Seltene Tier- und Pflanzenarten im Iran (7 - der mesopotamische Damhirsch)
Der mesopotamische Damhirsch, von dem unsere heutige Sendung handelt, steht zusammen mit anderen gefährdeten Tierarten auf der roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN.

Der mesopotamische Damhirsch - hierzulande Gawazn Zard-e Irani (iranischer Gelbhirsch) genannt - ist einer der selten gewordenen Hirscharten der Welt und gilt laut IUCN als gefährdet. Alles weist darauf hin, dass einmal ein großer Teil des West- und Südwestirans Lebensraum dieser Tierart gewesen ist. Die Felsenreliefe von Taq-e Bustan , einer historischen Stätte aus der Sassanidenzeit in der westiranischen Provinz Kermanschah, geben Aufschluss über die Bedeutung und Verbreitung dieser Hirschart im antiken Persien. Vor 50 Jahren aber hat man vermutet, dass der mesopotamische Damhirsch inzwischen im Iran ausgestorben ist. Doch wurden plötzlich einige Individuen an den Flüssen Dez und Karche im Südwesten des Landes, wo das historische Habitat dieses Hirsches liegt, beobachtet und man begann für die Wiederbelebung ihrer Population zu planen. Der mesopotamische Damhirsch wurde zwar vor dem Aussterben gerettet. Er gilt aber weiterhin als gefährdet.

Der wissenschaftliche Name für den iranischen Gelbhirsch lautet: Dama mesopotamica. Dama mesoptamica ist eine der beiden Unterarten des Damhirsches und größer als die andere Unterart, nämlich die des europäischen Damhirsches. Den Kopf miteinberechnet hat der Leib eine Länge von 150 bis 200 cm. Der Schwanz ist 16 bis 20 cm lang. Die Schulterhöhe beträgt 85 bis 110 cm. Das Säugetier wiegt cira 50 bis zu 130 kg. Der iranische Gelbhirsch hat weiße Flecken auf dem Rücken und an den Seiten. Das Geweih der männlichen Tiere ist groß und relativ breit ausladend. Es beginnt ab dem ersten Jahr zu wachsen und die ersten Verzweigungen treten ab dem zweiten Jahr in Erscheinung. Zum Winterende wird das Geweih abgeworfen und sofort beginnt ein neues nachzuwachsen bis es im Sommer vollendet ist. Im Sommer ist das Fell des Tieres kurz und auf dem Rücken und an den Seiten rötlich gelb und deutlich mit weißen Flecken übersät, aber unter dem Leib und an den Läufen ist es hell. Auch der Schwanz ist weiß. Im Winter sind die Fellhaare länger und graufarben. Die Fellflecken wirken verwaschen. Dieser Damhirsch hat scharfe Augen und ist zugleich ein guter Schwimmer. In natürlicher Umgebung verhält sich das Tier sehr vorsichtig. Sobald es Gefahr wittert, entfernt es sich mit großen Sprüngen. Gerne versteckt es sich auch zwischen Büschen und Bäumen. Das hell getupfte Fell erleichtert ihm dabei im Sommer die Tarnung.

Der mesopotamische Damhirsch ernährt sich von Gras, Blättern und Baumzweigen oder von Zweigrinde. Die Tiere weiden in aller Morgenfrühe vor Sonnenaufgang oder aber auch am Spätnachmittag. Den Rest des Tages sind sie mit Wiederkauen beschäftigt oder ruhen sich aus. Manchmal besuchen sie auch in der Nacht in der Nähe ihres Habitats liegende Weizenfelder und Äcker. Die mesopotamischen Damhirsche leben in Gemeinschaft, aber meistens bilden die weiblichen Tiere, die Kitze und die noch nicht erwachsen gewordenen männlichen Damhirsche eine von den ausgewachsenen männlichen Tieren getrennte Gruppe.

Paarungszeit des mesopotamischen Damhirsches ist zumeist Anfang Herbst. Die stattlichen männlichen Tiere geben Laute von sich die ähnlich klingen wie menschliches Schnarchen. Sie markieren ihr Revier. Im Wettkampf um die Weibchen führen die männlichen Tiere Zweikämpfe miteinander aus. Der Gewinner bestimmt ein größeres Gebiet mit zwei bis drei Hirschkühen für sich, und der Damhirsch, der den Zweikampf verloren hat, muss dieses Gebiet verlassen und nach einem neuen Revier für sich suchen. Auch lässt der Gewinner keine anderen Hirsche in sein Gebiet hinein.

Die Hirschkühe sind circa 8 Monate trächtig. Fast immer gebären sie nur ein einziges Jungtier, ganz selten zwei. Bei der Geburt wiegt das Junge circa 4 bis 5 kg. Sofort nach der Geburt können die Rehkitze gehen und laufen. Aber die Mutter versteckt ihr Junges in den ersten Tagen im hohen Gras. Die Rehjungen bleiben vor den Raubtieren geschützt, weil sie mit ihrem Fell gut an die Umgebung angepasst sind, und keinen Geruch verbreiten. Mit anderthalb Jahren sind sie ausgewachsene Tiere. Die mesopotamischen Damhirsche bringen es auf circa 16 Jahre. Angesichts dieser Tatsachen sind Sachverständige der Meinung, dass es bei einem geeignete Programm und geeigneten Lebensbedingungen und Sicherheit für diese Hirschart möglich sein wird, ihre Zahl nach einiger Zeit auf eine zufriedenstellenden Stand zu bringen.

Früher war der mesopotamische Damhirsch von Westen und Nordwesten Irans bis in den Nordosten Afrikas und im Süden Europas bis zum Balkan verbreitet. Aber heute lebt dieses Tier in der freien Wildnis nur noch in den dichten unbegehbaren Wäldern des südiranischen Khuzistans und im Zagros an den Flüssen Dez und Karche in Südiran. Um das Aussterben des iranischen Gelbhirsches zu verhüten, wurden einige Exemplare in die Naz-Ebene im nordiranischen Mazanderan , sowie in die Dascht-e Aržan (Hochebene von Arschan) in der Provinz Fars und auf die Insel Aschk in Urmiasee im Westiran gebracht. Angesichts dieser Maßnahmen befindet sich diese Hirschart inzwischen wieder unter angemessenen Bedingungen.
Die wichtigsten Herausforderungen für die Existenz dieser raren und schönen Hirschart sind nach Sachverständigenmeinung die Zerstörung ihres Lebensraum durch Umwandlung von Wiesen in landwirtschaftliche Anbauflächen, unkontrolliertes Weiden von Vieh, Ausdehnung der Industrie, der Landwirtschaft und von Dienstleistungen ohne Berücksichtigung der Umweltbestimmungen und umweltfreundlichen Kriterien, der illegale Fang und die Jagd auf diese Hirschart sowie spürbare Klimaveränderungen. Die Wildhüter der Islamischen Republik Iran sind bestrebt, durch Herstellung von guten Lebensbedingungen und geeignete Schutzmaßnahmen zu erreichen, dass diese besondere Hirschart von der Liste der gefährdeten Tierarten gestrichen werden kann.