Warum fürchtet sich Washington vor den BRICS?
ParsToday – Mit dem rasanten Wachstum der BRICS und ihrer Ausweitung auf zentrale Länder des globalen Südens hat die USA das Bündnis erneut als Bedrohung eingestuft. Washington betont inzwischen, dass es sich nicht mehr bloß um eine wirtschaftliche Gruppe handle, sondern um eine ernsthafte Gefahr für die von den Vereinigten Staaten dominierte internationale Ordnung.
Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, erklärte, dass Präsident Donald Trump entschlossen sei, sicherzustellen, dass die Vereinigten Staaten auf der Weltbühne fair behandelt werden. Trump betrachte die BRICS als eine Kraft, die darauf abziele, die Interessen Washingtons zu untergraben. Er werde daher alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um zu verhindern, dass andere Länder die USA und deren Bevölkerung ausnutzen.
In einem Beitrag auf seiner eigenen Plattform Truth Social schrieb der US-Präsident:
„Jedes Land, das sich mit der anti-amerikanischen Politik der BRICS-Staaten solidarisiert, wird mit einem zusätzlichen Zollsatz von 10 Prozent belegt – ohne jede Ausnahme. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!“
Diese Aussagen seitens des Weißen Hauses sowie Trumps Beitrag offenbaren die tiefe Sorge Washingtons über die Entstehung einer neuen, multipolaren Weltordnung – einer Ordnung, die sich nicht länger einseitig den Regeln der westlichen Großmächte, insbesondere der USA, unterwirft. Stattdessen geht es um eine Neudefinition der globalen Machtverhältnisse – mit der Stimme jener Völker, die bislang systematisch überhört wurden.
Doch warum sind die USA beunruhigt? Über Jahrzehnte war die Weltordnung geprägt von einem politischen und wirtschaftlichen System unter US-Vorherrschaft. Kleinere Staaten sahen sich gezwungen, innerhalb der von Washington vorgegebenen Rahmenbedingungen zu agieren. In diesem Kontext stellen Bündnisse wie BRICS, deren Fundament auf politischer und wirtschaftlicher Unabhängigkeit von den Vereinigten Staaten basiert, eine direkte Herausforderung für die US-Hegemonie dar – was Washington zunehmend unter Druck setzt. Trumps jüngste Reaktionen sind daher nicht Ausdruck von Stärke, sondern spiegeln eine tiefe Furcht wider: die Angst vor dem Zusammenbruch einer unipolaren Ordnung zugunsten eines multipolaren Systems, in dem es keine Pflicht mehr gibt, den Interessen Amerikas Folge zu leisten.
In diesem Sinne hat sich BRICS – ursprünglich bestehend aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika – mittlerweile zu einem einflussreichen geopolitischen Block entwickelt. Mit dem Fokus auf die Schwächung der Dollar-Dominanz, der Reform internationaler Institutionen wie der UNO, der Gründung unabhängiger Finanzstrukturen wie der Neuen Entwicklungsbank (NDB) und der Förderung der Süd-Süd-Zusammenarbeit bietet BRICS inzwischen eine echte Alternative zu den westlich geprägten Einrichtungen wie dem Internationalen Währungsfonds und der Weltbank.
Gleichzeitig sehen sich die USA – die bislang mittels des Dollars sowie durch Sanktionen, Zölle und Drohungen den globalen Handel zu ihren Gunsten lenken konnten – durch den Aufstieg der BRICS mit ernsthaften Hindernissen konfrontiert. Beim jüngsten Gipfel in Rio de Janeiro betonten die BRICS-Mitglieder erneut die Notwendigkeit, ein unabhängiges internationales Finanzsystem zu schaffen und die Nutzung lokaler Währungen im Handel zu intensivieren. Der Beitritt neuer Staaten wie Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate belegt zudem die wachsende Reichweite und Attraktivität dieses Bündnisses – über traditionelle geografische und politische Grenzen hinaus.
Diese wachsende Ausdehnung der BRICS ist ein weiterer Faktor, der Washington in Sorge versetzt. Denn mit der zunehmenden Zahl an Mitgliedsstaaten – insbesondere solchen mit enormen Energieressourcen und geostrategischer Bedeutung – steigt auch die Verhandlungsmacht der BRICS innerhalb internationaler Institutionen. Darüber hinaus stellen die Forderungen der BRICS nach einer Reform des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen und einer Neubewertung des globalen Abstimmungssystems eine direkte Bedrohung für die traditionelle Dominanz der USA und ihrer Verbündeten in internationalen Organisationen dar.
Während die Vereinigten Staaten weiterhin auf einer von ihnen selbst definierten liberalen Wirtschaftsordnung beharren, betonen die BRICS, dass die gegenwärtige Weltordnung ein Relikt der Nachkriegszeit sei und den heutigen Bedürfnissen vieler Staaten nicht mehr gerecht werde. Diese Sichtweise steht im Widerspruch zur Perspektive Donald Trumps und seiner politischen Unterstützer, die davon ausgehen, dass Amerikas Interessen stets im Zentrum jeder internationalen Vereinbarung oder Struktur stehen müssten. Aus Sicht der Trump-Regierung ist BRICS kein neutraler Wirtschaftsblock, sondern ein gezielter Gegenentwurf, der darauf abzielt, die Stellung der USA zu schwächen.
Die feindliche Haltung Washingtons gegenüber BRICS spiegelt letztlich eine reale Sorge um die Zukunft der internationalen Ordnung wider. Eine Welt, die einst ausschließlich auf westlicher Vormacht ruhte, sieht sich heute mit neuen und ausgewogeneren Machtzentren konfrontiert. Dabei geht es den BRICS keineswegs um eine Konfrontation mit den USA, sondern vielmehr um eine Reform veralteter und ineffizienter Strukturen. Doch solange in Washington ein konfrontativer Kurs die Außenpolitik bestimmt, wird jeder Versuch, ein gerechteres globales System zu etablieren, auf Widerstand stoßen.
Vor diesem Hintergrund ist es womöglich an der Zeit, dass Washington seine eigene Rolle in der entstehenden neuen Weltordnung überdenkt – einer Ordnung, die nicht mehr von einer einzigen Macht dominiert wird, sondern auf Dialog und Gleichgewicht zwischen den Nationen basiert.