Woche der Wohltätigkeit
Die Woche der Wohltätigkeit hat am 14. Esfand, dem 5. März 2019, begonnen. In dieser Woche, die bis zum 11. März dauert, werden Spenden und Geschenke der Bevölkerung für die ärmeren Familien gesammelt –. Diese Aufgabe übernimmt hauptsächlich das Hilfswerk Emdade-Imam-Chomeini-Komitee , welches die Sach- und Geldspenden dann an die Bedürftigen verteilt.

Der Junge hatte nur noch 10 Cents in der Tasche und das reichte nicht aus um etwas zu essen zu kaufen. Aber er war hungrig und deshalb klopfte er an eine Haustür und wollte um Essen bitten. Ein junges Mädchen öffnete die Tür. Der Junge war verlegen und so bat er nur um ein Glas Wasser. Das Mädchen sah ihm aber an, dass er Hunger hatte und brachte ihm ein großes Glas Milch. Er trank das Glas leer und frage dann: „Wieviel muss ich Ihnen dafür bezahlen?“ Das Mädchen aber wollte kein Geld haben. Es sagte: Unsere Mutter hat uns beigebracht, für eine gute Tat nichts zu verlangen.“ Der Junge bedankte sich und ging.
Viele Jahre gingen ins Land. Das junge Mädchen von damals war erwachsen geworden. Da wurde es schwer krank und als die Ärzte in ihrem Heimatort nicht weiter wussten, schickten sie es in die Stadt in ein Spezialkrankenhaus. Dr. Howard Cally sollte für die Behandlung zu Rat gezogen werden. Als er hörte, aus welchem Ort die Patientin kam und ihr Krankenhauszimmer betrat, erkannte er sofort die Frau wieder. Ohne sich etwas anmerken zu lassen kehrte er nach der Visite zum Ärzteteam zurück und begann die Behandlung der jungen Frau einzuleiten. Nachdem diese endlich erfolgreich behandelt worden war und entlassen werden sollte, brachte man Dr. Howard Cally die Rechnung, damit er sie unterschreibt. Dr. Cally jedoch schrieb am Rande der Rechnung einen Satz, steckte die Rechnung in einen Umschlag und schickte sie der jungen Frau.
Diese war in Sorge darüber, dass die Rechnung so hoch ausgefallen ist, dass sie sie nicht begleichen kann. Doch nachdem sie den Umschlag geöffnet hatte, sah sie auf der Rechnung folgenden Satz stehen: „Diese Rechnung wurde im Voraus mit einem Glas Milch beglichen.“
Diese Geschichte handelt vom menschlichen Mitgefühl und der Hilfsbereitschaft. Hilfsbereitschaft liegt gemäß der Weltreligion Islam in der Gott gegebenen Natur des Menschen. Wohltätigkeit ist etwas von dem Licht, welches Gott der Seele des Menschen verliehen hat.
Im Iran geht das alte Jahr zu Ende und in diesen Tagen blicken alle erfreut dem Frühling und dem iranischen Neujahr am 21. März entgegen. Sie möchten ihre Freude auch mit den anderen teilen und dafür nutzen sie im letzten Monat des alten Jahres die Woche der Wohltätigkeit, die nach dem Sieg der Revolution eingeführt wurde. Sie geht dieses Jahr vom 5. bis zum 11. März. In dieser Woche organisiert das Emdad-Chomeini-Komitee eine Spendensammlung für bedürftige Familien.

Die Unterstützung der Bedürftigen war das wichtigste Ziel des Emdad-Chomeini-Komitees, welches auf Anweisung des Revolutionsvaters nach dem Revolutionssieg gegründet wurde. Das Emdad-Chomeini-Komitee ist eine der größten Institutionen für soziale Versorgung im Iran. Dieses Hilfswerk bietet unterstützungsbedürftigen Familien weitgehende Dienstleistungen an, in der Absicht ihnen zur Selbstversorgung zu verhelfen.
Ein Beispiel sehen wir an Frau Amiri. Sie konnte ihr Leben in den vergangenen drei Jahren effektiv ändern. Frau Amiri teilt sich mit zwei anderen Frauen eine Heimwerkstatt und kann eine ganze Kollektion traditioneller iranischer Kleidung anbieten. Alle drei Frauen waren einmal Empfänger eines monatlichen Unterstützungsgeldes seitens des Emdad-Chomeini-Komitees. Aber inzwischen floriert ihre kleine Schneiderei und sie können selber ihren Lebensunterhalt bestreiten. Frau Amiri erzählt, dass ihr Ehemann sieben Jahre zuvor gestorben ist und sie mit ihren zwei Kindern vom Komitee eine Unterstützung erhielt. Sie berichtet: „Das Komitee und einige Bekannten haben uns so gut wie möglich unterstützt. Aber wir hatten es dennoch nicht einfach und waren immer knapp bei Kasse; bis eines Tages das Komitee uns zu einer Sitzung einlud und sagte, wer möchte, könne sich auf Kosten des Hilfskomitees für die Teilnahme an einem Berufslehrgang anmelden. Während dieses Lehrgangs habe ich zwei anderen Frauen kennengelernt, die Kleidung nähen konnten und vom Komitee unterstützt wurden. Nach dem Lehrgang habe ich mit Unterstützung des Emdad-Komitees einen Kredit aufgenommen und da ich nicht genug Geld hatte, um einen Arbeitsraum zu mieten, habe ich eines der Zimmer in unserer Wohnung in eine Nähstube umgewandelt. Anfangs war es schwierig Kunden zu finden und wir drei waren deswegen beunruhigt. Aber mit der Zeit haben wir einen Kundenkreis aufgebaut und nun brauchen wir seit zwei Jahren offiziell nicht mehr die Unterstützung des Komitees.“
Das Wohltätigkeitsfest Anfang März – kurz vor dem Jahreswechsel - soll den Zielen des Emdad-Chomeini-Hilfswerkes dienlich sein und den Geist der Hilfsbereitschaft in der Gesellschaft fördern.
Landesweit werden Bevölkerungsspenden eingesammelt. Auch die Kinder nehmen an diesem Fest teil und erlernen Wohltätigkeit und Großzügigkeit, damit es vielleicht irgendwann einmal keinen Bedürftigen mehr im Lande gibt und alle versorgt sind.

An der starken Beteiligung an der Woche der Wohltätigkeit ist abzulesen, dass Wohltätigkeit zur iranischen Kultur gehört. Die Iraner sind davon überzeugt, dass es keine Armut und kein Elend in der Gesellschaft geben sollte. Aber der Sinn der Wohltätigkeit besteht nicht nur darin Mängel in der Gesellschaft zu beseitigen, sondern Wohltätigkeit trägt auch zur charakterlichen Verbesserung des Menschen bei. Wenn der Mensch von dem hergibt, was er besitzt, und barmherzig ist, hat es eine gute Wirkung auf ihn selber. Wohltätig ist jemand, der Neigungen wie Geiz und Raffgier überwindet und durch seinen Selbstverzicht den Weg zur Freundschaft in der Gesellschaft bahnt.
Der Kollektivgeist ist eine natürliche Neigung des Menschen und eine Gemeinschaft braucht Wohltätigkeit um bestehen zu bleiben und sich zu festigen. Imam Ali (F) sagt sogar: „Der Rang eines jeden hängt davon ab wie viele gute Werke er vollbringt.“
Gemäß der Islamischen Kultur handelt der Mensch sich Verluste ein, wenn er sein Kapital – sprich sein Leben - nur weltlichen Dingen widmet. Aber wenn er dieses Kapital einsetzt, um an höhere Ziele zu gelangen, dann ist er auf dem Weg zu wahrem Glück und zur Rettung. Daher bedeuten gute Werke an anderen und Selbstverzicht einen Nutzen für die Ewigkeit.
Gott hat die Menschen zum „Ihsan“ angespornt, nämlich dazu, Gutes zu tun. In vielen Versen wird das Wort „Muhsenin“ für die Gutes Tuenden angewandt und werden diese gelobt und es heißt, dass sie auf dem Weg zur Rettung sind. Im Vers 5 der Sure 31 (Luqman) steht über die Gutes Tuenden:
: «اولئک علی هدی من ربهم و اولئک هم المفلحون»
„Jene verfahren nach einer Rechtleitung von ihrem Herrn, und das sind diejenigen, denen es wohl ergeht.“
Auch steht im Vers 195 der Sure 2 (Baqara):
: «و انفقوا فی سبیل الله و لاتلقوا بایدیکم الی التهلکه و احسنوا ان الله یحب المحسنین»
„Und gebt auf Allahs Weg aus und stürzt euch nicht (indem ihr das Spenden aufgebt) mit eigener Hand ins Verderben. Und tut Gutes. Allah liebt die Gutes Tuenden.“
In zahlreichen Versen im Koran werden der Glaube und die Gottesdienstbarkeit als die wichtigsten Faktoren genannt, welche den Menschen zu guten Taten und zur Wohltätigkeit - zu Ihsan – anspornen. Außerdem zählt die Wohltätigkeit zu den Pflichten eines Muslims gegenüber den Mitmenschen. Durch Wohltätigkeit entsteht ein Vermögensausgleich in der Gesellschaft und wird die Klassengesellschaft bekämpft. Wohltätigkeit ruft Freundschaft hervor und außerdem lohnt Gott sie durch Vergebung der Sünden, so dass die Wohltätigen auf irdisches und jenseitiges Wohl hoffen können und Gottes Wohlgefallen finden.
Der iranische Dichter Saadi hat gesagt:
تو نیکی می کن و در دجله انداز
که ایزد در بیابانت دهد باز
Tu Gutes und wirf etwas in den Tigris
Damit Gott es dir zurückgibt wenn du in der Wüste bist.
Dieser Satz, der auf einer Geschichte aufbaut und zum Sprichwort wurde, bedeutet: Sei wohltätig und Gott wird es dir einmal begleichen.