HRW: Rohingya Muslime leben im "offenen Gefängnis" in Myanmar
(last modified Thu, 08 Oct 2020 16:27:29 GMT )
Oct 08, 2020 18:27 Europe/Berlin
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Rangun (PressTV) - Die Human Rights Watch (HRW) hat die Flüchtlingslager, in denen Zehntausende Rohyngia-Muslime im westlichen Bundesstaat Rakhine in Myanmar untergebracht sind, als „offenes Gefängnis“ angeprangert und ein sofortiges Ende der Masseninhaftierung der ethnischen Minderheit gefordert.

Die internationale Rechteorganisation sagte in einem Bericht am Donnerstag, dass ungefähr 130.000 Rohingya-Muslime, die in Flüchtlingslagern im Bundesstaat Rakhine sind, unter „schmutzigen und missbräuchlichen“ Bedingungen leben, und forderte die sofortige Beendigung ihrer „willkürlichen und unbefristeten“ Inhaftierung.

"Die Regierung von Myanmar hat acht Jahre lang 130.000 Rohingya unter unmenschlichen Bedingungen eingesperrt, und von ihren Häusern, ihrem Land und ihrem Lebensunterhalt abgeschnitten, mit wenig Hoffnung, dass sich die Situation verbessern wird", sagte Shayna Bauchner.

Der 169-seitige Bericht unterstrich, dass viele Rohingya, die in Flüchtlingslagern und lagerähnlichen Gemeinschaften leben, „schwerwiegenden Einschränkungen“ ausgesetzt sind.

Die HRW sagte, die Lebensbedingungen in den Lagern würden "das Recht der Rohingya auf Leben und andere Grundrechte zunehmend bedrohen", und fügte hinzu, dass die ethnische Minderheit großer Gefahren der Unterernährung und anderen Gesundheitsproblemen ausgesetzt sei.

Die Gruppe forderte die internationale Gemeinschaft auf, mehr Druck auf die Regierung von Myanmar auszuüben und die Funktionsträger für die Missbräuche zur Rechenschaft zu ziehen.

Über zwei Dutzend Rohingya nach wochenlanger Irrfahrt auf Boot verhungert

Laut HRW basiere der Bericht auf mehr als 60 Interviews mit Rohingya-Muslimen sowie humanitären Helfern, die seit Ende 2018 geführt wurden.

Zu den festgestellten Rechtsverletzungen gehörte die Verweigerung der Bewegungsfreiheit wie die Einrichtung von Kontrollpunkten und Stacheldrahtzäunen um die Rohingya-Lager und -Dörfer.

"Das Leben in den Lagern ist äußerst schmerzhaft", wurde ein Rohingya-Mann in dem Bericht zitiert. "Es gibt keine Chance, sich frei zu bewegen ... Wir haben nichts, was man Freiheit nennen könnte."

In dem Bericht heißt es, dass das „Gefühl der Hoffnungslosigkeit in den Lagern“ allgegenwärtig geworden sei. Nicht auch nur ein befragter Rohingya glaubte, dass ihre unbefristete Inhaftierung bald enden würde.

Bauchner, die Verfasserin des Berichts, forderte Myanmars De-facto-Führerin Aung San Suu Kyi und das Militär auf, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um den im Land verbleibenden Rohingya mehr Freiheit zu gewähren.

"Die Behauptungen der Regierung, dass sie nicht die schwersten internationalen Verbrechen begeht, werden hohl klingen, bis sie den Stacheldraht durchtrennt und es den Rohingya ermöglicht, mit vollem rechtlichen Schutz in ihre Häuser zurückzukehren", sagte sie.

Mehr als 730.000 Rohingya-Muslime flohen aus dem Bundesstaat Rakhine in das benachbarte Bangladesch, inmitten eines vom Militär geführten Vorgehens im Jahr 2017, von dem die UNO behauptet, es sei mit "Völkermordabsicht" begangen worden. Ihnen schlossen sich später mehr als 200.000 weitere an. Tausende wurden getötet und viele andere wurden vergewaltigt, gefoltert oder verhaftet.

Die Rohingya - Opfer des Schweigens der angeblichen Verfechter der Menschenrechte

Das Militär von Myanmar wies die Anschuldigungen, für die unzählige Zeugenaussagen und Beweismittel durch Satellitenbilder verfügbar sind, rundweg zurück.

Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, warnte letzten Monat, dass Myanmars anhaltende Gewalt gegen die Rohingya "weitere Kriegsverbrechen oder sogar Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellen könnte".

Tausende Rohingya-Muslime sind noch in Myanmar, leben unter Apartheid-ähnlichen Bedingungen, sind auf Lager und Dörfer beschränkt und haben keinen Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung. 

Die Rohingya wohnen seit Jahrhunderten in Rakhine, aber der Staat verweigert ihnen die Staatsbürgerschaft. Bangladesch weigert sich auch, ihnen die Staatsbürgerschaft zu gewähren.