Dies hat Ex-Präsident Obama indirekt eingeräumt als er im Juni 2015 auf die verschiedenen Benachteiligungen von Schwarzhäutigen und der Gewalttaten gegen sie, hinwies und sagte: „Trotzdem sich die Einstellungen zu den verschiedenen Rassen in den USA verbessert haben, wirft das Erbe der Sklaverei lange Schatten über die US-Gesellschaft und dieses Erbe ist noch immer Teil der DNA der Amerikaner.“
Alles spricht dafür, dass sich die Gewalt und Unbarmherzigkeit der amerikanischen Polizei gegenüber dunkelhäutigen Frauen und Männern überall in den USA vergrößert hat. Die Menschenrechtsaktivisten sind der Überzeugung, dass die Wahrscheinlichkeit, dass die Polizei mit einem Schwarzen diskriminierend umgeht, größer ist als für andere, und dass die Wahrscheinlichkeit, dass sie vor Gericht verurteilt werden, doppelt so hoch liegt. Wie einige Untersuchungen zeigen, sind Afroamerikaner in den USA zu 30 Prozent mehr als Weißhäutige der Gefahr ausgesetzt, dass auf sie geschossen wird. Laut einer Statistik, die von der Washington Post veröffentlicht wurde, sind mehr Schwarze als Weiße in den USA von der Polizei erschossen worden. Eine Nicht-Regierungsorganisation hat bezüglich der Polizeigewalt nachgewiesen, dass die Wahrscheinlichkeit für die Afroamerikaner Schussopfer der Polizei zu werden, dreimal so groß ist wie für die weißhäutigen US-Bürger.
Das Problem der Polizeigewalt gegen Afroamerikaner rückte in der Amtszeit des Staatspräsidenten Barack Obama, der selber über seinen Vater afrikanischer Herkunft ist, in den Brennpunkt der Diskussion. Denn man erwartete, dass dieser Präsident durch entsprechende Gesetzesmaßnahmen verhindern würde, dass die polizeiliche Gewalt zunimmt. Aber er hat praktisch auch nichts in dieser Beziehung erreicht.
Der brutale Umgang der US-Polizei mit den Schwarzen in ihrem Land, der manchmal bis zu deren Ermordung ausartet, ist nicht neu. Diese Polizeigewalt gab es schon lange vorher und aus Protest dagegen wurden Bürgerbewegungen gegründet. Eine davon ist die Bewegung „Black lives matter“ – Schwarze Leben zählen“ - . Man hat viel unternommen, um diese Bewegung in Diskredit zu bringen. Ein Beispiel dafür liefern die Äußerungen des ehemaligen New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani. Er behauptete, diese Bewegung hätte zum Auftreten eines Phänomens namens Ferguson-Effekt geführt. Das heißt die Proteste gegen die Erschießung eines 18-jährigen Afroamerikaners in Ferguson hätten einer größerem Argwohn gegenüber dem Vorgehen der Polizei zur Folge gehabt und die Zunahme der Kriminalität und Mordziffern in den großen Städten verursacht.
Mit Hinblick auf die Zunahme des farbigen Bevölkerungsanteils in der US-Gesellschaft wird vorausgesehen, dass sie bis 2050 mehr als die Hälfte der Bevölkerung dieses Landes ausmachen wird. Daher gewinnt das Problem wachsender Polizeigewalt gegenüber den Farbigen und Schwarzen weiter an Bedeutung. Denn mit zunehmendem Bevölkerungsanteil dieser Gruppe von US-Bürgern wird auch die Zahl der polizeilichen Gewalttaten gegen sie anwachsen. Die Zahl dieser Gewalttätigkeiten ist ohnehin während der Corona-Epidemie weiter angestiegen. Die Gesellschaft der Schwarzen in den USA leidet einerseits mehr als andere Bevölkerungsteile unter dem Corona-Virus und die Zahl der Corona-Todesopfer unter ihnen ist groß. Andererseits sieht sie sich dem rohen und erbarmungslosen Vorgehen der Polizei gegenüber.
Wegen der Ermordung von Afroamerikanern durch die Polizei ist folgender Teufelskreis entstanden: Aus Protest gegen diese Morde füllen sich die Straßen mit Demonstranten und während der gewaltsamen Niederschlagung der friedlichen Demonstrationen oder damit verbundener Tumulte durch die Polizei kommen weitere Menschen ums Leben. Wenn auch die Demonstranten schließlich in ihre Häuser zurückkehren, so werden die schrecklichen Morde an weiteren Afroamerikanern durch die Polizei dazu führen, dass sie erneut zu Protesten auf die Straße kommen.
Trotz dieser Proteste, die immer wieder vorkommen, haben weder die Bundesregierung noch der US-Kongress eine effektive Maßnahme ergriffen um eine Wiederholung der Polizeigewalt gegen die Afroamerikaner zu verhindern. Außerdem verlaufen die gerichtlichen Untersuchungen zu den Verbrechen von Polizisten in der Mehrheit darauf hinaus, dass die Polizeibeamten, die ein Verbrechen an Schwarzen begangen haben, freigesprochen werden. Daher haben die Afroamerikanern die Hoffnung auf eine Verbesserung der Situation von oben aufgegeben und verschärfen ihren Protest. Das jüngste Beispiel hierfür sind die Proteste und das Aufbegehren in der Stadt Minneapolis im Bundesstaat Minnesota im Gefolge der kaltblütigen Ermordung des Afroamerikaners George Floyd. Diese Gewalttat löste heftige Reaktionen in den USA und in anderen Ländern der Welt aus.