Versuche der IS-Terrormiliz in Südostasien Einfluss zu gewinnen (1)
(last modified Sun, 09 Apr 2017 04:35:43 GMT )
Apr 09, 2017 06:35 Europe/Berlin

Nach den aufeinanderfolgenden Niederlagen der IS-Terroristen in Syrien und Irak hat diese Gruppe nicht nur Afghanistan sondern auch die strategisch wichtige Region Südostasien ins Auge gefasst, um ihre Kräfte nach dort zu holen und erneut zu organisieren. Diese Aktivitäten der IS-Terrorgruppe erregt seit einigen Jahren die Besorgnis der Länder dieser Region. In einem zweiteiligen Beitrag werden wir die Bestrebungen der IS-Terrororganisation nach Einfluss in Südostasien untersuchen.

Die jüngste Reise des saudiarabischen Monarchen  Malik Salman nach Malaysia und Indonesien hat die regionalen und internationalen Kreise noch hellhöriger für die Bestrebungen der saudischen Herrscher zur Verbreitung des Wahhabismus in Südostasien gemacht. Diese Bestrebungen erregen  angesichts der Tatsache, dass die IS-Terrorgruppe seit einiger Zeit versucht,  ihren Einfluss in dieser Region zu vergrößern,  weitere Besorgnis.

 

 Die IS-Terroristen hatten sich von ihrer Invasion in Irak und Syrien die Errichtung eines Nahost-Kalifats erhofft.  Doch im Gefolge der Niederlagen in diesen Ländern hat  diese Terrorgruppe begonnen, ihre Kräfte nach Afghanistan und Südostasien zu bringen. Möglicherweise hat dies die australische Außenministerin Julie Bishop  veranlasst,  hinsichtlich der Bekanntgabe eines Kalifat der US-Terroristen im Süden der Philippinen zu warnen.  Die Terrorgruppe IS hat deshalb die südostasiatische Region als neues Zielgebiet für ihre Mitglieder und zu deren Neu-Rekrutierung gewählt,weil dort Bedingungen bestehen, die nach Ansicht von Julie Bishop dieser Terrorgruppe die  Möglichkeit zur Proklamation eines Kalifats, diesmal  eines südostasiatischen  bieten. 

Gemäß Eingeständnis von Hillary Clinton der ehemaligen US-Außenministerin ist die IS-Terrorgruppe von Washington aufs Parkett geschickt worden,  um als weiter entwickelter Ableger der Al Qaida, allerdings mit neuen Missionen  als Werkzeug der USA  zu dienen.  Das bedeutet, dass die Aktivitäten der IS-Organisation nach den Niederlagen im Nahen Osten nicht abgeschlossen sind sondern dass diese Terrorgruppe sich in anderen Gebieten  reorganisieren    und ihre Aktivitäten fortsetzen wird. Daher werden eine Reihe von IS-Mitgliedern, die aus Ländern im südostasiatischen Raum wie Malaysia, Indonesien und Philippinen stammen, von dieser Terrororganisation in diese Region geschickt, damit sie dort die Proklamation eines so genannten islamischen Kalifats vorbereiten. 

                                        In der südostasiatischen  Region gibt es seit mehr als vier Jahrzehnten , radikale extremistische und terroristische  Gruppen und dies bringt eine der wichtigsten Möglichkeiten für die Anwerbung von IS-Mitgliedern in dieser Region mit sich, die dann durch Bekanntgabe ihrer Treue zu der IS-Terrorgrupe als ein regionaler Zweig  von dieser aktiv werden. Die Terroristen der IS die aus  Syrien und Irak zurückkehren werden in diesen Gruppen organisiert. Es ist auch möglich dass diese Heimkehrer  eine unabhängige Terrorgruppe bilden um   wie die Terrorgruppe Abu Sayyaf im Süden der Philippinen Raubzüge und Erpressungen vorzunehmen   und  auf Befehl  der IS-Anführer  Terroranschläge durchzuführen.  Die so genannte Jamaat-e  Islami in Malaysia und Indonesien, in der viele  einen Komplizen der Al Qaida in der Region sehen, war die erste Gruppe, die der IS-Terrorgruppe in der Region Südostasien ihre Loyalität erklärte.  Abu Bakr Baschir, der festgenommene ehemalige Anführer der Jamaat-e Islami   hat im Gefängnis den IS-Terroristen seine Treue erklärt. 

Die bereits erwähnte Gruppe Abu Sayyaf auf den Philippinen zählt ebenso zu den Terrorgruppen in Südostasien, die, nachdem sie der IS-Terrororganisation ihre Treue schworen, ihre Angriffe auf den Philippinen, in Malaysia und in Thailand verstärkt haben, um Menschen zu verschleppen und Geld zu erpressen.  Indem die Abu Sayyaf wie die IS-Terroristen  ihre Geiseln enthaupten demonstriert sie, dass sie wie diese vorgehen und als  langer Arm der IS-Terrorgruppe im Südosten Asiens dienen kann.  Auch die Maute-Gruppe auf den Philippinen hat sich unter das Banner der IS-Terrorgruppe gestellt und übernimmt die Rolle einer einheimischen Gruppe dieser Terrororganisation in der Region.  Weitere Gruppen in der Region Südostasien, die  dem IS, dem so genannten Islamischen Staat ihre Treue erklärt haben sind unter anderen  Abu Dujana, Abu Khobeib, Jundullah, Abu Sadr,  Jund al-Tahwid,  Ansar al  Sharia und Maarekeh al Ansar  . 

                         

Die IS-Terrorgruppe versucht durch Nutzung der  Möglichkeiten einer Region, dort ihre Aktivitäten bodenständig zu machen. Es ist ihr gelungen einige Leute, die sich von den Extremisten- und Terroristengruppe ihrer Region nichts mehr versprechen  für sich zu gewinnen.  Ein Beispiel ist Rizwan Azamuddin (Deckname: Hambali) , der aus dem indonesischen Staatsapparat ausgeschlossen wurde.Weitere Beispiele sind malaysische Salafisten, die von der Hizb Islami von Malaysia  enttäuscht sind, ebenso wie  Mitglieder der United Malays national Organisation, der es nicht gelang, die Durchführung der Scharia  zu erreichen, ebenso wie Leute, die sich von der Islamischen Befreiungsfront der Moros im Süden der Philippinen getrennt haben - Sie allen könnten den ersten Kern für die Bildung einer IS-Gruppe im südostasiatischen Raum liefern. 

Aber auch die Verbreitung der wahhabitischen Lehre und die Schulen, die von Saudi Arabien in Indonesien und Malaysia geführt werden können einen günstigen Nährboden für die Tätigkeiten der IS-Terrorgruppe in Südostasien liefern.

                                     

Die Existenz der wahhabitischen Lehrstätten hat dazu geführt, dass die IS-Terrorgruppe ihrer Idee von einem so genannten Islamischen Kalifat sehr schnell unter der Bevölkerung im Südosten Asiens eine Weg bahnen konnten. In den vergangenen 5 Jahren haben die wahhabitischen Gruppen in Malaysia ihre anti-schiitischen Tätigkeiten intensiviert  während zuständige Sicherheitsbehörden sich blind stellten. Da wundert es nicht,  dass man in diesem Land inzwischen um die Sicherheit besorgt ist, denn die Wahhabiten haben die Basis für die Erstarkung von extremistischen und gewaltsamen Gruppen geschaffen und die IS-Terrorgruppe bedient sich dieser Entwicklung, um verstärkt  in Südostasien Fuß zu fassen.

                               

Aufgrund der Beziehungen zwischen der Jamaat-e Islami in Malaysia und Indonesien zu den von den saudischen Wahhabiten beeinflussten Religionsschulen in Pakistan und der ebenso wahhabitisch beeinflussten pakistanischen Jamaat-e Islami  konnten  die Wahhabiten ein Netz von Anhängergruppen in verschiedenen Teilen Südostasiens aufbauen.  Dass die Denkweisen dieser Gruppen zum Beispiel in Bezug auf das Islamische Kalifat einander ähneln , gibt der IS-Terrorgruppe das Gefühl, dass es nicht schwierig sein wird,  in dieser  Region neue Kräfte für sich zu gewinnen.  

 

Saudi Arabien und die Wahhabiten haben ein weites Netz von Religionsschulen, welches von Pakistan bis nach Südostasien reicht, hervorgerufen. Deren Funktion besteht darin, mittels  Extremisten- und Terrorgruppen, die sich verschiedene Namen zulegen, Sektierertum und Terrorismus zu schüren. 

 

Mehr als 57 Religionsschulen mit Gymnasialabschluss sind in Malaysia tätig und ihre Zahl soll bis 2025 auf 77 erhöht werden. Gemäß dem malaysischen Minister für Bildung und Erziehung sind diese Schulen in seinem Ministerium nicht registriert, weil sie sich in den Händen der Oppositionspartei, die sich Islamische Partei von Malaysia (PAS) nennt, befinden.  Er habe daher die Parteiführer der PAS aufgefordert , bei der Verwaltung der Religionsschulen keine politischen Fragen mitspielen zu lassen.  

 

Der ehemalige  stellvertretende Vorsitzende der PAS und  Leiter der neu gegründeten Itimad-e Mili, Mohammad Sabu, wirft der PAS,  welche seit 64 Jahren tätig ist, Extremismus vor und sagt, dass  sie unter dem Einfluss der Denkweise  der takfiristischen IS-Terrormiliz geraten ist. Er fordert diesbezüglich polizeiliche Untersuchungen.  

 

Mohammad Lotfi Ariffin, bekannt als Abu Mu`sab,  ist einmal  hohes Mitglied der malaysischen PAS gewesen. Er schloss sich der IS-Terrorgruppe in Syrien an und wurde getötet. Gemäß dem Ex-Mitglied der PAS, Mohammad Sabu schleicht  sich der Religionsextremismus und der Gedanke der Exkommunizierung von Muslimen aus dem Islam (Takfir)  seit 5 Jahren in der Islamischen Partei von Malaysia ein.  Unterdessen gab der Vize-Premierminister und Minister für Bildung und Erziehung Malaysias Muhyiddin Yassin bekannt,  in diesen Schulen würden Lehrkräfte aus arabischen Staaten eingesetzt, wodurch der Einfluss der Araber in den malaysischen Schulen für Religionswissenschaft zunähme. Sachverständige sind der Meinung dass  die Jugend dieses Landes verstärkt zum Extremismus tendieren wird, wenn  den Extremisten aus Saudi Arabien und arabischen Ländern Einlass in den Religionsschulen gewährt wird.

                                    

Saudi Arabien setzt auch in Indonesien seinen Bemühungen um Verbreitung des Wahhabismus fort. Chris Chaplin, der für das Königliche Institut für Südostasien-Studien Hollands forscht, bestätigt, dass Saudi Arabien in den letzten Jahrzehnten  durch Investitionen in verschiedene Bereich nach Beeinflussung der Kultur und religiösen Angelegenheiten in Indonesien strebt.  Seit den 80iger Jahren haben die Saudis dort Millionen von Dollars in die Verbreitung der salafistischen Lehre gesteckt. Die saudischen Herrscher haben über 150 Moscheen in Indonesien gebaut und eine gebührenfreie Universität in Jakarta sowie mehrere Sprachinstitute für  Arabisch eröffnet.  Sie haben außerdem mehr als hundert  Religionsschulen  in Indonesien eingerichtet und zahlreiche Lehrer und Prediger in dieses Land entsandt.  

Din Wahid,  ein indonesischer Experte in Religionsfragen an der staatlichen Islamischen Universität Syarif hidayatullah  in Jakarta ist der Meinung, dass  die Einführung  des Salifsmus in Indonesien Teil eines weltweiten  Projekts Saudi Arabiens zur Verbreitung von Extremismus, Sekteriertum, Wahhabismus und Terrorismus  ist.  Zentrum des Salafismus in Indonesien ist  das Institut für Islam- und Arabisch-Studien in Jakarta.  Es handelt sich um eine Universität die mit Geldern der Saudis gegründet wurde und verwaltet wird.  Sie nahm 1980 unter dem vorgegebenen Ziel, die Arabische Sprache  verbreiten zu wollen, ihre Arbeit auf.  Das Studium der 3 Tausend fünfhundert Studenten dieser Universität ist kostenlos.  Abgesehen von dieser Universität erhalten jährlich hunderte von Indonesiern ein Stipendium zur Fortsetzung ihres Studiums in Saudi Arabien. 

                                     

Auf den Philippinen gibt es 5 Millionen Muslime und gemäß offizieller Statistiken existieren dort 2 Tausend islamische Schulen, über die Hälfte davon auf der Insel Mindanao.  Gemäß dem Vize-Verteidigungsminister und Leiter der Anti-Terrorkräfte  soll der Islamunterricht  an den Schulen auf den Philippinen den extremistische Denkweisen entgegenwirken  und gemäßigtes Denken  verbreiten. Aber gemäß dem  Mitglied einer Islamischen Stiftung in Marhalika sind fast alle islamischen Schulen in Philippinen von der Unterstützung der Bevölkerung abhängig.  Da diese Hilfen seitens nicht-staatlicher Organisationen und der Bevölkerung jedoch nicht ausreichen, bieten sich den  Extremisten , wie den wahhabitischen Salafisten weitere Chancen zur Gewinnung von Einfluss an. 

 

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