Ramadan - Monat der Bitte um Vergebung (5)
(last modified Tue, 28 Jun 2016 02:13:56 GMT )
Jun 28, 2016 04:13 Europe/Berlin

Wir möchten diesmal näher über die Begriffe Istighfar - die Bitte um Vergebung -und Tauba - die reuevolle Umkehr - sprechen

Über das Wesen und die Folgen von Sünden im Diesseits und Jenseits haben wir bereits gesprochen. Die Heilmittel für Sündhaftigkeit heißen Istighfar und Tauba. 

Das Wort Istighfar bedeutet - Bitte um Vergebung. Istighfar kommt von "ghafara" und "ghafara" bedeutet "er verdeckte". Im engeren Sinne ist Istighfar die verbal oder durch eine Handlung kund gegebene Bitte, dass Gott eine Sünde verdeckt und vergibt. In Wahrheit bittet der Betenden darum, von den negativen Folgen einer Sünde und der göttlichen Strafe verschont zu bleiben. Verbal wird diese Bitte durch die Worte astaghfirullah (ich bitte Gott um Vergebung) ausgedrückt und nonverbal durch eine Handlung, welche die göttliche Vergebung zur Folge hat. 

In den Koranversen und Überlieferungen wird sehr häufig die Bitte um Vergebung empfohlen, und in einigen Koranversen werden diejenigen, die nicht um Vergebung bitten, getadelt. Im Vers 74 der Sure 5 (Maeda) heißt es: 
"Wollen sie sich denn nicht reumütig Allah wieder zuwenden und Ihn um Verzeihung bitten? Und Allah ist Allverzeihend, Barmherzig.


Dem Koran und der Überlieferung ist zu entnehmen, dass niemand auf Istighfar verzichten kann. Sogar die edelsten Menschen wie die Propheten und die Makellosen aus seinem Hause brauchen das Istighfar. Jeder kann entsprechend seiner Lage in den Genuss der Vorteile des Istighfars gelangen. Für viele besteht die Gefahr, dass sie aus Unachtsamkeit, Unwissenheit oder wegen egoistischer Verlangen oder tierischer Gelüste , eine Sünde begehen und daher zur Läuterung ihrer Seele auf die Bitte um Vergebung angewiesen sind. Außerdem kann niemand die Rechte Gottes gegenüber dem Menschen in angemessener Form und entsprechend seiner Göttlichkeit erfüllen. Er kann dies im besten Falle in dem Maße wie er Gott- und Selbsterkenntnis besitzt , tun. Daher spüren die absolut Rechtschaffenen, die sich nicht mit Sünden besudelt haben, dass ihre guten Taten und ihre Gott-Dienen nicht angemessen genug sind und bitten aus diesem Grund Gott um Vergebung. 

An den Versen, Überlieferungen und den Gebeten, die uns die Makellosen hinterlassen haben, sehen wir, dass sogar die Propheten Gottes und die Makellosen Imame (gegrüßet seien sie) Gott eindringlich um Vergebung bitten. Diese Makellosen bitten um Vergebung weil das Leben in der stofflichen Welt automatisch einen Schleier zwischen ihr Herz und Gott schiebt und sie sich von diesem Schleier befreien möchten, um in die größtmöglichste Nähe zu Gott zu gelangen 

Die Bitte um Vergebung (Istighfar) ist also für jeden Menschen nützlich - von den sündhaftesten bis zu den reinsten. 


Die Bedeutung von Tauba und Istighfar liegt dicht beieinander. Meistens kommen die beiden Begriffe in den Bittgebeten und den Anflehungen und sogar in Koranversen zusammen vor. Dennoch besteht laut Koranexegeten und Gelehrten ein feiner Unterschied zwischen den beiden.
Im Koran spricht Gott 
in der Sure 11 (Hud) im Vers 3) 
واَنِ‌استَغفِروا رَبَّکُم ثُمَّ توبوا اِلَیهِ
"( auf) dass ihr Vergebung von eurem Herrn erfleht (Istighfar) und dann reumütig zu Ihm umkehrt (Tauba)". 
Auch in einigen anderen Versen des Korans erfolgt die Anweisung zur reuevollen Umkehr erst nach der Anweisung, um Vergebung zu bitten. Jedenfalls weisen Istighfar und Tauba einen feinen Unterschied auf. In den Darlegungen zum Vers 3 der Sure 11 heißt es, dass Istighfar die Bitte um Vergebung von Sünden zur Befreiung der Seele von Beschmutzungen , die in der Vergangenheit begangen wurden, ist, während Tauba eine Entscheidung für die Zukunft darstellt. Tauba (Reue) ist in Wahrheit eine Umkehr zu Gott, das Bereuen der Vergangenheit und der feste Wille, in Zukunft Sünden zu vermeiden und die Gebote Gottes zu befolgen. Wir können also sagen, dass sich Tauba und Istighfar bei der Bemühung des Menschen um die anzustrebende Vervollkommnung gegenseitig ergänzen. 

Wenn die Bitte um Vergebung aus dem Herzen kommt, öffnen sich die Tore der göttlichen Segensfülle für den Menschen. Die Sünde trennt den Menschen wie ein Schleier von dem göttlichen Segen. Aber die Bitte um Vergebung Istighfar - schiebt diesen Schleier beiseite , so dass der Barmherzigkeit Gottes nichts mehr ihm Wege steht. Dies ist der große Nutzen von Istighfar. 

Istighfar nützt dem Menschen im Diesseits und im Jenseits. Gott zitiert im Vers 52 der Sure 11, den Propheten Hud, der zu seinem Volk sagt: 

"O mein Volk, erfleht Vergebung von eurem Herrn, dann bekehrt euch reumütig zu Ihm; Er wird (den Segen) in reichlicher Weise vom Himmel über euch schicken und wird euch Kraft zu eurer Kraft hinzugeben. So wendet euch nicht als Schuldige ab."
Laut diesem und weiteren Koranversen kehren die göttlichen Segnungen dank der Bitte um Vergebung auf Körper und Seele und in die Gesellschaft zurück. 

Die Möglichkeit der Bitte um Vergebung wird von den Großen der Religion ebenso als ein großzügiges Geschenk Gottes bezeichnet. Gott wollte, dass der Mensch den Weg der Vervollkommnung gehen kann und er nicht durch Sünden daran gehindert wird. Wir sagten ja schon, dass die Sünden den Menschen von der Erreichung des Gipfels der Menschlichkeit fernhalten. Jede Sünde fügt der Seele des Menschen und seiner Spiritualität einen Schaden zu und verunreinigt sie. Die Sünde verdrängt jene immateriellen Vorzüge des Menschen, welche ihn über die anderen Wesen in der stofflichen Welt stellen. Durch die Sünde nähert er sich den Tieren und den leblosen Gegenständen. Aber in einer solchen Situation kommt dem Menschen, der sich bessern und läutern will, die Bitte um Vergebung zur Hilfe. 

Der Erhabene Prophet (der Segen Gottes sei auf ihm und Friede den Edlen aus seinem Hause) sagt: "Soll ich euch einen guten Rat für eure Leiden und die Medizin für sie geben? Wisset eure Leiden sind die Sünden und eure Medizin ist die Bitte um Vergebung." 

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