Ramadan - Monat der Bitte um Vergebung (3)
(last modified Wed, 15 Jun 2016 01:49:29 GMT )
Jun 15, 2016 03:49 Europe/Berlin

Ein Vorzug des Ramadans besteht darin, dass Gott die Reue akzeptiert und die Bitte um Vergebung erhört. Wer im Laufe des Jahres oberflächlich geworden ist der kann nun seine Seele von der Patina der Sünde befreien und ihre Reinheit zurückgewinnen.

 

Wir freuen uns mit einem nächsten Teil der Sendung "Ramadan - Monat der Vergebung" bei Ihnen zu Gast zu sein. Der Monat Ramadan hat sich uns erneut mit all seinem Segen zugewandt, und wir sollten nicht versäumen, diese einmalige Gelegenheit besser kennenzulernen und sie zu nutzen. 
Ein Vorzug des Ramadans besteht darin, dass Gott die Reue akzeptiert und die Bitte um Vergebung erhört. Wer im Laufe des Jahres oberflächlich geworden ist der kann nun seine Seele von der Patina der Sünde befreien und ihre Reinheit zurückgewinnen. 
Beim letzten Mal sagten wir, dass die Sünde eine Handlung ist, mit der Gott nicht zufrieden ist und die gegen Seine Gebote verstößt. Die Gebote Gottes haben ihre Gründe. Gott ist der Schöpfer der Welt und Er ist voll über die Beziehungen zwischen allen Phänomenen und dem Resultat jeder menschlichen Tat im Bilde. Der Schöpfer hat den Menschen in Seiner großen Huld durch die Offenbarung mitgeteilt, wie sie konstruktive und destruktive Handlungen voneinander unterscheiden können. Diese Mitteilungen braucht der Mensch, weil sein Verstand wegen der Grenzen, die ihm auferlegt sind, nicht alle Folgen seiner Taten für das hiesige Leben und für die Ewigkeit erkennen kann. Gott hat in Seinen Geboten die Unterlassung von denjenigen Taten gefordert, deren Folgen dem Menschen die Erreichung der Vollkommenheit und des Ewigen Glücks verwehren. Diese Taten werden Sünden genannt. 

Die Großen des Islams haben die Sünde mit einem gefährlichen Sturm verglichen. Wenn dieser Sturm in der Seele des Menschen zu toben beginnt, zerstört er alles Wohl im Diesseits und im Jenseits. Er rüttelt an den Pfeilern der Menschlichkeit und gibt das jetzige und zukünftige Glück der Vernichtung preis. Gott hat im Heiligen Koran Sünden als Krankheit bezeichnet und verheißen, dass der Mensch, der auf seinen Sünden besteht, dadurch sein Leben verdirbt und sich ins Ewige Unglück stürzt. Der Erhabene Prophet (Segen sei mit ihm und Friede seinem Hause) hat gesagt: " Wenn ein Diener sündigt, entsteht ein schwarzer Fleck in seinem Herzen. Wenn er bereut und von der Sünde ablässt und um Vergebung bittet, wird sein Herz wieder blank und schön. Aber wenn er sich wieder der Sünde zuwendet, wächst der schwarze Fleck bis er sich auf das ganze Herz ausgebreitet hat."


Laut den Koranversen kommt der Mensch mit heiler unbefleckter Seele auf die Welt und beginnt mit der dem Einen Gott zugeneigten Natur (Fitra) sein Leben. Er weiß nichts von Sünde, Abweichung und Vergehen und tendiert zum Vollkommenen und zum Glück. Die Zuwendung zur Wahrheit beglückt ihn ebenso wie die Erkenntnis der Wahrheit. Er möchte ehrlich sein , treu und freundlich und wegen seinem guten Wesen von den anderen geachtet werden. Aber wenn seine Gefühle und Verlangen und Triebe nicht gemäß Koran und den Regeln der Propheten und der Imame aus dem Hause des Propheten (Frieden sei ihnen allen) herangeformt und erzogen werden, wird er aufgrund materieller und körperlicher Verlockungen und Triebe besudelt. Und wenn er sich erst einmal an einer Sünde erfreut hat, wird er sich immer mehr zu ihr hingezogen fühlen. Diese Tendenz wird zu seiner zweiten Natur werden und er wird am Ungehorsam gegenüber den göttlichen Geboten erkranken.

Die Erkrankung an der Sünde und der Nicht-Befolgung der göttlichen Gebote lässt sich jedoch heilen. Wenn der Mensch sich bewusst wird, dass er an Sündhaftigkeit erkrankt ist, steht ihm eine Medizin zur Verfügung. Dies ist die reuevolle Umkehr und das Gebet um Vergebung, durch die er wieder genesen und die verlustig gegangene Gesundheit seines Herzens und Geistes und seiner Gliedmaßen und Organe zurückgewinnen kann. 

In den Überlieferungen heißt es: Beharrt nicht auf Sünden und Gott-Ungehorsam, denn schon dieses beharrliche Festhalten am Sündigen ist in sich eine Sünde und das Beharren an einer kleinen Sünde lässt eine kleine zu einer großen Sünde werden. Hadhrat-e Baqir (Friede sei mit ihm) sagt: "An einer Sünde festhalten heißt: Jemand begeht eine Sünde, bittet Gott nicht um Verzeihung dafür und denkt auch nicht daran, sie zu bereuen und zu Gott umzukehren." 

Das Festhalten an der Sünde festigt die Wurzeln des Sündigen-Wollens in der Erde des Herzen und macht das Bereuen schwer. Es liegt oftmals an diesem beharrlichen Festhalten an einer Sünde, dass der Mensch nicht reuevoll umkehrt und vergangene Fehler nicht wieder gut macht. 
Es kann sogar dazu führen, dass der Mensch unbestreitbare Wahrheiten des Daseins leugnet.
Gott spricht im Vers 10 der Sure Rom (Sure 30): 
"Und dann war das Ende derer, die Übles begingen, dass sie die Zeichen Allahs verwarfen und über sie zu spotten pflegten.“
Wenn die Unbotmäßigkeit gegenüber Gott wächst und der Sünder beharrlich weiter Übles begeht, wird sein Herz finster, und das Licht der Wahrheit erlischt in ihm. Dann beginnt er die Zeichen Gottes zu verspotten und zu leugnen.

Imam Ali - der Fürst der Gläubigen (Friede sei mit ihm) : sagt: Haltet euch von Sünden fern, denn kein Übel ereignet sich und keine Versorgung geht zurück, außer wegen einer Sünde. Selbst ein Kratzer und ein Sturz zu Boden und Leid. Gott der Allmächtige sagt: `Jedes Leid das euch trifft, geschieht, wegen der Dinge, die ihr getan habt.`"
Bei genauer Betrachtung des Korans und der Überlieferungen der Makellosen Imame (F) wird uns bewusst,wie sehr sich unsere Taten auf unser Leben und unsere Zukunft auswirken. Imam Ali (F) sagte einmal: 
"Ich suche bei Gott Zuflucht vor den Sünden, die den Tod beschleunigen."
Einer von denen, die bei ihm saßen, stand auf und fragte: "O Fürst der Gläubigen! Gibt es denn Sünden die den Tod beschleunigen?" Er antwortete: "Natürlich gibt es sie - nämlich den Abbruch der Beziehungen zu Verwandten!" 

Es ist ganz klar, dass die Lebensqualität des Menschen sowohl in dieser flüchtigen als auch der kommenden Ewigen Welt völlig abhängig von unseren Taten im Diesseits ist. 

Die Sünde hat sowohl auf den, der sie begeht eine negative Wirkung als auch auf die Gesellschaft. Die Wirkung auf den Sünder besteht darin, dass sein Herz finster wird und erhärtet und er sich selber den Weg zur Erkenntnis blockiert. Er stellt sein Herz dem Satan als Wohnstätte zur Verfügung. Die Sünde wirkt wie ein dichter Vorhang, der dem Menschen den Blick auf Selbsterkenntnis und Gott-Erkenntnis versperrt . Es bereitet ihm keine Freude mehr, sich Gott anzuvertrauen. Seine gottesdienstlichen Übungen werden nicht mehr anerkannt und er leugnet das Jenseits und die Vergeltung für Gutes und Schlechtes am Jüngsten Tag. Gesellschaftlich macht sich die Sünde in einem Verfall und Dekadenz bemerkbar. Wenn in Gesellschaften moralische Abweichungen wuchern, sind sie hinsichtlich der ethischen und menschenwürdigen Werte rückständig geworden, auch wenn sie ansonsten noch so fortschrittlich sein mögen. Weil die vernachlässigten Werte am wichtigsten sind, droht ihnen der Untergang. Deshalb haben die Großen der Religion und der Ethik gesagt, dass es noch wichtiger ist, nicht zu sündigen, als gute Werke zu tun. 

Dennoch: Gott hält den Weg zur Umkehr offen. Er hat dem oberflächlichen Menschen nicht die Möglichkeit zur Läuterung verwehrt und ihm versprochen, dass er wieder auf den Weg zum Glück zurückkehren kann, wenn er um Vergebung bittet und bereut und Vergangenes wieder gut macht. 

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