Seltene Tier- und Pflanzenarten im Iran (26 - Rundschwanzseekühe)
Der Persische Golf und der Golf von Oman im Süden Irans sind wichtige Lebensräume für Meeressäuger. In dieser Meeresregion leben um die 25 verschiedene Arten von ihnen. Darunter befinden sich Seekühe, die den Robben ähneln. Die Rundschwanzseekühe von denen wir heute sprechen sind sehr selten geworden und zählen laut der Weltnaturschutzunion zu den gefährdeten Arten.
Die Rundschwanzseekuh - der wissenschaftliche Name für diese Familie ist Trichechidae - ist ein großer Meeressäuger und lebt im Persischen Golf und im Golf von Oman im Süden Irans in seichten Gebieten. Ihr Körper erscheint unbehaart, ist zylindrisch, und die Haut wird bis zu 5 cm dick . An den Flanken und am Schwanz sind dünne kurze Haare zu sehen. Ebenso kurze aber kräftige Haare trägt das Tier zu beiden Seiten der Oberlippe. Der Rücken ist bei einer ausgewachsenen Rundschwanzseekuh dunkelgrau , der Bauch etwas heller. Bei den Neugeborenen dieser Seekuh-Gattung ist die Haut hell cremefarben. Die Oberlippe dieser Seekuh ist gespalten . Die Unterlippe und der hintere Teil des Gaumens weisen eine Kauplatte auf, die diesem Tier mit gespaltener Oberlippe beim Zerkauen von Wasserpflanzen behilflich ist. Die Nasenlöcher mit gewellten Rand befinden sich über dem Rüssel des Meeressäugers.
Ausgewachsene Rundschwanzseekühe haben höchstens 10 bis 14 Zähne. Die Mahlzähne weisen keine Wurzeln und Zahnschmelze auf und sind rund. Die männlichen Tiere haben zwei große Eckzähne. Aber diese sind selten zu sehen weil sie unter der fleischigen Lippen des Meeressäugers liegen. Die Rundschwanzseekuh bewegt sich mit Hilfe ihrer rundlichen Schwanzflosse und den Brustflossen, die wie Pedale wirken, durchs Wasser. Sie wird höchstens 3,3 m groß und das Mindestgewicht beträgt mehr als 400 kg. Das Neugeborene ist einen bis anderthalb Meter lang, mit einem Gewicht von ungefähr 20 kg. Rundschwanzseekühe können fast 70 Jahre alt werden.
Die Rundschwanzseekuh liebt die Einsamkeit. Oft liegt sie ausgestreckt am Meeresgrund und kommt nur zur Atmung an die Wasseroberfläche. AmTag zieht sie relativ tiefe Meeresstellen vor und in der Nacht weidet sie in den seichten Gebieten am Meeresgrund. Die Rundschwanzseekuh ernährt sich hauptsächlich von Pflanzen. Sie rupft mit ihrer Schnauze am sandigen Meereboden Pflanzen und Seegräser aus. Dann schüttelt sie sie vor dem Verzehr um sie von Sedimentresten zu befreien. Manchmal ernährt sich dieser Meeressäuger auch von wirbellosen Meerestieren.
Zwischen 9 und 10 Jahren wird das Tier geschlechtsreif aber die Weibchen können erst im Alter von 15 bis 17 Jahren trächtig werden. Die Fortpflanzungszeit ist nicht auf eine bestimmte Jahreszeit begrenzt. Die Rundschwanzseekuh bringt nur ein Junges auf die Welt und ist ungefähr 11 Monate lang trächtig. Zwischen zwei Schwangerschaften liegen drei bis vier Jahre, allerdings nur wenn die Nahrungslage und weitere Faktoren in der Umwelt günstig sind. Die langsame Fortpflanzung lässt darauf schließen wie sehr dieses seltene Tier von seiner Umwelt abhängt. Die Mutter säugt ihr Junges 18 Monate lang. Es wird gemeinsam von den Eltern behütet.
In der Natur sind der Hai und der Mörderwal die Feinde der Rundschwanzseekuh. Doch ist ihr Leben inzwischen besonders wegen der Meeresverschmutzung durch den Menschen in Gefahr geraten. Die Schmutzstoffe, die in das Gewässer des Persischen Golfes und das des Golfs von Oman kommen, gefährden überhaupt die Nahrungsquellen aller Meerestiere. Sie rühren von den Abwässern her und von den Anlagen der Entsalzung von Meereswasser, dem Hafenausbau und dem Bau von Schiffkais und von künstlichen Inseln sowie dem Schiffs- und Bootsverkehr . Die Wasserfahrzeuge stoßen manchmal mit den Seekühen zusammen oder die Tiere geraten in die Fischernetze. Dies alles sind wichtige Bedrohungen für die Rundschwanzseekühe im Persischen Golf und im Golf von Oman.
Zurzeit führen Experten für die Meeresumwelt der Islamischen Republik Iran Untersuchungen über die Zustände im Lebensraum und die Population und die Verteilung dieser Seekühe in den südlichen Gewässern Irans durch.
Es werden nicht nur Bestimmungen für Hilfs- und Rettungsaktionen für Meeressäuger seitens der Meeresabteilung der iranischen Umweltschutzbehörde aufgestellt, sondern den Fischfängern der Region werden auch entsprechende Anleitungen zur Rettung von Meeressäugern gegeben. Natürlich reicht es nicht aus, wenn nur die Islamische Republik Iran Maßnahmen zum Schutz der selten gewordenen Rundschwanzseekuh ergreift. Vielmehr müssen alle Anrainerstaaten des Persischen Golfes und des Golfs von Oman im Rahmen eines geregelten und koordinierten Programms den Fortbestand dieses rar gewordenen Tieres gewährleisten.