Internationale Konferenz für die Islamische  Einheit 2020
(last modified Tue, 17 Nov 2020 17:34:02 GMT )
Nov 17, 2020 18:34 Europe/Berlin

Die Internationale Konferenz für die Islamische Einheit findet jedes Jahr zwischen dem 12. Und 17. Rabi-ul Awwal anlässlich des Jahrestages der Geburt des Propheten unter Teilnahme von Persönlichkeiten aus der Islamischen Welt statt.

 

 

Diese Konferenz hat den Zusammenschluss und Zusammenhalt der Muslime zum Ziel.  Die teilnehmenden Gelehrten sollen sich miteinander austauschen um eine Annäherung ihrer kulturellen und wissenschaftlichen  Standpunkte zu erzielen und praktische Wege zur Erreichung der Islamischen Einheit und Bildung einer geschlossenen Gemeinschaft in der Islamischen Welt zu finden. Die diesjährige 34. Internationale Konferenz für die Islamische Einheit fand wegen der Corona-Krise  im Cyber-Raum statt. Sie wurde unter das Motto Islamische Zusammenarbeit gegenüber Leiden und Miseren gestellt.

 

Die Webkonferenz wurde mit der Begrüßung und dem Bericht des Generalsekretärs des Weltforums für die Annäherung Islamischer Rechtsschulen eröffnet.  Es nahmen circa 350 Denker Religionsgelehrte und Akademiker aus dem Iran und 47 Ländern teil und zwar im Rahmen von 10 Webinaren der Islamischen Republik Iran und  9 Webinaren anderer Regionen teil (nämlich Nordamerika, Südamerika, Europa, , Mittelasien und Kaukasus,   Südafrika, Nordafrika, Westasien, der  Subkontinent und Ost- und Südostasien.Die Teilnehmer sprachen über das Motto der Konferenz und über die Probleme der islamischen Welt.  Das hohe Vorbild der Schiiten  für Nachahmung in religionsrechtlichen Fragen, Ayatollah Naser Makarem Schirazi, sagte in einer  Videobotschaft an die Konferenz: „Die Internationale Konferenz für die Islamische Einheit ist ein sehr wichtiger Schritt gegenüber Leuten, die die Einheit ablehnen.  Diese Konferenz gibt  die Einheit hervorrufenden Botschaften  in der Islamischen Welt wieder.“ Ayatollah Schirazi hat jegliche Bestrebungen zur Erzielung islamischer Einheit als eine sehr wichtige Form des Gott-Dienens bezeichnet und gesagt: „Das Streben nach Einheit entspricht den Lehren des Islams und Korans. Wir hoffen, dass jene, die in Unachtsamkeit schlummern, aufwachen und ihren Weg ändern und alle in islamischer Einheit handeln.“

 

Der Islam betont den Zusammenhalt zwischen seinen Anhängern. Der Heilige Koran fordert die Gläubigen mit dem Ruf:

اعتصموا بحبل الله جمعیا"

auf, sich am Haltetau Gottes festzuhalten, nämlich dem Seil der Rechtleitung und Rettung. Außerdem mahnt er die Muslime die Freundschaftsbande unter ihnen nicht zu zerreißen, indem er gebietet:

و لاتفرقوا

    und geht nicht auseinander.

Damit will Gott sagen, dass die Religion bei Trennung ihrer Anhänger in Gefahr gerät, während  Einheit und Zusammenarbeit die Muslime erfolgreich werden lässt.

Der weltweite Ausbruch des Covid 19 Virus geht einerseits mit bitteren Ereignissen einher und hat Hunderttausenden Kummer bereitet. Aber andererseits hat diese Pandemie auch den religiösen Glauben vieler Menschen auf der Welt gestärkt. Dies hat unter den Muslimen und unter den anderen religiösen Gemeinden, die an den Einen Gott glauben, das Zusammengehörigkeitsgefühl wachsen lassen. Während der Pandemie haben die Muslime ihr Mitgefühl für die Mitmenschen bewiesen und  gemäß einem  Ausspruch von Imam Ali (F) gehandelt – nämlich

خیر النّاس من ینفع الناس

Die besten sind jene, die den Menschen etwas nützen.  Aus diesem Grunde wurde auch die Konferenz unter das Motto Islamische Zusammenarbeit gegenüber Leiden und Miseren gestellt, denn man ist davon überzeugt, dass die Begegnung globaler Probleme eine größere Zusammenarbeit der Regierungen und der Völker in der Islamischen Welt erfordert und dies einer der wichtigsten Faktoren für Konvergenz und Einheit auf der Welt sein wird. 

 

Freundschaft, Zusammenarbeit  und Wohltätigkeiten gehören zu den Früchten der Islamischen Einheit. Khalid Al Mala, der Leiter der Gemeinschaft Irakischer Ulama (Religionsgelehrten)  sagte auf dieser Webkonferenz: Wir haben gelernt dass wir mit jeder Gefahr, welche die Islamische  Glaubensgemeinde bedroht, problemlos konfrontieren können. Wir sind vielen Gefahren begegnet und die Feinde unserer Gemeinde und Religion haben, indem sie Zwietracht hervorriefen, zwischen  den islamischen Denkschulen   Streit entfacht. Aber wir verspüren so etwas wie seelischen Frieden, wenn wir Zeuge der Großzügigkeit, Güte und Zusammenarbeit und der Abkehr von Egoismus und Selbstzufriedenheit der Muslime in einer Krise wie der Corona-epidemie werden.  Wahre Muslime verhalten sich auf diese Weise.“

Jung Ping Ma, der Generalsekretär der Islamischen Vereinigung Chinas  sagte mit dem Hinweis darauf, dass die Muslime sich dafür begeistern, anderen in der Corona-Krise zu helfen: „Solche Schritte lassen die menschlichen Tugenden angesichts dieser Pandemie zum Vorschein treten. Wir sollten uns bewusst sein, dass wir nur ein einziges irdisches Leben haben und wenn wir es verschwenden, keine erneute Gelegenheit finden werden.  Deshalb müssen wir Wert auf das menschliche Leben, die menschlichen Werte und menschliche Würde legen. Das ist in Form der Zusammenarbeit, Einmütigkeit und Einheit unter den Muslimen möglich.   ... alle Länder sind am Kampf zur Verhütung der Verbreitung des Corona-Virus mitbeteiligt. Wir müssen wissen, dass es für eine Gesellschaft mit einer gemeinsamen Zukunft  notwendig ist, dass alle Menschen auf der Erde Freud und Leid miteinander teilen. Die Hilfen der muslimischen Länder haben zur Folge gehabt, dass die Bevölkerung von China über die guten Absichten der islamischen Länder erfahren und spüren, dass diese Liebe aus dem Herzen kommt.“

Der Ausbruch von  Corona in verschiedenen Ländern ist zwar eine ernsthafte Gefahr für die menschliche Völkergemeinschaft aber die Pandemie hat auch viele Gelegenheiten geboten, darunter die Gelegenheit der Zuwendung zu Religion, Spiritualität und zu Gebeten. Es hat die Gelegenheit zur besseren internationalen Zusammenarbeit geboten  und den digitalen Staat und einen neuen Lebensstil gefördert.     Mehr denn zuvor ist  allen klar geworden, dass die Armut und Ungleichheit auf internationaler Ebene bekämpft werden müssen, insbesondere im Bereich des Gesundheitswesen und in den wirtschaftlich schwachen Ländern und dass mehr denn je  die internationalen Organisationen und diejenigen,  die sich für die Allgemeinheit einsetzen insbesondere die Großen der Weltreligionen diesen Angelegenheiten Beachtung schenken müssen. 

 Achund Assamuddin Guclan,  Dozent an der Theologischen Hochschule Rabbani Chanerley- in Golestan, Iran, sagte auf der Konferenz: “ Unter diesen Bedingungen muss die islamische Weltgemeinde zusammenarbeiten. Wir fordern  alle Gelehrten in den islamischen Gebieten, alle Minister, Politiker und Persönlichkeiten aus den diplomatischen Kreisen, insbesondere alle Wohltätigen  auf,   eine internationale Union zwischen den islamischen Gemeinschaften zu gründen. Die  Mediziner  der islamischen Weltgemeinde  sollten besondere Anstrengungen in dieser Zeit machen.    Wir sind als Volk der Muslime früher ein Vorbild für die medizinische Behandlung gewesen und aus den nicht-islamischen Ländern  kam man herbei, um bei muslimischen Medizinern medizinisches Wissen zu erwerben.  Daher ist es speziell notwendig, dass wir eine Weltunion für die Ärzte der Islamischen Weltgemeinde gründen  und es ist Aufgabe der Wohltätigen und der staatlichen Organen, dieser Angelegenheit Bedeutung beizumessen, diese Mediziner zu unterstützen und das notwendige Kapital für die Gründung diese Union bereitzustellen.“

 

Es sind schon verschiedene Theorien über die Welt nach Corona aufgestellt werden. Es besteht Einigkeit darüber, dass diese Krankheit alle Beziehungen beeinflusst hat – in der Politik, Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft. Die Islamische Welt kann unter Beachtung der reichen islamischen Lehren bei einem Minimum an negativen Folgen  die  positiven Aspekte auf der Ebene der Zusammenarbeit und gemeinsamer Überlegung und Weiterentwicklung in den islamischen Gesellschaften maximal nutzen.   Der Geistliche  Seyyed Schemschad Rasawi,  Vorsitzender des Islamischen Tauhid-Zentrums im norwegischen Oslo sagte darüber:

„Wenn die Muslime zusammenhalten, können sie Not und Leid überwinden. Wenn die Menschen sich vereinen, können Leiden ferngehalten werden. Der Segen der Sendung des Propheten des Islams liegt gerade darin und dies ist eine göttliche Gnade. Der Mensch fragt sich warum Gott der Allmächtige die Menschen auf die Probe stellt. Der Grund liegt darin, dass Gott die Menschen erziehen und charakterlich veredeln will. Der Mensch muss wissen, dass die Prüfung Gottes alle betrifft.“  

 Musik   

Die Schlusszeremonie der Konferenz fand am 6. November statt. Es sprach der Vorsitzende der Judikative der Islamischen Republik Iran, Ayatollah Re`isi und der  Generalsekretär des Weltforums für die Annäherung der Islamischen Rechtsschulen und weitere acht Persönlichkeiten aus der Islamischen Welt. Hudschat-ul Islam wa`l Muslimin Re`isi  bezeichnete es als eine Strategie der Hegemonieordnung, innerhalb der islamischen Weltgemeinde Zwietracht zu stiften. Die Strategie der Islamischen Ordnung verfolge jedoch  Einheit, Einmütigkeit, Solidarität,  Mitgefühl und Zusammenarbeit, sagte er und  fügte hinzu,  wer wissentlich oder  unbewusst, absichtlich  oder  ungewollt im Widerspruch zur Einheit handle und Spaltung hervorrufe, sei Teil des Puzzles des Feindes. Wer sich jedoch für die Einheit der Muslime einsetze, gehe den richtigen Weg. Der Vorsitzende der iranischen Judikative   verwies weiterhin auf die Notwendigkeit der Einheit und sagte: „Die Einheit erfordert, dass alle sich für ein geschlossenes Handeln gegenüber den Feinden einsetzen und dass wir alle Kapazitäten der Islamischen Welt für die Konfrontation mit den Feinden  heranziehen.“

 

  

Zu dem Programm der 34. Internationalen Konferenz für die Einheit gehörte unter anderem die  erstmalige Vorstellung  der Webseite - Wikivahdat.com und der Gründung von Radio Vahdat, beides zum Thema Einheit (vahdat).

online Enzyklopädie der islamischen Denkannäherung

 

 Außerdem fanden vier Webinare statt, und zwar  über die Rolle der Medien,  den Austausch zwischen Universitäten, die Kooperationen von islamischen Ländern bei der Verwirklichung der optimalen Regierungsform und ihre Zusammenarbeit beim Management von internationalen Krisen.  Zudem wurde  erstmalig ein Sammelband mit den Rechtsurteilen von Gelehrten der Islamischen Welt zum Thema Palästina  mit dem Titel Palästina im Herzen der islamischen Gelehrten  vorgestellt.