Steuert die USA auf einen finanziellen Punkt ohne Wiederkehr zu?
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Steuert die USA auf einen finanziellen Punkt ohne Wiederkehr zu?
ParsToday – Die Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten hat die Marke von 38 Billionen US-Dollar überschritten – ein historisch beispielloses Niveau, das von zahlreichen Wirtschaftsexperten als ernsthafte Warnung für die finanzielle Stabilität der größten Volkswirtschaft der Welt gewertet wird.
Nach aktuellen Daten des US-Finanzministeriums belief sich die gesamte föderale Verschuldung im Oktober 2025 auf über 38 Billionen Dollar. Das entspricht rund 123 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der Vereinigten Staaten – ein Zeichen für die enorme Belastung der amerikanischen Wirtschaft.
Dieses Schuldenniveau ist nicht nur das Ergebnis jahrzehntelanger Haushaltsdefizite, sondern stellt auch ein deutliches Warnsignal für die langfristige Tragfähigkeit der US-Finanzen dar.
Ursachen der wachsenden Schuldenlast
Das stetige Anwachsen der US-Staatsverschuldung beruht auf einer Kombination struktureller Faktoren, expansiver Finanzpolitik und unvorhersehbarer Krisen.
Erstens ist das Haushaltsdefizit chronisch. Nach Prognosen des Congressional Budget Office (CBO) wird das Defizit im Haushaltsjahr 2025 1,9 Billionen Dollar betragen und bis 2035 auf 6,1 Prozent des BIP steigen.
Zweitens haben expansive Ausgabenprogramme wesentlich zur Schuldenexplosion beigetragen. Seit der Finanzkrise von 2008 und insbesondere während der COVID-19-Pandemie hat Washington Billionen Dollar in die Wirtschaft gepumpt. Die Corona-Hilfspakete von 2020 ließen das Defizit auf 16 Prozent des BIP anschwellen – den höchsten Wert seit dem Zweiten Weltkrieg.
Hinzu kam die Steuersenkungspolitik der Trump-Regierung, die die Staatseinnahmen drastisch verringerte. Nach Berechnungen des parteiübergreifenden Haushaltskomitees könnten die Verlängerungen dieser Steuersenkungen die Staatsverschuldung in den kommenden zehn Jahren um weitere 3,4 Billionen Dollar erhöhen.
Drittens haben die Zinserhöhungen der Federal Reserve zur Inflationsbekämpfung die Kreditkosten des Staates stark ansteigen lassen. Der durchschnittliche Zinssatz auf die US-Staatsschulden erreichte im September 2025 3,4 Prozent, was die Schuldenaufnahme weiter beschleunigt.
Schließlich haben auch die hohen Militärausgaben und die milliardenschweren Infrastrukturprogramme sowie Hilfsmaßnahmen im Zuge geopolitischer Krisen die Verschuldung zusätzlich belastet. Zwischen Januar und Oktober 2025 stieg die Gesamtverschuldung somit von 36,1 auf 38 Billionen Dollar.
Wirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen
Mit einer Schuldenquote von über 120 Prozent des BIP hat die Verschuldung der USA gravierende Auswirkungen auf die nationale und globale Wirtschaft.
Wirtschaftlich führt eine derart hohe Staatsverschuldung zu einem verlangsamten Wachstum. Eine Untersuchung von 40 wissenschaftlichen Studien durch das Cato-Institut ergab, dass 36 davon einen signifikant negativen Zusammenhang zwischen Schuldenstand und Wirtschaftswachstum feststellten. Laut CBO könnte eine Stabilisierung der Schuldenquote das Wachstum um 0,1 Prozent erhöhen und das reale Pro-Kopf-Einkommen bis 2054 um 5.500 Dollar steigern.
Zugleich verdrängt die Staatsverschuldung private Investitionen, da der Staat immer mehr Anleihen ausgibt, um seine Ausgaben zu finanzieren. Dies treibt die Zinssätze nach oben und verteuert Kredite für Unternehmen und Haushalte.
Darüber hinaus droht eine Schuldenkrise, falls wichtige Gläubiger wie China oder Japan – die gemeinsam US-Staatsanleihen im Wert von über 7 Billionen Dollar halten – das Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit Washingtons verlieren. In diesem Fall könnten die Zinsen sprunghaft steigen und eine Rezession auslösen. Die hohe Verschuldung schränkt außerdem die Fähigkeit der US-Regierung ein, in künftigen Krisen – etwa Rezessionen oder Konflikten – flexibel zu reagieren.
Belastung künftiger Generationen
Sozial betrachtet lastet die Verschuldung schwer auf den kommenden Generationen. Die Zinszahlungen, die inzwischen den drittgrößten Posten im Bundeshaushalt nach Sozialversicherung und Medicare bilden, entziehen Bildung, Gesundheitswesen und Infrastruktur wichtige Mittel.
Diese Entwicklung verschärft die soziale Ungleichheit, da künftige Steuererhöhungen notwendig werden, um die Schulden zu bedienen – eine Belastung, die vor allem die Mittel- und Unterschicht tragen muss. Laut Regierungsdaten überschritten die jährlichen Zinszahlungen am 1. Oktober 2023 erstmals die Marke von 1 Billion Dollar, was rund 3 Milliarden Dollar pro Tag entspricht.
Das CBO schätzt, dass die jährlichen Nettozinsen bis 2035 auf 1,8 Billionen Dollar steigen und die Steuerzahler in den kommenden zehn Jahren insgesamt 13,8 Billionen Dollar kosten werden – mehr als der gesamte Verteidigungsetat.
Diese Situation setzt den Staatshaushalt zunehmend unter Druck und zwingt die politischen Entscheidungsträger, zwischen Steuererhöhungen und Kürzungen sozialer Leistungen zu wählen.
Eine solche Entwicklung droht, die politischen und gesellschaftlichen Spannungen in den USA weiter zu verschärfen – mit möglichen Folgen wie Regierungsschließungen oder sogar einem Staatsbankrott.